Fälschung. Ole R. Börgdahl
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Heinz Kühler nickte erneut. Er dachte über das Gesagte nach. Er ging noch einmal an das Gemälde heran, nahm es jetzt sogar von der Staffelei und sah es sich von allen Seiten an, auch von der Rückseite.
»Ich habe die Farben und die Leinwand selbst untersucht«, warf Edmund Linz ein. »Ich bin Chemiker. Nach allem, was ich feststellen konnte, sind die Farben eindeutig älter als sechzig oder siebzig Jahre. Ich habe Cadmiumoxid und eine schwache Zyanverbindung gefunden. Die Leinwand ist mit Reisstärke behandelt, ein Verfahren, das auch schon seit Jahrzehnten nicht mehr üblich ist. Außerdem trägt die Leinwand den Stempel einer Firma, die seit 1929 nicht mehr existiert.«
»Das hatten Sie noch gar nicht erzählt«, unterbrach ihn Simon.
»Ja, stimmt, habe ich vergessen. Ich habe für diese Feststellung lange recherchiert, aber ich kann es beweisen. Ich habe die Unterlagen noch.«
»Es wird kein Problem sein, zunächst einem Gutachter das Bild zu zeigen«, meinte Heinz Kühler. »Erst danach lassen wir die Materialien noch einmal prüfen. Laboruntersuchungen sind nämlich relativ teuer. Je nachdem, wie die Ergebnisse ausfallen, entscheiden wir dann über das weitere Vorgehen. Entweder lassen wir die Finger von diesem Objekt oder wir investieren in die Recherche eines Herkunftsnachweises. Als allererstes sollten wir allerdings den Index bemühen. Vielleicht wurde dieses Bild hier ja auch gestohlen. Das wäre zwar für einen Echtheitsbeweis recht vorteilhaft, könnte aber für Herrn Linz unangenehm werden.« Heinz Kühler lächelte. »Ich nehme an, das wollten Sie von mir hören, Chef.«
»In der Tat wäre das natürlich ein hervorragender Herkunftsnachweis«, lachte Simon. »Entschuldigen Sie, Herr Linz, aber wir sind eben ehrlich mit Ihnen.«
»Das verstehe ich nicht, was für ein Index?«, fragte Edmund Linz.
»Erklären Sie es ihm, Herr Kühler«, übergab Simon wieder an seinen Mitarbeiter.
»Gut, wir haben Zugriff auf den Index verschwundener Kunstgegenstände. Das können Sachen sein, die seit dem Ende des Dritten Reiches verschollen sind, das können aber auch Gemälde und andere Objekte sein, die in jüngster Zeit seit einem Diebstahl verschwunden und bisher noch nicht wieder aufgetaucht sind. Wenn Sie Glück haben, ist die Sache solange her, dass niemand mehr Anspruch auf so ein Objekt erhebt, ich gehe allerdings davon aus, dass es bei dem Werk eines solchen Malers immer jemanden gibt, der nur darauf wartet, dass das Bild wieder auftaucht.«
»Ich verstehe«, sagte Edmund Linz leise. »Ich habe mich zwar selbst umgehört, aber das war natürlich nicht so gründlich und auch nicht mit den Mitteln, die Ihnen sicherlich zur Verfügung stehen.«
Simon deutete mit einer Handbewegung auf den Besprechungstisch. Sie setzten sich. Er sah zu Heinz Kühler hinüber.
»Sie schlagen also vor, dass wir den Auftrag unter Vorbehalt annehmen.«
»Das schlage ich vor«, antwortete Heinz Kühler. »Bei dem Gutachten habe ich auch schon jemanden im Auge, den wir im Prinzip ohnehin gerade im Hause haben. Wenn er sein Okay gibt, können wir bei den Analysen dann das volle Programm durchfahren lassen. Wenn nicht, sparen wir uns die Sache. Und was den Index betrifft, da würde ich jetzt gleich einmal hineinschauen.«
»Gut!« Simon sah Edmund Linz direkt an. »Sie haben Glück, wir gehen das Risiko ein, unter Vorbehalt natürlich und die Kosten werden wir wohl auch zunächst übernehmen. Das ist so üblich in der Branche. Entweder ist die ganze Sache ein Flop oder Sie werden unser wichtigster Kunde sein, zumindest in diesem Jahr.« Er lächelte.
