#2 MondZauber: VERSUCHUNG. Mari März

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#2 MondZauber: VERSUCHUNG - Mari März MondZauber

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ließ sich Lyra an dem Eichentisch nieder und schob ein paar grüne Kissen beiseite, die auf der ebenfalls uralt wirkenden Holzbank sorgfältig drapiert waren. Sie brauchte Platz und …

      Als hätte der Alpha ihre Gedanken erraten, öffnete er die Tür zur Terrasse. Keine Sekunde später stand die Beanna an der Stelle, wo eben noch die Krähe gesessen hatte.

       Also ist es wahr. Wow!

      Lyra machte große Augen und verfolgte, wie die beiden magischen Wesen sich ebenfalls an den Tisch setzten.

      »Beanna hat mir berichtet, was vorgefallen ist.«

      Lyra wollte gerade ansetzen, sich zu verteidigen, doch der Alpha hob seine große Hand, die selbst im menschlichen Zustand etwas von einer Pranke hatte.

      »Ganz ruhig, Lyra! Wir werden versuchen, die neue Situation so gut wie möglich in den Griff zu bekommen. Gib uns nur etwas Zeit. Es ist schwierig, aber nicht unlösbar.«

      Der Alpha war eine respektvolle Erscheinung, Lyra fürchtete sich ein wenig vor ihm, auch wenn er stets freundlich zu ihr gewesen war. Und auch die Beanna stand ihm in puncto natürlicher Dominanz in nichts nach. Deshalb rutschte Lyra etwas tiefer in die Bank, so weit dies überhaupt möglich war, und übte sich in Geduld.

      Die beiden Alten schauten sich lange an und schienen wortlos zu kommunizieren. Lyra beobachtete die beiden und fühlte sich fehl am Platz. Nervös zupfte sie an ihrer provisorischen Kleidung. Der Alpha schaute zu ihr hinüber, und sie glaubte schon, dass er sie ausschimpfen würde, weil sie nicht stillsaß. Stattdessen lächelte er väterlich und sagte: »Oh, bitte verzeih! Ich hatte ganz vergessen, dir zu sagen, dass im Badezimmer frische Kleidung auf dich wartet.« Er hob die Hand und deutete zu einer gusseisernen Wendeltreppe, die ins Obergeschoss führte. »Lass dir ruhig Zeit, um ausgiebig zu duschen und dich anzukleiden. Wenn du fertig bist, sind wir es gewiss ebenfalls.«

      Erleichtert atmete Lyra auf, erhob sich und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinauf. Im Badezimmer fummelte sie sich die Fetzen vom Leib und stellte sich unter den heißen Strahl der Dusche. Die Hitze tat gut, obwohl es Mitte Juli und für Irland außergewöhnlich sommerlich war. Als sie den Wasserhahn abstellte, hörte sie unter sich leises Murmeln. Anders als ihre Eltern wusste der Alpha und auch die Beanna natürlich, dass Lyra über ein außerordentliches Gehör verfügte. Und wie auf Kommando verstummte das Gemurmel in der Küche.

      Enttäuscht sprang Lyra aus der Dusche und rubbelte sich die Haut trocken. Dann wischte sie mit dem Handtuch über den beschlagenen Spiegel und inspizierte ihr Gesicht. Doch da war nichts. Alles wie immer. Keine Spuren der Verwandlung. Keine neuen Anzeichen wofür auch immer. Mit einem Schulterzucken wandte sie sich von ihrem Spiegelbild ab und zog sich Shorts und T-Shirt über, die jemand auf dem Wäschekorb für sie bereitgelegt hatte. Dann lauschte sie in die Stille. Nervös knabberte sie am Nagel ihres Zeigefingers. Sie war nicht sicher, ob die beiden im Untergeschoss schon fertig waren und eine Lösung für ihr Dilemma gefunden hatten. Eine Katze unter lauter Wölfen war nicht unbedingt die optimale Voraussetzung für Ruhe und Frieden im Clan.

      Furcht machte sich in ihrem Innern breit. Was ist, wenn sie mich verstoßen? Wo soll ich denn bloß hin? Und was ist mit Ian?

      Der Kloß in ihrem Hals meldete sich zurück. Die ersten Tränen stiegen Lyra in die Augen. Was war nur falsch mit ihr? Unter den Menschen konnte sie nicht leben. Die Hertzbergs wollten sicherlich nichts mehr von ihr wissen oder würden sie ein weiteres Mal in die Klapsmühle sperren. Und ihre Mutter? Wäre Miriam so stark, mit ihrer nicht ganz normalen Tochter irgendwo neu anzufangen? Vielleicht mit der magischen Unterstützung von Miranda? Doch Lyras Mutter hatte achtzehn Jahre lang versucht, der magischen Welt zu entkommen – warum sollte das jetzt anders sein?

