Milten & Percy - Das Schloss der Skelette. Florian C. Booktian
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Читать онлайн книгу Milten & Percy - Das Schloss der Skelette - Florian C. Booktian страница 8
Rachel stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch, faltete ihre Hände ineinander und legte ihren Kopf ab. Ihr und Percys Blick waren jetzt genau auf Augenhöhe.
„Ich weiß nicht, mach doch mal einen Vorschlag“, sagte sie.
„Ich würde wundervoll zu deinem Schlafanzug passen“, sagte Percy und lächelte. „Du glaubst ja gar nicht, wie weich so ein Erdmännchenfell ist“, sagte er und fuhr ihr mit seinem pelzigen Schwanz über die Wange.
Rachel klappte ihren Laptop zu, ging um die Theke herum und verschwand die engen weißen Treppen hinauf in den ersten Stock. Percy saß einen Moment verdattert alleine da und überlegte, was er gerade falsch gemacht hatte. Doch dann streckte Rachel ihren Kopf die Treppe hinunter und sagte: „Na, komm schon und bring dein weiches Fell mit.“
Percy hüpfte auf den Boden und machte, dass er hinter ihr herkam.
„Nur dass du mich nicht falsch verstehst“, sagte er und ging die Treppe hinauf. „Ich will nur ein bisschen kuscheln. Glaub ja nicht, dass ich der Typ Erdmännchen bin, der gleich mit dir ins Bett hüpft.“
Rachel lachte so herzhaft, dass Milten für einen Moment schreckhaft aufwachte, nach einem bestickten Kissen griff und sich der Länge nach hinlegte, um weiterzuschlafen.
Mehrere Kilometer entfernt, war es inzwischen Ron, der sich die Seele aus dem Leib schrie. Denn von Elaine war nichts mehr übrig, das einen Schrei hätte ausstoßen können.
6
Draußen zwitscherten die Vögel in der Morgensonne und flatterten wild umeinander. An den Weinranken, die sich an Holzwänden rings um den Garten der Pension erstreckten, summten die Bienen und sogar die Steinfiguren schienen bester Laune zu sein. Alles in allem war es ein geradezu scheußlich idyllischer Morgen.
Und Milten bekam von all dem nichts mit.
Zusammen mit Rachel und Percy saß er unter einem Sonnenschirm an einem runden Tisch auf der Terrasse und war voll und ganz damit beschäftigt, sich hundeelend zu fühlen. Seine gegelten Haare standen in alle Richtungen ab und seine Kleider zeigten deutliche Spuren einer durchzechten Nacht. An seiner Weste war ein Knopf abgerissen und sein linkes Hosenbein von Matsch überdeckt. Auf seiner linken Backe prangte eine frische Schürfwunde, die er sich zugezogen hatte, als er vom Tisch gefallen war.
„Reich mir doch mal die Marmelade“, sagte Percy, der dicht neben Rachel saß.
Milten reagierte nicht.
„Alles in Ordnung, Großer?“, fragte Percy mit gespielter Besorgtheit. Er wusste ganz genau, wie sich Milten jetzt fühlte. Letzte Nacht hatte der den ersten Vollrausch seines Lebens gehabt.
„Ich hab genau das Richtige für dich“, sagte Percy und nahm seine Sonnenbrille ab. Vorsichtig schob er Milten die Brille auf die Nase.
Milten seufzte erleichtert.
„Hab ich es nicht gesagt? Es ist einfach zu hell hier draußen … Immer.“
Percy goss ihm ein Glas Wasser aus einer Karaffe ein und schob es ihm hin.
Rachel mischte sich ein. „Viel trinken. Und du solltest auch etwas essen, Milten.“
Miltens Augen verzogen sich zu einem schmerzverzerrten Blick, seine Hand griff an seine Schläfe und in gequältem Ton sagte er: „Mein … Kopf.“
Rachel musste grinsen. Percy hingegen nutzte die Situation schamlos aus. „MACHT ES DIR ETWAS AUS, WENN ICH ETWAS LAUTER REDE?“, schrie Percy direkt in Miltens Ohr. Der kippte nach hinten von seinem Stuhl und lag einfach nur da.
