Sinja und der siebenfache Sonnenkreis. Andreas Milanowski
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Читать онлайн книгу Sinja und der siebenfache Sonnenkreis - Andreas Milanowski страница 30
„Ja, das entspricht wohl leider den Tatsachen!“, bestätigte Menroy.
„Was wissen sie bis jetzt darüber?“, fragte Emelda.
„Nun, sie verschwand zu Beginn des letzten Sonnentanzes. Im Ankleidezimmer ihres Wohnhauses wurde ihre Zofe gefunden, gefesselt und geknebelt, die man offenbar mit dem Tode bedroht hatte, falls sie etwas über das Verschwinden der Königin verraten würde. Des Weiteren fand sich ein Zettel mit einer äußerst dubiosen Botschaft, den ich hier bei mir trage.“
Menroy kramte in seiner Westentasche und förderte etwas umständlich das zusammengeknäuelte Papier zutage, das er Sinja in die Hand gab. Die zeigte es den Elfen. Mit viel Ui! und Oh! wurde die grauenvolle Rechtschreibung des Verfassers gewürdigt. Menroy fuhr fort:
„Ein Individuum namens Cheety Bugga meldete sich zu Beginn dieses Sonnentanzes beim Magus, behauptete, dass er der Entführer sei und bekräftigte seine Forderung nach Herausgabe der Zaubergeige.“
Gamanziel lehnte sich zu Sinja hinüber und übersetzte Menroys Zeitangabe: „Das war heute Morgen!“
„Danke, ich weiß es noch“, sagte Sinja.
„Magus?“ fragte Gamanziel dann erfreut und wandte sich wieder an Mister Menroy. „Der Magus, unser alter Lehrer?“
„Ich kenne keinen anderen“, antwortete Menroy spitz.
„Und der ist in die Entführung verwickelt?“
„Nein, sicher nicht!“, antwortete Menroy. „Er wurde, unglücklicherweise, zum Adressaten einer Botschaft des Entführers und so, gegen seinen Willen, mit dieser unangenehmen Sache befasst.“
„Dann werden wir ihn wiedersehen?“, jubelte Gamanziel.
„Ja, ein Wiedersehen wird sich höchstwahrscheinlich nicht vermeiden lassen“, sagte Menroy. „Ich befürchte nur, dass die Freude darüber eher einseitig bleiben wird.“
Menroy versuchte, sein Missfallen über diesen Umstand nicht allzu offensichtlich werden zu lassen. Da er, dank seiner Position am königlichen Hof, Übung darin hatte, seine wahren Gefühle zu verbergen, gelang ihm dies ausgesprochen gut.
„Hat der Entführer Beweise für seine Behauptungen vorgelegt?“, fragte Sinja.
„Ja, das hat er“, antwortete Menroy. Er hinterließ während seines Besuches beim Magus eine Haarsträhne von Königin Myriana, sowie ihre goldene Haarbürste.“
„Dann stimmt es, was er behauptet?“, wollte Emelda wissen.
„Wir müssen leider davon ausgehen, dass er die Wahrheit sagt!“
„Welche Untersuchungen wurden bisher durchgeführt?“
„Wir haben uns bislang auf die Suche nach der Königin beschränkt, Fräulein Sinja. Natürlich wurde die Zofe ausführlich befragt, nachdem wir sie gefunden und befreit hatten und das Ankleidezimmer der Königin wurde durchsucht.“
„Die Gendarmerie war noch nicht vor Ort?“
„Nein, wir hielten das noch nicht für sinnvoll.“
„Darf ich das Zimmer sehen?“, fragte Sinja.
Menroy zögerte. Er schaute Sinja misstrauisch an und dachte nach.
