Parcours d`amour. Jacques Varicourt
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Die Bewässerungsanlage
„Weißt du was eine Bewässerungsanlage ist?“ Fragte mich Teufel. „Nicht so richtig, wenn ich ganz ehrlich bin,“ war meine Antwort. Also ging Teufel mit mir nach oben in den ersten Stock. In einem großen Zimmer erblickte ich dann eine Plantage von gut gedeihten Hanfpflanzen, die auf das gesamte Zimmer verteilt in Kästen wuchsen. Die Kästen wiederum waren in der Mitte miteinander verbunden. Überall waren große Rotlichtlampen zu erblicken. Und eine, an der Wand angebrachte Bewässerungsanlage, versorgte die Pflanzen mit dem kostbaren Nass, welches in großen Mengen beansprucht wurde. Teufel strahlte bei dem Anblick wie ein Honigkuchenpferd, Stephan schnarchte in einem anderen Zimmer, und ich starrte auf die Drogenplantage inmitten des vornehmen Eppendorfs. Auch hier wieder, im Nachhinein betrachtet, blieb mir der Eindruck des Unglaublichen, welches das Ganze zu dem Zeitpunkt, auf mich machte, erhalten. Ich war baff... baff, baff, baff. Teufel war also ein Dealer? Ein Abhängiger? Ein Irrer? Antworten auf meine Fragen bekam ich vorläufig nicht, aber ich konnte warten. Während wir also wieder zurück ins Wohnzimmer gingen, bot Teufel mir etwas Gras an - ich lehnte dankend ab. Mir kam das nach wie vor alles sehr suspekt vor. Abwartend wie Teufel mir die Situation erklären würde, war ich auf alles gefasst. Ich sah Teufel ins Gesicht, doch da war nur Verzweiflung zu erkennen, er war nämlich voll auf Droge - vollkommen abhängig. Er hatte sich nicht im Griff. Die Zigaretten die er während des Interviews geraucht hatte, waren allesamt Joints gewesen. Was in dem Gras noch zusätzlich steckte, wagte ich nicht zu vermuten, aber der Gedanke an Heroin oder Opium, war nicht so ganz abwegig. Da ich unter einer leichten Erkältung litt, war mir der typische, süßliche Geruch vom Cannabis nicht sofort aufgefallen. Reines Hasch war nicht so gefährlich, als dass man davon derartig abhängig werden konnte, das wusste ich. „Ich entziehe vom Koksen,“ sagte mir Teufel plötzlich. „Ich versuche mit Hilfe von Gras/Hasch meinen Kokainentzug selber zu steuern, den Entzug zu überdecken. Ich bin seit Jahren immer mal wieder in Therapie gewesen, aber ich habe es nie geschafft. Anfangs glaubte ich, Stephan wäre eine Hilfe für mich, aber du siehst ja selbst, was mit ihm los ist. Nicht nur dass wir beide pleite sind, wir sind auch so, in jeder Hinsicht, fertig mit dem Leben. Es gab in meinem Leben extrem fette Zeiten, nun ist alles nur noch mager und dürftig, und ich selbst bin „Be-dürftig“. Ich versuche mich mit der Dealerei über Wasser zu halten. Für mich ist dieses Buch über „dich“ die letzte Chance aus dem Teufelskreis auszubrechen. Meine Berühmtheit, mein angebliches Geld, all das ist mehr Schein als sein. Die Öffentlichkeit glaubt mir zwar, dass ich wohlhabend bin, aber dem Finanzamt kann ich nichts vormachen, die wissen am besten Bescheid. Ich hatte in der Vergangenheit zu sehr auf die Tube gedrückt. Thailand, Afrika, Florida, das „war“ alles einmal. Heute freue ich mich schon über einen Wochenendurlaub auf Sylt. Ich bin abgestürzt und komme nur mühsam wieder hoch, aber dank meiner Verbindungen, und meines kleinen Hobbys, sehe ich in eine bessere Zukunft.“ Die Ehrlichkeit von Teufel war erschreckend, sie förderte meinen Argwohn gegen Leute des öffentlichen Lebens. Alles war nur Kulisse, für die, die ein Leben lang - blind rumlaufen, und hier in Eppendorf war es besonders schlimm. Hinter den mit Blumen verzierten Fenstern lag eine Wahrheit, die „ich“ als bedauernswert einstufen würde, aber mein Mitleid hielt sich in Grenzen. Allerdings wurde mir immer klarer, was mit mir geschah. Ein Profijournalist wie Teufel war also am Ende - im journalistischen Sinne, denn sein Geld zum Leben machte er ja mit dem Verkauf von Drogen. Eitelkeit und Erfolgszwang, hatten sich bei ihm zu einer unüblichen Idee entwickelt. Er suchte eine neue Story, um aus dem Sumpf der Erfolglosigkeit wieder empor zu steigen. Gut! Ich spielte die ganze Scheiße bis zu einem gewissen Grad mit, aber Kohle musste bei einer solchen Aktion natürlich auch über den Tisch wachsen. An seiner Drogenplantage war ich nicht sonderlich interessiert, aber an dem zu erwartenden