#2 MondZauber: VERSUCHUNG. Mari März

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#2 MondZauber: VERSUCHUNG - Mari März MondZauber

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zog die Stirn in Falten. Was hatte das jetzt mit der Prophezeiung zu tun? Warum war es so wichtig? Sie hatte ein paar dunkle Schatten gesehen. Oder war da noch mehr gewesen?

      »Was hast du gesehen, als wir deinen Körper reingewaschen haben?« Als die Druidin ihre Frage wiederholte, kroch eine Gänsehaut über Lyras Nacken. Sie öffnete den Mund, um zu antworten, doch kein Ton kam über ihre Lippen. Noch einmal schluckte sie schwer.

      »Lyra, die Beanna berichtete mir, dass du die Wächter gesehen hast und sie dich.«

      Lyra nickte und hatte immer noch keine Ahnung, was daran schlimm sein sollte. Doch schon im nächsten Augenblick wurde sie eines Besseren belehrt.

      »Die Wächter wurden einst von den alten Göttern geschaffen, sie beschützen die Tore zur Anderswelt. Niemand kann sie sehen, außer Wesen, die ihnen ebenbürtig sind. Jene, die zwischen den Welten wandeln können, weil sie beide in sich vereinen. Bei dir, Lyra, könnte dies auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass du ein Hybrid bist. Andererseits …«

      Und schon wieder machte der Alpha eine Pause, die Lyras Nervenkostüm über die Maßen strapazierte. »Andererseits?«, hakte sie deshalb nach.

      »Andererseits … Nun, mein Bruder konnte die Hüter der Welten ebenfalls sehen. Und diese wiederum reagierten auf ihn ähnlich wie bei dir. Das lässt nach unserem Wissen nur einen Schluss zu: In dir stecken dunkle Mächte, Lyra. Sehr dunkle Mächte.«

      Mit offenem Mund starrte sie den Alpha an. Ihr Blick wanderte zu der Druidin, die plötzlich abwesend wirkte. Doch dann wandte sich die Beanna an sie: »Du bist noch jung. Du kannst noch so viel lernen. Du musst es einfach! Unser aller Schicksal hängt davon ab.«

      Lyra leckte sich die Lippen, als sie bemerkte, dass ihr Mund die ganze Zeit offen gestanden hatte. Die Druidin hatte wiederum ihre Lippen keinen einzigen Millimeter bewegt. Nein, nur ihr Geist war in Lyra eingedrungen und hatte auf magischem Wege diese irrwitzige Information übertragen.

      Dunkle Seite! Was soll das?

      »Jeder von uns hat doch eine dunkle Seite? Ich verstehe nicht. Du hast einen Bruder?« Die Tränen, die Lyra vorhin im Badezimmer unterdrückt hatte, schossen nun ungehindert aus ihren Augen. Wie profan ihr jetzt die Sorge vorkam, dass sie nicht wusste, wohin sie sollte. Hörte das denn nie auf? Diese kryptischen Andeutungen. Die Unwissenheit. Und der stete Kampf, irgendwie die Wahrheit und damit ihr Schicksal zu entschlüsseln.

      »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte sie schniefend, nachdem niemand ihr geantwortet hatte. Die Druidin erhob sich. »Komm morgen noch einmal zu mir.« Mit diesen Worten verschwand sie durch die offene Terrassentür. Einfach so. Keine Sekunde später erhob sich eine Krähe in die Lüfte und flog einen weiten Bogen über das Meer.

      Wie schafft sie es, sich mit ihrer Kleidung zu verwandeln?, schoss es Lyra durch den Sinn.

      Der Alpha stand ebenfalls auf. Lyra war davon überzeugt, dass auch er sie nun alleinlassen würde. Stattdessen zupfte er aus einer Tempo-Box, die auf dem Küchentresen stand, einige Tücher und reichte sie ihr. Schniefend tupfte Lyra diese blöden Tränen vom Gesicht und putzte sich geräuschvoll die Nase. Ein Schluchzer entrann ihrer Kehle, dann sah sie den Clanführer an. »Was ist mit deinem Bruder passiert?«

      Der Alpha presste die Lippen aufeinander. »Er ist der zweite Teil der Prophezeiung. Wegen ihm befinden wir uns im Krieg mit Wesen, die noch weitaus gefährlicher sind als wir Wölfe. Aber das ist eine andere Geschichte.«

      Lyra erhob sich. Sie hatte das untrügliche Gefühl, dass sie heute nicht viel mehr erfahren würde. Und genau diese Tatsache machte sie gerade wütend. Bevor der Zorn sich in ihr ausbreiten konnte, sollte sie schleunigst verschwinden – ehe sie noch etwas sagte, was sie im Nachhinein bereuen würde. Sie schlängelte sich aus der Bank am Tisch vorbei und wollte schon zur Tür eilen, als sie der Alpha zurückhielt. Väterlich strich er ihr über den Kopf. »Ich kann mir vorstellen, dass es für dich nicht leicht ist, all diese Neuigkeiten zu verdauen. Ich kann dich nur bitten, die nächsten Tage fleißig deine Verwandlung zu üben, und zwar allein oder zumindest nicht hier, sondern im Wald. Versprichst du mir das?«

      Lyra nickte mechanisch und rannte aus dem Cottage. Die Tränen waren zurückgekommen.

