#2 MondZauber: VERSUCHUNG. Mari März

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#2 MondZauber: VERSUCHUNG - Mari März MondZauber

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weltlichen Kleider ablegte und dem Gesang der Druidin lauschte, fürchtete sie sich nicht mehr davor, zu versagen. Das hier war keine Abiturprüfung, wenngleich sie die Details des Rituals genauso einstudiert hatte. Zumindest für die Theorie würde sie eine glatte Eins bekommen.

      Als Erstes würde sie alles Irdische ablegen müssen, um äußerlich rein in die Quelle zu tauchen. Das Wasser würde sie reinwaschen. Für einen Augenblick dachte sie an Jenny und die völlig absurde Idee, dass Weihwasser ihr etwas antun könnte. Als Lyra auf ein Zeichen der Druidin in das Wasser des Sees stieg, kam ihr der christliche Glaube mit seinen Götzenbildern und Artefakten seltsam kindlich vor. In keiner Kirche hatte sie jemals diese Form der Spiritualität gespürt. Zugegeben, die Beanna hatte mit ihren weißen Augäpfeln, den zahlreichen Tätowierungen auf der hellen furchigen Haut und dem langen grauen Haar sehr wenig mit Pastor Meier zu tun, der in Lyras Heimatort jeden Sonntag den Gottesdienst abhielt.

      »Bist du bereit, deinen Körper reinzuwaschen?«

      Lyra nickte. War sie es? War sie wirklich bereit, ihr gesamtes Leben hinter sich zu lassen? Dies hier war nicht irgendein Selbstfindungskurs für gestresste Workaholics, sondern ihr Leben.

      Als das Wasser ihre Knie erreichte, ließ sie sich endlich fallen. Ihre Vergangenheit zog vor ihrem inneren Auge vorbei wie ein Film. Fühlte sich so der Tod an? Vielleicht war das hier so etwas Ähnliches. Sterben, um in einem neuen Leben wiedergeboren zu werden.

      Etwas riss an ihren Haaren, dann tauchte Lyra unter. Das Wasser der Quelle umströmte ihren Körper, es war kühl und doch angenehm. Friedlich irgendwie. Sie bekam keine Luft, aber diese Tatsache machte ihr keine Angst. Fühlte sich so ein Embryo im Mutterleib?

      Um sie herum war endloses Grün. Eine wunderbar friedliche grüne Stille. Lyra hörte nicht mal mehr ihren Herzschlag oder ein Rauschen in ihren Ohren. Nein, da war nichts. Es war so wunderbar still, als wäre die Zeit stehengeblieben. Sie schloss die Augen und genoss den Moment. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, von denen kleine Luftbläschen perlten.

      Und dann schlug die Stimmung plötzlich um. Irgendetwas hatte sich verändert. Das Wasser war auf einmal eiskalt, ihre Lunge gierte nach Sauerstoff. Was störte den Frieden?

      Ruckartig öffnete sie die Augen. War da nicht gerade …? In der tiefen Weite des Sees lauerte etwas Dunkles. Schwarze Schatten zuckten durch das Grün des Wassers. Ängstlich drückte sie sich zurück an die Oberfläche und tauchte prustend auf. Seltsamerweise reichte ihr das Wasser wieder nur bis zu den Knien. Die Beanna stand hinter ihr. »Hast du sie gesehen?«

      Lyra nickte wieder und schaute die Druidin fragend an. Diese nahm einen Mistelzweig von einem kleinen Tisch neben sich und strich damit über Lyras nassen Körper. »Das sind die Wächter. Sie bewachen die Grenze zwischen den Welten. Du hast noch viel zu lernen, Mädchen. Nutze die Zeit, die du bei uns bist, und gehe sorgsam mit deinem Wissen um.«

      Erstaunt sah Lyra in die weißen Augen der Druidin. Sie zitterte, als der Mistelzweig ein weiteres Mal über ihren Körper wanderte. Endlose Minuten verstrichen, in denen die Druidin die Waschung vollzog und dabei in der uralten Sprache der Geister murmelte. Dann endlich legte sie den Mistelzweig beiseite und stattdessen ihre kühle Hand auf Lyras Stirn. »Dein Körper ist nun bereit. Jetzt reinige deinen Geist! Nichts wird mehr sein, wie es war. Alles wird sein, wie vorherbestimmt.«

      Ein weiteres Mal schloss Lyra die Augen. Mit Moira hatte sie diese spezielle Technik geübt, ihren Geist freizumachen von allen Gedanken, Sorgen, Ängsten. Deshalb atmete sie nun tief ein und spülte Stück für Stück den geistigen Ballast aus ihrem Kopf. Mit jedem Atemzug sog sie Energie in sich auf und ließ ihre Gedanken ziehen. Schon bald stellte sich das Gefühl von Freiheit ein, als würde sie schweben in einem luftleeren Raum. Ihr Geist breitete sich über die körperlichen Grenzen aus. Lyra sah sich selbst aus der Vogelperspektive. Und obwohl sie von dort sehr gut erkennen konnte, dass die Beanna direkt neben ihr stand, nahm sie gleichzeitig den Gesang der Druidin wie aus der Ferne wahr. Die Alte legte ihr wieder die Hand auf die Stirn und führte Lyra auf diese Weise Stück für Stück ins Diesseits zurück.

