Die Teton-Sioux. Michael Franzen

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Die Teton-Sioux - Michael Franzen

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des Kielbootes zu kommen, um dort beiderseitige Verhandlungen bezüglich der Durchfahrtsrechte durch das Gebiet der Sioux zu führen. Allerdings verliefen diese Gespräche dann alles andere als erwünscht. Die Häuptlinge, allen voran Schwarzer Büffelstier (Tatanka Sapa) verhielten sich derart unkooperativ, dass Clark nach drei Stunden erst einmal genug von ihnen hatte und sie wieder zurück an Land bringen ließ. Dort angekommen, wollten die ihrerseits wütenden Sioux Clark nicht wieder zurück an Bord lassen, darüber hinaus forderte Black Buffalo auch noch eine der Pirogen samt Ladung als angemessenen Wegzoll, ein mehr als üppiger Preis, den Clark natürlich ablehnte. Schließlich drohte die brenzlige Situation zu eskalieren, wobei sich die Soldaten und die Sioux mit dem Säbel bzw. Pfeil und Bogen gegenüberstanden. Clark selber war die Ruhe selbst und ließ sich überhaupt nicht einschüchtern. Mit einem gezogenen Säbel in der Hand machte er den Sioux gegenüber glaubhaft, dass er:

       „(…) an Bord mehr Medizin habe, als er benötige, um 20 Nationen, wie die der Sioux, an einem Tage von der Erde zu vertilgen“,

      womit er auf die schwenkbare Kanone am Bug des Kielbootes anspielte. Tatsächlich schien das Eindruck auf die Häuptlinge gemacht zu haben. Sie gaben ihre feindliche Haltung gegenüber den Weißen zunächst auf, woraufhin sie William Clark wieder zurück an Bord brachte. Die Segel wurden gesetzt und man fuhr weiter ein Stück den Missouri hinauf, um einen günstigeren Ankerplatz zu finden. Black Buffalo beharrte jedoch darauf, die Nacht über an Bord des Kielbootes verbringen zu dürfen, als kleines „Schmerzensgeld“ sozusagen. Clark zögerte aus verständlichen Gründen heraus, doch Lewis, der pragmatischer dachte, war der Meinung, den Häuptling über Nacht an Bord zu behalten, wäre vielleicht eine versöhnliche Geste. Clark blieb weiterhin skeptisch und misstraute seinem indianischen Gast, doch am Ende ließ er sich von Lewis überzeugen und gab dem Ganzen seinen Segen. Und während Black Buffalo am Abend über diese merkwürdigen weißen Männer nachdachte und Lewis seine Tagebuchaufzeichnungen vervollständigte, bevor er sich auf sein Nachtlager bettete, hatte der nervöse Clark eine relativ unruhige Nacht vor sich.

      Am nächsten Morgen immerhin schien Black Buffalo sehr viel umgänglicher gewesen zu sein, während Lewis und Clark ein weiteres Stück den Fluss hinauf segelten, und zwar bis zu einer Stelle, wo sich inzwischen eine große Anzahl Tetons versammelt hatte, um die Ankunft ihrer Stammesführer und der fremdartigen weißen Männer abzuwarten. Nachdem die Flotte vor Anker gegangen war, wurden Lewis und Clark in das Tipidorf der Indianer gebracht, wo man mehrere Hunde schlachtete, die gekocht als Festmahl zu Ehren der Weißen dargereicht wurden. Am Abend wurden sie mit indianischer Musik und Tanz unterhalten, bevor man wieder zurück an Bord ging, im Schlepptau zwei weitere Häuptlinge, die ebenfalls die Nacht über dort verbrachten. Ein erster Schritt, freundschaftliche Kontakte mit dieser Indianergruppe zu knüpfen, war damit getan, auch wenn das bei dem kriegerischen Erscheinungsbild der Teton eine höchst unsichere Sache zu sein schien.

      Am darauffolgenden Tag, dem 27. September, begab sich zunächst Lewis wieder in das Zeltdorf, um sich dort Notizen über das Lagerleben der Teton zu machen. Am Abend wurde seitens der Indianer ein großes Fest veranstaltet, bei dem diese ihren Sieg bei einem vorangegangenen Kriegszug gegen die Omaha feierten, bei dem an die 75 gegnerischen Krieger getötet und weitere 25 Frauen und Kinder gefangen genommen worden waren. Als Mitternacht vorbei war, gingen die Weißen wieder zurück zum Fluss, um am nächsten Morgen Vorbereitungen für die Abreise zu treffen. Am 28. September drängten die beiden Offiziere zum Aufbruch und als man die Abschiedsworte am Flussufer wechselte, fiel Black Buffalo gerade noch rechtzeitig ein, dass die Sache mit dem Wegzoll ja noch nicht so richtig geklärt gewesen war. Während einige der Teton dass Haltetau des Flussbootes festhielten, verhandelten beide Seiten verbissen miteinander, und zwar solange, bis die beiden Leutnants sich bereit dazu erklärten, den Häuptlingen zu den bereits geschenkten Waren auch noch eine Rolle Tabak zu überlassen, um den Frieden zu wahren. Die Teton waren damit am Ende zufrieden gewesen und wandten sich in würdevoller Haltung wieder zurück in ihr Dorf. Lewis und Clark gaben nun den Befehl zum Segelsetzen und unter einer leichten Brise fuhren die Männer, erleichtert über den glücklichen Ausgang ihres zurückliegenden Abenteuers, weiter den Fluss hinauf.

