Es war einmal .... Dietrich Novak

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Es war einmal ... - Dietrich Novak Valerie Voss, LKA Berlin

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aufwacht.«

      »Euer Sohn hat mich angerufen. Er würde gerne wieder bei uns einziehen.«

      »Waas? Das kann doch nicht wahr sein.«

      »Demnach bist du über den Stand der Dinge nicht informiert? Tut mir leid. Ich dachte, ihr wisst Bescheid.«

      Ben hatte eine Zeitlang bei Heiko und seinem Freund Fabian zur Untermiete gewohnt. Denn die beiden verfügten über eine große Altbauwohnung am Kaiserdamm. Ben hatten zwei Zimmer mit Bad und einem eigenen Eingang zur Verfügung gestanden. Da Lena dort nicht mit einziehen gewollt hatte, waren sie in eine einfachere Wohnung in Hellersdorf gezogen.

      »Das war ja ein kurzes Vergnügen mit den beiden«, meinte Valerie.

      »Ich nehme das nicht so ernst. Stress in der Beziehung gibt es immer mal, wie ich gerade selbst erlebt habe. Vielleicht kriegen sie sich wieder ein.«

      »Ist bei euch wieder alles im Lot?«

      »Ja, seitdem der Fiedler Enno ausgezogen ist, bin ich eine Sorge los, ob Fabian es heimlich mit dem Untermieter treibt. Er hat scheinbar aus seinem Fehler gelernt und gibt sich wieder richtig Mühe mit uns.«

      »Wie schön. Ich finde, ihr passt richtig gut zusammen. Was mag nur zwischen Ben und Lena passiert sein? Die waren doch so was von verknallt. Richtig neidisch hätte man werden können.«

      »Das fragst du Ben am besten selbst. Er hat nur angedeutet, dass sie einen heftigen Streit hatten und er sich nicht gerne gängeln lässt.«

      »Oh, oh, das hört sich nicht gut an. Da muss Lena einen wunden Punkt bei ihm getroffen haben. Du weißt ja, dass er sich nicht gerne was sagen lässt. Sonst würde er womöglich wieder bei uns wohnen. Sein Freiheitsdrang und der Wille zur Selbstbestimmung ist scheinbar bei ihm größer als die Liebe.«

      »Bewerte das nicht über. Die beiden hat der Alltag eingeholt. Das ist der Lauf der Dinge. Aber wenn sie die Krise überwinden, haben sie gute Chancen, dass die Beziehung hält.«

      Valerie fand später in unmittelbarer Nähe einen Parkplatz. Dort wo auch der Streifenwagen stand. Die Polizeimeister Urs Richter und Roland Wendland warteten auf der großen Freitreppe.

      »Hallo, wir müssen in die dritte Etage in den ehemaligen Saunabereich«, sagte Richter und zog seinen Ärmel über das Handgelenk, um das große Pflaster zu verbergen. »Haben Sie Taschenlampen dabei? Da drinnen ist es zum Teil sehr finster.«

      »Nö, aber unsere Handys mit Taschenlampenfunktion«, sagte Valerie. »Was ist mit Ihrem Arm? Haben Sie sich verletzt?«

      »Ach nein, meine Frau und ich haben uns das gleiche Tattoo stechen lassen. Bei ihr ist alles gut gegangen, nur meins hat sich leicht entzündet.«

      »Das sollte sich ein Arzt ansehen. Damit ist nicht zu spaßen.«

      »Ja, ich weiß. Ich habe schon einen Termin vereinbart.«

      Über den alten Treppenaufgang mit Eisengeländer ging es nach oben. Heiko hätte gerne in die beiden Schwimmhallen einen Blick geworfen, aber die mögliche Rettung des Mädchens ging vor. Im Saunabereich gab es einen türkis gefliesten Raum mit weißen Deckenbalken. In der Raummitte befand sich ein achteckiges Becken, das man über fünf Stufen von den Stirnseiten aus betreten konnte. Vermutlich hatte es einst als Kaltwasserbecken zur Erfrischung nach dem Saunagang gedient.

      Auf dem Boden des Beckens stand ein Glassarg, in dem eine junge Frau lag. Sie hatte ebenholzfarbene, lange Haare und einen blutrot geschminkten Mund, der in großem Kontrast zu ihrer milchig weißen Haut stand.

