Rette uns, Elaine!. Inga Kozuruba
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Rette uns, Elaine! - Inga Kozuruba страница 5
Eine Hand lag auf einmal auf ihrer Schulter, die tröstend sein sollte. Sie war es in gewissem Maße, aber es war nicht genug. Elaine hatte das Gefühl, sie würde niemals aufhören können zu weinen. Boo ging neben ihr in die Hocke und zog sie an sich. Er flüsterte irgend etwas auf sie ein, aber sie begriff den Sinn seiner Worte nicht. Nur sehr langsam versiegte der Tränenstrom. Wäre sie nicht schon von Kopf bis Fuß durchnässt gewesen, sie wäre es nun geworden. Aber schließlich konnte sie nicht mehr. Tränen gab es keine mehr, Elaine schluchzte dennoch weiter. Boo hielt sie immer noch im Arm, so lange, bis sie auch endlich zu zittern aufgehört hatte und nur noch dumpf vor sich hin starrte.
„Ich hätte es verhindern können, Boo. Das und noch so vieles mehr.“
Er drehte ihr Gesicht zu sich und sah in ihre Augen, und wäre sie nicht erschöpft gewesen, dann hätte sie bei diesem Blick erneut zu heulen angefangen. Sie wusste, dass er den Grafen als Vorbild genommen hatte, als er sich am Hofe unter die Leute gemischt hatte, um für Corry all das aufzuschnappen, was sie niemals bemerken sollte.
Er sah sie beinahe mit dem Blick an, den sie von Alexey kannte: „Mach dir keine Vorwürfe, Ellie. Er wollte, dass du in Sicherheit bist. Er wollte das, obwohl er dich am liebsten niemals gehen lassen hätte. Er hätte dich am liebsten bei sich ans Bett gekettet, und Hunderte von Wachen aufgestellt, damit du dort bleiben würdest. Er war von dir besessen, aber er hat dich fortgeschickt. Damit du sicher bist. Damit du lebst. Du kannst nichts dafür. Keiner von uns kann das.“
Sie wusste, dass er recht hatte, aber dennoch fühlte sie sich nicht besser. Zumindest nicht viel besser. Ihr gefiel die Richtung nicht, die ihre Gedanken nach seinem letzten Satz eingeschlagen hatten. Was war, wenn doch jemand von uns daran schuld war? Was ist, wenn es dieses vermaledeite dynamische Duo war, von dem Boo glaubte, sie wären seine besten Freunde?
Sie atmete tief durch. „Boo... was ist, wenn doch jemand von uns daran schuldig ist?“
Er sah sie entgeistert an: „Wovon redest du bitte? Er hat sich die Schlacht selbst ausgesucht.“
Ihre Bedenken ließen sich jedoch nicht so leicht zerstreuen: „Und warum hat er sie sich ausgesucht? Ich meine, er war doch ein guter Stratege, nicht wahr? Sonst hätte der Prinz ihm nicht die Leitung der Armee übertragen. Wer hat die Informationen besorgt, mit denen er zu dieser Entscheidung gekommen war?“
Boo stutze: „Willst du damit sagen... nein, das kann nicht sein. Die übrigen Agenten waren alle treu. Agent Mens hätte seinen Arm ins Feuer für sie gelegt. Selbst Arms, das Arschloch, hat uns letztlich geholfen. Gegen Bezahlung, aber trotzdem.“
Elaine schüttelte den Kopf: „Boo, da muss etwas dran sein. Welcher Agent war es? War es vielleicht Corry?“
Boo verlor das Gleichgewicht, fiel nach hinten und knallte mit seinem Rücken gegen die Wand: „Du hast recht... Corry war da selbst unterwegs gewesen... aber sie würde das niemals tun! Sie hätte ihn niemals reingelegt!“
Elaine sah ihm ernst in die Augen: „Corry hätte es nicht getan, das ist richtig.“
Er erwiderte verwirrt den Blick: „Was willst du damit sagen? Dass Corry nicht sie selbst war?“
Elaine schüttelte den Kopf: „Nein. Ich will damit sagen, dass Corry zu dem Zeitpunkt nicht einmal in der Nähe der Kasernen war. Sie war nicht einmal auf der Oberfläche. Boo, sie und Irony sind immer noch Gefangene der Mutter, und das dynamische Duo hier, das sind die Geister. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie sie an neue Körper gekommen sind, oder wieso sie so aussehen wie Corry und Irony, aber es sind Ivana und Alexandre!“
Boo sah sie für einen Augenblick lang entsetzt an, dann brach er in schallendes Gelächter aus. „Du... du willst mich doch verschaukeln... komm schon, Ellie... das ist echt makaber...“, doch sein Lachen erstarb sehr schnell beim Blick auf ihr erstes Gesicht.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust: „Das will ich keineswegs, Boo. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich schon die Alpträume davon habe, dass die beiden immer noch in ihren Netzen hängen. Ich weiß es wirklich nicht mehr. Es scheint mir eine halbe Ewigkeit zu sein. So lange ist der Krieg hier inzwischen her, oder?“
Boo war schlagartig wieder ernst: „Darum bist du hier, oder? Du bist wegen der Alpträume hier.“
Sie nickte stumm.
