Felix Morak / Meschkas Enkel. Helmut H. Schulz

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Felix Morak / Meschkas Enkel - Helmut H. Schulz

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viele schwere Jahre hinter ihm und der Verstorbenen lagen. Ein Vorbestrafter, von dem sich mancher zurückzog, der vorher bei ihm ein und ausgegangen war, mit Schulden, ohne alle Möglichkeit, seine Lage zu verbessern.

      »Und Maria hat sich gar nicht beteiligt? Sie wusste doch, daß du eigentlich schuldlos in diese Sache verstrickt gewesen bist? Stellst du denn gar keinen Anspruch an das Leben, Felix? Ihr habt ja beide Geld in das Haus gesteckt, wie ich erinnere.«

      Er sagte bestimmt, aber freundlich: »Hör mir mal zu, Isolde! Was ihr beide, du und deine Schwester ausheckt, was ihr gegen dieses Testament unternehmt, das ist eure Sache. Mich lasst ihr dabei aus. Wie stehe ich da, wenn ich jetzt gegen Marias Testament klage? Übrigens habe ich gar nicht ganz verstanden, was der Rechtsanwalt mit der Erbengemeinschaft gemeint hat, und was sie klären wollen. Kann ich das Erbe nun in der Form annehmen oder nicht? Und falls ich es nicht annehme, was passiert dann mit Hanna und was passiert überhaupt? Hast du übrigens mit deiner Schwester Greta telefoniert?«

      Sie zuckte die Schultern. »Aber weißt du, dieser Notar ist ein rechter Trottel, mit seinem einerseits, andererseits, einen vernünftigen Rat konnte er uns auch nicht geben.«

      Sie nahm einen Stift aus der Handtasche und schrieb ein paar Zahlen auf die Rückseite der Speisekarte. »Das heißt, einen Anwalt und ein Gerichtsverfahren, was das für Kosten macht! Wie viel denkst du, werden wir für das Haus kriegen? Verfahrenskosten abgezogen, in vier Teile aufgeteilt, falls du auch Anspruch erhebst, Erbschaftssteuer; und wer weiß, was denen noch einfällt.«

      Er lachte. »Ach, Isolde, macht das mal alles mit deinem Schwesterchen ab, da habt ihr viel zu rechnen. Und zu teilen.«

      »Das ist auch so eine Geschichte«, fuhr sie auf. »Hätte Maria nicht verfügen können, wer was kriegt! Ich kenne doch meine Schwester!«

      Er langte in die Brieftasche mit vom Gebrauch krummgebogenen Ecken, nahm ein Bündel Briefe heraus und wog sie in der Hand.

      »Sieh mal, wir haben uns schon viel geschrieben, sie mehr als ich. Sie ist einsam, der Mann ist ihr weggelaufen, ein Kind hat sie und gegen das große Mädel nichts einzuwenden. Ich denke, wir sind uns einig.« Er steckte den Daumen zwischen Mittel- und Zeigefinger. »Das brauche ich auch noch. Sollte es klappen, ist diese ganze Erbgeschichte für mich unwichtig.«

      Er bemerkte ihren Stimmungswechsel nicht und war erstaunt, als sie mit lauerndem Unterton in der Stimme fragte: »Hast du ihr alles geschrieben? Die ganze Wahrheit?«

      »Welche Wahrheit?«, fragte er, obschon er ahnte, was sie meinte.

      »Daß dieses große Mädel, wie du sagst, ein bisschen, na, sagen wir, plemplem ist?«

      Sie übertrieb, legte versöhnend die Hand auf Hannas Arm und streichelte ihn.

      »Nein«, gab er kleinlaut zu, »deshalb habe ich mir doch gedacht, es ist besser, sie lernt uns gleich persönlich kennen. So hat sie keine Zeit für ein Vorurteil.«

      »Vorurteil? Gott, du bist wirklich naiv. Mir ist, als lerne ich dich erst heute richtig kennen. Siehst du«, sie legte Nachdruck in ihre Worte, »und ausgerechnet ich soll dir bei der Künftigen, falls sie das jemals wird, woran ich stark zweifle, falls sie ein bisschen Verstand hat, als Feigenblatt und Gouvernante dienen?«

      »Ja«, bekannte er aufrichtig, »so ungefähr.«

      Sie überlegte. "Ich? Ich alte böse und falsche Schlange? Vielleicht wäre das ein Ausweg aus dieser Erbschaftsgeschichte. Ich werde dich schon noch dazu kriegen, das Ding wieder ins Heim zu bringen. Wie hast du gesagt? Sie machen einen Lehrvertrag mit ihr? Na, das wär's doch, und du könntest ein neues Leben anfangen, ohne Klotz am Bein.«

