www.buch-den-mord.de. Charlie Meyer

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Arbeiten, daneben eine mit zwingend benötigten Einkäufen.

      Wir hatten per Fax Bobsie zu unserer Besprechung gebeten, weil wir telefonisch niemanden erreichen konnten, aber nur ein Rückfax aus dem Büro erhalten, Herr Hirschfeld sei aufgrund anderweitiger Verpflichtungen leider nicht verfügbar, schicke aber seinen Partner Eike Eilers, der sich gerade in Nienburg aufhalte.

      Ich erinnerte mich, dass Hirschfeld bei meinem Vorstellungsgespräch an Bord von einem Partner gesprochen hatte, wunderte mich allerdings, in den Binnenschifferforen nie etwas darüber gelesen zu haben. Auf der anderen Seite hatte ich nur einen vierwöchigen Springerjob als Schiffsführer unterschrieben und war naturgemäß nicht in alle Interna der Reederei Hirschfeld eingeweiht. Vielleicht hatte ich den Namen Eilers in den sozialen Medien zum Thema #Unglücksschiff Weserlust auch einfach überlesen. Vielleicht bestand die Partnerschaft auch erst seit Kurzem, weil sich Robert Hirschfeld entschieden hatte, mittelfristig zu expandieren und Investoren suchte, denn bei nur einem Schiff machte eine Partnerschaft in meinen Augen wenig Sinn.

      Eilers kam gegen halb zehn und erwies sich als smarter Bursche Anfang vierzig, der all das hatte, was Hirschfeld fehlte: das Aussehen, das Auftreten, die verbindliche Art. Er war über eins achtzig, durchtrainiert, brünett mit schon angegrauten Schläfen und den blauesten Augen, die ich jemals bei einem Mann gesehen hatte. Sein Blick war offen und direkt, seine Rede ebenso. Was er sagte, kam ehrlich rüber und hatte Hand und Fuß. Im Gegensatz zu Bobsie hörte er sich absolut kompetent an, und ebenfalls im Gegensatz zu seinem Partner fand ich ihn auf Anhieb sympathisch.

      Die meisten meiner Freunde und wechselnden Freundinnen stolpern irgendwann über meinen Widerwillen, Samthandschuhe zu tragen, aber ich mag einfach nicht streicheln müssen, was ich erlegen will. Oder anders herum: ich kreise nicht gern, sondern bevorzuge die Gerade als schnellste Verbindung von A nach B. Eilers schien mit mir auf einer Wellenlänge zu liegen.

      Er war so leutselig wie Hirschfeld arrogant und begrüßte uns der Reihe nach mit Handschlag, wobei er Lilith ein paar Sekunden lang ungläubig anstarrte, bevor er auf ein breites Lächeln umschwenkte und ihre widerwillig ausgestreckte Hand ein wenig länger als nötig drückte. Mit war außerdem, als zwinkere er ihr zu, aber da konnte ich mich auch getäuscht haben. Möglicherweise war ihm auch nur ein Staubkorn ins Auge geraten.

      Mit Sicherheit aber war sie der erste Matrose-Motorenwart mit schwarz angemalten Lippen in einem weiß gepuderten Gesicht, dem er begegnete, darauf hätte ich meine Hütte im Wald verwettet. Möglicherweise sogar die erste seiner Angestellten, die ihn dermaßen feindlich anblitzte.

      Untypisch für einen Reeder trug er eine schicke Kombination aus Anzughose, kurzärmeligem Hemd und einem Jackett, das ihm bei der Wärme allerdings nur über dem Arm hing. Darunter lugte ein schwarz lederner Aktenkoffer hervor.

      »Ich weiß, ich weiß, Reeder kleiden sich arbeitstauglicher, wenn sie an Bord kommen, aber eigentlich bin ich nur der Partner von einem Reeder und habe nachher noch einen Termin mit dem Landrat. Das Wichtigste für Neulinge wie uns ist die soziale Vernetzung vor Ort. Oben angefangen, unten aufgehört. Nur, wenn wir kräftig die Trommel rühren, werden die politischen Entscheidungsträger auf uns aufmerksam und unterstützen uns. In welcher Form auch immer.«

      In dieser Hinsicht benahm er sich zumindest wie ein Reeder. Ich hatte noch bei keiner Fahrgastschifffahrt gearbeitet, wo das Thema Zuschuss vom Landkreis kein Thema gewesen wäre. Schifffahrten anbieten zu können, war für die touristische Infrastruktur der Region durchaus ein attraktiver Zugewinn. Es lockte Touristen an, die nach der Schiffstour möglicherweise durch die Fußgängerzone schlenderten und hier und da in der Gastronomie oder den Geschäften ihr Geld ließen.

