Im Gang der Menschheit. Helmut Lauschke

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Im Gang der Menschheit - Helmut Lauschke

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wird der Sand der Trauer reiben, solange Menschen in die Haut des andern schneiden.

      Darum bin ich dieser Zeit vorausgeeilt, um den zu retten, der sich retten lässt, bevor der Schwerthieb die Kugel zerschlägt, was weder Mensch noch Tier erträgt.

      So überdenk nochmal das Angebot aus dem vielen Wissen um die Seelennot, dich ins Sein der Freude zu begleiten, was sich mit Schwertern nicht erstreiten lässt.

      Gelehrter.

      Sieh mich an, wie erbärmlich ich vor dir steh mit schlotternden Knien und eingefallenen Wangen, sieh, wie die Finger das Tremolo zittern, es reißen die Gurte, es brechen die Stangen, unaufhaltsam klopft das Bangen, dass ich vorgealtert der Zeit nicht widersteh.

      Denn dahin sind Jugend und Kraft, die mit neuen Ideen die Lösung schafft, die unverbraucht im festem Stand zurückgewinnt, was verloren ging.

      Nein, Großes traue ich mir nicht mehr zu, ich fühle das Ende mit der langen Ruh; mögen große Kräfte auf und nieder steigen, die Zeit der goldenen Eimer ist vorbei.

      Zeitgeist.

      Dann will ich hier nicht länger bleiben, denn auch meine Zeit ist nicht von ewig; wenn du dich besinnst, du kannst mich rufen, dann siehst du mich auf deinen Stufen.

      So grüss ich dich aus meiner Zeit…

      Gelehrter.

      Die meiner weit vorausgegangen ist.

      Zeitgeist.

      Denk nach, was dir das Wissen bringt, versuche und versuch es wieder, ob’s gelingt mit dem Wissen die Welt zu bewegen; wenn ja, dann bring ich dir den Applaus aus meiner Zeit dazu.

      Gelehrter.

      Manchen Geist hab ich herbeigezogen, es waren Geister dieser Erde; in Gedanken hab ich sie verwoben im Hinblick auf das ständig Werde.

      Ob ich für die Menschen was bewirke, es ist die Hoffnung, ohne es zu wissen; denn weiter gehen Gedanken ihre eigenen Wege mitunter weit über das Meer hinaus.

      Einige kehren von dort nicht mehr zurück, doch andere überleben. Sicher hätte es mehr sein können, nur dafür ist das Leben meist zu kurz und dann noch dicht und eng gerafft.

      Die falsche Nonne

      Nonne.

      Entschuldigen Sie die frühe Störung, ich komme vom Orden der guten Frau, im Himmel ist es golden blau, so spricht das Nachtgebet der Erhörung.

      Rein sind da oben die Seelen geläutert von Sünd und Schwere, wenn auf Erden die Querelen vom Vollen laufen hin zum Leeren.

      Wie gesagt, es ist die frühe Morgenführung, der ich betend folge, ich hab den Klang im Ohr aus dem tausendfachen Engelschor, die nenn ich göttlich, diese Fühlung.

      So führt mich mein früher Weg hierher, der mich an diese Türe klopfen last, erleuchtet vom heiligen Geist und mehr steh ich halb frierend, ganz durchnässt.

      Alter Mann.

      Fürwahr, eine Nonne hab ich nicht erwartet zu dieser späten Schlafenszeit, noch ist’s dunkel ohne alle Herrlichkeit, aus dem Schlaf gerissen bin ich, fehl gestartet.

      Ich seh das Besondere dieser Tür nicht ein, an die sie laut und lange klopfen; kann es nicht eher ein Irrtum sein, ein Ding mit X, ein Sack zum Stopfen?

      Dann mit weißer Haube ohne Überzug, was wollen Sie bei mir mit all den Sachen, durchnässt heisst vielmehr Feuer machen; ist das Ganze nicht ein heiliger Betrug?

      Ich meine, wie sie klappern, weil sie frieren, kann es nicht eine verlassene Straßenecke sein, dass sie so, wie sie frieren, der Weg soll führen in ein trocknes Haus mit einem Wärmestein?

      Nonne.

      Ich sagte es, es war das Nachtgebet in der Kapelle zum Orden der guten Frau, kniete nieder auf der Bank und da genau sprach der Geist mir zu: So geht.

      Geht im Glauben, führt Gutes im Schilde, seht nach den Brüchigen und den Alten; verbreitet Güte, Freude und Milde, wirkt, wo ihr seid, das Gute zu gestalten.

      Alter Mann.

      Der Gedanke kommt von der Straßenecke nicht los, sollte ich’s der weißen Haube wegen bloß? Dann kommt das irdisch Nasse noch dazu und mit ihm der Zweifel, doch nicht die Ruh.

      Dennoch, kommen sie rein zu später Stunde, damit sich trocknet und wärmt die nasse Haut; sie nicht weiter frieren bis zur Wunde, wärmen sie sich, bis der Morgen graut.

      Nonne.

      Gelobt seist du, der Herr, o Jesus Christ!, dass du im Hause dieses Alten bist; gelobt sei deine Magd, die gute Frau, dass sie mich sandte in den alten Bau.

      Hier steht der alte Mann erschrocken, zweifelt an der Absicht, sieht Verlocken, als käm ich aus ‘ner dunklen Straßenecke und suchte nun nach einer warmen Decke.

       Der alte Mann führte die “Nonne” in den geheizten Wohnraum, bot ihr die Couch zum Liegen an, zeigte ihr das Badezimmer, wo sie sich erfrischen könne, und brachte aus dem Schlafzimmer ein frisches Handtuch, ein frisch überzogenes Kopfkissen und eine Decke und legte die Sachen auf die Couch.

      Alter Mann.

      Du weiß behaubte Frau der späten Nacht, noch hat Dunkelheit über den Tag die Macht; wasch dir das Gesicht und deine Hände, ruhe dann im Raum der warmen Wände.

      Ich werde noch ein paar Stunden ruhn, bis der Tag vor dem Fenster sich erhebt, sich mit ihm die Hoffnung neu belebt, dann will ich meine neue Arbeit tun.

      Nonne.

      Alter Mann, dir zu Dank bin ich verpflichtet, nach den Taten wirst auch du gerichtet; dein Gutes wird dir tausendfach vergütet, das im Licht der Herrlichkeit erstrahlt.

      Dein Tun, mit dem du nicht geprahlt, es wird dir mit großer Seligkeit bezahlt, wenn du vor der großen Pforte stehst, hindurchtrittst, bis zum Höchsten gehst.

      Alter Mann.

      Die Zeit wird’s bringen wie sie ist, wir sollten ehrlich und bescheiden sein, uns nicht besser machen wollen bloß zum Schein, denn das sind wir Menschen alle nicht.

      Gib nun Ruhe, der Tag wird’s bringen mit seinen Sorgen, mit dem Ringen, wenn wir zahlen für unser täglich Brot, staunend stehen vor dem Leben mit dem Tod.

      [Der Tag war angebrochen. Der alte Mann hatte sich den Morgenrock angezogen, ging die Treppe runter zum Wohnraum und fand die Couch leer. Die Wolldecke war sauber zusammengelegt. Auf dem Kopfkissen lag ein Briefumschlag. Der alte Mann zog den Brief heraus und las.]

      “Lieber, alter Mann!

      Ich danke Dir für deine Güte, dass ich mich in deinem Wohnraum wärmen konnte. Wenn es nur die Straßenecke gewesen wäre, hätte ich das Problem allein

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