Milten & Percy - Das Schloss der Skelette. Florian C. Booktian
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Читать онлайн книгу Milten & Percy - Das Schloss der Skelette - Florian C. Booktian страница 6
„Erlaubnis zu sprechen erteilt“, sagte Percy.
„Ja?“
„Folge mir, Milten“, sagte Percy und legte seinen Rucksack um. Mit der Akte unter dem Arm lief er zwischen der Allee aus Schreibtischen hindurch und widmete der Akte keine weitere Aufmerksamkeit.
„Hast du schon eine erste Idee, was wir jetzt machen?“
„Die habe ich“, sagte Percy und warf die Akte in einen blechernen Mülleimer. Seine Kippe schleuderte er direkt hinterher. Das bis oben hin mit Papier gefüllte Behältnis fing sofort Feuer.
Milten machte große Augen, während Percy absolut gelassen blieb und sich die nächste Zigarette anzündete.
„Wir zwei machen jetzt Urlaub“, verkündete Percy mit einem breiten Grinsen.
„Aber was ist mit dem Fall? Der verschwundene Butler. Die Familie Brownstone!“
„Milten, was ist das Wichtigste, was wir in unserem Leben haben?“
„Unsere Gesundheit?“
„Ganz richtig“, sagte Percy und schnippte die Asche seiner Zigarette auf den Fußboden.
„Und auf die gilt es zu achten. Ich bin kurz davor, Ringe unter den Augen zu bekommen.“
Darüber musste er kurz selbst lachen, dann fuhr er fort. „Mir tut der Rücken weh, ich hab schon ewig nicht mehr in einem richtigen Bett geschlafen. Und ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal etwas Vernünftiges gegessen habe.“
„Essen Erdmännchen nicht hauptsächlich Insekten?“
Percy rollte mit den Augen und schleuderte seine Zigarette in das Feuer. Mit festem Schritt marschierte er auf den Aufzug zu.
„Man kann davon leben. Aber sie schmecken beschissen. Ein ordentlicher Burger oder ein Steak sind da viel mehr mein Ding.“
Hastig stakste Milten hinter Percy her. „Ich glaube nicht, dass es dem Captain gefallen würde, wenn wir uns einfach irgendwohin verkrümeln.“
Percy machte Halt und drehte sich um. „Mir doch egal oder bist du ne olle Petze?“
„Nein … Niemand mag eine Petze.“
„Ganz richtig, Milten. Du bist eben doch ein kluges Kerlchen“, spottete Percy und drückte den Knopf für den Aufzug. „Ich glaube, wir werden ganz gut miteinander auskommen. Meinst du nicht auch?“
Milten wollte gerade Widerworte geben, aber da stellte sich ihm die Frage, was er schon zu verlieren hatte? Er wollte Zeit mit einem Detective verbringen. Und den konnte er genauso gut mit seinen Fragen löchern, wenn er im Urlaub war. Also folgte er Percy in seinen Wagen.
Als sie in Percys altem Mustang saßen und Milten sich sofort hastig anschnallte, begann Percy draufloszusprechen. „Ich suche einen abgelegenen Ort, an dem man schön Urlaub machen kann.“
Milten schaute sich um. Hatte Percy etwa mit ihm gesprochen?
„Ich empfehle dir Sharpytown. Ein kleiner Ort mit wenigen Einwohnern, der neben seiner Buntstiftproduktion für seine Gastfreundschaft bekannt ist“, sagte eine weibliche Stimme in verführerischem Ton.
„Wer war das?“, fragte Milten verdutzt.
„Das Auto“, sagte Percy.
„Das Auto kann sprechen?“
„Nicht das Auto, sondern Google. Du weißt schon, die Software, die im Bordcomputer steckt.“
„Google baut Software für Autos?“
Percy verzog seine Augenbrauen zu einem zweifelnden Blick. „Natürlich, du Erfinder. Google steckt in allem. Mikrowellen, Bügeleisen, Autos, Fahrrädern sogar in Kinderwägen und Toiletten.“
Percy wartete kurz ab, aber Milten schien keine gescheite Antwort einzufallen.
„Mustang“, sagte Percy.
„Ja, Percy?“, sagte die verführerische Frauenstimme.
„Berechne die Route nach Sharpytown. Dieses Erdmännchen besorgt sich jetzt ein Malbuch und ein paar Buntstifte. Und wer weiß“, sagte Percy und zwinkerte Milten zu, „vielleicht findet sich dort auch jemand, der sich zum Kuscheln eignet. Könnte dir auch mal guttun, so steif, wie du mit deinem Anschnallgurt da sitzt.“
„Aber … der Fall!“, versuchte es Milten ein letztes Mal.
„Milten, wir zwei spannen jetzt total aus. Keine Leichen, Diebe, Handlanger oder kriminellen Aktivitäten für die nächsten Wochen. Weißt du auch warum?“
„Ur-laub?“, stotterte Milten nervös.
„Verdammt richtig. Urlaub. Los geht’s, Baby!“, rief Percy und trat das Gaspedal durch.
5
Das Stadtfest in Sharpytown war in vollem Gange. Auf einer kleinen Bühne spielte Livemusik und auf dem gesamten Dorfplatz wurde ausgelassen gefeiert.
Und genau dieser Tumult wurde zwei Personen zu viel, Elaine und Ron, die sich davonstahlen, um hinter Dirthill ungestört zusammen zu sein. Das junge Paar staunte nicht schlecht, als sie Hand in Hand vor dem großen Erdhügel standen, der jetzt kein großer Erdhügel mehr war. Anstatt eines großen Dreckhaufens standen sie vor der Ruine einer kleinen Burg, die mit zwei Turmspitzen und einer waschechten Hängebrücke dastand wie zu Ritters Zeiten.
Um die Schlossruine erstreckte sich ein matschiger Sumpf aus aufgeweichter Erde, die vom Regen davongetragen wurde.
Elaine zögerte, doch Ron zog sie hinter sich her. Seiner Ansicht nach war ein altes Schloss noch viel besser zum Rumknutschen geeignet als ein kleiner See, und so folgte ihm Elaine über die Zugbrücke in den Burghof.
Die Mauern waren dreckig und an mancher Stelle noch immer von einer festen Kruste Erde überzogen. Ron warf einen Blick in den Brunnen, der mit Erde und Schotter versiegelt war, Elaine drehte sich im Kreis und schaute sich mit beunruhigter Miene in dem alten Gemäuer um.
„Das ist unheimlich. Es hat hier noch nie eine Burg gegeben. Jedenfalls nicht, solange ich mich erinnern kann. Ron, ich will hier weg. Wir sollten den anderen davon erzählen.“
Ron nahm Elaine an der Hand, zog eine kleine schwarze Schachtel aus seiner Hose und nahm seinen Strohhut vom Kopf.
„Ich hab dir etwas gekauft“, sagte er und öffnete die Schachtel. Darin kam ein goldenes Armband mit kleinem Herz als Anhänger zum Vorschein. Elaines Blick war ganz auf das Schmuckstück fixiert. So etwas hatte er ihr noch nie geschenkt, niemand hatte ihr jemals irgendwelchen Schmuck geschenkt.
Ron legte ihr das Armband an, und sie fiel ihm um den Hals.
„Danke“, sagte sie und küsste ihn. „Wo hast du das denn her?