Sinja und der siebenfache Sonnenkreis. Andreas Milanowski

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Sinja und der siebenfache Sonnenkreis - Andreas Milanowski Sinja

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das Instrument und den Bogen schnell in den braunen Geigenkoffer und schaute nach, ob das Kästchen mit dem Kolofonium an seinem Platz war. Von draußen hörten sie das Geräusch eines Schlüssels, der im Schloss herumgedreht wurde. Die Wohnungstür wurde geöffnet. Mit einem Klick schloss Sinja den Geigenkoffer.

      „Fertig! Wir können! Los! Schnell, da kommt jemand!“, flüsterte sie. In diesem Moment wurde die Klinke der Wohnzimmertür heruntergedrückt. Blitzschnell schrieb Emelda die Vier in die Luft, wieder ertönte das `Bing´ wie das Haltesignal eines Fahrstuhls und schon standen die beiden mitsamt dem Geigenkoffer in Emeldas Riesenfarnhütte. Dort, wo sie eben noch gewesen waren, im Wohnzimmer, lag noch für einige Sekunden ein silbriger Schimmer in der Luft.

      „Puh, das war knapp!“, stieß Sinja erleichtert hervor, „und außerdem ziemlich einfach. Ich wundere mich wirklich, dass ihr sonst immer so einen Riesenaufwand betreibt…!“

      „Ja, wir betreiben einen Riesenaufwand und ja, es könnte viel einfacher gehen. Aber ich sage dir: wenn das rauskommt, dass wir den Taktstock benutzt haben, dann ist Feuer unterm Dach. Das gibt Riesenärger!“

      „Gut, gut! Ich hab´s ja verstanden. Von mir wird es bestimmt niemand erfahren!“, sagte Sinja.

      „Fein! Wir haben jetzt alles zusammen, was wir brauchen. Dann sollten wir uns bereitmachen und bald aufbrechen. Gehen wir mal hören, was die Anderen dazu sagen.“

      Sinja und Emelda kehrten auf die Terrasse zurück, wo die anderen fünf gerade ihr Frühstück beendet hatten.

      „Dann können wir starten?“, fragte Cichianon, als die beiden von ihrem Kurzausflug berichtet hatten, „aber bevor wir losziehen, möchte ich doch das flammende Herz einmal bewundern.“

      „Oh ja“, rief Gamanziel, „ich will es auch sehen!“

      „Ja, Sinja, komm´, pack die Geige aus!“, forderte auch Amandra. Sinja zierte sich ein wenig, setzte dann aber den Geigenkoffer auf einem der Sessel ab, öffnete den Verschluss, legte das Schutztuch beiseite und nahm vorsichtig die Geige aus dem Koffer. Von dem Instrument ging ein bernsteinfarbenes Leuchten aus. Das Pappelholz des Geigenbodens war so gemasert und gelackt, dass es in der Tat aussah, als würden Flammen aus ihm hervorzüngeln.

      „Jetzt weiß ich, warum die Geige `flammendes Herz´ genannt wird“, flüsterte Gamanziel ehrfurchtsvoll, „es sieht wirklich aus, als würde sie brennen.“

      „Ja, es ist grandios!“, staunte auch Ferendiano, „wollen wir ein kleines Stückchen spielen?“

      „Gerne!“, antwortete Sinja freudig, „ich übe gerade eine russische Melodie. Hör mal zu, vielleicht kriegen wir es zu zweit hin.“

      Sinja nahm die Geige auf, zupfte kurz die leeren Saiten an, um die Stimmung zu prüfen, spannte ihren Geigenbogen und setzte das Instrument an. Mit viel Gefühl spielte sie ihre russische Volksweise, ein trauriges Stück mit komplizierten Rhythmen. Sie hatte kaum die ersten Takte gespielt, da begann die Geige zu leuchten. Silbrige Lichtfäden schwebten durch die Luft. Der ganze Wald schien plötzlich zu lauschen und mit Sinjas Melodie zu schwingen. Ferendiano hörte einen Moment still zu. Dann griff er nach seiner Flöte und begann, leise Sinjas Melodie mitzuspielen, spielte eine zweite Melodie dazu und so woben die Klänge der beiden Instrumente sich ineinander und wurden eins. Ein Klang, eine Harmonie. Wenn sie am Schluss des letzten Taktes angekommen waren, begannen sie wieder von vorne…und noch einmal…und noch einmal. Nach der dritten Wiederholung nickten sich Sinja und Ferendiano kurz zu und beendeten ihr Spiel. Einen kurzen Moment verharrte der letzte Ton, schwang sich noch einmal auf und empor und verlor sich dann zischen den Bäumen Engils. Stille trat ein. Kein Vogel zwitscherte im Wald, kein Ast knackte, kein Wind strich durch die Äste der Bäume, als hätte der ganze Wald andächtig der Musik der Beiden gelauscht. Für einen Moment schien das Leben im Wald geruht zu haben. Die beiden Musiker lächelten sich voller Freude an.

