www.buch-den-mord.de. Charlie Meyer

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für Serienkiller hält, oder ein Nachahmungstäter, dem ein paar Details des ersten Mordes entgangen sind. Oder zwei unabhängig voneinander agierende Mörder, die rein zufällig denselben Modus Operandi bevorzugen.«

      Kilian verzog das Gesicht. »Na toll, darauf sind unsere Leute auch schon gekommen.«

      »Welche Details vom Lüneburger Mord wurden über die Medien bekannt gegeben?«, fragte ich, ohne mich provozieren zu lassen.

      »Eine Gruppe Jugendlicher auf Sauftour hat die Leiche gefunden. Fünf Minuten später tauchten das Handyfoto bei Facebook und ein Video bei YouTube auf. Bevor wir es bemerkten und beides löschen konnten, über sechshundert Likes für das Foto und knapp zweitausend Aufrufe für das Video.«

      Ich starrte ihn konsterniert an.« Man könnte fast glauben, da wächst eine ganze Generation Soziopathen heran.«

      Kilian nickte grimmig. »Der achtzehnjährige Sohn meiner Nachbarin rauschte vor ein paar Wochen in den Gegenverkehr und starb noch am Unfallort. Seine Mutter erfuhr es über Facebook. Die Polizistin, die es ihr schonend beibringen sollte, kam zehn Minuten zu spät. Sie konnte nur noch den Notarzt rufen. Überdosis.«

      Er sagte es mit so viel persönlicher Verbitterung in der Stimme, dass sich mir unwillkürlich die Vermutung aufdrängte, er und seine Nachbarin seien mehr als nur gute Freunde.

      »Ist sie wieder okay?«

      »Wie okay kann man nach so einer Sache schon wieder werden?«

      Eigentlich hatte ich die Überdosis gemeint, aber ich ließ es dabei bewenden und widmete mich wieder meinen Gedanken zu den Morden. Die wichtigsten Einzelheiten des ersten Mordes waren also bekannt gewesen. Ein Nachahmungstäter hätte versucht, die Handschrift des Killers eins zu eins zu kopieren. Das hatte er nicht ganz. Es gab ein paar Fakten, die übereinstimmten: Opfer als Schießscheibe verwendet, nicht dort getötet, wo die Leiche abgelegt wurde, beide Männer waren stehend ermordet worden, beide an Händen und Füßen gefesselt gewesen.

      Bis auf die Sache mit der Nacktheit sprachen ein paar Fakten für denselben Mörder, sogar die räumliche Nähe beider Morde – Nienburg und Lüneburg lagen nicht allzu weit auseinander. Nur war für mich der sexuelle Aspekt des ersten Mordes ausschlaggebend. Beim Zweiten fehlte er. Der erste Mord war ein Niedermetzeln gewesen, der zweite ein Distanzmord. Wenn es anders herum gewesen wäre, hätte ich gemutmaßt, der Täter steigere sich, weil ihm die sexuelle Befriedigung, die er beim Killen des ersten Opfers empfunden haben mochte, beim zweiten Mord nicht mehr ausreichte.

      Nur war es so herum nicht gewesen. Der Killer hatte bereits während des ersten Mordes alle Hemmungen über Bord geworfen und sich in einen Blutrausch hineingesteigert, während er beim zweiten Mal geduldig aus der Entfernung geschossen hatte.

      Die Reihenfolge stimmte nicht, es sei denn, wir hatten es mit einem Psychopathen zu tun, der uns bewusst auf Abwege führen wollte und sich beherrschen konnte wie kein anderer vor ihm.

      Als ich aufsah, blickte ich direkt in Kilians verächtliche Miene und musste mich zusammennehmen, nicht einfach aufzustehen und ihm eine reinzuhauen.

