Es war einmal .... Dietrich Novak

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Es war einmal ... - Dietrich Novak Valerie Voss, LKA Berlin

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Los, dass sie ihre Männer begraben, weil wir meist um einiges älter werden. Und der Jüngste ist Herbert nun mal nicht mehr. Früher oder später wird …«

      »Ich will das nicht hören. Mit fünfundsiebzig ist er noch in einem guten Alter. Heesters ist sogar über hundert geworden.«

      »Das dürfte eher die Ausnahme sein. Was willst du jetzt machen? In der Klinik bleiben?«

      »Was denn sonst? Zu Hause hätte ich keine ruhige Minute.«

      »Möchtest du heute Abend zu uns kommen?«

      »Damit ich euch die Ohren vollheule? Nein. Ich bleibe bei Herbert. Vielleicht stellen sie mir ein Zimmer zur Verfügung.«

      »Gut, Mama. Dann melde dich bitte, sobald es etwas Neues gibt. Was ist eigentlich mit Cleo? Hunde dürfen doch nicht mit ins Krankenhaus.«

      »Die ist völlig verstört. Tiere merken, wenn es etwas Ernstes ist. Zum Glück hat mir die Nachbarin sie abgenommen. Also, bis später! Wir telefonieren.«

      Ehe Valerie sich versah, hatte Karen schon aufgelegt. Hinnerk sah Valerie grinsend an, sodass sie schon ahnte, dass jetzt wieder ein dummer Spruch kommen würde.

      »Mich willst du aber noch nicht so schnell begraben, oder?«, fragte er.

      »Doch in einem Blechsarg. Damit du hörst, wenn’s regnet. Oller Quatschkopf. Mama ist halb verrückt vor Sorge um Herbert. Und du machst Witze.«

      »Entschuldigung. Was hat denn Herbert?«

      »Einen Herzinfarkt. Dabei hatte er nie Herzprobleme, so viel ich weiß. So schnell kann’s gehen.«

      »Mein Vater hatte auch schon einen«, sagte Heiko, der Kommissar aus Hessen. »Beinahe gefährlicher ist der zweite. Den überleben die Wenigsten.«

      »Mama hat schon angekündigt, dass sie dann auch nicht mehr leben will«, sagte Valerie.

      »Jetzt wissen wir, woher unser Sohn den Hang zum Dramatischen hat«, meinte Hinnerk. »Ach nee, Ben ist ja Tyras Enkel. Der geht das Theatralische weitgehend ab, wenn ich mich nicht täusche.«

      »Weiß ich nicht. So gut kenne ich sie noch nicht. Vor allem nicht so lange. Wie sie reagiert hat, als ihr Mann starb, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall neigen wir wohl alle zum Drama, wenn ein lieber Angehöriger in Lebensgefahr ist«, meinte Valerie. »Wer weiß, wie es den Eltern geht, die ihre Tochter vermissen? Dabei wissen sie noch nicht einmal, dass sie im Koma liegt.«

      »Als Junkie hat sie wahrscheinlich längst den Kontakt zum Elternhaus abgebrochen. Wenn wir doch nur wüssten, wer sie ist.«

      »Vielleicht sollten wir einen Presseaufruf starten, bevor es ein zweites Opfer gibt, von dem die Identität nicht feststeht«, sagte Hinnerk.

      »Im Prinzip keine schlechte Idee«, meinte Valerie. »Nur machen wir dann den Täter erst recht rebellisch. Andererseits fordert er uns ja geradezu auf, ihn zu jagen. Wie soll man die platzierten Hinweise sonst deuten?«

      »Entweder er will gefunden werden, oder ihm macht das Katz-und-Maus-Spiel Spaß«, sagte Heiko.

      »Die Befürchtung habe ich allerdings auch. Mal sehen, wie weit der noch mit seinem Märchentick geht. Kommen als Nächstes entführte Kinder, die in einem Hexenhäuschen oder in einem Turm eingesperrt sind, à la Hänsel und Gretel oder Jorinde und Joringel?«, fragte Valerie. »Ganz zu schweigen von anderen Märchen, die mitunter an Grausamkeit nicht zu überbieten sind.«

      »Das ist genau der Grund, warum Björn seinem Jan keine Märchen vorliest«, sagte Marlies, die Kriminalassistentin und gute Seele der Abteilung, deren hervorstechendstes Merkmal ihre naturkrause Haarpracht war.