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      „Ich habe es solange nicht mehr gehört“, flüsterte Gamanziel verzückt in die Stille hinein, „es ist immer wieder wie ein Wunder, wenn sie die Geige spielt.“ Damit war der Bann gebrochen.

      „Ja, fantastisch, die beiden zusammen“, pflichtete Amandra bei.

      „Ich hoffe nur, dass nicht der Rangnak zufällig noch in der Nähe war“, bremste Emelda die Freude, „dann wissen sie nämlich endgültig Bescheid. Das war vielleicht ein wenig unvorsichtig.“

      „Unvorsichtig, aber wunderschön!“, setzte Ferendiano hinzu, „es hat mir große Freude gemacht.“

      „Ja, natürlich! Können wir dann trotzdem mal langsam zur Sache kommen? Wir haben noch etwas zu erledigen, bevor die Sonnen untergehen.“

      „Wird das wieder so eine Wandertour wie beim letzten Mal“, fragte Sinja unsicher und legte ihr Instrument zurück in den Geigenkasten.

      „Nein!“, antwortete Emelda, „die Zeit hatten wir schon damals eigentlich nicht, aber der Kristall musste ja zurück in den Berg. Also blieb uns gar nichts anderes übrig, als den Weg durch Andante zu gehen. Das ist diesmal nicht nötig und ich verspreche dir: es wird erheblich schneller gehen. Du hast ja eben gesehen, dass wir auch flott können.“ Emelda zwinkerte Sinja zu.

      „Du glaubst gar nicht, wie mich das beruhigt“, sagte die erleichtert, „noch so eine Tour? Ich glaube, da hätte ich gestreikt!“

      „Na ja“, sagte Amandra, „ein Ausflug ins Grüne wird das dieses Mal auch nicht. Lediglich die Anreise wird etwas komfortabler.“

      „Gut!“, sagte Sinja, etwas beleidigt. „Da ihr ja offenbar alle wisst, wo es hingeht , lasst uns loslegen!“

      „Oh, Sinja!“, schaltete sich Cichianon in das Gespräch ein. „Keiner von uns weiß wirklich, was uns in Fasolanda erwartet und womit wir es dort zu tun bekommen. Das einzige, was wir wissen, ist, dass wir von dem Portal in Emeldas Bude aus ziemlich flott in die Hauptstadt kommen. Keine Umwege, keine Klettereien, keine Schluchten, keine Berge. Einfach Zack! und wir sind drüben.“

      „Nenn´ mein Zuhause nicht Bude!“, motzte Emelda.

      „Hm, es gibt definitiv Orte, an denen ich mich wohler fühle, als in deinem Dschungelcamp!“

      „Mein Lieber! Ich finde meine Unterkunft zweckmäßig und vollkommen in Ordnung. Es braucht

      nicht jeder so einen Angeberpalast wie du! Und im Übrigen hat dich dein loses Mundwerk soeben die Einladung zur nächsten Fete gekostet. Merkst du eigentlich, wie einsam es gerade um dich wird?“

      Cichianon grinste über beide Backen und ließ Emeldas Attacke unkommentiert stehen.

      „Es geht doch nichts über ein kleines Scharmützel nach Sonnenaufgang. Das treibt die Laune in ungeahnte Höhen und gibt Kraft für den Rest des Tages“, scherzte Amandra und wurde dann gleich wieder ernst. „Sagen wir, Treffen in einer Halben in Emeldas Baracke mit leichtem Gepäck?“

      Emelda schäumte vor Wut. „Baracke!... Baracke!...“, grummelte sie vor sich hin, drehte sich um und stampfte schmollend davon.

      „Eine Halbe sind zwei Viertel“, tuschelte Gamanziel Sinja ins Ohr, „ein Viertel ist bei euch fünfzehn Minuten. Wir treffen uns also in dreißig Menschenminuten.“

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