Sinja und der siebenfache Sonnenkreis. Andreas Milanowski

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Sinja und der siebenfache Sonnenkreis - Andreas Milanowski Sinja

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Es roch nach verbranntem Wachs. Die Luft war stickig und schwer zu atmen. Das Geheimnis, das diese Zusammenkunft der Loge umgab, war zu sehen, zu riechen, fast mit Händen zu greifen. An jeder der drei steinernen Wände des düsteren Saales flackerten in vier Reihen je sieben armdicke Kerzen in gusseisernen Leuchtern. Die rußigen Lichter tauchten den Raum in ein gespenstisch zitterndes Halbdunkel. In der Mitte des Raumes erhob sich, aus hellem Stein gehauen, die Büste eines alten Mannes. Darunter, in silbernen, griechischen Lettern in den dunklen Marmorsockel graviert, sein Name: Pythagoras.

       Drei Wände, vier Reihen, sieben Leuchter. Jeder, der ein wenig über Zahlen wusste, kannte die Bedeutung dieser drei. Da war die Zahl des universellen Schöpfungsprozesses, Drei. Frau, Mann, Kind, die Vereinigung von Zweien, aus denen das Dritte entsteht. Isis, Osiris, Horus. Da war die Zahl Vier, die Zahl des Quadrates, der vier Himmelsrichtungen, Nord, Süd, Ost und West. Die Elemente, Feuer, Erde, Luft und Wasser waren vier. Vier, die Zahl der Materie. Und da war die Sieben, die Zahl der Vollendung, die Verbindung von Drei und Vier, die Zahl, in der sich Geist und Materie vereinen. Die drei heiligen Zahlen. Drei mal vier mal sieben. Vierundachtzig, Quersumme Zwölf, die Zahl der Vollkommenheit. Vierundachtzig Kerzen in vierundachtzig Leuchtern für ebenso viele Eingeweihte der Bruderschaft. Vierundachtzig war die vollkommene Anzahl an Mitgliedern für die Loge der Weisen. Auf jeder der Kerzen ein Name, der Name eines Bruders, sein Stand, sein Grad. Es gab Lehrlinge, es gab Gesellen, Meister, ersten, zweiten, dritten Grades. Alle trugen einen Namen, alle, bis auf eine. Ein Name fehlte: es war der des Großmeisters.

      An der Stirnseite des Saales prangte stolz das Wappen der `Bruderschaft der Weisen von Fasolanda´. Silberner Zirkel und goldenes Schwert auf dunkelblauem Grund. Unmittelbar davor saß an einem, mit schwarzem Tuch bedeckten Tisch, ein Mann in einer dunkelblauen Robe. Sein Gesicht war, wie das aller Eingeweihten, im Dunkel einer weiten Kapuze verborgen. Links und rechts von ihm zwei Männer von gleichem Aussehen. An jeder der beiden langen Seiten des Saales waren Stühle in Reihen aufgestellt. Mittlerweile waren fast alle besetzt. Lediglich zehn waren leer geblieben. Noch war ein vielstimmiges Konzert aus Wispern, Tuscheln und Flüstern zu hören. Neuigkeiten wechselten hinter vorgehaltener Hand den Besitzer. Doch plötzlich hallte ein hartes, knallendes Geräusch durch den Saal. Der Meister hatte mit einem Hammer dreimal auf eine kleine Holzplatte geschlagen, die vor ihm auf dem Tisch lag. Sofort herrschte Ruhe. So still war es, dass man das flatterige Flackern der Kerzen hören konnte. Langsam und würdevoll erhob er sich von seinem Stuhl. Seine Stimme klang, wie das dunkle Raunen von Wind zwischen den Bäumen des Waldes:

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      „Brüder im Geiste! Es gibt in unserer Sache neue, sehr unerfreuliche Entwicklungen und wir haben euch heute hier zusammengerufen, um euch mitzuteilen, was ihr wissen müsst.“

      Unruhe kam auf. Wieder schlug der Großmeister dreimal mit dem Hammer auf das Holz.

      „Brüder! Wie ihr wisst, wurde das Geheimnis des siebenfachen Sonnenkreises lange Zeit von der Loge `Zur wahren Eintracht´ geschützt und bewahrt. Die Komponisten Haydn und Mozart waren dort Mitglieder. Leider musste sich diese Loge im Jahr 1789 der Menschenzeit aufgrund des Drucks, den der Kaiser damals auf sie ausübte, selbst auflösen. Da dadurch das Geheimnis in der Menschenwelt nicht mehr sicher schien, ging die ehrenvolle Aufgabe der Bewahrung der Pergamente auf unseren Orden über. Bis heute haben wir diese Aufgabe vorbildlich erfüllt. Doch leider sind nun zwei Verbrechen geschehen, zwei furchtbare Taten, die nicht nur das Ansehen unserer Loge aufs Äußerste beschädigen, sondern das ganze Land in allergrößte Gefahr bringen können.“

      Einige der Brüder begannen, sichtbar nervös, auf ihren Stühlen hin und her zu rutschen.

