Der Kaiser von Elba. Ole R. Börgdahl

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Der Kaiser von Elba - Ole R. Börgdahl 2

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die britische Intervention von Portugal aus und sie war von Anfang an ein schmerzhafter Stachel in Napoléons Fleisch. Diese Formulierung stammte von Överste Kungsholm, der erstaunlich gut über den Peninsular War der Briten unter Arthur Wellesley unterrichtet war. Er wusste auch über die Indienzeit Wellesleys zu berichten und mir wurde eine Geschichtsstunde mit Informationen geboten, von denen ich zuvor nie gehört hatte. Indien ist mir seither im Gedächtnis geblieben und wäre ein Ort, den ich gerne einmal kennengelernt hätte.

      Der Stachel in Napoléons Fleisch ließ sich jedenfalls nie ganz herausziehen, obwohl der Kaiser mehrmals persönlich eingriff. Und am Ende war die spanische und portugiesische Sache verloren. Die Reste der französischen Besatzer unter Maréchal Soult wurden über die Pyrenäen nach Südfrankreich zurückgedrängt. Die Briten unter Field marshal Wellesley setzten nach und verdienten sich spätestens jetzt das Recht auf eine bedeutendere Rolle in der Koalition gegen Napoléon Bonaparte.

      In einer der letzten Depeschen, die über Umwege nach Paris gelangt waren, und die wir übersetzten und weiterleiteten, wurde ein Treffen in der Gegend um Toulouse angekündigt. Maréchal Soult hatte sich in die südfranzösische Stadt zurückgezogen, während die Briten unter Wellesley vorrückten.

      Am Morgen des 9. April entließ mich Överste Kungsholm vorerst, gab mir ein paar Tage frei, so dass ich noch einmal nach Versailles zurückzukehren konnte. Ich fieberte dem Besuch entgegen, gab meinem Pferd kaum eine Pause, bis wir die gut zwölf Meilen geschafft hatten. Ich ritt über den großen Platz auf das Schloss zu, nahm dann einen Weg links an den Gebäudeflügeln vorbei und gelangte über die Treppe der hundert Stufen in den Garten der Orangerie. Ich war schon überlegt, Bellevie dort aufzusuchen, ich vermutete aber, dass Sie einen Mittagsimbiss im Herrenhaus einnahm und so war dies mein Ziel, weil ich mich dort auch frisch machen konnte.

      Ich ritt also weiter, durch den menschenleeren Park und erst jetzt fiel mir ein, dass Samstag war und dazu der Tag zwischen Karfreitag und Ostersonntag. In den Tagen, die ich in Paris verbracht hatte, war mir nicht bewusst geworden, dass wir uns in der Woche vor Ostern befanden, dazu waren die Zeiten zu kriegerisch. Aber ich freute mich, denn so hatte ich die Gelegenheit, das Osterfest in Versailles und vor allem in Gesellschaft von Bellevie zu verbringen. Dann wieder kam es mir in den Sinn, dass auch Bellevies Ehemann und Philippes Vater heimgekehrt sein konnte. In diesem Falle würde ich mich selbstverständlich zurückziehen.

      Mit diesen Gedanken im Kopf erreichte ich das Herrenhaus, das mir wie der Park so merkwürdig still vorkam. Tore und Türen waren verschlossen, ganz so wie an jenem Abend, als ich das erste Mal dort war. Ich ging diesmal gleich zum Hauptportal, band mein Pferd an der Tränke fest und es begann auch gleich gierig zu saufen. Ich blieb kurz an der Stelle stehen, an der Bellevies Diener gestorben war und an der ich seinen Mörder gerichtet hatte. Ich trat schließlich vor die Eingangstür und schlug den silbernen Klopfer. Im Haus tat sich nichts, ich versuchte es ein zweites und drittes Mal, erst dann stellte ich fest, dass die Tür verschlossen war.

      Ich war schon im Begriff, an den Fenstern nachsehen, aber dies gehörte sich nicht. Ich wollte mein Pferd wenigsten im Stall unterbringen, aber auch dazu hatte ich keine Erlaubnis. Ich ließ meinem Schimmel noch ein paar Minuten an der Tränke, auch in der Hoffnung, dass mir doch noch jemand aufmachte oder dass Bellevie und Philippe von einem Ausflug oder Besuch zurückkehrten. Meine Hoffnung wurde nicht erfüllt und so sollte die Orangerie mein nächstes Ziel sein.

