Mark Feller. Michael Bardon

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Mark Feller - Michael Bardon Mark Feller

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waren. Die beiden unterhielten sich, doch das bisschen Deutsch, das sie bislang erlernt hatte, reichte nicht aus, um sie zu verstehen.

      Die Frau redete mehr als der Mann; was für eine verkehrte Welt, dachte Faizah, als ihr bewusst wurde, dass die Frau das Sagen hatte.

      Vorsichtig zog sie die Luft ein und spähte durch das Loch in der dünnen Blechwand.

      Nur einen Blick, dachte sie.

      Sie hatte die Schüsse gehört und Tahires gequälten Aufschrei – man brauchte nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, was geschehen war.

      Nur einen Blick, dachte sie erneut, einen winzigen Blick. Du musst wissen, wie die Mörder aussehen, wenn du Tahire rächen willst.

       *

      »Deinen Gürtel, schnell gib mir deinen Gürtel, Mark. Wir müssen sein Bein abbinden, er verliert zu viel Blut.«

      Ich riss den Ledergürtel aus den Schlaufen meiner Jeans und hielt ihn meiner Kollegin hin.

      »Nein, nein, mach du. Ich kann die Hände nicht von der Wunde nehmen, er verblutet uns sonst.«

      Ich schlang den Gürtel um Jussufs rechten Oberschenkel und zog kräftig zu; er stöhnte leise, schien jedoch nicht bei Bewusstsein zu sein.

      »Lassen Sie mich mal, ich bin Arzt.«

      Ich schaute auf und richtete meine Waffe auf den Mann, der aus dem Kreis der Schaulustigen herausgetreten war. »Bundesagent … bleiben Sie stehen.«

      »Hey, ich will nur helfen.«

      »Zeigen Sie mir Ihren Ausweis. Aber schön langsam!«

      Der Mann, ungefähr in meinem Alter, griff mit spitzen Fingern in die Innentasche seines Sakkos und fischte eine braune Geldbörse hervor. Ich ließ ihn keine Sekunde aus den Augen.

      »Mark!« In Faribas Stimme schwang Verärgerung mit. »Wir haben für so was jetzt keine Zeit. Ich krieg die Blutung nicht gestoppt. Lass den Mann machen, er hat gesagt, er ist Arzt.«

      Mein Blick zuckte zu Fariba, die verzweifelt versuchte, Jussufs stark blutende Schusswunde mit den Fingern abzudrücken.

      »Lassen Sie mich zu ihm. Noch kann ich helfen …«

      Freund oder Feind? Ich konnte den Mann, der von sich behauptete, ein Arzt zu sein, nicht recht einordnen. Er sah sympathisch aus, trug einen Anzug, teure Schuhe und ein blütenweißes Hemd. Er hatte jenen Lifestyle, der den anderen Menschen in seinem Umfeld signalisierte: Schaut her, ich habe es zu was gebracht!

      »Mark!«

      Andererseits … Jussufs Alkbari war ein wichtiger Zeuge. Sein Leben zu schützen, stand für mich an erster Stelle. Ich traute dem Kerl nicht, wollte ihn nicht in Jussufs Nähe lassen.

      »Maaark …«

      Faribas Verzweiflung gab den Ausschlag. Ich trat wortlos zur Seite und gab den Weg frei. Mister Ich-hab-es-zu-was-Gebracht trat vor, meine Waffenhand folgte seiner Bewegung. Ich war auf alles gefasst, als er neben Fariba auf die Knie sank und sofort begann, Jussufs verletztes Bein zu untersuchen. Es geschah schnell und professionell. Er erteilte Fariba ein paar Anweisungen und zeigte ihr, wie sie das Bein mit dem ledernen Gürtel richtig abzubinden hatte.

      Sirenengeheul in der Ferne. Ich nahm es als sicheres Indiz dafür, dass die Kavallerie am Anrücken war. In ein paar Minuten würde es hier vor Polizisten nur so wimmeln. Bei einem Schusswechsel im Stadtgebiet wurde ganz automatisch Großalarm ausgelöst.

