www.buch-den-mord.de. Charlie Meyer

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hatte ich etwas übertrieben, aber du meine Güte, lieber das, als eine Schlägerei. Eilers Lächeln nach dieser inneren Einkehr sah allerdings ein wenig gezwungen aus. »Grillen? Wow! Das nächste Mal erwarte ich also mindestens ein XXL-Steak mit der schärfsten Chilisauce aller Zeiten.«

      Liliths maschinenbauliche Fertigkeiten, die für ihre Jugend wirklich überragend waren, überging er geflissentlich, was mich zu der Vermutung veranlasste, er glaube entweder an eine von der Natur vorherbestimmte Geschlechterteilung aus der Ära, bevor Suffragetten die Emanzipation einleiteten, oder wusste einfach nicht, wie er aus dem Fettnäpfchen wieder herauskam. Mein Glaube neigte zu Letzterem.

      Eike Eilers trank seinen Kaffee aus und erhob sich. Ich stand ebenfalls auf.

      »Kann ich Sie einen Moment unter vier Augen sprechen?« Er zwinkerte Lilith zu, diesmal deutlich sichtbar für alle, gab Kalle die Hand und ging mir voran. Ich folgte ihm, während mir weitere Optionen durch den Kopf schossen. Er mochte keine Frauen an Bord, weil die alten Seebären der Meinung waren, sie brächten Unglück. Allerdings war er weder alt noch ein Seebär, sondern noch relativ jung und Unternehmer. Zweitens: Er mochte keine Gruftis. Drittens: Er hatte Angst, Lilith würde hineinbeißen, wenn er ihr zum Abschied ebenfalls die Hand gab.

      Da mich keine der Optionen glücklich machte, entschied ich mich für den Fuß, das Fettnäpfchen und die Schwierigkeit, beides wieder voneinander zu trennen, und trabte Eilers grinsend hinterher. Endlich mal jemand, der sich in Sachen Diplomatie noch ungeschickter anstellte als ich selbst.

      Auf dem Anleger blieb er stehen und drehte sich zu mir um: »Ich habe gehört, dass einer der Gäste dieser vermaledeiten Charterfahrt anderntags ums Leben gekommen ist. Haben Sie da genauere Informationen? Mein Partner, Herr Hirschfeld, hat vorsichtshalber die Versicherung informiert, und die hätte gern Einzelheiten.«

      Ich erzählte ihm, was ich wusste, ohne Kilians Ansinnen an mich zu erwähnen, ein Profil des möglichen Täters zu erstellen. »Polizeiobermeister Kaminski von der hiesigen Dienststelle kann Ihnen mit Sicherheit das Aktenzeichen für die Versicherung geben.«

      »Mord?«, fragte er ungläubig.

      »Na ja, wenn jemand an einen Pfeiler gefesselt ist, und ein anderer schießt mit einer Armbrust auf ihn, bis er tot ist, würde ich es schon Mord nennen.«

      »Das finden Sie wohl sehr witzig, was?« Einen Moment lang fiel er aus seiner Rolle als leutseliger Chef. Doch gleich darauf hatte er sich wieder unter Kontrolle. »Tut mir leid, aber diese Geschichte mit Ihrer Havarie und den zwei Verletzten hält mich ziemlich auf Trab. Einige der Charterkunden drohen uns zu verklagen, die beiden Verletzten haben es bereits getan, und der Caterer hat uns die Freundschaft gekündigt. Zu allem Überfluss noch ein maroder Kahn, der Geld einfahren sollte. Und dann auch noch Mord.«

      Ich konnte seinen Frust nachvollziehen und kam ihm auf halbem Weg entgegen. Was war menschlicher, als ab und an die Fassade bröckeln lassen zu müssen. Wir waren weder Roboter noch die auf no sense programmierten Klone irgendeines Übermenschen. Hey, Menschen waren diese komischen Zweibeiner, die Kriege entfachten, bei Leinwandromanzen Kinosäle unter Tränen setzten und am Martinstag ihre Kinder zum Betteln von Haus zu Haus schickten.

      »Wir tun, was wir können, um Ihr Schiff wieder einsatzfähig zu bekommen. Stehen uns die nötigen Mittel zur Verfügung, um gegebenenfalls einen Schiffselektriker kommen zu lassen, falls Kalle die Sache nicht in den Griff bekommt? Dann würde ich gern wissen, ob die Bestellung von Ersatzteilen, zum Beispiel neuer Dichtungen für die Speckpumpen, über uns oder das Büro geht.«

      Es gefiel mir, dass er sich das Gehörte kurz durch den Kopf gehen ließ, bevor er antwortete. »Grundsätzlich ja, aber ich bin sicher, Ihr Kalle bekommt die Elektrik auch allein in den Griff. Ersatzteile bis hundert Euro können Sie selbst bestellen. Rechnungsstellung geht ans Büro. Lieferscheine ebenfalls. Was mehr kostet, fragen Sie bei mir oder Bobsie an … Herrn Hirschfeld, meine ich.«

      Ich mühte mich um eine neutrale Miene. »Gut. Dann weiß ich Bescheid. Wir hätten gern achtundvierzig Stunden, um das Schiff komplett durchzuchecken.«

      »Vierundzwanzig, dann muss es Profit abwerfen.« Er hielt meinem ungläubigen Blick mit Bravour Stand und ich bemerkte sogar, wie sich ein leises Lächeln in seine Mundwinkel stahl.

