City Vampire. Beth St. John
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„Nett hier“, sagte er.
„Irgendwie klingt das fast überrascht, so, als seien Sie, sagen wir, etwas anderes gewöhnt“, bemerkte Maggie.
„Aber nein, das war nicht abwertend gemeint. Ich mag es hier. Mir scheint, Sie haben einen völlig falschen Eindruck von mir.“
Maggie hob die Augenbrauen. „Tatsächlich? Was für einen Eindruck scheine ich denn von Ihnen zu haben?“
„Sie halten mich für einen arroganten, reichen Schnösel.“
Die Art, wie er 'Schnösel' sagte, ließ Maggie laut kichern. Als sie sich wieder gefangen hatte, meinte sie: „Naja, das ist auch die einzige Seite, die Sie mir bislang von sich preisgegeben haben.“
Aleksay wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch in dem Augenblick kam die Bedienung und reichte Ihnen die beeindruckende Weinkarte. Nachdem sie wieder verschwunden war, sagte Aleksay: „Sagen wir, ich brauche eine Weile, bis ich mit anderen Menschen warm werde. Ich bin nicht gerade das, was man extrovertiert nennen könnte.“
„Also versuchen Sie, andere mit Überheblichkeit von sich fern zu halten.“ Maggie hatte das gar nicht so formulieren wollen, es war ihr einfach herausgerutscht.
Aleksays Augen funkelten kurz auf, doch dann lächelte er. „Meistens funktioniert das ganz gut.“
Maggie lachte erleichtert. Er hatte Humor, das gefiel ihr sehr.
Aleksay überflog die Karte und fragte: „Also, wissen Sie schon, was Sie möchten?“
„Sie sagten, Sie seien Weinliebhaber. Wählen Sie den Wein aus“, erwiderte sie diplomatisch.
„Gut.“ Aleksay winkte der Kellnerin und gab seine Bestellung auf. Nachdem die junge Frau davon geeilt war, schwiegen beide für einen Moment. Doch es war kein unangenehmes Schweigen, stellte Aleksay fest. Das gab es selten, einen Menschen, mit dem man nicht nur reden, sondern auch das Schweigen teilen konnte. Er versuchte sich zu erinnern, wann es ihm zuletzt so gegangen war, doch ihm fiel nichts ein. Diese Frau hatte etwas an sich, soviel stand fest.
„Nun, Miss Rook“, sagte Aleksay schließlich, „erzählen Sie mir doch ein bisschen über sich. Sie sind also Polizistin?“
„Ja, Detective. Bei der Mordkommission.“
„Oh.“ Aleksay schien beeindruckt. „Wie kommt eine attraktive junge Frau zu einem solch – gefährlichen Beruf?“
Maggie errötete. „Äh, danke. Tja, ich komme aus einer Polizistenfamilie. Mein Vater war Detective, mein Großvater auch. Für mich kam nie etwas anderes infrage.“ Sie sah Aleksay eindringlich an. „Und was ist mit Ihnen? Sie sind Kunsthändler, richtig?“
„Ja“, antwortete er. „Kunst ist meine große Leidenschaft. So gesehen haben wir also etwas gemeinsam – wir haben beide einen Beruf gewählt, für den unser Herz entbrannt ist.“
„Haben Sie damit Ihr Vermögen gemacht?“ fragte Maggie weiter.
Aleksay war zunächst irritiert über die Frage. Sie schien ihm fast ein wenig indiskret. Aber Maggie fragte aus natürlicher Neugier, dahinter steckte keine Sensationslust oder gar Neid. Ein weiterer Punkt, der ihn für sie einnahm, wie er sich eingestehen musste.