      Ich behielt die Schaulustigen weiter im Auge, während ich in Gedanken die letzten Minuten noch einmal Revue passieren ließ. Wir hatten heute Morgen – ungewollt – für eine Menge Wirbel gesorgt, was im Umkehrschluss bedeutete, dass wir uns auf der richtigen Fährte befanden.

      Wer auch immer unsere Gegner waren, sie gingen hart und kompromisslos vor, das hatte der Anschlag eben recht eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

      Mein Blick ging zu Jussuf Alkbari, dessen Gesicht eine wächserne Farbe angenommen hatte. Von seinem Überleben hing jetzt alles ab. Sein Wissen konnte der Schlüssel sein, der uns in diesem Fall voranbrachte.

      -10-

      Als ich das Büro betrat, zeigte die Uhr bereits Mittagszeit. Mein Magen knurrte. Ich hatte – abgesehen von einem Schoko-Donut mitten in der Nacht – seit gestern Mittag nichts Anständiges mehr gegessen.

      »Er kommt genau richtig. Sie wollten gerade Pizza bestellen.«

      Ich nickte, sagte jedoch nichts. Alleine der Gedanke an eine Pizza ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.

      »Braucht er die Karte?«

      Ich schüttelte erneut den Kopf. »Nein, bestellt mir einfach ’ne Calzone mit. Eine extra große! Mit Thunfisch und Zwiebeln.«

      »Calzone mit Thunfisch und Zwiebeln. Extra groß. Is gebongt.« Pia Kirchhofer notierte sich meine Bestellung. »Was ist mit Fabi?«, fragte sie. »Die schiebt doch bestimmt auch Kohldampf.«

      »Was für eine Frage!« Arno Strobel lachte und lugte hinter seinem Monitor hervor. »Fabi hat doch eigentlich immer Hunger«, sagte er. »Bestell ihr einfach ’ne Frutti di Mare mit.«

      Ich blickte zu Arno, der grinste breit. »Hey, schau mich nicht so an, Chef. Fabi futtert wirklich wie ein Stier. Wenn ich so viel essen würde …«, er blies die Backen auf und formte mit den Händen eine Kugel vor seinem Bauch, »… würde ich wie ein Hefekloß auseinandergehen.«

      »Wahrscheinlich bewegt sie sich an einem Tag mehr als er in der gesamten Woche. Könnte es vielleicht daran liegen, dass er Probleme mit seinem Bauchspeck hat?«, fragte Sebastian Petermann mit bierernstem Gesicht.

      Arno grinste. Er war mit sechsundzwanzig das jüngste Mitglied unserer Soko, ein Ass am Computer. Sein Spezialgebiet: Cyberkriminalität.

      »Fariba kommt nicht«, sagte ich. »Sie ist ins Sankt-Katharinen-Krankenhaus gefahren, um die beiden Frauen zu vernehmen. Außerdem wollten wir Jussuf Alkbari nicht aus den Augen lassen. Er ist unser wichtigster Zeuge und braucht rund um die Uhr Personenschutz.«

      Ich schaute Pia Kirchhofer an. »Mindestens zwei Beamte, Pia. Drei wären besser. Organisier das bitte gleich!«

      »Mach ich.«

      »Habt ihr was über die vier aus dem Haus herausgefunden?«

      »Ich bin dran. Dauert aber noch«, brummte eine Stimme aus dem Hintergrund.

      Mein Blick glitt zu Helmut Bräutigam. Laut Personalakte war er dreiundfünfzig, Hauptkommissar beim LKA, verheiratet, kinderlos und ein echter Stinkstiefel. Er hatte vier Disziplinarverfahren wegen gewalttätiger Übergriffe in der Dienstakte vermerkt, eine Entziehungskur, Alkohol, hinter sich und galt als nicht gerade zimperlich, wenn es sich bei seinen Gesprächspartnern um Tatverdächtige handelte. Er passte nicht in dieses Team. Das wusste er genauso gut, wie es der Rest des Teams wusste.

      »Wie lange brauchst du noch«, fragte ich und

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