      Und die Wut!

      Sie rannte. Aus dem Dorf. Die Straße entlang. Wo zum Teufel war der Wald? Warum gab es auf dieser beschissenen Insel so viele grüne Wiesen und so verdammt wenig Bäume? Der Luchs würde jede Sekunde aus ihr herausbrechen, das spürte Lyra so deutlich, als hätte sie sich schon tausend Mal verwandelt. Deshalb beschleunigte sie ihre Schritte und versuchte, sich daran zu erinnern, in welcher Richtung die Höhle der Beanna zu finden war. Eine Krähe flog über ihr und stieß einen lauten Schrei aus.

      Endlich sah Lyra den riesigen Apfelbaum. Als sie die reifen Früchte in dessen Krone erkennen konnte, brach der Luchs aus ihr hervor. In seinem Schatten lagen eine zerrissene Shorts und das T-Shirt, welches sich Lyra im Laufen noch abstreifen konnte, bevor sie sprang. Einen Wimpernschlag später saß sie auf einem dicken Ast etwa drei Meter über der Wiese, die sich wie ein grünes Meer unter dem Apfelbaum ausbreitete. In Sicherheit!, zuckte es durch ihren Geist. Die Krähe ließ sich neben ihr nieder. Wortlos erkannte der Luchs, was die Beanna dachte: Gut gemacht! Es besteht Hoffnung.

      Das Herz der Katze schlug nun regelmäßig. Die gelben Augen erkundeten scheinwerfergleich die nähere Umgebung. Der Luchs witterte keine Gefahr. Also ließ er sich auf dem Ast nieder und schlief ein.

      * * *

      Als Lyra erwachte, hatte die Sonne ihren Zenit längst erreicht. Es musste bereits Nachmittag sein. Sie hatte offensichtlich mehrere Stunden auf diesem Ast geschlafen und fühlte sich so ausgeruht wie lange nicht. Der Wechsel der Gestalt hatte in jedem Fall etwas Positives: Als Tier musste sie nicht denken wie ein Mensch. Angst, Wut, Prophezeiungen … all das konnte sie im Körper eines Luchses komplett ausblenden. Das war großartig, änderte jedoch nichts an ihrem Problem. Die Eindrücke des Morgens strömten nun wieder auf sie ein. Und noch etwas anderes machte ihr Sorgen: Wie zum Henker komme ich von diesem Ast runter?

      Dann erinnerte sie sich daran, wie sie vor einigen Wochen direkt zum Fenster ihres Zimmers hinaufgesprungen war. Was in die eine Richtung funktioniert, sollte doch bestimmt auch …

      Federleicht wie eine Katze landete sie auf ihren Füßen. Dann sah sie die zerrissene Shorts unter dem Apfelbaum und zog sich das T-Shirt über. Zumindest das war heil geblieben. Und es war zum Glück so großzügig geschnitten, dass es ihr zumindest bis über den Hintern reichte. An diesem Klamottendingens musste sie dringend arbeiten, wenn sie nicht permanent halb nackt durch die Gegend marschieren wollte. Wenigstens das stimmte mit den zahlreichen Fantasy-Büchern überein, die sie noch vor Kurzem so sehnsüchtig verschlungen hatte.

      Grinsend marschierte Lyra zurück ins Dorf. Sie musste unbedingt mit Miranda sprechen und fragen, was sie von diesem Prophezeiungsmist hielt. Lösungen waren jetzt gefragt. Heulen konnte sie dann immer noch. Und vielleicht war alles auch gar nicht so dramatisch, wie es die Druidin dargestellt hatte. Die Alte hatte vielleicht auch einfach nicht alle Nadeln an der Tanne.

      »Hallo! Alles gut?« Eigentlich hatte Lyra vorgehabt, direkt zum Gästehaus zu gehen, in dem sie und Miranda untergebracht waren. Nun stand dieser wunderschöne junge Mann vor ihr. Ian. Wie lange war es her, dass sie ihr Serienidol von Vampire Diaries auf der übergroßen Mattscheibe

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