Palmer :Black Notice. Stephan Lake
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Palmer :Black Notice - Stephan Lake страница 23
Er ging um den Wagen herum. Der Marquis war unauffällig lackiert und hatte nur die Basisausstattung, keine Extras. Ein Leihwagen? Palmer suchte und fand auf der Frontscheibe einen Plastikstreifen mit Strichcode und einen zweiten Plastikstreifen am Fenster der hinteren Beifahrertür. Kein Zweifel, der Marquis war ein Leihwagen. Von Ford in Kanada gebaut, vermutlich in mehreren Etappen irgendwann von einem der großen Autoverleiher aus Portland oder Eugene oder Salem nach Santa Fe oder Albuquerque gekommen. Und jetzt nach Benson Trail.
Gefahren von jemandem, der nun auf ihn wartete.
Palmer stieg wieder in seinen Truck und lenkte ihn über den ratternden Cattleguard in den Camino.
Der Camino Cerro Chato ist eine Dirt Road, hatte die Immobilienmaklerin aus Benson Trail gesagt. Palmer hatte daher eine einfache, planierte Schotterstraße erwartet, aber beim ersten Befahren vor vielen Monaten gesehen, dass der Weg weder planiert, noch mit Schotter befestigt sondern nichts weiter war als ein ausgetrocknetes Flussbett. So uneben und steinig, wie die Natur es in Jahrhunderten erschaffen hatte.
So etwas nennen wir hier Dirt Road, hatte die Immobilienmaklerin gesagt.
Wer hier wohnte, besaß einen Truck mit hohem Radstand und Allradgetriebe, und nur wer einen Truck mit hohem Radstand und Allradgetriebe besaß, wagte es, hier durchzufahren. Jeder andere ließ sein Fahrzeug stehen und wurde abgeholt oder ging zu Fuß. Der Fahrer des Marquis war ebenso schlau gewesen.
Die Maklerin hatte ihm gesagt, die Anwohner wollten den Camino in diesem Zustand belassen, weil das Einbrecher fernhalten würde. Denn die könnten mit dem Diebesgut auf ihren Fahrzeugen schlicht nicht schnell genug fliehen. Palmer hatte eine andere Theorie. Wer so weit draußen wohnte, hatte keine Angst vor Einbrechern, sondern der wollte seine Ruhe. So wie er. Der Zustand des Camino half da enorm.
Hinter dem Cattleguard schaltete er die Scheinwerfer aus. Um ihn herum wurde es dunkel. Fast schwarz. Weit am Horizont ein dünner, glänzender Streifen. Santa Fe.
Palmer kannte jedes Loch, jeden Felsblock, jede Biegung auf den nächsten drei Meilen. Er brauchte kein Licht.
Der Truck wackelte und schwankte und quietschte zwanzig lange Minuten, dann wurde seine Vorsicht belohnt.
Er hielt an und stellte den Motor ab und kurbelte das Seitenfenster der Beifahrertür herunter. Kalte Luft strömte herein. Er nahm das Fernglas aus dem Handschuhfach und betrachtete den Trailer, der ihm als Zuhause diente.
Licht leuchtete mehrere Meter weit durch die Fenster und die geöffnete Tür.
Er beobachtete zwei Minuten. Drei. Fünf. Keine Bewegung vor dem Trailer, keine darin.
Sein Telefon vibrierte.
Er sah auf das Display und drückte die Taste.
„Hellström, was gibts?“
„Hallo Palmer. Wie gehts? Alles in Ordnung bei Ihnen?“
„Was gibts?“
„Uh ... schlechter Zeitpunkt?“
„Was gibts, Hellström?“
Hellström sagte, „Ein Job.“
Palmer atmete aus. Natürlich ein Job.
„Wir haben eine Situation“, sagte Hellström.
„Habt ihr das nicht ständig?“
„Nicht eine solche, nein.“ Hellström sagte, „Black Notice.“
Black Notice.
Nicht identifizierte Tote.
„Kambodscha. Grenze zu Laos.“
„Will ich gar nicht wissen, Hellström.“
„Wir brauchen Sie.“
„Ich bin beschäftigt.“
Gunnar Hellström war es, der ihn rekrutiert hatte, vor dreizehn Jahren. Für besondere Jobs bei Interpol. Illegale Jobs. Und weil illegal, auch inoffiziell. Genau genommen, nicht einmal inoffiziell. Denn nur zwei Leute bei Interpol wussten von diesen Jobs und wussten von Palmer: Hellström und seine Chefin. Die Richterin. Hellström nannte sie immer nur die Richterin, weil sie zuvor, nun ja, Richterin war. Aber nicht irgendwo, sondern beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Ihren Namen kannte Palmer nicht.
Und beide, hatte Hellström ihm damals klar gemacht, würden, wenn es jemals soweit käme, schwören, ebenfalls nichts von den Jobs und nichts von Palmer zu wissen.
Aber er würde Gutes tun, hatte Hellström ihm versichert. Er würde denen helfen, die ohne ihn keine Hilfe bekämen. Von niemandem. Auch nicht von Interpol.
Seine Jobs, hatte Hellström dann gesagt, wären zwar immer illegal. Aber sie wären immer, immer gerecht.
Palmer hatte nicht gezögert und zugesagt.
Seine Jobs bekam er seitdem von Hellström. Sein Geld auch. Woher Hellström das nahm, hatte er nie verraten.
„Ich weiß, Sie wollten Zeit für sich, Palmer, ich weiß das. Und die habe ich Ihnen auch gegeben. Ohne zu zögern, wenn Sie sich erinnern. Sie hatten sich die Pause redlich verdient. Aber jetzt brauchen wir Sie.“
„Wie geht es der Richterin?“
„Gut. Sie lässt ausrichten, wir brauchen Sie.“
„Wir hatten uns auf einen Monat geeinigt.“
„Genau. Der ist bald vorbei.“
„Ja. In drei Wochen.“
Hellström war in Ordnung. Zuverlässig. Ehrlich. Nur manchmal ein wenig nervig. Wenn er etwas von Palmer wollte, fiel es ihm schwer, ein Nein zu akzeptieren.
„Das Loch in Ihrer Brust müsste bereits so ziemlich verheilt sein, hab ich Recht? Und Ihnen wird langsam langweilig, hab ich auch Recht? In Ihrer Wüste da unten haben Sie ja nicht viel Abwechslung. Eine Woche ist da wie anderswo ein ganzer Monat.“
„Sehr witzig, Hellström, aber ich meine es ernst. Da ist etwas, was ich erledigen muss.“
„Palmer, ebenfalls im Ernst. Diese Black Notice? Die Sache ist schlimm, und zwar richtig schlimm.
„Die Black Notice, ist das offiziell?“
Er hörte Hellström seufzen.
„Sie wissen, wie das ist. Nicht offiziell. Daran hat sich nichts geändert. Black Notice also nur zwischen Ihnen und uns.“ Hellström sagte, „Die Richterin ist nicht bereit, diese Sache zu ignorieren. Wir brauchen Sie also, Palmer. Dringend. Zeit ist von entscheidender Bedeutung. Ihr Flieger geht morgen.“
„Morgen?“
„Morgen. Singapur.“
Palmer war still.
„Palmer?“
„Wieso