Tarzan bei den Affen. Edgar Rice Burroughs

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Tarzan bei den Affen - Edgar Rice Burroughs

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lassen und mit heldenmütiger Stärke der schrecklichen Zukunft entgegengesehen, aber nun, da die Schrecken der völligen Verlassenheit sie überfielen, ließen ihre überreizten Nerven nach und der Rückschlag trat ein.

      Ihr Mann versuchte nicht, ihre Tränen zu hemmen. Es war besser, der Natur ihren Lauf zu lassen, damit die lang verhaltene Gemütsbewegung sich auslöste, und es verging manche Minute, ehe das junge Weib, das eigentlich noch ein Kind war, sich wieder beherrschen konnte.

      O John, rief sie schließlich, wie entsetzlich! Was fangen wir an? Was sollen wir nur tun?

      Wir können nur eins tun, Alice, und er sprach so ruhig, als ob sie in ihrem traulichen Heim säßen, und das ist arbeiten! Die Arbeit muß unser Heil sein. Wir dürfen uns keine Zeit zum Nachdenken lassen, denn sonst würden wir verrückt werden. Wir müssen arbeiten und warten. Ich bin sicher, daß Hilfe kommen wird und daß sie schnell kommt, sobald es bekannt wird, daß die »Fuwalda« verloren ist, selbst wenn der schwarze Michel sein Wort nicht halten sollte.

      Ja, John, wenn es sich nur um uns beide handelte, sagte sie seufzend, so könnten wir es schon aushalten, das weiß ich, aber –

      Liebes Weib, antwortete er sanft, ich habe daran gedacht, aber wir müssen auch mit diesem Ereignis rechnen, wie mit allem, was noch kommen wird, tapfer und mit Vertrauen in unsere Geschicklichkeit. Vor hunderttausend Jahren standen unsere Vorfahren einer entlegenen düsteren Vergangenheit vor denselben Schwierigkeiten wie wir jetzt, vielleicht sogar in diesem selben Urwalde. Daß wir heute hier sind, ist ein Beweis ihres Sieges. Was sie taten, sollten wir es nicht auch tun? Und sogar besser, denn sind wir nicht mit höherem Wissen ausgerüstet, und besitzen wir nicht Schutz-, Verteidigungs- und Verpflegungsmittel, die die Wissenschaft uns gab, die jenen aber noch völlig unbekannt waren? Was sie mit unvollkommenen Werkzeugen und Waffen aus Stein und Knochen vollbrachten, das können wir sicher auch.

      Ach John, ich wünschte ein Mann zu sein mit der Philosophie eines Mannes, aber ich bin bloß ein Weib, das mehr mit dem Herzen als mit dem Verstand sieht, und alles, was ich sehe, ist zu schrecklich, zu undenkbar, als daß ich es in Worte fassen könnte. Ich hoffe nur, daß du recht hast, John. Ich will mein Bestes tun, um eine wackere Urwaldfrau zu sein, der tapfere Kamerad eines Wildnismannes.

      Claytons erster Gedanke war, ein Obdach für die Nacht herzustellen, worin sie vor den umherstreichenden Raubtieren geschützt wären.

      Er öffnete den Koffer, der seine Gewehre und die Munition enthielt, damit sie wenigstens bewaffnet wären, wenn sie über der Arbeit angegriffen würden, und dann suchten sie einen Ort für ihre erste Nachtruhe.

      Etwa hundert Meter vom Ufer war eine ziemlich lichte, ebene Stelle, und sie beschlossen, gegebenenfalls hier ein festes Haus zu bauen. Vorläufig hielten sie es aber für das beste, eine kleine Plattform in den Bäumen zu errichten und zwar so hoch, daß sie außer der Reichweite der wilden Tiere wären. Zu diesem Zweck wählte Clayton vier im Rechteck stehende Bäume aus, die etwa acht Fuß von einander entfernt waren. Dann hieb er von andern Bäumen lange Äste ab und band diese mit den Stricken, die ihm der schwarze Michel überlassen hatte, etwa zehn Fuß über der Erde an den erwähnten vier Bäumen fest.

      So hatte er ein Gerüst, über das er dann dünnere Äste eng zusammenlegte, um einen Fußboden in der Höhe herzustellen. Diesen Boden belegte er mit riesigen Wedeln von »Elefanten-Ohr«, das ringsum massenhaft wuchs, und zuletzt noch mit einem großen mehrfach gefalteten Segeltuche.

