City Vampire. Beth St. John

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City Vampire - Beth St. John

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war fest und fühlte sich hochwertig an. Genau wie der Wagen, und genau wie sein maßgeschneiderter Anzug. Maggie betrachtete den Mann näher: Wenn er nicht so arrogant gewesen wäre, hätte sie ihn eigentlich sehr attraktiv gefunden. Er war groß, hatte dunkle Augen und ein markantes, aber nicht hartes Gesicht. Sein Mund war ebenmäßig, die Figur unter seinem perfekt sitzenden Anzug sportlich und schlank. Als er ihr näher gekommen war, hatte sie ein Aftershave gerochen, das frisch und männlich war. Sie warf einen Blick auf seine Visitenkarte: Aleksay Komanrov, stand da in schnörkellosen Buchstaben. Und darunter, etwas kleiner: Kunsthändler.

      „Danke“, sagte Maggie, „ich melde mich dann bei Ihnen, wegen des Schadens.“ Aber als sie wieder aufschaute, hatte er sich bereits umgewandt und war auf dem Weg zurück zu seinem Auto.

      Kapitel 2

      Aleksay Komanrov war so unauffällig wie ein Sandkorn in der Sahara. Maggie hatte es sich natürlich nicht verkneifen können, am nächsten Morgen seine Daten in den Polizeicomputer einzugeben. Nichts, nicht einmal ein Strafzettel wegen Falschparkens. Gut, sie hatte ja auch wirklich nicht geglaubt, da mit einem Mafiaboss zusammengestoßen zu sein, aber die meisten wohlhabenden Leute – und das war er zweifellos – trugen dies gern auf die eine oder andere Weise zur Schau. Sie nahmen an Wohltätigkeitsveranstaltungen teil, spendeten große Beträge an Schulen oder Krankenhäuser oder waren auf Promi-Partys zu Gast. Und natürlich ließen sie die Öffentlichkeit durch die Medien daran teilhaben. Was war Geld schon ohne ein bisschen Ruhm? Doch Aleksay Komanrov hatte nicht nur eine blütenreine Weste, sein Name tauchte auch sonst nirgends auf: nicht in der Presse, nicht im Internet. Wenn er mit Kunsthandel sein Vermögen gemacht hatte, musste er ein Geheimtipp sein. Er war wirklich äußerst unauffällig. Und genau das war es, was Maggie so sehr irritierte. Und ihre natürliche Neugier schürte.

      Eine Weile starrte sie ihren Telefonhörer an, nahm ihn mehrmals in die Hand und legte ihn wieder weg. Schließlich fasste sie sich ein Herz, wählte die Nummer, die auf seiner Visitenkarte stand und wartete. Nach viermaligem Klingeln wurde ihr Anruf entgegengenommen.

      „Komanrov“, meldete sich seine sonore Stimme am anderen Ende der Leitung und Maggie durchfuhr ein leiser Schauer.

      „Mein Name ist Maggie Rook“, antwortete Maggie und zwang ihre Stimme, fest und selbstbewusst zu klingen. „Wir hatten gestern einen Autounfall und Sie haben mir Ihre Karte gegeben.“

      „Ich erinnere mich“, antwortete Komanrov freundlich. „Ich hoffe, Sie haben meinen Wunsch respektiert und den Schaden nicht ihrer Versicherung gemeldet.“

      Maggie verzog das Gesicht. Sie hatte es nicht gemeldet, aber es nervte sie, dass er sofort wieder davon anfing. Sie wollte schon zu einer schnippischen Erwiderung ansetzen, riss sich jedoch zusammen und atmete einmal tief durch. „Nein“, sagte sie schließlich, „ich habe es nicht gemeldet. Aber Sie können mir nicht verwehren, ein schlechtes Gewissen zu haben. Schließlich habe ich den Unfall verursacht und nun ist ihr Mercedes kaputt.“

      „Wie ich gestern schon sagte, ist das wirklich nicht schlimm.“ Komanrov klang ungeduldig, als spreche er mit einem trotzigen Kind.

      „Hören Sie, das ist ja wirklich sehr großzügig von Ihnen, dass Sie da einfach drüber hinwegsehen möchten, aber – wissen Sie, mein Ehrgefühl lässt das einfach nicht zu.“ Maggie machte eine Pause und überlegte, wie Sie ihn aus der Reserve locken könnte. Schließlich fügte sie geschickt hinzu: „Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich lade Sie zum Essen ein, und damit sind wir quitt. Ich werde Sie nicht weiter belästigen. Was meinen Sie?“

