Paulo wird Studienrat und reist (2). HaMuJu

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Paulo wird Studienrat und reist (2) - HaMuJu

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Richtung Freudenberg und war ein richtiges Naturfreibad.

      Das war nicht jedermanns Sache, das Wasser hatte eine leichte Trübung, es wuchsen Pflanzen im Wasser, es gab Fische und in der Mitte des Weihers schwammen Enten. Auch war das Wasser relativ frisch. Gegenüber dem Seelbacher Weiher lag ein Teich, auf dem wir im Winter, wenn er zugefroren war, Eishockey spielten.

      Es gab zwei Hallenbäder in Weidenau und in Siegen: ein sehr altes in der Weidenauer Bismarckstraße und ein relativ neues am Siegener Löhrtor. Das war klasse, da waren Dieter und ich recht häufig schwimmen. In der Bismarckstraße in Weidenau stand die uralte Bismarckhalle. Dort hatte ich mit meiner Freundin und meinen Eltern eine Komödie mit Karl Schönböck gesehen. Die Halle lag, genau wie das Schwimmbad, schräg hinter dem „EKZ“. Ein Stückchen weiter am „EKZ“ vorbei kam man zur Haardter Brücke, sie war eine Straßengabelung, die B 62 zweigte dort nach Dreistiefenbach ab, auch bog man dort Richtung Uni ein. Man überquerte den Bahnübergang und fuhr dann links den Haardter Berg hoch. Unten an der Schranke hatte „Fritten Martha“ ihren Pommeswagen stehen. Wenn wir in der Wohngemeinschaft kein Bier mehr hatten, kauften wir da Nachschub. „Fritten Martha“ hatte „Irle Pils“ im Verkauf. Dieses Bier mochte ich nie, dazu kam noch, dass es die Temperatur des Pommeswagens hatte.

      An der Haardter Brücke gab es drei Geschäfte, die für uns von Bedeutung waren: den Tabakladen, die „Bücherei Ruth Nohl“ (eine Filiale) und ein Musikgeschäft.

      Da ich, wie viele andere auch, damals, neben Zigaretten, vor allem Pfeife rauchte, besorgte ich mir meinen Tabak immer dort in dem Laden. Das war am Anfang noch „Mc Barens Burley“, den der Tabakhändler „Buhrlei“ mit texanischem R, wie das in Siegen so üblich war, aussprach. Wir nannten ihn dann daraufhin „Mr. Buhrlei“. In den Veranstaltungen an der Uni durfte damals noch geraucht werden. Manche legten ihre Pfeifentaschen vor sich hin, und wenn da vier Pfeifen drin waren, lag da schon mal der Wert von tausend DM. Es gab schon schöne und teure Pfeifen, besonders die Italiener bauten tolle Pfeifen, zum Beispiel die „Savinelli“, aber auch die irische „Peterson“ war sehr schön. Die etwas bescheidenere Ausführung gab es von „Vauen“. Von dieser Firma benutzte ich anfangs noch Pfeifenfilter und -reiniger. Die Filter ließ ich später weg, die Reiniger brauchte man natürlich immer. Ich hatte auch eine ganz gute „Stanwellpfeife“. Ich hatte mir aber nie Meerschaumpfeifen gekauft. Manche machten aus dem Pfeiferauchen einen Kult, das war nichts für mich. Einige rauchten „Early Morning Pipe“, den roch man sofort, mir schmeckte der aber nicht, „Night Cap“ war auch so eine besondere Sorte. Da lagen die Tabakstriemen in der Dose und troffen vor Fermentierung. Wir rauchten dann irgendwann alle „Mac Barens Mixture“. Der schmeckte anfangs etwas scharf, dann ging es aber.

      Ich gab das Pfeiferauchen irgendwann auf, nachdem ich auch die Pfeife auf Lunge geraucht hatte und sie nicht mehr richtig sauber machte. Zwanzig Jahre später hörte ich ganz auf zu rauchen.

      „Ruth Nohl“ war eine wichtige Anlaufstelle für Fachliteratur. Sie lebte natürlich von der Uni und bestellte alles, was man brauchte. Ich möchte nicht wissen, wieviel Hunderte von DM ich bei „Ruth Nohl“ gelassen hatte.

      Der Musikladen war zumindest für Dieter wichtig, er kaufte dort Saiten, Kapodaster und Plektren. Er brachte mich nach langem Zureden dazu, dass ich mir in diesem Laden eine „Epiphone-Westerngitarre“ zu dreihundertsechzig DM kaufte. So fing ich langsam wieder an, Gitarre zu spielen, ich frischte alte Kenntnisse auf, denn ich hatte früher in meiner Heimatstadt einen Gitarrenkursus besucht. Ich lernte das Fingerpicking nach Tabulaturen von Peter Bursch. Das war einfacher, als nach Noten zu spielen, in den Tabulaturen waren die Gitarrensaiten mit den jeweiligen Griffen dargestellt, das vereinfachte die Sache ungemein. Meine „Epiphone“ habe ich heute noch. Ich machte relativ lange Musik. Als Lehrer spielte ich mit Schülern in einer Band und nahm eine Cassette mit eigenen Kompositionen auf. Dann stand die Gitarre auf einmal nur noch in der Ecke. Ich werde aber sicher wieder anfangen.

