Waisenjunge. Harald Skrobek

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Waisenjunge - Harald Skrobek

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      Harald Skrobek

      Waisenjunge

      Historischer Roman

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       V o r w o r t

       Kapitel 1: Norfolk Virginia in Frühjahr 1844

       Kapitel 2: Die See, 15 Jahre später

       Kapitel 3: Krieg 1861

       Kapitel 4: Trapper 1865

       Kapitel 5: Cowboy 1866

       Kapitel 6: Die Eisenbahn 1867

       Kapitel 7: Norfolk im Sommer 1869

       Kapitel 8: Philadelphia 1870

       Kapitel 9: Philadelphia 1879

       Kapitel 10: Das Kreuz des Südens 1883

       Kapitel 11: Im Wilden Westen, 1886

       Kapitel 12: Der Ring, 1887

       Kapitel 13: Philadelphia 1888

       Kapitel 15: Washington 1990

       Kapitel 15: Epilog

       Hauptpersonen der Handlung

       Impressum neobooks

      V o r w o r t

      Die zeitgenössischen Autoren gefallen sich meist darin, über Verlierer, neudeutsch Looser, zu berichten. Die folgende Geschichte erzählt zur Abwechslung über ein Glückskind, einen Gewinner, neudeutsch Winner.

      Langenfeld im Juli 2017

       Der Autor

      Kapitel 1: Norfolk Virginia in Frühjahr 1844

      Seit einer Woche wollte es tagsüber gar nicht hell werden. Dichter, feuchter Nebel zog in einem fort vom Atlantik heran und hing über der Stadt.

      Eine junge Frau stolperte suchend den Fahrweg entlang. Mit letzter Kraft steuerte sie schließlich ein mittelgroßes Haus neben einer Kirche an und klopfte an die Tür. Pastor Joshua Andrews und seine Frau Sarah hatten gerade ihr karges Dinner beendet und fragten sich erstaunt, wer so spät noch um Einlass bat. Als er die Tür öffnete fiel ihm die junge Frau in die Arme. ̶ „Hilf mir Bruder“ hauchte sie, dann fiel sie in Ohnmacht.

      Joshua rief seine Frau zu Hilfe; gemeinsam trugen sie die Frau ins Wohnzimmer und legten sie auf das Sofa. Als sie sie von ihrem Umhang und ihrem Kopftuch befreiten, stellte der Pastor entsetzt fest, dass es sich bei der Frau um seine jüngste Schwester Lea handelt, die vor drei Jahren ihr Zuhause heimlich verlassen und sich einer Wanderschauspiel-Truppe angeschlossen hatte. Sein Entsetzen steigerte sich ins Unendliche, als er feststellte, dass Lea schwanger war und kurz vor der Entbindung stand.

      Eine Hebamme herbeizuholen, blieb keine Zeit. Sarah holte hastig sauberes Leinenzeug herbei. Die Wehen weckten Lea aus der Ohnmacht auf. Sie schrie und presste verzweifelt, dann erblickte ein zerknautschtes Etwas das Licht der Welt. Sarah trennte den Nabel ab, verknotete die Enden, hob den neuen Erdbürger hoch und gab ihm einen Klapps auf den Rücken. Ein dünnes Willkommens-Stimmchen signalisierte, dass er lebt. Lea lächelte zufrieden als sie das Schreien hörte und fiel unter ständigem Blutverlust wieder in Ohnmacht. Der herbeigeholte Arzt konnte kurz darauf nur noch ihren Tod feststellen.

      Sarah, die vor zwei Monaten Mutter eines Mädchens geworden war, gab dem fremden Säugling die Brust und betrachtete ihn ab da als ihr eigenes Kind. Es war ein Junge. Sie tauften ihn auf den Namen David und riefen ihn später Dave.

      *

      Joshua Andrews war der älteste Sohn einer Pastorenfamilie aus Boston. Die Familie lebte streng nach den Gesetzes-Regeln Calvins. Joshua wurde mit knapp 17 auf die Hochschule nach Yale geschickt und trat in die Fußstapfen seines Vaters. Nach verschiedenen Vikars-Stellen wurde er vor 4 Jahren schließlich mit der Leitung der Kirche im Distrikt in und um die Hafenstadt Norfolk in Virginia betraut. Er war jetzt 40 Jahre alt. Vor zwei Jahren hatte er die halb so alte Sarah kennengelernt. Sie kam ebenfalls aus einer puritanischen Familie, die aber inzwischen als Folge verschiedener „Mischehen“ die Schriften Calvins, um es so zu sagen, etwas lockerer interpretierte.

      Joshua war ein gutaussehender Mann von um die 1,80. Er hielt allerdings ein frei auflachendes Gesicht für eine Teufelsfratze. Deshalb blickte er meist ernst drein und seine Lippen umspielte nur selten ein Lächeln. Sarah war nur einen halben Kopf kleiner als er, eine gut gewachsene und wohl proportionierte Frau, kein Püppchen, mit einem offenen, markant geschnittenen, schönen Gesicht. Ihre Familie konnte ihr keine große Mitgift mitgeben; dazu kamen ihre Größe und die Tatsache, dass sie genau wusste, was sie wollte, alles Punkte, die ihre Chancen, einen Ehemann zu bekommen, begrenzt hatten. Sie heirateten vor einem Jahr. Sarah wurde direkt nach der Heirat schwanger und gebar pünktlich ihre Tochter Esther.

      *

      Sarah hatte genug Milch für zwei Kinder. Es machte sie glücklich, beide an der Brust zu haben und zu erleben, wie sie erschöpft vom Saugen einschliefen.

      Joshua unternahm das eine und andere, um Daves Vater zu ermitteln. Aber das Land war groß und wie viele Wanderschauspieler darin herumreisten, konnte keiner sagen. Außerdem, so überlegte er, vorausgesetzt man finde tatsächlich das betreffende Theater, zu deren Truppe Lea gehört hatte, würde

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