      »Na, ist der große Profiler zu einem Resultat gekommen?«

      »Ist er nicht, nein«, entgegnete ich betont selbstbewusst.« Dazu fehlen ihm noch ein paar Fakten. Oder haben Sie erwartet, dass ich Ihnen nach zehn Minuten den Mörder frei Haus liefere?«

      Kilian zuckte die Schultern. »Unser Profiler der Kripo hat genau fünfundzwanzig Minuten gebraucht.«

      »Zu welchem Ergebnis ist er gekommen?«

      »Ihnen das zu verklickern, wäre wohl mehr als nur kontraproduktiv. Wenn wir schon zwei Profiler beauftragen, erwarten wir unabhängige Ergebnisse.«

      »Beauftragen als was? Freundschaftsdienst oder bezahlte Dienstleistung?«

      Der Kripobeamte starrte mich perplex an. »Ich dachte immer, Helfen sei oberste Bürgerpflicht.«

      »Ach ja? Sie arbeiten also ehrenamtlich?«

      Er antwortete nicht, konnte aber ein verhaltenes Zucken seines einen Mundwinkels nicht verhindern.

      »Kann ich Kopien der Akten mitnehmen?«

      »Leite ich per Mail weiter, sowie ich sie selbst bekommen habe. Bisher gibt es nur die paar Seiten über den Obdachlosen. Ich brauche ihre Mailadresse.«

      »Darf ich fragen, ob Sie schon eine konkrete Spur verfolgen?« Ich fischte eine meiner Freelancer-Visitenkarten aus der Brieftasche und reichte sie ihm.

      Er nahm sie mit spitzen Fingern entgegen. Ich wollte gerade eine nicht minder spitze Bemerkung über Ebolaviren auf Visitenkarten machen, verwarf es dann aber doch als albern und pubertär. Schließlich konnte ich niemanden zwingen, mich zu mögen, und wenn ich ehrlich war, mochte ich ihn auch nicht.

      »Fragen dürfen Sie.«

      In diesem Moment dudelte mein Handy. Ich warf einen Blick aufs Display und lächelte. Susann. Womöglich wurde mein Aufenthalt in Nienburg doch noch ganz erträglich. Ich würde sie zurückrufen, sobald ich hier fertig war. Also spätestens in dreißig Sekunden. Nachdem der Anrufbeantworter angesprungen war, stand ich auf und streckte mich.

      »War nett mit Ihnen zu plaudern. Sie haben meine Karte. Wenn ich bis morgen keine Infos von ihnen bekomme, betrachte ich die Angelegenheit als erledigt.«

      »Ich kann Sie nicht daran hindern.«

      Vor der Tür lief ich Kaminski in die Arme, der mich leicht panisch anstarrte. Seine schwarzen blanken Schuhe zierten die Überreste von Erbrochenem. Offenbar war die Schnapsleiche im Keller erfolgreich reanimiert worden.

      »Wo wollen Sie hin?«

      »Frische Luft schnappen. In Ihrem Büro stinkt es ganz gewaltig nach Testosteron.«

      »Was?«

      Ich ließ ihn stehen und schob energisch die schwere Eingangstür auf. Draußen atmete ich tief durch, zog das Smartphone aus der Tasche und ließ Susanns Nummer wählen.

      Es klingelte und klingelte, aber sie nahm das Gespräch nicht an. Nach dem zehnten Klingeln schaltete sich ihr Anrufbeantworter an.

      »Hi, Susann, hier ist Dylan. Dylan Crispin. Ich konnte deinen Anruf eben nicht annehmen, weil ich in einer Besprechung war. Ruf mich zurück, wenn du Zeit und Lust hast.«

      9

      Noch am Abend legten Kalle und ich die marode Elektrik unterhalb der Anzeigenkonsole vollends frei, und erblassten vom Ausmaß der Katastrophe. Währenddessen nahm Lilith im Maschinenraum die Brauchwasserpumpen auseinander, wobei ihr die zerbröselten Dichtungen einfach entgegenfielen. Dann ließ ich die Maschinen an. Die Steuerbordschraube vibrierte ein wenig, was mich nach der Wucht des Aufsetzens nicht wunderte. Eher schon, dass sich der Schraubenschlag nicht stärker auswirkte.

      Die Krisensitzung fand um acht am nächsten Morgen im Salon der Weserlust statt.

      Selbst Lilith und Kalle ließen für die Dauer unseres Palavers ihre Kriegsbeile ruhen, obgleich mich die ganze Zeit die Vorstellung plagte, wie sie unter dem Tisch weiterhin die Klingen schärften.

      Vor

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