Josef in der Unterwelt. Martin Becker

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Josef in der Unterwelt - Martin Becker

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style="font-size:15px;">      „Warum hast du das gemacht?“ fragte der Schwarze.

      Minuten vergingen. Josef versuchte wieder aufzustehen. Er hockte auf seinen Knien und kam zuerst mit einem, dann mit dem anderen Bein zum Stehen. Schließlich stand er da, wie ein neugeborenes Kalb, stützte sich am umgekippten Auto und hielt sich den Kopf.

      „Oouhhh!“ Seine Knie wurden wieder weich. Er setzte sich.

      Für Josef waren das zu viele Eindrücke nach dem Erwachen. Er konnte jetzt nicht nachdenken, nicht kombinieren. Was war das alles nur? Die Gedanken schwirrten umher, wie Wespen um einen faulen Apfel. Wo war Eva? Wer war der Mann?

      „Na los, gib endlich Antwort.“

      „Warum haben Sie das gemacht?“ Josef Stimme klang schwach.

      „Das habe ich dich doch gerade gefragt.“

      „Was?“

      „Warum du das gemacht hast?“

      Josef zog sich langsam an der offenen Fahrertür hoch und blinzelte in die Sonne.

      „Was?“ wiederholte er.

      Der Schwarze zog seine Augenbrauen hoch. „Was?“ Er baute sich drohend vor Josef auf, aber Josef überragte den Alten um Haupteslänge.

      „Mich festgehalten. Warum hast du dich an mir festgehalten? Ich meine, was sollte das?“

      Josef wischte sich das Blut von den Mundwinkeln.

      „Ich habe sie nicht festgehalten.“

      „Oh, doch! Oh, doch!“ Der Alte war recht ärgerlich und tippte Josef mit dem Finger auf die schmerzhafte Brust. „Du hast dich an mir festgehalten. Du hast mich festgehalten.“

      „Nein, nein“, sagte Josef schwach und schüttelte den Kopf. Dabei fasste er an seinen Hals. „Sie wollten mich würgen.“

      „Natürlich wollte ich dich würgen.“

      „Sie wollten mich würgen? Wieso?“

      „Weil ich musste. Frag nicht, wieso“, antwortete ihm der Alte und schnippt die Zigarette weg.

      Allmählich kam Josef zu sich. Die laute und penetrante Stimme des Alten wirkte wie ein Wecker um sechs Uhr morgens.

      „Aber ich hätte jetzt tot sein können“, sagte Josef verwundert.

      „Ja.“

      „Aber wieso?“

      „Frag nicht.“

      „Sie können mich doch nicht einfach zu Tode würgen!“

      „Natürlich kann ich das. Alles ging gut, bis du dich an mir festgehalten hast.“

      „Ich habe nicht... Ich meine Sie haben mich...“ Josef Stimme war noch immer nicht stabil und er schluckte den Dreck im Mund hinunter.

      „Ach“, sagte der Schwarze. „An mich denkst du dabei wohl nicht, was? Wer hat hier wen festgehalten? Hä? Ich lag eine Stunde unter dir begraben.“

      „Sie wollten mich umbringen!“ sagte Josef und konnte es nicht fassen, „Aber wieso, was sollte das?“

      „Was das sollte? Es sollte sein. Das sollte es.“

      Der Alte ging einige Schritte hin und her und setzte sich auf einen Stein. Er schien sich jetzt etwas zu beruhigen.

      „Aber sie können mich doch nicht einfach...“ Josefs Stimme überschlug sich. Er schluckte. So allmählich ging ihm der Alte auf die Nerven.

      „Bitte schrei hier nicht so herum“, sagte der Schwarze mit tiefer und pädagogischer Stimme, „wir müssen jetzt überlegen, was wir tun können.“

      „Überlegen?“ Josef kam die Situation so fremd vor, dass er selbst nicht daran glaubte. „Ich finde, Sie sind nicht ganz normal. Was gibt's da zu überlegen?“

      Der Alte hob den Zeigefinger und richtete ihn auf Josef.

      „Sei jetzt still. Hör mir zu“, sagte er, und seine Stimme klang dabei gezwungen ruhig.

      „Natürlich wollte ich dich nicht umbringen. Ich wollte mich von dir trennen, und das hat nicht geklappt. Das ist ein Unterschied, hörst du? Und jetzt setz dich, wir müssen überlegen.“

      Josef ging nervös einige Schritte hin und her und versuchte, den Schmerz aus seiner Hüfte zu drehen, dann blieb er mit finsterem Blick vor dem Mann stehen.

      „Ich sage Ihnen eins:“ brummte er, und klang mit seiner Stimme nicht sehr überzeugend. „Ich kann unheimlich wütend werden. Sagen Sie mir, was das alles zu bedeuten hat.“

      Der Alte schaute ihn ruhig an. „Wir mussten uns trennen, verstehst du? Komm, setz dich.“

      Josef setzte sich widerwillig neben den Alten auf den Stein.

      „Weißt du, Josef“, sagte er und machte dabei eine künstlich lange Pause, „Ich bin dein Schatten.“

      „Was?“ Josef lachte ungläubig auf.

      „Ich bin dein Schatten“, wiederholte der Schwarze, „dein Schatten.“

      Der Junge blickte ihn von der Seite an und zog seine Augenbrauen nach oben.

      „Ich warne Sie, halten Sie mich nicht zum Narren.“

      „Siehst du die Sonne? Ja? Schau jetzt hinter dich auf den Stein. Siehst du? Wo ist dein Schatten? Da ist kein Schatten. Das bin nämlich ich.“

      Josef betrachtete verwundert die Stelle, wo sich sein Schatten befinden sollte. Aber er hatte keinen Schatten. Die Sonne war unerträglich grell.

      Der Mann deutete auf sich. „Ich bin dein Schatten. Normalerweise bin ich da, wo dein Schatten sein sollte, aber jetzt sitze ich neben dir. Siehst du. Ich bin dein echter Schatten.“

      Der Alte grinste breit über das faltige Gesicht und zeigte dabei seine großen Zähne.

      „Mein Schatten?“ fragte Josef und kapierte jetzt gar nichts mehr.

      „Normalerweise bin ich immer bei dir“, erklärte der Alte weiter und zeigte auf die Stelle auf dem Stein, an der er sich befinden sollte.“ Ich war schon immer so bei dir. Pass mal auf, ich erkläre dir das: Immer wenn ein Licht auf dich fiel, war ich bei dir. Ja, du warst immer zwischen dem Licht und mir. Wir beide haben dich zwischen uns gehalten, dein ganzes Leben lang.“

      Josef schüttelte den Kopf. „Ich versteh das nicht, tut mir leid.“

      „Ist das so schwer zu verstehen?“ Dem Alten begann das Gespräch allmählich Spaß zu machen.

      An seinen listigen Augenwinkeln bildeten sich kleine Fältchen bis zum Haaransatz.

      „Vergiss doch einfach, dass es nur Dinge gibt, die du sehen und hören kannst. Ich war bei dir, dein Leben

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