Er griff sich an den Kopf: „Aber... das kann nicht sein. Sie stimmen nicht. Ich meine, die Gruselgestalten wären doch nie und nimmer zu Volkshelden geworden. Verdammt, ich hätte doch was gemerkt! Leo hätte was gemerkt!“
Elaine schüttelte den Kopf: „Ich glaube, keiner von uns hätte etwas gemerkt. Wir haben so sehr gewollt, dass sie es sind, die trotz allem zu uns zurückgekommen sind, dass wir es nie gemerkt hätten. Boo, was ist, wenn morgen schon der nächste Krieg droht? Ein schlimmerer als vorher, weil inzwischen alles hier von den beiden unterhöhlt wurde?“
Er schüttelte den Kopf: „Verdammt, das glaube ich nicht. Ich meine – okay, mal angenommen du hast Recht. Mal angenommen – rein hypothetisch – dass es wirklich die beiden Gespenster sind und nicht unsere beiden Freunde. Der Prinz ist jetzt König, Malvina seine Königin, und für die Nachfolge ist auch schon bestens gesorgt. Ich meine, sie haben Zwillinge, da kann doch nichts mehr schief gehen! Egal, was diese Gespenster noch anstellen wollen, sie kommen nicht gegen das Königspaar an. Außerdem – ich sag’s noch mal, Leo und ich hätten etwas gemerkt.“
Boos Argumente machten Sinn, keine Frage. Aber dennoch wurde Elaine die Bilder, oder besser die Gefühlsfetzen, aus ihren Alpträumen nicht los. Sie hatte sich nicht geirrt.
„Boo, ich weiß, dass du das nicht wahrhaben willst, aber es sind die Geister und niemand anderes. Selbst wenn sie nicht in der Lage sind, irgend etwas gegen die Hauptstadt zu tun – es ändert nichts an der Tatsache, dass Corry und Irony immer noch gefangen sind, seit einer halben Ewigkeit schon. Ich... ich weiß nicht, ob ich auch nur einen Monat unter diesen Bedingungen heil überstanden hätte. Sie könnten inzwischen... verrückt sein, oder schlimmeres. Vielleicht kann nicht einmal ich ihnen inzwischen helfen – aber wenn doch, dann müssen wir etwas unternehmen.“
Boo legte seinen Kopf schief und sah sie an: „Du glaubst wirklich daran? Okay, da gibt es nur eins: Wir suchen die beiden, und dann siehst du, dass mit ihnen alles okay ist.“
Elaine zog die Augenbrauen zusammen: „Ich weiß nicht, Boo. Was ist, wenn ich Recht habe, und die beiden kurzen Prozess mit uns machen?“
Er rollte die Augen: „Also bitte, du bist doch eine Träumerin. Aber gut, dann nehmen wir halt noch Leo mit. Wie wäre es damit? Zu dritt schaffen wir es schon. Außerdem, wenn sie wirklich deine Geister sind, dann müssen wir uns nicht so viele Sorgen machen. Die haben’s nicht so drauf wie die Originale.“
„Oder vielleicht doch?“, fragte sich Elaine. Wenn sie in der Lage waren, eine halbe Ewigkeit lang selbst den König und seine Königin Malvina zu täuschen... Erneut kroch Kälte über ihren Körper. Entweder wusste das Königspaar nichts von diesem Problem, oder aber er unternahm nichts. So oder so, die Lage war schlimmer, als sie dachte.
„Boo... wir... wir müssen zuerst zum Prinzen. Ich meine, zum König. Ich muss mich erst noch daran gewöhnen.“
Er grinste: „Gute Idee. Wenn dir jemand sagen kann, dass mit den beiden alles okay ist, dann er.“
Dann verschwand das Grinsen wieder