      Komanrov ließ sich lange Zeit mit seiner Antwort. Maggie rollte mit den Augen; seine Reserviertheit schien selbst durch das Telefon greifbar. Was war sein Geheimnis, was versuchte er zu verbergen? Oder mochte er einfach die Gesellschaft anderer Menschen nicht? Auch wenn Maggie ganz sicher nicht zu denjenigen gehörte, die sich viel auf sich selbst einbildeten, so wusste sie doch, dass sie eine angenehme Erscheinung war. Ihre Freunde hätten sie sogar als ausgesprochen attraktiv beschrieben. Maggies langes, kastanienbraunes Haar war dicht und glänzend, das Gesicht ebenmäßig. Ihre Lippen waren voll und sinnlich geschwungen, die meerblauen Augen wurden von einem Kranz dunkler, dichter Wimpern umrahmt. Und weil sie in ihrem Job als Polizistin über eine gewisse körperliche Fitness verfügen musste, trainierte sie regelmäßig. Das sah man ihr an: Ihr Körper war definiert, aber nicht hager, und sie hatte das Glück, sich um ihre Figur keine großen Gedanken machen zu müssen. Kurzum, Maggie hatte sich nie über mangelndes Interesse aus der Männerwelt beklagen müssen. Doch Aleksay Komanrov tickte scheinbar anders. Sie glaubte schon, dass er einfach aufgelegt habe, da erklang plötzlich seine Stimme aus dem Telefon.

      „In Ordnung“, sagte er schlicht, „laden Sie mich auf ein Glas Wein ein, ich bin Weinliebhaber.“

      Maggie traute ihren Ohren kaum. So, wie das Gespräch begonnen hatte, hatte sie nicht mit einer Zusage gerechnet. Sie versuchte, so gleichgültig wie möglich zu klingen. „Sehr schön. Ich wähle die Location. Passt Ihnen heute Abend gegen sieben? Oder ist Ihnen das zu kurzfristig?“

      „Heute passt“, antwortete Komanrov. „Ich hole Sie vom Revier ab.“ Ein Knacken erklang in der Leitung. Er hatte einfach aufgelegt.

      Völlig verwirrt blieb Maggie sitzen, das Telefon noch immer in der Hand. Sie hatte eigentlich noch eine Bar vorschlagen wollen, damit sie sich dann dort hätten treffen können, denn sie wollte keinesfalls, dass es nach einem romantischen Date aussah. Am Ende glaubte er noch, sie sei interessiert an ihm! Maggie schüttelte den Kopf und legt das Telefon beiseite. Aleksay Komanrov war ein wirklich rätselhafter Mann.

      „Hey, bist du taub?“ Erschrocken fuhr Maggie herum. Hinter ihr stand David, ihr Kollege und Ermittlungspartner. Sie hatte ihn gar nicht herankommen gehört, so tief war sie in ihren Gedanken versunken gewesen. Maggie musste unwillkürlich grinsen. David, das war ein Mann zum Heiraten. Natürlich nicht für sie – zum einen fühlte sie sich nicht zu ihm hingezogen, und zum anderen war er bereits glücklich verheiratet und außerdem Vater zweier Kinder. Nein, er war einfach der Typ Mann, den Frau zum Heiraten brauchte: verlässlich, humorvoll und nett. Ein Fels in der Brandung. Er war Anfang vierzig, hoch gewachsen und hatte blondes Haar, das sich an den Schläfen langsam zurückzog. Und er achtete auf sich, war sportlich und schlank. Maggie schätzte es sehr, wenn Männer sich nicht gehenließen, sobald sie erst eine Frau gefunden und Kinder in die Welt gesetzt hatten.

      „Ich habe die Beule an deinem Wagen gesehen“, sagte er nun. „Hattest du einen Unfall?“

      Maggie zog die Nase kraus. „Jaaaa… gestern. Ist nichts passiert. Nur ein kleiner Blechschaden.“

      „Das sieht nach mehr aus als einem Blechschaden. Wie hast du das angestellt?“, bohrte ihr Kollege weiter.

      Maggie kniff in gespieltem Ärger die Augen zusammen. „Und wieso gehst du davon aus, dass es meine Schuld war?“

      „Nur so eine Vermutung“, meinte David grinsend und hob entschuldigend die Hände. „Aber nichts für ungut. Ich lasse mich gern eines Besseren belehren.“

      Maggie seufzte und sah betreten zu Boden. „Nein, du hast leider vollkommen Recht. Es war in der Tat meine Schuld. Ich habe jemandem die Vorfahrt genommen. Aber“, sie sah David ins Gesicht und hob mahnend den Zeigefinger, „ich hatte einen verdammt guten Grund, abgelenkt zu sein.“

      „Lass mich raten: Scott.“

      Aus irgendeinem Grund ärgerte sich Maggie, derart durchschaubar zu sein. Aber David kannte sie nun einmal zu gut, und sie hatte sich in den vergangenen Wochen des Öfteren Trost und Rat bei ihm geholt. Wer konnte ihm daher seine Vermutung verdenken?

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