Der Kaiser von Elba. Ole R. Börgdahl

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Der Kaiser von Elba - Ole R. Börgdahl 2

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einhalten konnte, denn noch war ich Angehöriger einer Armee. Ich trug weiterhin die preußischen Farben, als ich nach einem zwölf Meilen ritt in Paris eintraf. Es gab vor den Toren der Stadt noch immer russische Posten und ich wurde dort trotz meiner Papiere aufgehalten.

      Bevor ich einen Boten in die Stadt schicken konnte, um Major Kungsholm über meine Ankunft zu informieren, traf ich auf einen Freund, mit dem ich erst wenige Tage zuvor gegen die französischen Verteidiger gekämpft hatte. Micha rief nach meinem Namen, als ich mich gerade vor eine Bank gehockt hatte, deren Sitzfläche ich als Schreibunterlage verwenden wollte. Ich sah auf, musste meine Augen mit der Hand gegen Sonne abschirmen, doch Micha, der hoch zu Ross saß, schob sich in die mich blendenden Strahlen und grinste über das ganze Gesicht. Michael Wassiljewitsch Kapusta, mein Kampfgefährte mit dem russischen Vater und der schwedischen Mutter, trug den Arm in der Schlinge. Ich erhob mich wieder und er glitt geschickt vom Pferd und umschlang mich mit dem gesunden Arm.

      Ich löste mich wieder von ihm und sah ihn an. »Micha, was machst du für Sachen? Was ist mit deinem Arm?«

      Er wiegelte ab. »Nur etwas verrenkt. Der Pöbel in den Straßen von Paris lauert uns bei Nacht auf, da haben wir ihnen eine Lektion erteilt. Aber sprich, wie ist es dir bisher ergangen?« Er deutete auf mein Gesicht. »Hast du deinen Kopf in ein Wachfeuer gehalten?« Er lachte.

      Ich berichtete ihm in kurzen Worten von meinem Abenteuer in Versailles und ich erzählte ihm auch von Bellevie, wobei ich hier wohl zu schwärmerisch klang.

      Er schüttelte den Kopf. »Die Dame hat es dir offenbar angetan.«

      Ich zuckte mit den Schultern. »Sie ist verheiratet, hat einen Sohn. Sie ist wohl auch älter als ich. Ihr Mann wird bei Napoléons Truppen in Fontainebleau sein und ich hoffe, dass ich nicht noch gegen ihn kämpfen muss. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich in die Stadt muss, und zwar zur schwedischen Delegation.«

      Micha grinste. »Na ich weiß nicht.« Er überlegte, ließ zu meiner Beruhigung das Thema ruhen. »Du willst in die Stadt und sie lassen dich nicht«, stellte er fest. »Dann hole schon mal dein Pferd, ich regele das für dich.«

      Und das tat Micha auch. Fünf Minuten später hatten wir den Posten hinter uns gelassen und Micha betätigte sich als Stadtführer. Es war zwar erst wenige Tage her, dass ich selbst auf Erkundung in Paris war, aber seither hatte sich einiges getan. Die Vertreter der Sieger waren in die Stadt eingezogen. Selbstverständlich hatte der russische Zar Alexander sein Hauptquartier in Paris eingerichtet, aber auch offizielle Delegationen der Österreicher, Preußen und Schweden unterhielten ihre Stabsquartiere. Micha wusste daher, wo er mich abliefern musste. Ich wunderte mich allerdings über die großzügige Stadtvilla, die einen riesigen Park besaß, der auf der einen Seite bis an die Seine heranreichte.

      Am Eingangsportal standen wieder russische Posten, weil nur der Zar seine Truppen in die Stadt ließ. Diesmal hatte ich aber keine Probleme Einlass zu finden. Ich verabschiedete mich von Micha, aber nicht, bevor er mich noch zu einem Fest einlud, das am Abend stattfinden sollte. Auf einem kleinen Zettel schrieb er mir die Adresse auf und ich musste ihm versprechen, in jedem Fall zu kommen.

      Ich ritt schließlich durch den Park, die geschwungene Auffahrt empor. Auf dem Giebel des großen Hauses wehten die schwedischen Farben und ich nahm instinktiv den Hut ab, da ich glaubte, dass der Kronprinz persönlich zu gegen war. Zehn Minuten später wurde ich nicht von Major Kungsholm, sondern von Överste Kungsholm empfangen, der seinen neuen Rang erst seit zwei Tagen innehatte, aber immer noch die alten Abzeichen trug. Ich gratulierte ihm und erfuhr darüber hinaus, dass Karl Johann erst in einigen Tagen in Paris erwartet wurde.