      Kapitel 6

      Was den Gästen des Hotels Zum Adler zwischen sechs Uhr früh und zehn als Frühstücksraum zur Verfügung stand, das diente vorübergehend bis zweiundzwanzig Uhr dem Hotel als Restaurant mit warmer Küche. Nach zweiundzwanzig Uhr gab es nur noch Getränke; um Mitternacht wurde das Lokal geschlossen und Ruhe geboten. Wegen des Staatsaktes war das Restaurant des Hotels geschlossen worden; nur wenige Gäste gingen kontrolliert ein und aus. Früh roch es nach abgestandenem Tabakrauch und einem schalen, unbestimmbaren Restdunst von Speisen und Getränken, ein Geruch, der langsam durch die halb geöffneten Fenster abzog, und der gute Geruch von Kaffee und frisch gebackenen Brötchen breitete sich angenehm aus. In der Stunde zwischen acht und neun herrschte Betrieb; dann war der erste Ansturm vorüber. Dienstreisende gingen nach einem schnellen Frühstück ihrer Tätigkeit nach; Leute mit mehr Zeit kamen gerade aus ihren Zimmern herunter und ließen sich von den Kellnern bedienen, da es kein Frühstücksbüfett gab. Alles spielte sich in kleinem Rahmen ab. Morak, im Anzug, hatte einen Tisch am Fenster inne, er wartete auf die beiden Frauen und sah auf die fast leere Hauptstraße, was in ihm die Vorstellung weckte, es sei Sonntag. Etwas später erschienen die Schwägerin und Hanna und sie bestellten das Frühstück.

      »Hast du auch so schlecht geschlafen?«, fragte Isolde den Schwager. »Wir haben ein Zimmer zur Straße, ich konnte kein Auge schließen.« Sie streifte Hanna mit einem freundlich nachsichtigen Blick. »Die da hat wie ein Murmeltier geschnarcht, und jetzt hat sie einen Bärenhunger, wie? Dumme essen meist viel und gern, wie die Tiere«, schloss sie ihre Betrachtungen.

      Morak musterte seinen Pflegling; das unmöglich frisierte Haar schien sich wieder zu strecken, es wirkte dick, aber schlicht und passte besser zu ihrem leicht gedunsenen runden Gesicht als die künstliche Frisur, zumindest für ihn, den Pflegevater. Friedlich gestimmt, fuhr die Schwägerin zu reden fort.

      »Hanna ist eigentlich ganz angenehm, wenn man sie näher kennt. Etwas still, aber reden tu ich ja wohl genug und sicherlich für zwei. Was man ihr sagt, das macht sie gleich und ohne zu meckern, und führt auch meist alles richtig aus, ich meine, Kleinigkeiten.«

      Sie fuhr mit den Patschhänden durch das eigene schüttere Haar und stellte fest: »Ich muss unbedingt zum Frisör. Ich sehe aus wie eine Vogelscheuche.«

      Morak hielt es für unnötig, der Frisörfrage Aufmerksamkeit zu schenken. Sie waren auf dem besten Wege, sich aneinander zu gewöhnen und normal miteinander umzugehen; gerade weil es ihnen nicht bewusst wurde, daß die Spannung des vergangenen Tages abgeklungen, oder der Streit um Haus und Hof zumindest vertagt war. Nur Morak aß wenig, er hielt sich an Kaffee, aber die beiden anderen schlangen dick gebutterte Brötchen, löffelten kernweich gekochtes Ei und legten saftige Schinken auf Brotschnitten.

      Da sie keiner trieb, blieben sie nach dem Frühstück noch sitzen, und das, was vor ihnen lag, begann sie wieder zu beschäftigen. Die Schwägerin besann sich auf den bevorstehenden Besuch bei der Schwester, erwog, ob und wann sie fahren sollte. Morak bot an, sie mit dem Auto zu bringen, aber Isolde wünschte an keine Zeit gebunden zu sein; die Wohnung dieser Schwester war leicht mit dem Triebwagen zu erreichen.

      »Lass mal deine alte Karre stehen. Wie sieht das aus, wenn ich mit einem Kohlenwagen als Köhlerliese vorfahre und als Gräfin Isolde aussteige. Und du willst dich wahrscheinlich erst mal allein mit dieser Frau treffen. Ich könnte Hanna mit zu meiner Schwester nehmen und wir treffen später hier wieder zusammen. Was hältst du davon?«

      Mit einem prüfenden Blick streifte sie seinen Anzug, Hemd und Krawatte. Gewohnt ihn in Arbeitskleidung zu sehen, lobte sie: »Du wirst Eindruck machen, mein Lieber. So könntest du immer aussehen.«

      Sie nickte sich selber zu. Dann stieß sie einen Seufzer aus. »Mit meiner Schwester habe ich mich deinetwegen gestern Abend auch noch gestritten. Am Ende musste ich ihr scheinbar recht geben; sie meint, ich sollte dir zureden, dich wieder zu verheiraten.

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