Mark Feller. Michael Bardon

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Mark Feller - Michael Bardon Mark Feller

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die Briegels Rückzug deckten.

      Jetzt gab es für die Menschen auf dem Friedhof kein Halten mehr. Wer konnte, rannte um sein Leben.

      Ich hetzte weiter, übersprang ein Grab und tauchte zwischen zwei Büschen hindurch. Dornenranken zerrten an meiner Lederjacke, ein dürrer Zweig peitschte mir ins Gesicht. Es schmerzte. Ich riss mich los, wich einem Baum aus und hatte endlich wieder freie Sicht.

      Jetzt sah ich die Drohne. Sie jagte im Tiefflug auf Briegel und dessen Leibwächter zu. Ich zögerte keine Sekunde, riss die Glock hoch und drückte ab. Die Distanz betrug fast fünfzig Meter, eigentlich zu weit für eine kurzläufige Handfeuerwaffe.

      Ich feuerte trotzdem – ich hoffte insgeheim auf einen Kunstschuss. Auch Briegels Männer schossen jetzt aus allen Rohren, während sie den Staatssekretär gleichzeitig Richtung Ausgang drängten.

      Die Drohne flog nun eine weite Kurve, um dem Kugelhagel aufs Neue zu entgehen. Sie griff sofort wieder aus westlicher Richtung an und schnitt den Flüchtenden den Weg ab.

      Ich dachte an Sachsenhausen, dachte an die schmale Gasse, und ich dachte an die Explosion, die Julia das Leben geraubt hatte.

      Gott, war ich wütend! Ich wollte nur noch eines: das verhasste Ding vom Himmel holen.

      Meter um Meter rannte ich der Drohne entgegen. Mein Blick klebte an ihr, sie war grau, verschmolz immer wieder mit der tristen Farbe des Himmels.

      Weiter … weiter … Zeit zu verschwenden war keine Option. Ich sprang über drei weitere Gräber, trampelte ein paar Zierrosen nieder und riss mit dem Fuß eine Grableuchte um. Mein Atem flog mit meinen Füßen um die Wette, während ich aus vollem Lauf auf die Drohne schoss.

      Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sich Briegels Männer aufgeteilt hatten. Während drei von ihnen den Staatssekretär auf einen kleinen Buchenhain zuschoben, nahmen die anderen drei die Drohne nun gezielt unter Beschuss. Ich schob ein neues Magazin in meine Glock und fragte mich, weshalb der Pilot die Drohne noch nicht zur Explosion gebracht hatte, als sie erneut in den Tiefflug überging und das Feuer erwiderte.

      Mir stockte der Atem, während ich mit ansah, wie die Leuchtspurmunition – das Ding verfeuerte wirklich großkalibrige Leuchtspurmunition! – auf die drei Leibwächter niederprasselte.

      »Deckung … verdammt geht in Deckung!«, rief ich und brachte meine Glock erneut in Anschlag. Ich atmete drei, vier Mal langsam aus und versuchte, meinen fliegenden Puls ein klein wenig zu beruhigen.

      Die Drohne flog jetzt unglaublich schnell; sie näherte sich den drei Leibwächtern aus südlicher Richtung. Ich stand östlich, was bedeutete, dass sich unsere Wege gleich kreuzen würden.

      Ich ließ sie jetzt nicht mehr aus den Augen, schätzte ihre Entfernung, Höhe und Geschwindigkeit ein. Zwei, vielleicht auch drei Sekunden, mehr Zeit blieb mir nicht. Ein letztes Mal atmete ich tief aus, dann nahm ich eine Haltung wie auf dem Schießstand ein.

      »Komm nur … komm nur, ja komm schon …«, stieß ich hervor.

      Als die Drohne sich bis auf vierzig Meter genähert hatte, feuerte ich. Ich weiß nicht mehr genau, wie oft ich abgedrückt habe, aber einer meiner Kugeln muss die Drohne voll erwischt haben.

      Sie begann zu trudeln, kippte unvermittelt zur Seite, und prallte mit voller Wucht gegen einen Baum.