      »Wer hat denn den Deckel abgenommen? Sie etwa?«, fragte Valerie entgeistert.

      »Ja, wie hätten wir sonst feststellen können, ob das Mädchen noch lebt?«, fragte Urs Richter.

      »Das sieht man doch auf den ersten Blick, dass es keine Atmung mehr hat. Na bravo! Jetzt haben Sie überall Ihre Fingerabdrücke verteilt und mögliche Spuren verwischt.«

      »Sei nicht so streng mit ihnen«, meinte Hinnerk. »Sie wollten nur helfen. Ich wette, es gibt ohnehin keine verwertbaren Spuren. Wie habt ihr denn den Deckel entfernen können? Gab es da einen Klappmechanismus?«

      »Nein, wir haben das Silikon gelöst, mit dem die Glasflächen zusammengehalten werden. Das war gar nicht so einfach«, sagte Roland Wendland.

      »Da hat sich jemand richtig viel Mühe gemacht«, meinte Hinnerk. »Aber das ist ein geschickter Schachzug, erst vor Ort die Teile zusammenzufügen. Hier, wo man nicht gestört wird.«

      »Hallo, wo seid Ihr?«, hörte man eine weibliche Stimme rufen.

      Und Valeries Herz machte einen kleinen Hüpfer, weil sie sofort Stella Kern erkannte, die Rechtsmedizinerin, mit der sie kurzzeitig ein Verhältnis gehabt hatte, bis Stella eine andere Frau kennengelernt hatte, die sie sogar heiraten wollte. Die Trennung war schon eine Weile her, aber bei Valerie saß der Stachel noch immer tief. Dabei konnte sie Stella sogar verstehen, denn Valerie hätte Hinnerk nicht ihretwegen verlassen.

      »Puh, hat mal jemand probiert, ob der Fahrstuhl funktioniert?«, stöhnte Kollege Knud Habich, als sie oben ankamen.

      »Du glaubst wohl noch an den Weihnachtsmann?«, lachte Valerie. »In diesem Haus funktioniert nichts mehr. Keine Wasser- und Stromzufuhr, gar nix.«

      »Na ja, baden wollte ich ja auch nicht. Da schwärmt wohl einer für Märchen«, sagte Knud, als er die Inszenierung sah. »Ich fürchte nur, dass wir kein Apfelstück in ihrer Kehle finden werden, das sie nach der Entfernung wieder zum Leben erweckt.«

      »Sieh an, der Kollege ist spitzfindig«, sagte Stella. »Und so witzig …«

      »Für den nötigen Bierernst habe ich ja dich.«

      »Ja, einer muss doch der Buhmann sein. Dann wollen wir mal! Weibliche Leiche, zwischen fünfundzwanzig und dreißig Jahren, seit etwa ein bis zwei Stunden tot, keine Anzeichen von Gewaltanwendung, vermutlich betäubt und durch den Sauerstoffmangel erstickt. Genaueres nach der Obduktion.«

      »Das ist doch nicht ihr eigenes Haar, oder?«, fragte Hinnerk.

      »Nein, eine Perücke als Teil der Inszenierung. Ich gehe nicht davon aus, dass sich im Nebenraum noch sieben Kleinwüchsige verstecken.«

      »Oh, Frau Kern hat ihren Humor wiedergefunden«, sagte Hinnerk spitz und kassierte dafür einen bösen Blick von Valerie.

      »Unter den gegebenen Umständen ist das mehr Galgenhumor, Herr Kollege. Ich beneide Sie nicht um die Aufgabe, den vermutlich gestörten Täter ausfindig zu machen. Aber wie heißt es so schön? Man wächst mit den Aufgaben.«

      »Könnt ihr jetzt bitte aufhören?«, fragte Valerie, peinlich berührt.

      »Hallo, ist jemand zu Hause?«, fragte Manfred Hoger von der Spurensicherung, der gerade mit seinem Team eintraf. »Na, habt ihr schön alle Spuren verwischt?«

      »Entschuldige mal!«, sagte Valerie säuerlich. »Wir können schließlich nicht fliegen. Außerdem lag es im Bereich des Möglichen, dass die Frau noch lebt.«

      Urs Richter grinste breit, weil Valerie ihn und seinen Kollegen unerwartet in Schutz nahm. »Ja, wir werden dann wohl nicht mehr gebraucht«, sagte

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