      »Und wenn die Zeit zu kurz ist?«

      »Darüber sprechen wir uns in vierundzwanzig Stunden wieder. Bei der kleinen Lady bin ich wohl ins Fettnäpfchen getreten?«

      »Ein Eimer Fett trifft es eher. Lilith reagiert auf Männer ziemlich empfindlich.«

      Er lachte, wandte sich, mit der Hand durch die Luft wedelnd, um und stapfte durch den Matsch zu seinem Wagen hoch, der oberhalb von Kalles Wohnwagenkugel parkte. Von der Silhouette her ein Bentley. Ich war beeindruckt und vielleicht sogar ein klein wenig neidisch.

      Gleich darauf grinste ich über mich selbst. Mein Fortbewegungsmittel war ein Mountainbike. Gesund, umweltfreundlich, parkplatzunabhängig und unter den Arm zu klemmen, wenn der Untergrund zu holprig wurde. Der Bentley für Arme gewissermaßen, obwohl ich mein Mountainbike nicht einmal gekauft, sondern beim Pokern gewonnen hatte. Genauso wie die Waldarbeiterhütte, in der ich wohnte.

      »Sexistisches Arschloch«, murmelte es hinter mir, und als ich mich umsah, stand Lilith im Eingang des Schiffes, die schwarz umrundeten Waschbärenaugen so hasserfüllt funkelnd, dass ich mich unangenehm berührt fühlte. Sexistische Arschlöcher gibt es viele auf der Welt, doch ihnen mit unverhohlenem Hass zu begegnen, bringt die Menschheit auch nicht weiter. Lilith plagte etwas, das weder mit Leuten wie Eilers noch mit Kalle zu tun hatte, sondern einzig und allein mit ihr selbst. Ich fragte mich nur, was und in wieweit es unserer Zusammenarbeit im Team entgegenstehen konnte. Sofern es das nicht längst tat.

      Und warum versteckte sie sich vor der Wasserschutz?

      Letztendlich wurde ich von einem Frachtschiff abgelenkt, das sich vor uns an den Anleger legte. Die Max und Moritz, ein Gütermotorschiff mit einer jungen Familie an Bord. Den Skipper kannte ich von früher, wir waren gleich alt und uns schon das eine oder andere Mal auf den Flüssen oder Kanälen begegnet. Ich lief voraus, nahm seinen Tampen entgegen und legte ihn über den Poller, während eine junge hübsche Frau an Land sprang und den Frachter achtern festmachte.

      Der Schiffsführer erkannte mich ebenfalls wieder und lud mich zum Abendessen ein, was ich gern annahm. Eine willkommene Abwechslung und gleichzeitig nostalgische Reise in meine Vergangenheit. Seine Frau hieß Cornelia, die Zwillinge zwar nicht Max und Moritz, wie sie auf meine Frage lachend zugab, sondern Kim und Timmi, aber da sie genauso freche Racker waren wie Max und Moritz hatte das Schiff seinen Namen weg.

      Es war ein altes Schiff aus den Achtzigern, neunzig Meter kurz und gegenüber den hundertzehn oder hundertzwanzig Meter Schiffen kaum noch konkurrenzfähig. Aber Enno, der Skipper, hatte sich gut organisiert. Er hatte WLan an Bord und bot seine Dienste auf diversen Internetseiten an, bei Facebook, Google+, in den Binnenschifferforen und wo sich sonst noch eine Gelegenheit fand. Man konnte ihn sogar online buchen, und er war mit allen Befrachtern vernetzt, die es europaweit gab.

      »Ist schon hart, aber wir kommen über die Runden. Zumindest, solange die Zwillinge noch klein sind.«

      Später wurde es noch härter. Die Kinder mussten in eine Schule gehen, brauchten einen festen Wohnsitz und kamen nicht selten in einem Binnenschiffer-Kinderheim unter, ähnlich einem Internat von Nicht-Binnenschiffern. Oder die Frau blieb mit an Land, und früher oder später brach die Familie auseinander. Das Binnenschiff musste unterhalten werden und die Wohnung, in der Frau und Kinder lebten, ebenfalls. Bei aller Euphorie zum Neubeginn mit eigenem Schiff wurde dieser

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