      Ich ritt nicht durch den Park, sondern nahm die Abkürzung über die Straße, die um das Schlossareal herumführte. Es gab einen offenen Seiteneingang und so gelangte ich hinter das große Wasserbecken und auf einen Weg, der direkt auf den Garten der Orangerie zulief. Mein Pferd war immer noch durstig. Ich stieg ab, band es an einem niedrigen Geländer fest, so dass es am Ufer des Wasserbeckens grasen konnte. Ich ging zu Fuß weiter, hatte keine hundert Yards mehr vor mir und sah mich nach Menschen um. Und tatsächlich war ein Gärtner mit dem Stutzen der ersten Orangenbäumchen beschäftigt, die man schon aus den Arkaden in den Garten gebracht hatte. Ich grüßte ihn, was er mit einem zurückhaltenden Nicken quittierte.

      Ich ging weiter bis unter die Arkaden der Orangerie und fand die Räume abgesperrt, die sich direkt unter dem darüberliegenden Schlosshof befanden. Ich rüttelte an den Türen, klopfte sogar, ohne dass mir jemand aufmachte. Ich kehrte in den Garten zurück, fand aber den Orangenbaum verlassen vor. Dann hörte ich hinter mir das Quietschen eines Rades. Ich drehte mich um. Der Gärtner hatte ein weiteres Orangenbäumchen auf seine Schubkarre gehievt und brachte es jetzt zu seinem neuen Standort. Ich begleitete ihn zunächst wortlos und half ihm dann beim Abladen.

      »Merci monsieur!«, sagte er knapp.

      »De rien.« Ich zögerte. »Können Sie mir sagen, wo ich Madame Durant finde.«

      Er sah mich an, schien zu überlegen. »Madame Durant?«

      »Ja, Madame Durant. Sie ist doch hier verantwortlich, sie arbeitet doch hier im Garten und in der Orangerie. Kennen Sie Madame Durant denn nicht?«

      »Sie kennen?«, wiederholte der Mann.

      »Ja, Sie müssen sie doch kennen.«

      Er sah mich wieder nur an, blieb dabei aber stumm.

      »Arbeitet noch jemand hier? Wie komme ich in die Orangerie?« Ich deutete hinter mich zu den Arkaden.

      »Da ist abgeschlossen, da ist heute niemand.«

      »Und hier im Garten, ist hier noch wer, jemand, der Madame Durant kennt und mir sagen kann, wo ich sie finde?«

      Er schüttelte den Kopf. »Die Tochter des Professors ist abgereist.«

      »Welcher Professor?« Jetzt war ich verwirrt. Hatte ich es denn hier mit einem Schwachkopf zu tun. »Von welchem Professor sprechen Sie?«, wiederholte ich.

      »Professor Bonnet«, bekam ich zur Antwort.

      Jetzt schüttelte ich den Kopf. »Durant, Madame Durant, nicht Bonnet.«

      Meine Stimme muss ärgerlich geklungen haben, denn der Mann senkte den Blick und wandte sich dann dem Bäumchen zu. Mit einer kleinen Astschere begann er die Zweige zu bearbeiten. Ich wollte noch einmal versuchen, etwas von ihm zu erfahren, aber ich ließ es bleiben. Ich ging zu meinem Pferd, das heftig mit dem Kopf nickte, als ich es vom Grasen abhielt. Ich ritt zurück zum Herrenhaus, klopfte ohne Erfolg noch einmal an allen Türen und sogar an die Fenster. Ich ritt weiter. Der Weg vom Haus führte nach einer halben Meile zu einer Ansammlung von Höfen. Hühner scharrten in den Vorgärten, es gab umzäunte Gemüseflächen und zwischen den Gebäuden hing Wäsche an Leinen.

      Endlich sah ich wieder jemanden. Eine Frau saß knieend in ihrer Anpflanzung und zupfte Unkraut. Ich stieg vom Pferd und sprach sie an.

      »Ich suche Madame Durant und ihren Sohn, die dort im Herrenhaus wohnen. Sie kennen doch Madame Durant?«

      Die Frau richtete sich sofort auf und legte ihre kleine Harke in den Korb, in den sie die gerupften Gräser gesammelt hatte. Sie nickte schließlich. »Dort drüben«, sie deutete hinter mich, »das ist Julies Mutter. Sie kann Ihnen bestimmt mehr sagen, Monsieur.«

      Ich drehte mich um und blickte in die Richtung. Dort am Gartenzaun stand eine ältere Frau im grobgewebten Kittel mit schmutziger Schürze. Sie hielt einen Korb mit Steckrüben im arm, die sie gerade eben erst aus der Erde gezogen haben musste. Ich bedankte mich und ging über die Straße. Julie, Bellevies Dienstmädchen. Die Alte hatte alles beobachtet und lächelte mich jetzt an.

      »Sie sind der Offizier, der Madame Durant und den Jungen gerettet hat. Ach, der arme Paul. Ich muss ihnen danken, dass meine Julie noch lebt. Ich habe eine Kerze für Paul

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