Mark Feller. Michael Bardon

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Mark Feller - Michael Bardon Mark Feller

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      Tok … tok … tok … Im Nebenzimmer hämmerte die Maschinenpistole erneut los. Fariba sah es als gutes Zeichen – solange der MP-Schütze wie ein Verrückter in der Gegend herumballerte, war Mark, der hoffentlich eine halbwegs brauchbare Deckung gefunden hatte, auch noch am Leben.

       Schneller, schneller, du darfst keine Zeit verlieren!

      Fariba preschte an der ledernen Wohnlandschaft vorbei; ihr Ziel war das angrenzende Zimmer, an dessen Fenster sie den Schützen mit der Maschinenpistole vermutete. Ihr Blick eilte voraus, sie hatte zwei Türen zur Auswahl. Sie entschied sich für die rechte.

      Augen zu und durch

      Sie spannte ihre Muskeln, zog den Kopf ein und reckte das linke Schulterblatt ein wenig vor. Der Aufprall war mörderisch, die Tür wurde förmlich aus den Angeln gerissen. Sie stürzte ins Zimmer, rappelte sich auf und versuchte, sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Zwei Männer fuhren zu ihr herum – Erschrecken in ihren Gesichtern. Der Kleinere, ein Jüngling mit weichen Zügen, fuchtelte etwas unbeholfen mit seinem Revolver herum. Der andere, ein großer Kerl mit Kinnbart, lehnte am Fenster und hielt eine russische PPSch-41 in den Händen.

      »Polizei!«, schrie sie. »Legen Sie Ihre Waffen nieder und ergeben Sie sich.«

      Keine Reaktion, die beiden Kerle glotzten noch immer reichlich verdattert zu ihr herüber.

      »Polizei! Lassen Sie Ihre Waffen fallen …«

      Jetzt kam Bewegung in die Männer. Der Jüngling grinste dreckig und richtete seinen Revolver auf sie. Fariba zögerte keine Sekunde. Sie riss die Waffe hoch, visierte den Kerl mit dem Revolver an und drückte ab. Drei Mal. Safety first … Eigensicherung stand an erster Stelle.

      Aus dem Augenwinkel registrierte sie, mehr unbewusst als bewusst, dass der Typ am Fenster seine Maschinenpistole nun auf sie gerichtet hielt. Sekunden im Nichts. Nur sie, die PPSch-41, ihre Pistole und der Mann, dessen Gesicht nun keinen erschrockenen Ausdruck mehr zeigte. Seine Mimik hatte sich gewandelt, sie spiegelte pure Mordlust wieder.

      Fariba keuchte erschrocken auf, während sie überhastet auf den Mann feuerte und gleichzeitig versuchte, sich mit einem Sprung in Sicherheit zu bringen.

      Tok … tok … tok … Die ersten Geschosse vom Kaliber 9 Millimeter fegten wie bösartige Hornissen über sie hinweg. Holzsplitter flogen umher, Putz, Tapeten und Gestein, wurden von den Wänden gerissen.

      »Maaarrrk …« Ihr Hilfeschrei hallte durch den Raum, als sie erkannte, dass sie chancenlos war. Noch einmal würde der Kerl sie bestimmt nicht verfehlen. Sie lag auf dem Präsentierteller, keine drei Meter von ihm entfernt, der nächste Kugelhagel, würde, nein musste, ihrem Leben ein Ende setzen.

      Aus und vorbei. Du blöde Kuh hast dein Blatt überreizt.

      Zwei Schüsse fielen vor dem Haus. Mark!

      Hinter ihr stöhnte jemand auf; es konnte eigentlich nur der Fiesling mit der Maschinenpistole sein. Fariba hob ihren Kopf und sah, dass der Kerl am Fenster heftig schwankte. Zwei weitere Schüsse krachten. Faribas Augen weiteten sich, als die Brust des Arabers – der Kerl war eindeutig ein Araber, das sah sie auf den ersten Blick – wie eine reife Melone auseinanderplatzte. Blut spritzte umher, es fand den Weg bis zu ihrem Gesicht. Es fühlte sich warm und klebrig an. So als wäre sie mit dem Kopf in einen Honigtopf eingetaucht.

      Einen Atemzug später knickten dem MP-Schützen die Beine ein. Er stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden und begrub die Maschinenpistole unter seinem zuckenden Leib.