      »Ach richtig, du bist ja jetzt auch Mutter beziehungsweise Stiefmutter. Hoffentlich keine böse wie im Märchen«, zog Hinnerk sie auf.

      »Hör bloß auf. Und das auf meine alten Tage«, sagte Marlies. »Aber was soll ich machen? Björn gab’s nur im Doppelpack.«

      »Du bist bestimmt eine wunderbare Mutter, Schmidtchen«, sagte Valerie. »Ich freue mich aufrichtig für dich, dass du jetzt auch endlich eine kleine Familie hast. Du hattest es schon längst verdient.«

      »Ja, Lieschen. Nachdem du schon einige Frösche zuvor geküsst hattest«, pflichtete Hinnerk seiner Frau bei.

      »Ob das mit der Familie wirklich klappt, ist noch ungewiss«, sagte Marlies Schmidt. »Ich bin sozusagen noch in der Probezeit. Björn scheint mich wirklich zu mögen, und der kleine Jan zum Glück auch. Aber weiß man, wie’s noch kommt?«

      »Ach, ein bisschen mehr Zuversicht, Schmidtchen«, sagte Valerie. »Dich muss man einfach mögen. Das haben Vater und Sohn scheinbar erkannt.«

      »Was ist eigentlich mit der Mutter beziehungsweise Exfrau?«, fragte Heiko.

      »Die ist an einem Krebsleiden verstorben. Da war Jan erst drei«, gab Marlies Auskunft.

      »Oh, oh. Verstorbene sind manchmal eine größere Konkurrenz als Geschiedene«, meinte Heiko.

      »Du hättest als Briefkastentante Karriere machen sollen mit deinen Weisheiten, du olle Unke«, sagte Valerie. »Bei Schmidtchen wird sich alles zum Guten fügen, weil sie es einfach verdient hat.«

      »Danke«, sagte Marlies. »Auf jeden Fall ist es eine ganz neue Erfahrung. Wo ich Kinder doch so mag. Und Jan ist wirklich entzückend. Man merkt, dass er sich unbedingt eine Mama wünscht. Björn hatte wohl schon den einen oder anderen Versuch gestartet, aber ohne Erfolg. Glück für mich. Ich liebe jetzt schon beide sehr.«

      Zwei Tage später erhielten Valerie und Hinnerk einen Anruf, der sie in Alarmbereitschaft versetzte.

      »Hier ist Polizeimeister Urs Richter«, meldete sich eine aufgeregte männliche Stimme. »Mein Kollege und ich haben entdeckt, dass die behelfsmäßige Tür zum Schwimmbad Lichtenberg aufgebrochen wurde. Bei der Begehung des Gebäudes fanden wir den Glassarg mit dem Mädchen darin.«

      »Lebt es noch?«, fragte Valerie.

      »Leider, nein. Da kommt jede Hilfe zu spät.«

      »Wir sind gleich da. Fassen Sie bitte nichts an. Wir bringen die Kollegen von der Spurensicherung und der Rechtsmedizin mit.«

      »Äh, ja. Ich warte dann am Eingang.«

      »Man hat Schneewittchen gefunden«, sagte Valerie, als sie aufgelegt hatte. »Komm, wir müssen gleich los.«

      »Darf ich auch mit?«, fragte Heiko.

      »Wir können da nicht im Rudel auftauchen. Am besten, du hältst hier die Stellung.«

      »Lass ihn nur«, meinte Hinnerk. »Im Stellung halten bin ich einsame Spitze.«

      »Bitte, wie der Herr belieben.«

      Valerie fuhr zum Teil schneller als die Polizei erlaubt. Sodass Heiko böse Kommentare abgab. Aber solange es noch ein Fünkchen Hoffnung gab, dass das Mädchen doch noch am Leben war …

      »Wie geht es eigentlich unserem ersten Opfer?«, fragte Heiko. »Du hast doch vorhin mit der Charité telefoniert.«

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