Erfolg des Buches; denn ich war mir sicher, es würde ein Erfolg werden. Ich verschwieg übrigens sehr gekonnt, allerdings nur vorläufig, dass ich meinerseits, ebenfalls an einem Buch arbeitete. Nämlich an dem, welches „Sie“ (die Leser sind gemeint) hier gerade lesen. Teufel ahnte davon noch nichts. Ich behielt es auch für mich, weil ich ihm immer noch nicht hundertprozentig vertraute. Zu viele negative Eindrücke des Gesamten, das Haus, die Fragen, die erstaunliche Hanfplantage, seine angebliche Erfolglosigkeit, das etwas zu schwule Gebaren - all das passte nicht genau zueinander. Die Abstimmung auf den einen oder den anderen Aspekt irritierte mich. Ich war misstrauisch durch und durch, aber ich wollte natürlich nicht meine Chancen in Bezug auf viele schöne Euros versauen, indem ich zu schnippisch in meinen Antworten war. Professionalität und Fingerspitzengefühl waren hier gefragt. Und ein Anscheißer, im elegantesten Sinne, war ich sowieso schon immer gewesen, sonst wäre ich im Leben nicht so weit gekommen. Sicherheitsdenken auf lange Sicht, hatte mich zu dem gemacht, was ich war, aber auch mir waren natürlich Fehler unterlaufen, ein ganz besonderer selbstverständlich, denn sonst hätte mich Teufel ja nicht ertappt, bei dieser verdammten Party, im Funkhaus des Senders. Ich war in der Tat besoffen gewesen, an jenem Abend, und hatte mächtig dick aufgetragen. Teufel hatte als Einziger genau zugehört, was ich lauthals verkündet hatte, und nun hatte ich den Salat. Ich saß in der Patsche. Also, musste ich aus der Situation das Beste machen. Und schon formulierte Teufel die nächste Frage, trotz all meiner Weigerungen, bestand er erneut auf das Thema Drogen... wer, wann, was genommen hatte und vielleicht noch nimmt. Teufel fragte eigentlich nicht, er suchte wiederholt die Bestätigung, das Wissen seiner eigenen Beobachtungen, die er damals gemacht hatte, und heutzutage immer noch macht, weil er im Grunde genommen ein hinterhältiges Schwein ist, der Leute nur anscheißt, um daraus Erfolg und Gewinn zu erzielen. „Nun spuck schon aus,“ sagte er zu mir, „du musst doch auch etwas davon mitbekommen haben, von der ganzen Drogenscheiße?“ Ja, ich hatte sogar etwas „sehr viel“ davon mitbekommen - zwangsläufig. Dennoch nervte mich die Frage einfach ungemein. Es ist nicht meine Art Leute aufgrund ihrer Süchte anzuscheißen, das überlasse ich Leuten wie Bert Teufel. Jeder ist doch selbst für seinen Körper verantwortlich. Und wie stark er ihn (den Körper) fordert, bleibt auch ihm/ihr letzten Endes ganz allein überlassen. Doch Teufel ließ einfach nicht locker. „Gut, gut,“ sagte ich, „ich gebe des Geldes wegen nach. Es gibt mehrere Typen und Schätzchen die ich kennen gelernt habe, die ohne ihre Dröhnung nicht mehr aus dem Hause gingen. Eine samstägliche Sendung, mittlerweile abgesetzt, bestand unter anderem aus einem Moderator, dem der Schnee förmlich aus der Tasche rieselte. Er war immer gut drauf, aber er hatte im Laufe der Zeit die Dosis so stark erhöht, dass er seinen Dienst nicht mehr verrichten konnte. Außerdem stand er im Verdacht HIV-positiv zu sein, weil er auch gelegentlich spritzte. Somit galt er für den betreffenden Sender als untragbar, obwohl die Chefredaktion selber komplett schwul und ebenfalls auf Droge war, schwul und schwul, abhängig und abhängig, ist eben auch beim Fernsehen, und das ist sonderbarerweise und anscheinend, ein Unterschied. Aber der Moderator verfügte über genügend Geld, sowie andere Angebote, von privaten Sendern, um sich von diesem einen öffentlichen rechtlichen Sender beurlauben zu lassen. Er ging nicht im Zorn, sondern sein körperlicher Zerfall machte sich deutlich spürbar, es gab keine andere Möglichkeit, obwohl er sich später, auf wundersame Art und Weise, wieder erholt hatte. Die Maskenbildner taten dabei wohl ihr Übriges, und man könnte ihn, wenn man ihn so sieht, wirklich als neugeboren bezeichnen, trotz der furchtbaren Erkrankung. Der anfängliche Verdacht (HIV/Aids) hatte sich nämlich unglücklicherweise erhärtet, beziehungsweise bestätigt. Und so sieht es bei vielen anderen auch aus. Doch „man“, also die Mehrheit, die Verantwortlichen meine ich, schweigt - bzw. schweigen.“ Teufel sah mich so eigenartig an. War er auch positiv oder vielleicht sogar noch mehr? Oder spielte er