Tarzans Rückkehr in den Urwald. Edgar Rice Burroughs

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Tarzans Rückkehr in den Urwald - Edgar Rice Burroughs

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rätselhafter Überfall

      Erst spät am folgenden Nachmittag sah Tarzan die Reisegefährten, in deren Angelegenheiten ihn sein Ehrlichkeitsgefühl verwickelt hatte. Und dann stieß er ganz unerwartet auf Rokoff und Pawlowitsch und zwar in einem Augenblick, wo es den beiden sicher am wenigsten erwünscht war.

      Sie standen auf dem Deck an einer Stelle, wo sie gerade allein waren, und als Tarzan zufällig dorthin kam, befanden sie sich gerade in einem heftigen Streit mit einer Dame. Tarzan bemerkte, daß diese Dame vornehm gekleidet war. Ihre schlanke, frische Gestalt ließ auf ein jüngeres Alter schließen, ihre Züge konnte er nicht unterscheiden, da sie dicht verschleiert war.

      Sie stand zwischen den beiden Männern. Da diese Tarzan den Rücken zugekehrt hatten, konnte er ganz nahe an sie herankommen, ohne daß sie ihn wahrnahmen. Er sah, daß Rokoff zu drohen und die Dame zu bitten schien, aber sie sprachen in einer fremden Sprache, so daß er nur aus dem Anschein erraten konnte, daß die junge Frau sich fürchtete.

      Rokoffs Haltung war so drohend, daß der Affenmensch einen Augenblick hinter dem Trio stehen blieb, da er unwillkürlich befürchtete, der rohe Mensch könnte handgreiflich gegen sie werden. Im selben Augenblick faßte dieser sie denn auch am Handgelenk, wie wenn er aus ihr ein Versprechen erpressen wollte. Er erreichte sein Ziel aber nicht, denn plötzlich wurde er mit stahlharten Fingern an den Schultern gefaßt und mit solchem Schwung auf die Seite geworfen, daß er anfänglich gar nicht wußte, was ihm geschah. Erst als er aufblickte, sah er in die kalten grauen Augen des Fremden, der ihm am Tage vorher in die Quere gekommen war.

      Donnerwetter! schrie der wütende Rokoff. Was fällt Ihnen ein? Sind Sie verrückt, daß Sie Nikolaus Rokoff wieder beleidigen?

      Dies ist meine Antwort auf Ihr Briefchen, mein Herr! flüsterte ihm Tarzan zu. Und dann schleuderte er den Kerl mit solcher Wucht von sich, daß er gegen die Reling hinstürzte.

      Donnerwetter nochmal! schrie Rokoff. Sie gemeiner Mensch, das kostet Ihnen das Leben! Und indem er aufsprang, stürzte er auf Tarzan los, während er einen Revolver aus seiner Tasche zu ziehen suchte.

      Die junge Dame fuhr entsetzt zurück.

      Nikolaus! rief sie, halt ein, tu das nicht, o tu das nicht! Und dem Fremden schrie sie zu: Schnell, fliehen Sie, mein Herr, sonst wird er Sie töten!

      Statt aber zu fliehen, trat Tarzan auf den Menschen zu. Machen Sie sich nicht selbst unglücklich! sagte er.

      Rokoff war durch die erlittene Demütigung derartig in Raserei geraten, daß er den Revolver auf Tarzans Brust richtete. Der Hahn knackte, aber der erste Schuß versagte. Doch ehe der Wütende ein zweites Mal losdrücken konnte, hatte Tarzan mit raschem Griff den Revolver erfaßt und ihn über die Reling hinaus in die See geworfen.

      Einen Augenblick standen die beiden da und sahen einander an. Rokoff hatte sein Selbstbewußtsein wieder erlangt. Er war der erste, der sprach.

      Zweimal haben Sie sich nun berufen gefühlt, sich in Dinge zu mischen, die Sie nichts angehen. Zweimal haben Sie es aus eigenem Antrieb übernommen, mich zu demütigen. Die erste Beleidigung habe ich hingehen lassen, weil ich annahm, daß Sie in Unkenntnis handelten, aber diese Sache wird nicht übersehen werden. Wenn Sie nicht wissen, wer ich bin, so können Sie bei Ihrem jetzigen unverschämten Benehmen sicher sein, daß Sie später noch an mich erinnert werden.

      Daß Sie ein Feigling und ein Schurke sind, mein Herr, erwiderte Tarzan, ist alles, was ich von Ihnen zu wissen brauche.

      Er drehte sich um, um die Dame zu fragen, ob Rokoff ihr weh getan habe, aber sie war verschwunden.

      Dann setzte er seinen Spaziergang auf dem Deck fort, ohne auch nur einen Blick auf Rokoff und seinen Gefährten zu werfen.