„Mensch, bist du aber gemein“, sagte Rachel und biss von ihrem Nutellabrot ab.
„Ich kann aber auch sehr liebenswürdig sein, nicht wahr?“, sagte Percy und streichelte Rachel mit seinem Schwanz. Rachel verjagte ihn, indem sie so tat, als wolle sie gleich hineinbeißen.
„Hey“, sagte Percy und zog seinen Schwanz von ihr weg. „Der ist nicht zum Knabbern.“ Dann tunkte er ihn in das leere Nutellaglas, nahm ihn in beide Pfoten und schleckte die Reste ab.
Rachel musste wieder grinsen.
„Wie seid ihr zwei eigentlich zusammengekommen?“, fragte sie.
„Durch die dummen Ideen anderer Leute“, sagte Percy.
Milten hatte sich inzwischen wieder aufgesetzt und nippte an seinem Wasserglas. „Eigentlich sollten wir an einem Fall arbeiten, aber das Erdmännchen hier hat auf Urlaub bestanden.“
„Ganz richtig“, sagte Percy und schlug mit der Gabel auf den Tisch. „URLAUB“, schrie er und Milten verzog das Gesicht. Percy grinste, Rachel klopfte ihm ermahnend gegen die Schulter, konnte sich aber ein Kichern nicht verkneifen.
„Gibt das keinen Ärger, wenn du einfach blaumachst?“, fragte Rachel.
„Ach was“, sagte Percy und winkte ab. „Den Fall, den man uns aufgetragen hatte, gibt es gar nicht.“
„Was?“, rief Milten so leise er konnte und setzte sein Wasserglas ab.
„Die Akte mit dem Butler-Fall gilt in der Abteilung als Urlaubsbestätigung. Captain Thursday darf offiziell niemandem freigeben, also gibt er jedem, der Urlaub beantragt und ihn verdient hat, diesen Fall. Das hab ich schon bei mehreren Kollegen beobachtet. Es ist wie eine unausgesprochene Regel.“
Milten fiel in seinen Stuhl zurück und nuckelte an seinem Wasserglas. ‚Erstklassig‘, dachte er sich und blickte auf seine Hose. Da fiel ihm auf, wie er eigentlich gerade aussah, und ein paar Erinnerungen an den letzten Abend schossen vor seinem inneren Auge vorbei. Wildes Getanze und eine klatschende Menge, die sich um ihn versammelt hatte. Herbert reichte ihm ein weiteres Glas Schnaps, das er seinen Rachen hinunterstürzte; schmecken konnte er schon lange nichts mehr.
In seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Reue und Scham.
„Du hast mir gestern Abend im Bett von einem Mustang vorgeschwärmt“, sagte Rachel. „Kurz bevor wir eingeschlafen sind, erinnerst du dich? Wir könnten einen Ausflug machen, du, ich, Milten und Elaine.“
„Wer ist Elaine?“, fragte Percy und spitzte die Ohren.
„Elaine ist meine Tochter.“
Milten blickte auf.
„Mir ist gestern gar niemand mehr aufgefallen; war sie schon im Bett?“, fragte Percy.
„Nein, sie ist nicht nach Hause gekommen. Mal wieder.“ Rachel seufzte und lehnte sich zurück. „Sie wird mal wieder mit ihrem Freund unterwegs sein – Ron.“
Percys Gedanken kamen zum Stehen. Moment mal. Gestern hatte er sie auf fünfundzwanzig geschätzt. Jetzt hatte sie plötzlich eine Tochter, was an sich kein Problem war. Er mochte Kinder und kam besonders gut mit den ganz kleinen aus. Aber wenn ihre Tochter einen Freund hatte, war Rachel mindestens …
„Sag mal“, fragte er vorsichtig, „bist du zufällig mit zehn schwanger