      Auf einer Karnevalsfete in der Weidenauer Straße lernte ich Tina kennen. Sie kam mit ihrer Schwester, die damals noch mit Ulli zusammen war. Beide sahen toll aus, ich war sofort in Tina verknallt. In diesem Jahr endete unsere gemeinsame Wohnsituation. Wir zogen alle aus, nachdem die Vermieter mal da waren und gesehen hatten, wie viele Leute inzwischen in ihrem alten Haus wohnten. Ich denke noch heute oft an diese Zeit, ich denke, das geht den anderen auch so. Ich zog wieder mit Dieter zusammen in die Koblenzer Straße. Wir blieben da aber nur kurze Zeit und zogen dann in die Frankfurter Straße. Von dort aus konnte man zu Fuß ins „Chaiselongue“. Die Wohnung in der Frankfurter Straße gehörte der „AWO“ und wurde uns von einem Herrn Langhans zugeteilt. Dieter zog aber bald wieder aus, es kamen dann Achim, der Mathematik und Geschichte studierte und aus Katzwinkel kam und Volker aus Lohr am Main, der studierte Architektur. Mit den beiden wohnte ich bis zum Ende meines Studiums zusammen.

      Tina kam immer dorthin zu Besuch. Sie ging zur MTA-Schule im Jung-Stilling-Krankenhaus und hatte ein Zimmer in der Schillerstraße, die lag am Fuße des Wellersberges. Tinas Eltern wohnten in Dillenburg, ihre Schwester und ihr großer Bruder lebten in Marburg, ihr kleiner Bruder wohnte bei den Eltern. Ich bekam irgendwann alle neun Beethoven-Symphonien von Tinas Vater geschenkt, seine alten Platten. Die legte ich immer auf, während ich an meiner Staatsarbeit saß. Ich lernte die Beethoven-Symphonien lieben, besonders die vierte und die siebte. Ich hatte von meinen Eltern die alte Fernsehtruhe übernommen, da war ein Plattenspieler und ein Radio eingebaut, die reichten mir völlig. Der Fernseher war zwar schwarz-weiß, genügte aber meinen Ansprüchen. So saß ich neun Monate lang an meiner Staatsarbeit mit dem Thema: „Die Entwicklung wirtschaftspolitischer Konzeptionen, aufgezeigt am Beispiel ausgewählter kameralistischer Schriften“. Der Kameralismus war im siebzehnten Jahrhundert angesiedelt, das bedeutete, dass ich die alte Literatur nicht in Siegen bekam. Ich begab mich deshalb regelmäßig auf Reisen nach Gießen und Marburg. In Gießen übernachtete ich bei Freunden von Tina und mir, Ulli und Willi, die beide dort studierten. In Marburg entspann sich eine Szenerie ganz eigener Art.

      Stefan, Tinas älterer Bruder, wohnte in Bauerbach, etwas außerhalb von Marburg, Richtung Kirchhain. Regelmäßig wurden in Bauerbach Feten gefeiert. Ähnlich wie in Weidenau entwickelten sich solche Feten zu riesigen Volksfesten. Das ganz Besondere in Bauerbach war der Apfelkorn. Alle, die damals in Bauerbach dabei waren, werden sich ihr Leben lang daran erinnern. Zunächst wurde der Putzeimer aus der Küche richtig gereinigt. Dann wurde in diesen Eimer Korn von Aldi mit Apfelsaft, ebenfalls von Aldi, vermengt und so Apfelkorn in eigener Produktion hergestellt. Bernie, der ebenso wie Stefan Chemie studierte, hatte oben im Hause seine Zimmer, genau wie Stefan, der auch oben zwei Zimmer hatte. Beide waren „Entenfahrer“ und regelrechte Tüftler. Bernie experimentierte mit einem „Ami 8“ herum, der natürlich einen stärkeren Motor hatte. Beide mussten jeden Morgen die Lahnberge hoch. Die Bibliothek lag mitten in Marburg in der Nähe der Bahnlinie. Sie war nicht sehr attraktiv, ich bekam aber dort die alten Kamellen, die ich brauchte. Auf den Bauerbachfeten stand der Apfelkorneimer in der Mitte, meist oben bei Stefan. Man musste nun mit einem Bierseidel in den Eimer langen und so sein Glas füllen. Man kann sich vorstellen, dass die Apfelkorntrinker relativ schnell besoffen waren. Ich erinnere mich, dass ich an den Türrahmen gelehnt auf dem Boden saß und froh war, dass ich nicht zum Klo musste, denn das hätte ich nicht geschafft. Dieser Apfelkornrausch verflog aber relativ schnell wieder, sodass man wieder bewegungsfähig wurde. Wenn der Apfelkorn getrunken war, ging man zu Bier über. Man trank „Licher Pils“ und es ging der Spruch: „Licher Pils, unerreicht, drei getrunken, vier geseicht“.

      Zu der Bauerbachtruppe gehörten zum Teil Bekannte, Ulli und Willi kannte man ja, Bernie und Stefan, Gabi S., Tinas Schwester Kai, Peter und Regi, Klaus aus Siegen, Susi von der Freusburg mit ihrem neurotischen Hund Rita, und ich erinnere mich an Reinhard, der viel älter war als wir und eine Alkoholkarriere hinter sich hatte. Ich weiß noch, wie der unten bei Gabi auf dem Klavier spielte und sang: „Im Harem sitzen heulend die Eunuchen, die Lieblingsfrau des Sultans ist entfloh´n; er könnt´ sie alle köpfen und verfluchen, die Lieblingsfrau erwartet einen Sohn. Der Sultan, er ist nicht kleinlich, doch ist es peinlich, er war ein ganzes Jahr verreist“.

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