      Sieben Fuß höher legte er in ähnlicher Weise ein Dach an. Die Wände des Gemaches aber stellte er einfach dadurch her, daß er rings herum Segeltuch aufhing.

      Als dieses vollendet war, hatte er ein ziemlich gemütliches, kleines Nest, in das er Bettdecken und einiges von dem leichten Gepäck trug.

      Es war inzwischen Spätnachmittag geworden, und die Abendstunden wurden dazu benützt, um eine kräftige Leiter herzustellen, auf der Lady Alice in ihr neues Heim gelangen konnte. Den ganzen Tag über war der Wald voll von lebhaften, prächtig gefiederten Vögeln und von springenden, schwatzenden Affen gewesen, die diese neuen Ankömmlinge und ihren wundervollen Nestbau mit allen Zeichen des Interesses betrachteten.

      Obwohl Clayton und seine Frau scharf aufpaßten, sahen sie keine größeren Tiere, aber zweimal kamen ihre kleinen Affen-Nachbarn herbei, sahen schreiend und schwatzend zu und zogen offenbar erschreckt über die geheimnisvollen Vorgänge, die sie hier beobachteten, wieder ab.

      Als die Nacht hereingebrochen war, hatte Clayton die Leiter fertig, und als er einen großen Behälter mit Wasser aus dem nahen Fluß gefüllt hatte, stiegen die beiden in ihr verhältnismäßig sicheres, luftiges Gemach.

      Da es warm war, hatte Clayton die Seitenvorhänge über das Dach zurückgeschlagen. Als sie nun sich wie Türken über ihre Bettdecken kauerten, schrie Lady Alice, die angestrengt in die dunkeln Schatten des Waldes hinaussah, plötzlich auf, indem sie Claytons Arm erfaßte.

      John! flüsterte sie. Sieh doch! Was ist das? Ein Mann! Als Clayton nach der angegebenen Richtung schaute, sah er die Schattenrisse einer großen, aufrechtstehenden Gestalt.

      Einen Augenblick stand sie horchend still, drehte sich langsam um und verschwand in dem Schatten des Dickichts.

      Was ist das, John?

      Ich weiß es nicht, Alice, antwortete er ernst, es ist zu dunkel, um so weit zu sehen, und es war vielleicht nur ein Schatten, den der aufgehende Mond geworfen hat.

      Nein, John, es war kein Mann, es war eine riesige, groteske Karikatur eines Menschen. O, wie ich mich fürchte!

      Er schloß sie in seine Arme, ihr liebe und ermutigende Worte ins Ohr flüsternd, denn für ihn gab es nichts Schmerzlicheres, als die Angst seines jungen Weibes. Er verstand diese Angst sehr wohl, obschon er selbst tapfer und furchtlos war, – eine seltene Gabe, wenn auch nur eine der vielen Eigenschaften, die ihn bei allen, die ihn kannten, beliebt gemacht hatten.

      Bald darauf ließ er die Vorhänge herunter, befestigte sie an den Bäumen und ließ nur eine kleine Öffnung nach dem Ufer hin frei.

      Als es nun in ihrem luftigen, kleinen Raume stockdunkel war, legten sie sich auf die Decken und versuchten im Schlaf ihre traurige Lage zu vergessen.

      Clayton legte Büchse und Revolver neben sich und sah immer nach der Öffnung hin.

      Kaum hatten sie die Augen geschlossen, als der schreckenerregende Schrei eines Panthers hinter ihnen aus der Dschungel erscholl. Es kam näher und näher, bis sie das große Tier unmittelbar unter sich hörten.

      Über eine Stunde lang hörten sie es schnuppernd und an den Bäumen unter ihnen kratzend, bis es sich schließlich nach dem Strand verzog, wo Clayton es deutlich im hellen Mondschein erkannte – ein großes, schönes Tier, das größte, das er je gesehen.

      In den langen Nachtstunden fanden sie wenig Schlaf, denn die Nachtgeräusche des von Myriaden von Tieren wimmelnden Dschungels hielten ihre überreizten Nerven wach, so daß sie hundertmal durch die durchdringenden Schreie oder die heimlichen Bewegungen von Körpern unter ihnen aufgeschreckt wurden.

      Leben und Tod

      Der Morgen fand die beiden nur wenig erfrischt, obwohl sie dem Tagesgrauen mit einem Gefühl der Erleichterung entgegensahen.

      Sobald sie ihr Frühstück, bestehend aus gesalzenem Schweinefleisch, Kaffee und Schiffszwieback, eingenommen hatten, begann Clayton mit dem Bau des Hauses, denn er sah ein, daß sie auf

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