Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein

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Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen - Ludwig Bechstein

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des Turms auf Trifels antwortender Gesang in gleicher

       Weise – hoch schlug vor Freude Blondels Herz,

       sein Richard, sein König war gefunden und bald darauf

       auch aus seiner Haft befreit.

       Vom Schlosse Dürrenstein am Donaustrome geht

       die gleiche Sage, alldort zeigt man noch ein Loch im

       Trümmerfelsen, darin Erzherzog Leopold von Österreich

       den heldenmütigen König soll gefangengehalten

       haben.

       41. Der Rotbart zu Kaiserslautern

       Bei Kaiserslautern ist eine Felsenhöhle von unergründlicher

       Tiefe. Von dieser geht des Volkes allgemeine

       Sage, daß Kaiser Friedrich der Rotbart, da er

       aus seiner Gefangenschaft in der Türkei gekommen

       sei, in Kaiserslautern sich niedergelassen habe. Dort

       habe er das Schloß gebaut und dem Weidwerk, wie

       der Fischerei in dem schönen See, der noch der Kaiserwerder

       heißt, obgelegen. In einem Tiergarten nahe

       am Schloß hielt der Kaiser allerlei wunderbarliche

       und fremdländische Getiere, und im See fing er einstmals

       einen großen Karpfen, dem steckte er einen

       güldnen Ring von seinem Finger an eine Flosse: der

       Fisch blieb und bleibt hinfüro ungefangen bis auf des

       Kaisers Wiederkehr. Endlich kam der Kaiser hinweg,

       niemand wußte zu sagen wie, und es ging die Rede, er

       habe sich in das tiefe Loch verwünscht auf lange Zeit,

       da drunten besserer Zeit zu harren. Im Schlosse blieb

       lange noch des Kaisers Bette aufbewahrt, hängend an

       vier eisernen Ketten. War es abends wohl gebettet, so

       war es morgens verwälzt, so daß man deutlich sah, es

       habe jemand darin gelegen. Einst fing man im Kaiserwerder

       zwei Karpfen, die waren um die Hälse mit

       Ringen und einer güldenen Kette verbunden, zum Angedenken

       wurden sie in Stein ausgehauen an der

       Metzlerpforte.

       Zu einer Zeit fand sich ein Mann, der wollte gern

       den Grund der großen tiefen Höhle ergründen, in welche

       der Kaiser sich verwünscht haben sollte, und

       ward an einem Seil hinabgelassen mit einem Faden,

       der oben an eine Schelle reichte. Und kam hinab und

       sah den Kaiser sitzen auf güldnem Sessel mit mächtig

       großem roten Barte, schaute sich um und erblickte

       einen großen weiten Plan, darauf standen viele Wappner.

       Der Kaiser nickte ihm zu und bedeutete ihn, nicht

       zu reden – und da grausete es dem Mann, und gab

       sein Zeichen an der Schelle, und ward also wieder

       heraufgezogen, wo er verkündete, was er geschaut.

       Um keinen Preis aber wollte er noch einmal hinunter.

       Weit über das deutsche Land hin verbreitet ist die

       Sage vom verzauberten Kaiser im Bergesschoß. Im

       Thüringer Lande ist sie am lebendigsten um den Kyffhäuser,

       so auch im Untersberge bei Salzburg und anderorts,

       wo es aber auch oft Kaiser Karl der Große

       oder auch Karl V. ist, den die Sage hineinbannt und

       zu künftiger Wiederkehr aufbewahrt.

       42. Die schiffenden Mönche

       Zu Speier kam einstmals ein Fischer an den Strand

       des Rheinstroms, der stellte seine Garne spät am

       Abend und legte seine Reusen und fuhr in seinem

       Kahn von einer Uferstelle zur andern. Da kam ein

       Mann daher in brauner Mönchskutte, und der Fischer

       grüßte ihn. Fischer, sprach der Mönch, ich bin ein

       Bote von weitem her und möchte gern überfahren. –

       Das kann geschehen, sagte der Fischer und fuhr den

       Mönch über. Als er wieder an seinen Strand kam,

       standen fünf andere Mönche da und harrten seiner und

       sprachen: Fahr über! – Warum reiset ihr so in später

       Nacht? Und soll ich nicht für meine Arbeit einen

       Lohn von euch verdienen? – Fischer, es treibt die Not,

       antworteten die Mönche, die Welt ist uns gram, fahr

       uns nur über um Gottes willen.

       Der Strom war ruhig und hell der Nachthimmel,

       der Fischer nahm die Männer in seinen Kahn und

       stieß vom Strande. Schnell ward es dunkel, der Himmel

       schwärzte sich, der Strom warf Wellen, es heulte

       der Sturm und trieb die schäumenden Wogen über

       Bord in das Schiff hinein. Wie geschieht uns? fragte

       der Fischer. War doch eben erst der Himmel rein und

       klar! Hilf uns, o Gott! – Was heulst und betest du,

       statt zu rudern? schalt den Schiffer einer der Mönche,

       entriß ihm das Ruder und schlug ihn, daß er niedersank.

       Die Mönche ruderten nun selber eilend durch

       den Strom, legten am andern Ufer an und verschwanden.

       Als der Fischer wieder zu sich kam, grauete

       schon der Tag, und kaum vermochte er, wieder überzufahren

      

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