      „Was ist geschehen?“, riefen sie.

      „Ich will es euch sagen“, antwortete der Meister. „In das Verlies der Bruderschaft wurde eingebrochen“, fuhr er fort „und….“, er hob seine Stimme, um die erneut aufkommende Unruhe zu übertönen, „….und….es kommt noch schlimmer. Die Schriftrollen, die den Aufbau des Sonnenkreises und alle geografischen Angaben dazu enthalten, wurden gestohlen. Da das Schloss zum Torgitter völlig unversehrt ist, müssen wir annehmen, dass der Dieb Unterstützung aus den Reihen des Ordens erhalten hat.“

      „Aus unseren eigenen Reihen?“, riefen mehrere der Brüder im Chor.

      „Das ist entsetzlich! Eine Katastrophe!“

      „Ja, furchtbar! Und zweitens?“, stöhnte ein Anderer, „was war zweitens?“

      „…und zweitens“, ergänzte der Meister „und das ist ebenfalls eine schreckliche Nachricht, wurde Königin Myriana entführt. Dazu kann euch der Meister des dritten Grades, Zabruda Menroy, mehr berichten!“

      „Schockierend!“

      „Bei allen Geistern der vier Elemente!“

      „Das sind ja schreckliche Neuigkeiten!“

      „Was nun?“ Viele Stimmen riefen durcheinander.

      Aus den Reihen der dunkelblauen Roben erhob sich eine Gestalt. Auch seine Kapuze war tief über die Augen gezogen, sein Gesicht nicht zu erkennen. Doch musste dies der angesprochene Menroy sein.

      „Brüder, bitte!“, rief er und hob beschwichtigend seine rechte Hand. „Ja, es ist, wie der Meister sagt. Königin Myriana wurde entführt und wir können leider nicht ausschließen, dass, in beiden Fällen, der Unerhörte seine Finger im Spiel hatte. Im Wohnbereich der Königin wurde ein Schreiben des Entführers gefunden, in welchem er die Herausgabe des `flammenden Herzens´ innerhalb von drei Sonnentänzen verlangt, der Zaubergeige, die sich im Besitz des Menschenmädchens Sinja befindet. Er erwartet, dass wir uns mit ihm am alten Brunnen um die Mitte der Dunkelzeit treffen. Inzwischen ist auch bekannt, um wen es sich bei dem Entführer handelt. Er hat sich, einen Sonnentanz nach der Tat, beim Magus gemeldet und seine Forderung bekräftigt. Es ist Cheety Bugga, ein Dieb und Betrüger aus der Unterwelt, dem Labyrinth.“

      Aus dem allgemeinen Gemurmel, das den Ausführungen Menroys folgte, schälte sich eine einzelne Stimme deutlich heraus:

      „Diese kleine, schleimige Kröte!“, knurrte sie unter einer der Kapuzen hervor, „ist jemals etwas Gutes von diesem Kerl gekommen? Wir sollten ihn so schnell wie möglich schnappen und am höchsten Baum aufhängen.“

      „Wenn er beim Magus war, warum habt ihr ihn nicht gleich verhaften lassen?“, fragte ein anderer der Brüder.

      „Wir sollten in diesem Fall besonnen vorgehen“, mahnte Menroy, „und da wir davon ausgehen müssen, dass er nicht alleine handelt, können wir ihn nicht einfach verschwinden lassen. Wir hätten sonst, unter Umständen, den Tod der Königin riskiert und das ist zurzeit keine Option. Außerdem sind wir nicht die Regierung und können einfach so über Gendarmen verfügen.“

      „Oh, Entschuldigung! Ich vergaß!“

      „Werden wir denn innerhalb von drei Sonnentänzen überhaupt im Besitz des Instrumentes sein?“, wollte ein Eingeweihter wissen. „Ansonsten macht es ja wohl kaum Sinn, sich mit Bugga zu treffen!“

      „Nun, wir werden sehen“, sagte Menroy, „dem Vernehmen nach soll Sinja auf dem Weg nach Fasolanda sein. Ich gehe davon aus, dass sie die Geige mitbringt und, dass wir bis zum Ende des dritten Sonnentanzes einen Weg gefunden haben.“

      „Aber wir werden doch diesem Kerl nicht die Zaubergeige aushändigen. Wer weiß, was er damit anstellt!“

      „Er wird sie kaum zum Musizieren brauchen“, sagte Menroy kühl. „Ich vermute, dass, wenn

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