#2 MondZauber: VERSUCHUNG. Mari März

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#2 MondZauber: VERSUCHUNG - Mari März MondZauber

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nicht mehr.

      Ein weiteres Fauchen durchbrach die Stille.

      Jetzt endlich begriff Lyra, dass sie auf vier Pfoten stand und die tierischen Laute aus ihrer eigenen Kehle kamen.

      Das Fauchen einer Katze.

      Einer großen Katze.

      »Ach du Heiliger Bimbam! Ich hatte recht. Ich hatte tatsächlich recht. Was für ein großartiges Gefühl!«

      Miranda schien ihr vorlautes Mundwerk und ihr unerschöpfliches Selbstbewusstsein wiedergefunden zu haben. Ihr Lachen drang laut in Lyras Ohren, die nunmehr um ein Vielfaches sensibler waren als in menschlicher Gestalt. Ihre gelben Katzenaugen fixierten Miranda. Instinkte regierten jetzt Lyras Geist, und der erste davon hieß: Hunger.

      »Lyra? Warum schaust du mich so an? Lyra! Feines Miezekätzchen. Du willst mich nicht fressen. Nein! Pfui! Aus! Ich bin schließlich deine Tante. Also konzentriere dich! Hexen stehen nicht auf deinem Speiseplan.«

      Wie durch eine dicke Watteschicht hört Lyra, was Miranda sagte. Doch kein überflüssiger Gedanke belästigte ihren Geist. Sie hatte einfach nur wahnsinnigen Hunger. In der Ferne hörte sie, wie ein Hase aus seinem Bau schlüpfte. Und noch bevor Miranda weiterquasseln konnte, sprang sie davon. In der Gestalt eines riesigen Luchses verschwand Lyra im naheliegenden Wald.

      * * *

      »Und, wie war’s?« Miranda empfing sie mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. Verschlafen schaute sie ihre Nichte an und streckte sich müde gegen den Stamm des Apfelbaums, unter dem sie die letzten Stunden gelegen hatte. Der Morgen war längst angebrochen, die Sonne schickte ihre Strahlen durch das Blätterdach, in dem unzählige Äpfel hingen. Schwerfällig stand Miranda auf und begutachtete Lyra, die jetzt nackt und offensichtlich glücklich vor ihr stand und sich etwas aus den Zähnen polkte.

      »Fantastisch! Du glaubst gar nicht, wie gut ich als Tier hören kann. Und dieser Hase. Was soll ich sagen? Deliziös. Die Natur ist eben viel besser als das teuerste Restaurant.« Lyra griente bis zu den Ohren. Als wäre es das Normalste der Welt, hob sie nun die zerrissenen Reste ihres weißen Hemdes auf und bedeckte sich notdürftig. »Sag mal, Miranda. Wie machst du das mit deinen Klamotten, wenn du dich verwandelst? Es ist doch ziemlich aufwändig und teuer, immer wieder neue zu kaufen, weil man alles zerreißt.«

      Ihre Tante lachte und wischte sich ein paar getrocknete Grashalme von der Lederhose. »Das ist alles eine Frage des Timings. Zuerst solltest du herausfinden, wann und unter welchen Umständen du dich verwandeln kannst. Also, ob es immer klappt, wenn du willst, oder eben nur, wenn dir der Mond wohlgesonnen ist. Mit etwas Übung kannst du es dann so arrangieren, dass du dich erst ausziehst, bevor du dich verwandelst. Und deine Klamotten solltest du an einem Ort deponieren, den du später wiederfindest. Es macht wenig Sinn, nackt durch die Gegend zu laufen, nur weil du das Timing nicht beherrschst.«

      Lyra kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Ja, das ergibt Sinn. Vielleicht sollte ich es gleich noch mal versuchen.«

      Sie war schon im Begriff, tief Luft zu holen, als Miranda sie zurückhielt. »Mädchen, jetzt übertreibe es nicht! Du hast noch den halben Sommer vor dir und kannst so viel üben, wie es nötig ist. Vorher solltest du sowieso keine Stadt besuchen, geschweige denn in einer leben. Du weißt doch: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.«

      Auch damit hatte Miranda recht. Lyra wickelte sich gerade einen Fetzen des weißen Stoffes um ihre Hüfte, als ihr ein Gedanke durchs Hirn jagte. »Hey, Miranda?«