      Im Gegensatz dazu sahen sich Reeder gezwungen, vom Wasser- und Schifffahrtsamt das Grundstück für den Anleger zu pachten, Anleger zu bauen, was nicht nur die Anschaffungskosten, sondern auch die Instandhaltungskosten und jährliche Pachtgebühren beinhaltete. Für einen Reeder mit nur einem Schiff kaum tragbar, und es freute mich ehrlich für Bobsie Hirschfeld – auch, wenn er ein Arschloch war – dass er einen so kompetenten Partner gefunden hatte.

      Wir servierten Eike Eilers einen Pott Kaffee, und er lauschte unserer Schilderung des desaströsen Zustandes seines Schiffes mit geziemend gerunzelter Stirn, ohne einmal zu unterbrechen. Ab und an kritzelte er auf den Notizblock, den er aus seinem Aktenkoffer nahm, ein paar unleserliche Worte. Mal mit, mal ohne Fragezeichen als Abschluss.

      Als Krönung schilderte ich ihm eindringlich das Desaster der Charterfahrt und wies auf unser Riesenglück eines glimpflichen Ausganges hin.

      »Ja«, kommentierte er düster. »Da gebe ich Ihnen zu hundert Prozent recht. Wir müssen unbedingt handeln. Die Wasserschutzpolizei hat sich bei uns schon telefonisch gemeldet. Dem Himmel sei Dank haben die Kollegen darauf verzichtet, das Schiff bis zur nächsten SUK an die Kette zu legen und uns nur eine Mängelliste rübergefaxt.« Er zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus seiner Hemdtasche, strich es auf der Tischplatte glatt und schob es zu mit herüber.

      Ich besah es mir und runzelte ebenfalls die Stirn. »Sollte da nicht eigentlich draufstehen Schiff generalüberholen oder zumindest gesamte Elektrik auswechseln? Wir wären um ein Haar in den Büschen gelandet.«

      Eilers lächelte verschmitzt. »Im Prinzip schon, aber wenn ich so in die Runde gucke, sehe ich drei hoch motivierte Mitarbeiter, die dieses Problem möglicherweise auch ohne fremde Hilfe in den Griff bekommen?« Er blickte von einem zum anderen, wobei es aussah, als versuche er sich jedes unserer Gesichter nachhaltig einzuprägen.

      Ich setzte gerade zu einem höflichen Protest an, als sich Kalle unerwartet zu Wort meldete.

      »Wenn's nur die Elektrik is', die kriege ich auch ohne Werftaufenthalt hin. Eigentlich bin ich beinahe so etwas wie ein gelernter Elektriker.« Er grinste und gab sich nicht einmal den Anschein falscher Bescheidenheit.

      Eilers lächelte noch verschmitzter und reckte den Daumen nach oben. »Super! Dann lasst uns die Elektrik abhaken. Was ist mit dem Schraubenwechsel?«

      »Der Schottel lässt sich hochziehen. Wenn es irgendwo eine Ersatzschraube gibt, kein Thema.«

      »Gibt es und ist quasi schon unterwegs..« Eilers nickte mir begeistert zu und ging dann den Rest der Mängellistenpunkte mit uns durch, die Lippen konzentriert gespitzt. »Was ich hier sonst noch lese, sind Kleinigkeiten. Peanuts, die wir ohne großen Aufwand beseitigen können. Farbe, Pinsel und ein großer Werkzeugkoffer.«

      Wieder blickte er in die Runde, und wieder war es Kalle, der eifrig nickte. »Null problemo.«

      Lilith starrte erst ihn, dann mich böse an, das Gefieder angriffslustig gesträubt. Ich beobachtete, wie Eilers ihr heimlich einen prüfenden Seitenblick zuwarf und leicht die Stirn runzelte, was ich ihm nicht einmal verübeln konnte. Der Umgang mit einem auf Krawall gebürsteten Grufti-Mädchen ist nicht ganz einfach. Hier ist genau das Fingerspitzengefühl gefragt, das mir fehlt. Ich war gespannt, wie Eilers die Hürde meisterte.

      Eike Eilers entschied sich für die Softi-Masche. Er schnupperte an seinem Kaffeebecher, nahm einen Schluck, verdrehte verzückt die Augen und sprach Lilith direkt an: »Ihr Kaffee schmeckt übrigens phänomenal.«

      Schwerer Fehler. Ich registrierte nicht ohne Schadenfreude, wie ihre Schläfenadern zu pulsieren begannen und griff hastig ein. »O je. Lilith ist der Matrose-Motorenwart hier an Bord. Sie zerlegt Ihnen Ihre Volvo Penta Maschinen in Rekordzeit und setzt sie noch schneller wieder zusammen. Den Kaffee allerdings kochen lieber wir Männer, ihrer schmeckt wie Bilgenwasser. Und was Nahrhaftes für den Magen kann Ihnen Kalle am besten zaubern. Er ist unser unbestrittener Grillmeister.«

      Eike Eilers brauchte etwa zehn Sekunden, um

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