      »Er muss sich etwas zurückhalten«, erklärte mir Överste Kungsholm. »Es werden immer noch Stimmen laut, die behaupten, dass Bernadotte seinen einstigen Herrn auf dem französischen Thron belassen will. Derzeit steht dem aber Zar Alexander entschieden entgegen. Zum Glück haben wir gewisse Kontakte ins russische Hauptquartier …«

      »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, aber das verstehe ich nicht. Wir kämpfen doch Seite an Seite, warum wird dann nicht auch mit allen Nachrichten offen umgegangen?«

      Överste Kungsholm lächelte. »Mich wundert, dass Sie diese Frage stellen. Überlegen Sie doch einmal. Napoléon hat Moskau angezündet, so hat Zar Alexander allen Grund hart gegenüber Frankreich und seinem Kaiser zu sein. Preußen hat ohnehin noch ein Hühnchen mit Napoléon zu rupfen. Dies ist die eine Seite, wobei ich nicht behaupte, dass sich Preußen und Russland grün sind. Aber das ist ja noch nicht alles. Was hat Kaiser Franz von Österreich vor? Sieht er jetzt die Chance, einen ungeliebten Schwiegersohn loszuwerden oder geht ihm Familienbande über alles. Eine einfache Scheidung ist nicht die Lösung, wo es jetzt den kleinen Napoléon Franz Joseph Karl gibt.«

      Ich nickte. »Das verstehe ich.«

      »Ja, aber verstehen Sie auch unsere Seite?«, fuhr Överste Kungsholm fort. »Der Kronprinz ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Das ist zumindest unsere Ansicht. Und auch wenn Bernadotte zwischen Vergangenheit und Zukunft zu trennen vermag, zählt dies alles nichts gegen die Meinung der anderen. Wir haben schon einmal über dieses Thema gesprochen, Sie erinnern sich? Karl Johann ist zu franzosenfreundlich, aber was sollte er anderes sein, er ist ja Franzose, das kann er nicht abschütteln. Dennoch wird er seine Pflicht erfüllen.«

      »Was ist mit den Briten?«, fragte ich.

      »Die Briten, die werden auch noch ihre Rolle spielen. Die spanische Frage ist ja so gut wie geklärt. Ich bin aber froh, dass die Briten nicht hier auch schon mitmischen.«

      »Dann zerbricht die Koalition?«

      »Sie haben recht, dass könnte der Außenstehende denken, wenn er das, was ich gesagt habe, näher betrachtet und seine Schlüsse zieht. Aber Sie können versichert sein, nach außen hin und an der Oberfläche ist die Koalition einig gegen Napoléon Bonaparte. Im Inneren, tief drinnen, finden allerdings die heftigsten Kämpfe statt.«

      »Kämpfe?«, wiederholte ich.

      »Ja, es sind regelrechte Kämpfe, und zwar um Informationen, um Nachrichten. Oft ist es entscheidend, eine Nachricht schon dreißig Minuten früher als die Gegenseite zu haben. Aber warum erzähle ich Ihnen das alles, das können Sie sich ja selbst denken.«

      Överste Kungsholm öffnete die schwarze Aktenmappe, die vor ihm auf dem Schreibtisch lag und zog ein einzelnes Stück Papier hervor. Ich sah, dass es eine Handschrift trug, die an einigen Stellen verschmiert war. Der Överste ahnte, dass ich dieses Detail bemerkt hatte.

      »Dies hier wurde in aller Eile abgeschrieben, was durchaus auch verdächtig sein kann, weil der Schreiber vielleicht für die Gegenseite arbeitet und mit Absicht etwas ausgelassen oder neue Inhalte hinzugefügt hat.«

      »Sie machen mich neugierig«, sagte ich.

      »Genau das sollten Sie auch sein. Aber ich verrate Ihnen, was das ist. Napoléon hat dem Zaren seinen Willen mitgeteilt. Ney und MacDonald und Général Caulaincourt sind heute Vormittag in die Stadt gekommen. Das wurde natürlich geheim gehalten. Der Zar hat sie gleich wieder nach Fontainebleau zurückgeschickt, und zwar mit einem glatten Nein.«

      »Nein wozu?«

      Överste Kungsholm lächelte und zitierte aus dem Schriftstück, das er noch in der Hand hielt. »Napoléon willigt ein, zugunsten seines dreijährigen Sohnes Napoléon Franz Joseph Karl Bonaparte abzudanken. Die Kaiserin Marie-Louise soll dabei als Regentin des unmündigen Kindes eingesetzt werden. Das ist alles und für den Kaiser der Franzosen ein großer Schritt. Er wird allerdings nicht damit durchkommen, wie wir bereits wissen. Natürlich werden alle Beteiligten der Koalition von dieser

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