      Dann löste sich ihre Hand von Lyras Stirn.

      »Jetzt bist du bereit für die Verwandlung.«

      Die Druidin trat ein Stück zurück und winkte Moira herbei, die sich bisher ehrfürchtig im Hintergrund gehalten hatte. Die kleine Wölfin stellte sich jetzt neben Lyra. Aufregung war in ihren Augen zu sehen, auch wenn sie sich bemühte, ganz ruhig zu sein. Die Beanna hingegen war verschwunden, nur ihre Stimme hallte durch die Höhle: »Nun ist es an dir, unserer Hybridin ihre wahre Gestalt zu offenbaren.«

      Lyra sah eine Krähe, die über den See flog. In der Ferne meinte sie, etwas aus dem Wasser steigen zu sehen. Eine Gänsehaut überzog ihren Rücken. Die Kälte war nicht nur dem Umstand geschuldet, dass sie nackt war.

      »Du frierst, Lyra. Komm, zieh das hier über und dann lass uns diesen Ort verlassen.« Moira reichte ihr ein langes weißes Hemd, das Lyra dankbar überstreifte.

      »Das war alles? Und jetzt setzen wir uns ins Mondlicht und machen aus mir eine richtige Wölfin?«

      Moira hatte ihr Lächeln wiedergefunden. Grinsend zwinkerte sie Lyra zu. »Los jetzt! Das hier war unheimlich genug.«

      Ohne ein weiteres Wort zog sie Lyra hinter sich her, die steinernen Stufen hinauf und öffnete die schwere Eichentür. Das klare Licht des Mondes empfing sie. Lyra atmete erleichtert auf, als sich das Portal hinter ihr schloss. Sie spürte die behagliche Wärme der Sommernacht auf ihrer Haut. Moira war vorgelaufen und stand nun erwartungsvoll unter dem großen Apfelbaum. Lyra gesellte sich zu ihr. Den schlimmsten Teil des Rituals hatte sie wohl hinter sich, hoffte sie zumindest. Jetzt musste sich ihr blöder Körper nur noch in einen Wolf verwandeln. Das konnte doch nicht so schwer sein, verdammt noch mal!

      Auch darüber hatte Lyra mit Ian und Moira mehrfach gesprochen. Immer wieder hatten die beiden ihr erläutert, wie es sich anfühlte, wenn die Verwandlung vollzogen wurde. Trotzdem erklärte Moira ihr jetzt noch einmal, was sie tun sollte.

      »Auch wenn wir alles schon durchgekaut haben, hier noch mal die Kurzanleitung: Nutze die Atemtechnik, befreie deinen Geist und dann stell dir dein Krafttier vor. Also einen Wolf. Das ist echt easy. Los jetzt!«

      Das mit dem Atmen hatte Lyra in der Höhle gerade eben schon richtig gut hinbekommen. Deshalb konzentrierte sie sich jetzt darauf, tief einzuatmen und die Luft kontrolliert aus ihrem Körper strömen zu lassen. Nach und nach fühlte sie sich leichter. Und wieder stieg ihr Geist aus seinem menschlichen Gefäß und kreiste nun zwischen den Zweigen des Apfelbaums. Wie schön die Welt von hier oben war. Doch Lyra wusste, dass sie nicht endlos ihren Körper verlassen durfte. Deshalb konzentrierte sie sich nunmehr auf das Abbild eines Wolfes, wie sie es sich in den letzten Tagen unzählige Male vorgestellt hatte.

      Nichts!

      Ihr Körper lag im Schatten des Baumes. Immer noch menschlich. Kein einziges Wolfshaar hatte sich gebildet.

      Schöne Scheiße!

      Lyra sah von oben, wie Moira sie anstupste. Dann beugte sich die kleine Wölfin über sie und rief: »Komm zurück, Lyra! Das wird irgendwie nichts. Fuck!«

      Kaum hatte Lyra ihren Körper erreicht, stieg die altbekannte Wut in ihr auf. »Verdammt! Wie blöd muss man eigentlich sein?«

      * * *

      »Wie

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