„Ja, natürlich!“, sagte er nach einiger Zeit. „Wollt ihr gleich mitkommen?“
„Oh nein! Wir sollen schon wieder rumstressen und das gute Essen stehen lassen?“, maulte Ferendiano zwischen zwei Bissen, „jedes Mal, wenn wir in Fasolanda bei einem guten Happen sitzen, kommt irgendwas dazwischen. Mal ist es ein dämlicher Krieg, mal eine blöde Entführung. Wird es irgendwann in diesem Schloss mal möglich sein, etwas Leckeres bis zum letzten Bissen zu genießen?“
„Wir sind halt immer in Fasolanda, wenn die Hauptstadt im Krisenmodus ist. Da kommen die Genüsse dann leider etwas kurz“, antwortete Emelda. „Andererseits, wenn ich es mir recht überlege, musst du ja auch gar nicht mitkommen. Ich glaube, das Zimmer zu untersuchen, das kriegen wir auch ohne dich hin.“
„Na, das ist doch mal ein Wort“, strahlte Ferendiano, „geht ihr schon mal vor. Ich komme nach, wenn das Buffet geplündert ist! Dann hat jeder, was er braucht!“
„Ich bleibe auch!“, sagte Amandra und auch Gamanziel schloss sich den beiden an.
„Jungs, was ist mit euch?“, fragte Emelda.
„Ach, ich glaube, Ankleidezimmer untersuchen ist Frauensache. Macht ihr das mal!“, winkte Cichianon lustlos ab. Auch Doriando schüttelte den Kopf.
„Tja, meine Liebe“, sagte daraufhin Emelda zu Sinja, „so, wie die Sache steht, werden wir beide jetzt mit Mister Menroy zusammen die Kammer der Königin aufsuchen. Dem Rest der Truppe fehlt es deutlich an Motivation!“
„Dann stehen wir uns auch nicht im Weg rum!“, sagte Sinja und sprang von ihrem Stuhl auf. „Mister Menroy, bereit, wenn sie es sind!“
33 (32/2)
„Sehr wohl! Wenn ich mir erlauben dürfte, die Damen zu führen. Hier hinaus bitte sehr.“
Er wies Sinja und Emelda den Weg. Sie verließen den Festsaal, der im vorderen Teil des Palastes gelegen war. Unter den Augen von Königin Myrianas versammelter Vorfahrenschaft gingen sie einen weiten Flur entlang.
Die Damen und Herren des fasolandischen Hochadels waren auf, teils überaus düsteren Ölgemälden verewigt und schauten den Betrachter, je nach Temperament, grimmig, gütig, frivol, streng oder miesepetrig an, manche stolz oder verächtlich. Einige sahen auch einfach nur furchtbar dumm aus. Zabruda Menroy stellte, äußerst akkurat, einen nach dem anderen mit Namen, Titel, Herkunft, Regierungszeit, beziehungsweise seinem jeweils ausgeübten Amt vor. Alle, die auf den Gemälden an der Wand zu sehen waren, wurden ausnahmslos erwähnt. Nicht einen Einzigen ließ er aus und hatte zuweilen spannende Geschichten zu erzählen, auch wenn die blaublütigen Damen und Herren teilweise schon etwas angestaubt wirkten. Maleficia Adoney, zum Beispiel, war zu sehen, die dreibrüstige Gräfin von Klein-Septimien, die eines Tages Drillinge gebar. Von diesem Moment an betrachtete sie ihre dritte Brust nicht mehr als Schande, sondern als überaus großherzige Schenkung der Natur. Sie hatte in der Folge den griechischen Gott der Fruchtbarkeit und des Rausches, Dionysos, zu ihrem persönlichen Heilsbringer auserkoren und brachte ihm nun an jedem dreiunddreißigsten Sonnentanz ein Opfer in Form von Trauben und Wein dar. Da sie, was den Genuss des Weines anging, außer an den Gott, in mindestens gleichem Masse an sich selbst dachte, hatte sie bald den Spitznamen `das dreibusige Weinfass´ erhalten. Ihr gegenüber hing ein Portrait des gestrengen Anger Mores, eines Urgroßonkels von Königin Myriana. Schon der Blick, mit dem er den Betrachter des Bildes durch sein Monokel musterte, ließ Sinja das Blut in den Adern gefrieren. Unwillkürlich musste sie über alle ihre Sünden nachdenken. Anger, ursprünglich Priester der vier Elemente, hatte seinerzeit, aus Unzufriedenheit über die lockere Moral der fasolandischen Jugend, eine eigene Kirche gegründet. Diese hatte sich zur Aufgabe gemacht, der Jugend des Landes Unzucht und Arbeitsscheu, wie er es nannte, notfalls mit Gewalt auszutreiben. Leider hatte Anger es in seinem Bekehrungseifer mit den Mores so sehr übertrieben, dass er eines schönen Sonnentanzes beim ersten Strahl der aufgehenden Sonnen