      »Lyra, du kannst jetzt herunterkommen.« Ihre Augenbrauen zuckten in die Höhe, ihr Herz begann wild zu schlagen. Jetzt wurde es ernst.

      Die Beanna hielt den Kopf geneigt, der Alpha schaute sie mit einem gequälten Lächeln an, als Lyra die Treppe hinunterstieg. Zögerlich setzte sie sich wieder an den großen Eichentisch und atmete hörbar aus. Sie war bereit für die schlechte Nachricht oder was die beiden auch immer für sie bestimmt hatten. Resigniert verschränkte sie die Arme und kaute auf ihrer Unterlippe herum, bis der Alpha endlich zu sprechen begann.

      »Mein Kind, wir wollen es kurz machen. Ich habe beschlossen, dass du vorerst bei uns bleiben darfst.«

      Lyra zuckte zusammen, dann fiel ein riesiger Felsklumpen von ihrer Seele. Ein zögerliches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, das jedoch sofort wieder erstarb. Der Alpha war noch nicht fertig. Da war noch etwas. Logisch! Warum sollte sie auch Glück haben? VORERST! Was hatte das zu bedeuten?

      Der Alpha tauschte einen stummen Blick mit der Druidin und sprach dann weiter: »Lyra, die Tatsache, dass du die Gestalt eines Luchses annimmst, ist schon schwierig genug. Denn hier geht es nicht nur um die alte Fehde zwischen Hund und Katze. Der Wolf ist der natürliche Feind vom Luchs. Wir müssen herausfinden, ob das ein Problem darstellt. Bisher lebten hier nur Wölfe … und eine Krähe.«

      Er machte eine Pause und sah Lyra mit durchdringendem Blick an. »Doch das ist nicht unbedingt der Grund, warum wir mit dir sprechen wollen. Die Prophezeiung …«

      Wieder machte er eine Pause. Lyra spürte, dass der Alpha versuchte, die richtigen Worte zu finden. Ihre Nerven waren gespannt wie Drahtseile. Ihr war mittlerweile alles recht. Hauptsache, er würde jetzt endlich mal Tacheles reden. Deshalb wagte sie den Angriff nach vorn: »Was meinst du? Was ist das für eine Prophezeiung? Die Beanna sprach in der Höhle bereits davon. Nun würde ich gern wissen, was das Ganze mit mir zu tun hat.«

      Wieder kaute sie nervös auf ihrer Unterlippe. War sie zu weit gegangen? Würde der Alpha jetzt sauer sein? Doch genau das Gegenteil geschah.

      »Du bist die Prophezeiung, mein Kind. Jedenfalls nehmen wir das an. Leider sind solche Weissagungen keine Gebrauchsanweisung, in der ganz genau steht, was zu tun ist. Hier geht es um fadenscheinige Aussagen, die erst dann einen Sinn ergeben, wenn das Schicksal seinen Lauf nimmt. Verstehst du?«

      Lyra nickte, dann schüttelte sie den Kopf. Sie hatte keine Ahnung, wovon der Alpha sprach. Natürlich kannte sie solche Szenen aus dem Kino. Harry Potter und so. Aber das hier war die verdammte Realität. Was zum Geier konnte eine Druidin oder wer auch immer über sie prophezeit haben? Sie war ein Mädchen aus Birkenwerder, einem Kaff in der Nähe Berlins.

      »Ich weiß, dass dir hier vieles neu und sicherlich auch merkwürdig erscheint. Deshalb bitte ich dich, jetzt genau zuzuhören: Es wurde prophezeit, dass ein weiblicher Hybrid in der Gestalt eines Wertieres, geboren aus dem Wasser und dem Feuer, dem Reich der Erde endlich Frieden bringen wird.«

      Lyra schluckte schwer. Die Synapsen in ihrem Hirn rasteten ineinander. Das war sie. Hybriden gab es äußerst selten, dass wusste sie. Ihr Vater kam aus Island, dem Reich des Wassers. Ihre Mutter war eine Hexe und gehörte zur alten Dynastie des Feuers. So weit, so gut. Aber wie um Himmels Willen sollte sie, Lyra, Frieden nach Irland bringen, dem Reich der Erde? Und vor allem: Warum? Hier war doch alles in bester Ordnung – oder etwa nicht?

      »Warum Frieden, gibt es hier Krieg?«

      »Das ist eine berechtigte Frage. Aber zuvor müssen wir eine weitaus wichtigere klären.« Der Alpha sah zur Druidin, die nun ihre weißen Augäpfel auf Lyra richtete. In der Höhle war dieser Blick schon unheimlich gewesen, hier in der irdischen Welt machte die blinde Alte Lyra tatsächlich

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