Wolken, Land und Wasser. Michael Schenk

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Wolken, Land und Wasser - Michael Schenk

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auf einen Schwingenflieger, der ihnen den Rücken zuwandte und dessen Oberkörper und Kopf innerhalb des Rumpfes verschwanden. Ein anderer stand vor dem Bug und betrachtete den Propeller mit verschränkten Armen. Gelegentlich ruckte die Luftschraube, was darauf hindeutete, dass der Flieger im Inneren am Pedalantrieb arbeitete. „Fragt Wolkenbezwinger. Ihr wisst, er hält mit seiner Meinung nicht zurück.“

      Gerlon Wolkenbezwinger war eine Legende unter den Schwingenfliegern der Wolkenstädte. Bei ihm handelte es sich wohl um den erfahrensten und erfolgreichsten Flieger und dies galt ebenso für seinen Freund und Beobachter Farold Langauge, dessen Blick nun von der Luftschraube zu der Gruppe der Meister wanderte. „Mein Herr und Meisterflieger, wir bekommen hohen Besuch. Höre auf, da herumzustrampeln und zeige deine beeindruckende Heldengestalt.“

      Der halb verborgene Zwergenmann zuckte zusammen, richtete sich ruckartig auf und stieß dabei unsanft gegen den Rahmen. Einen grimmigen Fluch ausstoßend, richtete er sich endgültig auf und wandte sich den Besuchern zu. „Bei den Höhen des Himmels und den Tiefen des Wassers … Die ganze Schar der Meister …“

      Gerlon Wolkenbezwinger war ungewöhnlich groß für einen Zwergenmann und besaß die typische extrem ausgeprägte Beinmuskulatur eines Schwingenfliegers. Sein roter Vollbart sowie die Bartzöpfe waren länger als gewöhnlich, und die mit Zierschleifen versehenen Enden hingen bis knapp unter die Knie.

      Wolkenbezwinger war für seine großen Leistungen und auch für sein gelegentlich großes Mundwerk bekannt. Ab und an geriet er sogar mit Grimmbart Hartschlag aneinander, da er dazu neigte, die Anweisungen seines Vorgesetzten nicht immer zu befolgen. Meist blieb diese Disziplinlosigkeit jedoch ohne Folgen und sie hielt sich inzwischen auch in Grenzen, denn der alte Axtmeister hatte Wolkenbezwinger einmal, als dieser besonders vorlaut gewesen war, zu einem persönlichen Gespräch aufgefordert. Danach war der Schwingenflieger um einige Erfahrungen und Beulen reicher gewesen und betrachtete den Alten mit ehrlichem Respekt.

      „Schön, Wolkenbezwinger“, eröffnete Grimmbart grollend, „ich habe den Meistern von den Problemen unserer Schwingen erzählt. Sie sollten es sich mit eigenen Augen ansehen und die Meinung eines Zwergenmannes hören, der in jenen sein Leben riskiert.“

      „Dann gilt das auch für Farold Langauge“, wies der Flieger auf seinen Beobachter hin. „Und für alle, die sich zwischen die Wolken erheben.“

      Stadtmeister Barbrot Himmelsherr nickte und deutete mit der Hand in den freien Himmel hinaus. „Höre zu, Wolkenbezwinger, wir nähern uns einem unbekannten Land und hoffen, dort Handel treiben zu können. Ich sage dir und allen hier, wie es ist: Wir haben nicht viel für einen Handel zu bieten und können uns wohl nur wenige Dinge leisten. So sind wir hier, um zu entscheiden, was wir am Dringendsten brauchen.“

      Der Schwingenflieger säuberte die Hände an einem alten Lappen. Die Worte des Stadtmeisters hatten ihn nachdenklich gemacht und so überlegte er die seinen sehr sorgfältig.

      „Im Augenblick sind nur ein Luftschiff und acht Flügelschwingen wirklich startbereit, ihr Herren. Bei einem weiteren Luftschiff und drei Schwingen ist der Zustand bedenklich und ich würde sie nur besteigen, wenn die Not es unbedingt verlangt. Wir brauchen Holz, Metalldraht und Stoff. Vor allem Stoff, ihr Herren. Farold?“

      Der Freund trat an die Flanke der Schwinge und wies mit der Hand auf einige ausgebesserte Stellen und Löcher in der Seitenbespannung. „Die kläglichen Reste, die wir an Tuch noch haben, reichen nicht aus. Inzwischen müssen wir Stoff aus den Seiten herausschneiden, um damit die Steuerflügel auszubessern. Glaubt mir, ihr Herren, das ist kein Vergnügen, denn wenn wir hinausfliegen und in großer Höhe sind, dann pfeift der Wind durch die Löcher. Da schützt uns auch die dickste Weste nicht mehr.“ Der Beobachter zuckte mit den Schultern. „Aber wenigstens sind die Schwingen dicht und auch die Gasbehälter, sonst wäre es ein sehr kurzer und steiler Flug, ihr versteht?“

      Jeder verstand die Andeutung von Langauge.