      »Ja?«

      »Worin habe ich mich nun eigentlich verwandelt?«

      Verblüfft hob ihre Tante den Blick und kam nun auf sie zu. »Wie? Das weißt du nicht? Großer Gott, ist das zu fassen? Ich hätte schwören können, dass dein Instinkt dir das sagt. Wir Katzen sind doch von Natur aus viel schlauer als Hunde oder eben Wölfe.«

      Miranda beugte sich nach vorn und schüttelte ihre rote Lockenmähne aus. Ein paar Blätter fielen aus ihrem Haar. Dann schleuderte sie den Kopf nach hinten. Sie sah einfach fantastisch aus. Nichts deutete darauf hin, dass sie die Nacht im Freien verbracht hatte. Als sie in die fragenden Augen ihrer Nichte sah, antwortete sie: »Ein Luchs. Süße, du nimmst die Gestalt eines Luchses an. Und was soll ich sagen? Du bist wunderschön. Katze eben.« Ein stolzes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie Lyra in ihre Arme zog. »Du bist ein stattliches Luchs-Mädchen. Die Frage ist nur: Was werden die Wölfe dazu sagen?«

      Lyra schob ihre Tante entgeistert von sich. »Meinst du, da gibt es Schwierigkeiten? Ich meine, Hund und Katze sind nicht wirklich Freunde, oder? Scheiße!«

      Miranda half Lyra, nun auch ihre Brüste mit den Resten ihres Hemdes zu verdecken. Geschickt knotete sie die jeweiligen Enden zusammen, sodass es aussah, als würde Lyra ein knappes Neckholdertop tragen. Dann strich sie ihr liebevoll durchs Haar. »Das wird sich alles zeigen. Doch werden wir es nicht herausfinden, wenn wir hier länger herumstehen. Außerdem habe ich einen Bärenhunger. Zeit fürs Frühstück, mein magisches Kätzchen!«

      Hand in Hand schlenderten die beiden zurück ins Dorf. Die Wölfe würden sicherlich voller Spannung ihre Ankunft erwarten. Wie sie mit der neuen Situation umgingen, würde sich wohl gleich zeigen. Moira hatte sicherlich schon ausführlich berichtet, was die Sache nicht unbedingt besser machte.

      * * *

      Eine große Krähe schwebte über dem Dorf, als die beiden Frauen den Wohnsitz des Clans erreichten. Der Vogel kreiste einige Runden über den Dächern der Cottages und ließ sich lautlos auf einem davon nieder. Als Lyra hier ankam, war sie fasziniert gewesen von den historischen Bauten mit ihren wilden Vorgärten und der rauen See direkt dahinter. Während die Häuser von außen unscheinbar und ursprünglich wirkten, waren sie im Innern jedoch modern eingerichtet. Eine Mischung aus Althergebrachtem und der Praxis der Moderne war etwas, das für Lyra neu war. Aber sie fand es hinreißend.

      Nicht annähernd so hinreißend war der Gesichtsausdruck des Alphas. Er stand in der offenen Küche seines Cottages und wartete offenbar auf sie. Lyra war davon ausgegangen, dass der gesamte Clan sie empfangen würde, aber hier stand nur sein Oberhaupt an einem grob gehauenen Eichentisch, an dem höchstwahrscheinlich mehrere Generationen seiner Familie ihr morgendliches Porridge gegessen hatten.

      Lyra verharrte nervös im Eingang des Hauses und wartete darauf, dass der Clanführer etwas zu ihr sagte. Stattdessen hörte sie nur eine Krähe, die sich gerade auf der Terrasse niederließ, auf die man durch eine Glasfront schauen konnte. Der Alpha beobachtete die Krähe. Oder war es umgekehrt?

      Minuten verstrichen. Doch dann, als würde er einem Impuls folgen, drehte sich der Alpha zu Lyra um, die immer noch auf der Eingangsschwelle ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat. Hinter ihr spürte sie die Nervosität ihrer Tante, welche nicht unbedingt dabei half, die nötige Ruhe aufzubringen. Dann endlich erlöste sie der Alpha und machte eine einladende Geste. Als auch Miranda in den Raum treten wollte, hob er die Hand. »Bitte, Miranda! Ich weiß deine Anwesenheit sehr zu schätzen, aber dieses Gespräch möchte ich mit deiner Nichte allein führen. Wäre dir das recht?«

      Miranda stutzte, konnte aber der imposanten Erscheinung des Alphas kaum etwas entgegensetzen. Dass er einer der wenigen Wesen war, die Miranda überhaupt respektierte, wusste Lyra. Nicht aber, dass ihre Tante tatsächlich dazu fähig war, ohne einen ihrer üblichen Sprüche das Feld zu räumen.

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