„Im Großen und Ganzen ja“, antwortete er. „Aber ich habe auch das große Glück, aus einer wohlhabenden Familie zu stammen. Das hat vieles – vereinfacht.“
Maggie dachte über seine Worte nach. Sie fand es sympathisch, dass er keinen Hehl aus seiner Herkunft machte. Seinem Namen nach zu urteilen stammte er aus Russland oder Osteuropa. In Anbetracht der Tatsache, dass er jedoch völlig akzentfrei sprach, musste er Sohn oder Enkel einer Einwandererfamilie sein. Maggie betrachtete Aleksay genau. Er hatte ein seltsames, anziehendes Funkeln in den Augen. Nicht immer, aber wenn ihn etwas amüsierte, flackerte sein Blick auf sonderbare Weise auf. Irgendetwas war da an ihm. Etwas Faszinierendes, das sie in seinen Bann zog. Aber sie hätte nicht benennen können, was es war. Er war rätselhaft und geheimnisvoll. Eine Mischung, die sie sehr anziehend fand – und die ihre Neugier weckte.
Die Kellnerin kam und brachte ihnen zwei Gläser mit dem bestellten Rotwein, dessen komplizierten französischen Namen Maggie weder zuvor gehört hatte, noch aussprechen konnte. Sie war eher Weinliebhaberin als Weinkennerin. Es gab ein paar Weine, die sie mochte, und wenn ihr im Restaurant oder auf einer Party einer besonders gut schmeckte, merkte sie sich das Etikett. Aber sie kannte sich nicht wirklich aus. Aleksay hingegen schon. Das wunderte Maggie gar nicht. Die Polizistin in ihr stellte nüchtern fest, dass das absolut ins Profil passte.
Er hob sein Glas und sagte grinsend: „Auf den Blechschaden.“
Sie prostete ihm verlegen zu, nippte an dem Weinglas und nickte anerkennend. Er hatte ihren Geschmack getroffen – zu einhundert Prozent.
Keiner der beiden hatte es an diesem Abend eilig, nach Hause zu kommen, und so blieben sie sitzen, genossen den Wein, lachten und redeten.
Aleksay stellte etwas Erstaunliches fest: Er fühlte sich tatsächlich zu Maggie hingezogen. Zum einen war sie sehr attraktiv, aber das war es nicht allein, was ihn anzog. Es war die Mischung aus sanfter Weiblichkeit und wahrer Stärke, die ihn so faszinierte. Sie weckte den Beschützerinstinkt in ihm und auf der anderen Seite war sie unabhängig, frei und erfolgreich. Ja, sogar ein wenig gefährlich. Schließlich gab es nur sehr wenige Menschen, die seiner Suggestion widerstehen konnten, so wie Maggie nach dem Unfall. Dafür brauchte es enorme Willensstärke und Konzentration, die die junge Frau offenbar sogar nach diesem Ereignis aufbrachte. Eine Mischung also, die Aleksay außerordentlich anziehend fand. Er erlag dem Gedanken, sich noch eine Weile mit Maggie zu beschäftigen.
Sie blieben, bis die Bar gegen ein Uhr morgens schloss. Aleksay brachte Maggie nach Hause. Als sie die Haustür aufschloss, blieb sie noch einen Moment auf der Schwelle stehen. „Das war ein wirklich schöner Abend“, sagte sie ehrlich.
Aleksay lächelte. „Ja, Miss Rook, das fand ich auch.“ Er zögerte einen Moment, als sei er unschlüssig, was er als Nächstes tun sollte. Schließlich sagte er: „Ich besuche am nächsten Samstag eine Vernissage – die Galerie gehört einem Freund von mir. Es werden bestimmt viele langweilige Leute dort sein, aber die Kunstwerke sind dafür umso aufregender. Was meinen Sie – hätten Sie nicht Lust, mir den Abend mit Ihrer Gesellschaft ein wenig zu versüßen?“
Maggie musste unwillkürlich grinsen. Manchmal klang er fast, als stamme er aus einem anderen Jahrhundert. Sie sah ihn offen an und sagte: „Sehr gern.“
„Wunderbar. Ich freue mich. Und“, er machte eine kleine Pause, in der seine Augen wieder so gefährlich funkelten, „schlafen Sie gut, Maggie.“
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