Edmund Linz lächelte zurück. »Danke für Ihr Vertrauen. Ich bin davon überzeugt, dass es sich für Sie lohnen wird. Was kann ich jetzt noch tun?«
»Sie überlassen uns das Gemälde für die nächsten, sagen wir mal, fünf Tage. Wir führen die Untersuchungen durch und melden uns dann wieder. Wir machen jetzt gleich einen Vorvertrag, in dem wir auch bestätigen, dass sich das Objekt in unserer Obhut befindet. Außerdem notieren wir, dass Ihnen vorerst keine Kosten entstehen. Im Gegenzug geben Sie uns das Recht, dass Sie das Bild in den nächsten vierundzwanzig Monaten keinem unserer Wettbewerber zur Auktion oder zum Verkauf anbieten. Wenn das Bild wirklich echt ist, garantieren wir Ihnen, es in dem genannten Zeitraum zu versteigern. Sollten Sie bis dahin selbst einen Käufer gefunden haben, können wir gegen den Verkauf Veto einlegen, wenn der Preis zum Beispiel zu niedrig ist oder wir selbst einen Käufer gefunden haben.« Simon überlegte. »Das sind die wesentlichen Punkte des Vorvertrags, denke ich, oder habe ich noch etwas vergessen?«
Er sah zu Heinz Kühler hinüber, der den Kopf schüttelte. Mit diesen Konditionen konnte Edmund Linz leben. Er tippelte mit den Fingern auf der Tischplatte.
»Ich hole ein Vertragsformular und fülle es schon einmal aus«, sagte Heinz Kühler. »In zehn Minuten bin ich wieder zurück.« Er stand auf und verließ den Raum.
Simon erhob sich ebenfalls und ging zu seinem Schreibtisch. Aus einer der unteren Schubladen holte er eine Fotokamera. Es war eine kleine handliche Digitalkamera. Er hielt sie hoch, um sie Edmund Linz zu zeigen.
»Die Auflösung ist zwar nicht besonders, aber ich möchte trotzdem einen kleinen Schnappschuss von dem Bild machen.«
Er stellte sich vor die Staffelei, ging etwas in die Knie und drückte auf den Auslöser. Er machte noch ein zweites Foto, dann ging er noch tiefer in die Knie und machte eine Nahaufnahme von der Signatur. Edmund Linz trat an ihn heran, um sich die Aufnahmen auf dem kleinen Monitor der Kamera anzusehen. Das erste Bild war das Beste. Beim Zweiten und bei der Nahaufnahme war das Blitzlicht von dem Ölgemälde reflektiert worden. Simon löschte die beiden schlechteren Aufnahmen sofort wieder.
»Das eine soll mir vorerst reichen«, sagte er und schaltete die Kamera aus. »Wir werden das Gemälde ohnehin noch mit Profigeräten ablichten. Ich wollte das hier nur für mich haben.«
Edmund Linz nickte schweigend.
*
Als Florence am nächsten Morgen zum Frühstück kam, war Simon bereits wieder zur Arbeit gefahren. Sie hatte ihn und Marc gestern Abend noch kurz gesehen, bevor sie mit Colette noch einmal in die Stadt gefahren war, um dort den Abend zu verbringen. Colette war an diesem Morgen schon früh aufgestanden. Sie hatte die Freundin schlafen lassen, ihren Mann und den Sohn versorgt und war jetzt mit Florence allein zu Hause. Sie hatte selbst noch nicht gefrühstückt, sich ihren Hunger aufgespart. Sie hatte beim Bäcker an der Ecke Brötchen geholt. Colette fand es herrlich, eine Zeit lang nur französisch sprechen zu können.
»Marc ist auch schon zur Schule?«, fragte Florence.
Colette nickte. »Er geht schon lange allein, trifft sich mit Freunden auf dem Weg dorthin. Morgen hat er übrigens keine Schule, Lehrerkonferenz oder so etwas Ähnliches und in einer Woche sind schon die Osterferien. Es fallen ja eigentlich genug Schulstunden aus, darum verstehe ich nicht, warum die so eine Konferenz nicht in die Ferien legen.«
Florence zuckte mit den Schultern. »Weil eben Ferien sind«, kommentierte sie.
Sie schnitt ein Brötchen auf und pulte den weichen Kern aus beiden Hälften. Sie liebte es, diesen Teil des Brötchens nur mit Butter zu beschmieren und so in den Mund zu stecken. Croissants gab es heute Morgen