      Eine Nanosekunde später brach die Hölle los. Ein dumpfes Grollen ließ den Boden unter meinen Füßen erbeben. Splitter sausten umher, Erde und Geröll flog durch die Luft. Ich warf mich herum, war jedoch nicht schnell genug. Die Druckwelle traf mich mit mörderischer Wucht, riss mich von den Füßen, wirbelte mich durch die Luft.

      Ich war benommen und orientierungslos. Staub hüllte mich ein; er raubte mir die Sicht und den Atem.

      Einen Augenblick später schlug ich hart auf dem Boden auf und um mich herum, wurde alles schwarz.

      -3-

      Mit einem stillen Fluch auf den Lippen schob der Pilot das Smartphone in die rechte Innentasche seines grauen Sakkos. Sein Blick schweifte durch das Café, während er sich erneut zu einem freundlichen Lächeln zwang.

      Nur nichts anmerken lassen, dachte er. Bleib schön cool, alles ist easy. Am besten bestellst du dir jetzt ein Stück Schwarzwälder Torte und trinkst dazu noch einen Kaffee. Nein, besser einen Espresso, du brauch jetzt was Starkes

      Er schloss für einen kurzen Moment die Augen und ließ die vergangenen Minuten noch einmal Revue passieren.

      Teufel aber auch! Dass der Auftrag schwierig werden würde, war klar, aber mit so einem Fiasko habe ich nun wirklich nicht gerechnet.

      Er hob die Hand und signalisierte der hübschen Bedienung, dass er noch einen Wunsch hatte. Dann holte er ein zweites Telefon hervor, tippte eine kurze Nachricht und legte das Smartphone gut sichtbar, jedoch mit dem Bildschirm nach unten, vor sich auf den Tisch.

      Seine Gedanken kreisten um das missglückte Attentat und um die Konsequenzen, die sein Versagen mit sich führen würden.

      Zum einen war da die zerstörte Drohne: Sie würde keine verwertbaren Spuren hinterlassen. Dafür hatte er gesorgt. Die Sprengkraft war so bemessen, dass die Drohne nach der Zündung buchstäblich pulverisiert wurde. Und die Leuchtspurmunition von Kaliber 12,7 ließ sich auch nicht bis zu ihm zurückverfolgen. Die Geschosse aus ehemaligen NATO-Beständen waren clean – sie wurden nirgendwo vermisst, dafür hatte sein Auftraggeber gesorgt.

      Er atmete einmal tief durch: Von dieser Seite gab es demnach keine Probleme. Das war die Habenseite!

      Auf der Sollseite stand der Staatssekretär. Der aufgeblasene Wichtigtuer hatte den Anschlag überlebt, was seinem Auftraggeber überhaupt nicht schmecken dürfte. Da musste er noch einmal ran, das konnte er so nicht auf sich sitzen lassen.

      Herrje, was für ein gebrauchter Tag

      Sein Blick scannte erneut die Anwesenden. Das Café war gut besucht – er hatte Mühe, den Überblick zu behalten. Ständig ging die gläserne Tür auf und spuckte neue Gäste herein. Es war ein Kommen und Gehen, das Café glich einem Bienenstock.

      Das Ding ist eine Goldgrube, dachte der Pilot, während er einem attraktiven Jüngling ins Visier nahm. Der Kerl war schwul, so wie er, das sah er auf den ersten Blick.

      Für einen kurzen Moment gab er sich seinen Fantasien hin, malte sich aus, wie viel Spaß sie beide miteinander haben würden. Himmel, alleine der Gedanken daran ließ seine Lenden pochen.

      Der Pilot lächelte verschmitzt, als er sah, dass der junge Kerl – er mochte Anfang zwanzig sein – ihn ebenfalls interessiert musterte.

      Von seinem Streifzug durch das Viertel wusste er, dass es eine Querstraße weiter ein kleines Hotel gab. Nichts Besonderes, nein, eher gutbürgerlich, bieder, langweilig, aber für ein paar nette Stunden zu zweit gewiss mehr als ausreichend.

      Seine innere Stimme meldete sich zu Wort. Sie bestand darauf, seinen ursprünglichen Plan beizubehalten. Sie forderte ihn auf, an seinen Auftrag zu denken und nicht an sein schwanzgesteuertes Vergnügen.

      Das Vibrieren seines Smartphones riss ihn aus seinem Zwiespalt. Er blickte auf und

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