Shira und Paul der Mahner. Helmut Lauschke

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Shira und Paul der Mahner - Helmut Lauschke

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sind, in Not zu stürzen.

      Paul. Da geb ich dir recht, denn wie sonst kann ich die Lage sehen, die uns Vertriebene hier im Lager trifft. Wir haben die Heimat verloren und wissen nicht, ob wir sie jemals wiedersehen werden.

      Tarek. Und wenn wir sie wiedersehen, was, so glaube ich auch, die Ausnahme sein wird, dann werden wir sie nicht wiedererkennen.

      Paul. Die zerstörte Heimat ist wie der gefallene Krug, man kann die Trümmerstücke nicht so zusammensetzen, um das gelebte Ganze wiederzubekommen. Es wäre naiv gedacht, und die Dinge der Welt haben sich verändert, um sie auf dem ursprünglichen Stand wiederherzustellen.

      Tarek. Das gibt den Grund zur Trauer, dass die großen Werte, die von den Vätern in härtester Arbeit geschaffen wurden, wenn sie zerschlagen werden und zerbrochen sind, für uns und die folgenden Generationen verloren sind.

      Paul. Das ist, dass es Risse in den Bändern der Kulturen gibt, die nicht zu füllen und zu heilen sind. Es gibt Vermutungen, dass Barbaren gehaust und die hohen Werte zerstört haben. Denken wir an die ägyptischen und altgriechischen Skulpturen, denen die Nasen, Ohren, Köpfe und Arme abgeschlagen wurden. Diese Verluste sind nicht mehr zu ersetzen, dass die kulturelle Verarmung nicht rückgängig zu machen ist.

      Tarek. Was dem Durchschlagen der völkischen Wurzeln gleichkommt, dass Folgegenerationen die Orientierung über Herkunft und Zukunft auf die bedauerlichste Weise verloren haben.

      Paul. Und weiter verlieren. Denn woher sollen sie die Kenntnis nehmen, wenn die Bau- und Denkmäler der Kulturen zerschlagen sind? Es ist der Teufel dieser Zeit, der dem Fireden abhold ist und jeder Friedfertigkeit von Anfang an feindlich entgegenschlägt. Es ist der alte Zweifel mit dem Kampf zwischen Liebe und Hass, der ganze Völker in den Abgrund gezogen und vernichtet hat.

      Tarek. Das heißt, dass alles seinen Anfang und seine Geschichte hat.

      Paul. Nur muss sie erzählt werden beziehungsweise fürs Auge erkennbar und fürs Ohr hörbar sein. Wenn über die Geschichte nichts gesagt und fürs Auge nichts erkennbar wird, dann kann auch die Geschichte nicht verstanden und nicht weitergegeben werden. Und wenn das so ist, dann ist nicht vorstellbar, wo und wie weit zurück der Anfang zu ziehen ist.

      Tarek. Das ist, was mit unseren Städten und Dörfern geschieht, die samt ihren Bewohnern dem Hass zum Opfer fallen. Wir, die wir unsere Heimat verlieren und bereits verloren haben, werden auch unsere Geschichte verlieren, weil der durchgehende Faden über Herkunft und Kultur zerrissen ist.

      Paul. Das macht die ganze Sache überaus traurig, weil unsere Geschichte die von Vertriebenen beziehungsweise Verstoßenen beziehungsweise Ausgestoßenen ist, denen die Kraft der Überzeugung durch das Leben mit dem Hunger so stark geschwächt ist und dazu infrage gestellt wird, wenn die Worte mit der ganzen Wucht der Wahrheit überzeugen sollen.

      Tarek. Es ist die Verworfenheit der Geschichte der Menschen mit dem Verworfensein in die Geschichtslosigkeit, was dem Untergang der Zivilisation unmittelbar vorausgeht.

      Paul. In der das Unwiederbringliche zerschlagen wird und verloren geht, während wir am Lagertor stehen und den Verlust in unserer Hilflosigkeit nachtrauern. Es ist das Ende einer Gesellschaft, die den Frieden wagte und das Opfer ihrer selbst samt ihrer Kinder wurde.

       Vierter Auftritt

      Doktor Allison, Chirurg im Feldlazarett

      Sie sind noch jung, doch fehlen schon die Füße, Arme oder Beine. Was wollen sie greifen, wenn ihnen die Hände abgeschlagen sind? Es offenbaren sich die Erscheinungen und Bilder des größten Jammers, denn aufs Schmerzhafteste sind die Körper geschändet und verstümmelt. Da kommt die Mutter mit dem Kind, das weder laufen noch gerade stehen kann, es tat den falschen, den verhängnisvollen Tritt, der ihm fast das ganze Leben nahm.

      Wenn es nur der Finger wär, ich könnt es leichter ertragen, aber es sind Arme und Beine weit oben zu durchtrennen, wo die großen Gefäße abzuklemmen und zu unterbinden sind, um die Blutung zum Stehen zu bringen und den Blutverlust zu mindern. Den gekürzten Gliedmaßen gehen die schweren Verletzungen an den inneren Organen einher, dass Körperhöhlen zu öffnen und blutende Organe zu retten sind, was den Eingriff am lebenden Körper komplizierter macht.

      Die Operationen erfolgen täglich in großer Zahl unter größtem Einsatz und den einengenden Bedingungen des Mangels, wenn das chirurgische Gerät abgegriffen und veraltet und der Narkoseapparat nicht einsatzfähig ist, weil die Atemmasken und intakten Schläuche fehlen, die Sauerstoffflaschen und das Lachgas, was nicht zum Lachen ist, ausgegangen und der Ersatz trotz überlanger Wartezeit nicht eingetroffen sind, wenn keiner sagen kann, wann sie eintreffen und zum dringend nötigen Einsatz kommen werden.

      Zum technischen Mangel kommen die personellen Mängel der fehlenden Expertise hinzu, dass im Schnellkurs die Fertigkeiten vermittelt und erlernt werden müssen, die zur Lebensrettung erforderlich und unersetzlich sind. Es ist keine Frage, dass das unter Aufwendung der letzten Kräfte erfolgt, denn der Prozess der Lebensrettung hat keine Alternative, noch kennt er den Schongang, der zum Halten des Kräftereservoirs eingeschaltet wird. Der volle Einsatz ist die Grundvoraussetzung zur Lebensrettung.

      Die Maßnahmen am Menschen finden auch statt, wenn die Granaten in unmittelbarer Nähe einschlagen und die Explosionen die Instrumente auf den Tischen zum Klimpern und Klappern, zum Auf- und Abspringen bringen oder aus den konzentriert arbeitenden Händen des erschreckten Operateurs am Op-Tisch fallen. Es ist die Arbeit auf Leben und Tod, die auf sich selbst keine Rücksicht nimmt und jede Rücksichtnahme auf die eigene Person untersagt, was als Schwäche ausgelegt und verstanden wird und in der Erinnerung fürs ganze Leben haftet und beschämt.

      Die Arbeit am Menschen gleicht der Kommunikation auf dem weiten Felde von Schmerz und Elend, wo es letztendlich darum geht, dem Trauerfall des unwiederbringlichen Verlustes zuvorzukommen. Gelingt es nicht, dann gibt es die drückende Schwere im Herzen mit den reflektorischen Krämpfen, die den Körper des durchschwitzten Chirurgen durchzucken und den Dauerkopfschmerz begründen. Es gibt keine Alternative, wenn das verletzte Leben vor den Toren des Todes angekommen ist. Es ist die Tornähe, die den Arzt zum schnellen und selbstlosen Handeln augenblicklich verpflichtet.

       Fünfter Auftritt

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