      Fariba atmete erleichtert auf; ihr Kopf sank zurück, sie schloss die Augen. Tränen liefen über ihre Wangen. Sie konnte noch gar nicht fassen, dass sie diesen Albtraum unbeschadet überstanden hatte. Dankbarkeit, tiefe Dankbarkeit. Das war es. Das empfand sie.

      Einatmen … ausatmen. Einatmen und wieder ausatmen. Ihre Nerven waren ein einziges Tollhaus, sie zitterte am ganzen Leib.

      Marks Stimme drang in ihr Bewusstsein, er rief nach ihr, wollte wissen, ob mit ihr alles in Ordnung sei. Er klang besorgt, in seiner Stimme schwang die Anspannung der vergangenen Minuten mit.

      So habe ich dich gar nicht eingeschätzt. Ich dachte, du bist ein gefühlloser Klotz, der insgeheim nur auf Rache sinnt.

      Abermals spürte sie tiefe Dankbarkeit und ein Gefühl, das sie selbst nicht recht zuordnen konnte.

      Liebe …? Nein, auf keinen Fall! Zuneigung …? Ja, das traf das Ganze schon … irgendwie eher!

      Sie fühlte sich zu Mark hingezogen, empfand für ihn – nein, das konnte nicht …, oder doch? – so etwas wie tiefe Zuneigung und innere Verbundenheit.

      Erneut drangen Marks Rufe in ihr Bewusstsein. Sie schlug die Augen auf, verwarf ihre dummen Gedanken und holte tief Luft. »Ich bin okay, Mark, ich bin okay.«

      -8-

      »Komm weiter, Faizah, zum Ausruhen ist jetzt keine Zeit!«, wisperte Tahire. Sie streckte ihrer Freundin die Hand entgegen, schaute sie jedoch nicht an. Ihr Blick hing an einem riesigen Tor, das von zwei grobschlächtigen Kerlen bewacht wurde. Die beiden sahen wirklich zum Fürchten aus in ihrer abgetragenen Lederkluft und den vielen Tattoos, die sie wie eine Kriegsbemalung im Gesicht trugen.

      »Ich kann nicht mehr … mein Fuß …«

      Faizah hatte sich beim Sprung vom Hallendach ihren linken Knöchel verstaucht. Oder gebrochen, Tahire konnte es nicht sagen. Er sah jedenfalls übel aus, der Fuß. Und dick geschwollen war er auch.

      »Komm schon …«

      »Ich kann nicht!«

      »Komm endlich her, verdammt! Oder willst du, dass uns die Männer finden? Die suchen bestimmt schon nach uns.«

      »Meinst du? Vielleicht ist ihnen ja noch gar nicht …«

      »Ssssch …«

      Tahire legte ihren Finger an die Lippen. »Ich glaube, da kommt jemand, ich höre Stimmen.«

      Sie eilte zu Faizah, die an einer verbeulten Wellblechwand lehnte und versuchte, ihren blau angelaufen Knöchel ein wenig zu entlasten.

      »Los, komm, wir können hier nicht bleiben.« Sie zog ihre Freundin in einen schmalen Durchgang zwischen zwei lang gezogenen Lagerhallen. Hier roch die Luft muffig, schmeckte abgestanden und nach faulen Eiern. Tahire war es egal – sie hatte in ihrem Leben schon weit Schlimmeres gerochen.

      »Aua … Aaaaaaah … Mein Fuß …«

      »Stütz dich auf mich, Faizah. Ja, so ist es gut! Komm, leg deinen Arm um meinen Hals. Wir schaffen das …«

      Sie drangen tiefer ein in den schmalen Durchgang, dessen grob geschotterter Boden ihr Vorankommen noch zusätzlich erschwerte. Ratten huschten vor ihnen davon, sie verschwanden hinter Bergen aus allerlei Unrat.

      Tahire ignorierte ihren Ekel. Sie dachte an ihr Heimatdorf, dachte an die Massengräber, in denen man ihre Eltern begraben hatte wie totes Vieh. Die Ratten waren allgegenwärtig, und wer von ihnen gebissen wurde, starb in der Regel an einer Infektion. Sie hatte das hautnah erlebt, ihre Schwester

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