      Tarzan hätte gerne gewußt, welche Verschwörung im Gange war oder welche Pläne die beiden Männer hatten. Die verschleierte Dame, der er soeben beigestanden hatte, kam ihm einigermaßen bekannt vor, aber da er ihr Gesicht nicht gesehen, war er nicht sicher, ob er ihr schon einmal begegnet war. Das einzige, was ihm an ihr aufgefallen, war ein Ring von besonderer Arbeit an der Hand, die Rokoff erfaßt hatte. Er beschloß deshalb, auf die Finger der weiblichen Passagiere, die ihm begegnen würden, zu achten, um die Dame zu entdecken, die Rokoff verfolgte, und zu erfahren, ob er sie noch weiter belästigt habe.

      Als Tarzan seinen Stuhl auf dem Verdeck wieder aufgesucht hatte, mußte er über die zahlreichen Beispiele menschlicher Grausamkeit, Selbstsucht und Gehässigkeit nachdenken, deren Augenzeuge er gewesen war von dem Tage an, wo er vor vier Jahren zum erstenmal ein anderes menschliches Wesen in der Dschungel erblickt hatte: den glatten schwarzen Kulonga, dessen geschickter Pfeil an jenem Tage Kala, die große Äffin, getötet und den jungen Tarzan der einzigen Mutter, die er je gekannt, beraubt hatte.

      Er dachte auch an die Ermordung Kings durch den Matrosen Snipes mit dem Rattengesicht, an die Aussetzung des Professors Porter und dessen Gefährten durch die Meuterer der »Arrow«, an die Grausamkeit der schwarzen Krieger und Frauen Mbongas gegen ihre Gefangenen und an die kleinliche Mißgunst der bürgerlichen und militärischen Beamten der Westküsten-Kolonie, wo er zum erstenmal in die Kulturwelt eintrat.

      Mein Gott, sagte er zu sich selbst, sie sind alle gleich. Betrügen, morden, lügen, sich zanken, und alles das für Dinge, die die Tiere der Dschungel nicht besitzen möchten: Geld, um sich die Annehmlichkeiten weibischer Schwächlinge zu verschaffen. Und bei alledem sind sie durch törichte Gewohnheiten eingeengt, die sie zu Sklaven ihres unglücklichen Loses machen, während sie fest glauben, daß sie, die Herren der Schöpfung, die einzig wahren Freuden des Lebens genießen. Es ist eine törichte Welt, eine irre Welt, und Tarzan war ein Narr gewesen, aus die Freiheit und das Glück in der Dschungel zu verzichten, um in jene Welt einzutreten.

      Als er da saß, hatte er plötzlich das Gefühl, daß er hinter seinem Rücken beobachtet wurde, und der alte Instinkt des wilden Tieres brach durch die dünne Tünche der Kultur. Tarzan drehte sich so schnell herum, daß die Augen der jungen Dame, die ihn heimlich angesehen hatte, nicht einmal Zeit hatten, sich zu senken, ehe die grauen Augen des Affenmenschen einen fragenden Blick in sie hineingeworfen hatten. Dann, als sie sich senkten, sah Tarzan, daß sich eine schwache rote Welle über ihr jetzt halb abgekehrtes Gesicht breitete.

      Er lächelte in sich hinein über das Ergebnis seiner kulturlosen, ungalanten Handlung, denn er hatte seine eigenen Augen nicht gesenkt, als er den Blicken der jungen Dame begegnete. Sie war sehr jung und sehr hübsch. Sie kam ihm etwas bekannt vor, so daß er sich fragte, wo er sie wohl schon gesehen habe.

      Er nahm seine vorige Stellung wieder ein und bemerkte nun, daß sie aufgestanden war und das Deck verließ.

      Als sie vorbeiging, wandte er sich um, um ihr nachzusehen, weil er hoffte, einen Anhaltspunkt zur Feststellung ihrer Persönlichkeit zu entdecken.

      Er wurde nicht ganz enttäuscht, denn beim Weitergehen erhob sie eine Hand gegen die schwarze Haarfülle ihres Nackens – die eigentümliche Bewegung, die die Frauen machen, wenn sie vermuten, daß sie von hinten beobachtet werden – und dabei erkannte Tarzan an einem Finger ihrer Hand den kunstvoll gearbeiteten Ring, den er kurz vorher an dem Finger der verschleierten Dame bemerkt hatte.

      Es war also diese schöne junge Frau, die Rokoff verfolgte. Tarzan hätte gern gewußt, wer sie war und in welchem Verhältnis ein so liebliches Geschöpf zu dem rohen, bärtigen Russen stand.

      Am Abend schlenderte er nach der Abendmahlzeit nach vorn und unterhielt sich bis nach Eintritt der Dunkelheit mit dem zweiten Offizier. Als dieser durch seine Pflicht anderweitig in Anspruch genommen wurde, lehnte Tarzan sich träge an die Reling und

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