      Barbrot Himmelsherr zog unbehaglich an den Enden seiner Zöpfe. „Dann steht es wahrlich bedenklich um unsere Schwingen.“

      „Und um unsere Stadt“, fügte Handelsmeisterin Benara Klughand hinzu. „Wollen wir hoffen, dass es zu einem Handel kommt.“

      Die Meister der Stadt hörten sich auch die Klagen der anderen Flieger, Beobachter und Arbeiter an. Jeder bekräftigte, was Wolkenbezwinger und Langauge bereits gesagt hatten. So dankte Himmelsherr den Männern und Frauen und zog sich dann mit seiner Gruppe auf den Balkon seines Amtraumes zurück.

      Das unbekannte Land war ein wenig näher gekommen und durch das doppelte Langauge waren nun etwas mehr Einzelheiten zu sehen.

      Eldont'haneeva schwebte langsam nach Norden und kam nun über flachere Gewässer. Gelegentlich konnte man schon den Meeresgrund erkennen. Einige Tausendlängen vor der Südspitze des Kontinents wurde eine verschachtelte Struktur im Wasser erkennbar.

      „Grundgütiger“, entfuhr es Kora Eisenschmied, die sie als Erste entdeckte. „Das muss eine Stadt des Wasservolkes sein.“

      „Kiemenmenschen? Hier?“ Himmelsherr drängte sie zur Seite und trat selbst an das Gerät. „Wahrhaftig. Das kann nur eine Stadt sein.“ Er richtete sich auf und gab so auch den anderen die Möglichkeit, einen Blick hinab zu werfen. „Kiemenmenschen … Das ist gut für uns. Wir kennen sie. Es sind friedliche und Handel treibende Wesen, welche in einigen der Küstengewässer siedeln. Sie gedeihen durch Handel, ebenso wie wir. Hm, das deutet darauf hin, dass sie Handelspartner an Land haben müssten.“

      Benara Klughand schlug erregt die Hände aneinander. „Dann scheint uns das Schicksal, nach so langer Zeit, endlich wieder gewogen.“

      „Was meint ihr, sollen wir das Land erst überfliegen und erkunden?“, schlug Hartschlag vor.

      Himmelsherr schüttelte den Kopf. „So verlockend der Gedanke auch ist, doch wir können es uns nicht leisten, uns die dafür erforderliche Zeit zu nehmen. Die Lage unseres Clans ist zu schwierig. Wir nähern uns der Südküste und halten dort Ausschau nach Siedlungen. Da hier Kiemenmenschen leben, gehe ich davon aus, dass die Bewohner des Landes keine Barbaren sein werden.“

      „Das sind sie ganz sicher nicht.“ Magiermeister Sternenhand deutete in die Tiefe. „Seht dort. Rauch über dem Wasser. Dort ist ein Schiff.“

      „Und es brennt und ist in Not“, meinte die Handelsmeisterin mitfühlend.

      „Unsinn“, sagte der Magier unwirsch. „Der Rauch kommt gleichmäßig und in Stößen, und außerdem ist er hell. Erinnert euch der Geschichten, die wir von den anderen Clans hörten.“

      „Aber ja.“ Hartschlag lachte dröhnend. „Ich weiß, was du meinst. Es gibt ein großes Menschenreich, welches den Dampf für den Antrieb seiner Schiffe verwendet. Es heißt, es hätte an der Seite einer unserer schwimmenden Städte gekämpft.“

      „Ich bezweifle, dass dieses Schiff zu jenem Reich gehört.“ Der Stadtmeister spielte mit den Enden seiner Bartzöpfe. „Wir sind viel zu weit von jenem Ort entfernt, an dem jenes Menschenreich leben soll.“

      „Vielleicht ist es ein Erkundungsschiff auf weiter Fahrt.“

      „Oder eine anderes Menschenvolk, welches sich ebenfalls den Dampf zum Freund gemacht hat.“

      „Wir werden es wohl bald in Erfahrung bringen. Dort kann ich eine große Bucht erkennen und in dieser Bucht liegt eine Stadt.“

      Barbrot Himmelsherr klatschte auffordernd in die Hände. „Wir bleiben auf Höhe und

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