      Damit endete das erste Zusammentreffen der Amerikaner mit den Teton-Sioux, jenem Volk, mit der wir uns im weiteren Verlaufe dieses Buches natürlich noch intensiver beschäftigen werden und von dem Lewis später in seinem Tagebuch schreiben sollte, dass sie (die Sioux):

       „(...) die gemeinsten Schurken unter den Wilden seien.“

      

      Nach dem Zusammentreffen mit den Tetons, erreichte die Expedition am 07. Oktober 1804 das erste der Dörfer der am Missouri lebenden Arikara-Indianer (auch: Ree oder Recaree), die sich dereinst von den Pawnee abgespalten hatten und dabei stetig weiter nach dem Norden, nach Dakota, gewandert waren, wo sie schließlich sesshaft geworden waren. Durch ihre Tradition, zwei aufrechte Wapiti-Hörner in ihrem Haar zu tragen, waren sie im englischen auch als "Elk People" bekannt gewesen. Wie auch die Pawnee gehörten sie der Caddo-Sprachgruppe an und lebten in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Mandan, Hidatsa und nun auch den Teton-Sioux, mit denen sie aber lediglich eine tiefe Feindschaft verband. Der Expedition der Weißen gegenüber verhielten sie sich jedoch überaus freundschaftlich, wobei sie den Amerikanern großzügig noch etwas Mais u. a. Nahrungsmittel für ihre Weiterfahrt schenkten.

      Das erste der Mandandörfer erreichten Lewis und Clark am 24. Oktober. Dabei wurden sie von dem hellhäutigen Häuptling Shahaka, der bei den Weißen auch als „Big White“ bekannt gewesen war, freundlich empfangen. Er bot den Weißen in einem ersten Gespräch an, sich mit einem Teil der Wintervorräte der Mandan einzudecken, ein Geschenk, was Lewis und Clark mit Freuden entgegennahmen und nachfolgend von Dorf zu Dorf zogen, um sich mit den Nahrungsmitteln zu versorgen. Auch war es an der Zeit gewesen, sich nach einem geeigneten Platz für die Errichtung eines Winterlagers umzusehen, denn erste Eisschollen trieben bereits auf dem Missouri und machten eine Weiterfahrt auf dem Fluss unmöglich. Auch die Kleidung der Männer war zerschlissen und mussten durch solche aus Tierfellen ersetzt werden. Am 02. November 1804 begannen die Männer damit, Bäume zu fällen, um ihr erstes Winterquartier, zwölf Meilen vom heutigen Ort Washburn in North Dakota entfernt, zu errichten, welches bei seiner Fertigstellung Fort Mandan getauft werden sollte. Es hatte an der Frontseite eine Holzpalisade und seitlich jeweils rechts und links eine Reihe Blockhütten als Wohngebäude, die am hinteren Ende miteinander verbunden waren, sodass Fort Mandan eine dreieckige Form aufgewiesen hatte. Während dieser Bauzeit traf dort am 04. November ein französisch-kanadischer Fallensteller namens Toussaint Charbonneau (1758-1843) ein, der bei Lewis und Clark nach einer Anstellung nachfragte. In seiner Begleitung befanden sich zwei Indianerfrauen, wovon die eine schwanger gewesen war. Charbonneau, der den Missouri befuhr und Handel mit den dort ansässigen Indianerstämmen betrieb, beherrschte französisch und einige Indianerdialekte, konnte allerdings kein Wort englisch. Jedoch konnte George Drouillard, der Dolmetscher der Expedition, französisch ins Englische übersetzen, womit Charbonneau am Ende schließlich engagiert wurde, auch wenn Lewis und Clark enttäuscht darüber gewesen waren, dass Charbonneau, die Sprache der Hidatsa, ein Volk, durch dessen Gebiet sie demnächst fahren würden, immer noch nicht beherrschte, obwohl er 30 Jahre bei ihnen gelebt hatte.

      Das schwangere 16-jährige Indianermädchen war die Tochter eines Häuptlings der nördlichen Shoshonie-Indianer und war als 12-jähriges Mädchen von den Hidatsa von ihrem Stamm entführt worden, wobei sie später durch irgendeinen Kuhhandel in Charbonneaus Hände gefallen war. Ihr Name lautete: Tsi-ki-wa-wi oder Sacajawea = „Vogelfrau“, das andere Indianermädchen hieß „Otter-frau.“ Sacajawea fasste schnell Vertrauen zu den beiden Leutnants, insbesondere zu dem fröhlichen Clark, der ihr später den Kosenamen „Janey“ geben sollte. Bei mehreren Gesprächen mit ihr, erfuhren die beiden Männer dann auch, dass sie den Missouri nur bis zu einer bestimmten Stelle befahren könnten, danach bräuchten sie Pferde, um die Rocky Mountains nach dem Westen hin überqueren zu können. Pferde, die sie bei ihrem Volk, den Shoshonie, einhandeln könnten. Die beiden Weißen erkannten rasch,

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