Fälschung. Ole R. Börgdahl

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Fälschung - Ole R. Börgdahl

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Morgen fast alle probierte.

      »Wann wolltest du mit mir in deinen Wellnesstempel?«, fragte sie.

      »Heute Nachmittag«, antwortete Colette und nahm noch einen Schluck Kaffee. »Ich habe extra einen Termin vereinbart, wegen der Massagen.«

      »Massagen?«, wiederholte Florence.

      »Ja, ich sagte doch es ist ein Wellnesstempel, mit allem Drum und Dran, lass dich überraschen.«

      »Gut, dann lasse ich mich eben überraschen. Und was machen wir heute Vormittag noch?«

      »Zu was hast du denn Lust?«, fragte Colette. Sie wollte gerade noch einmal in ihr Brötchen beißen, hielt aber in der Bewegung inne und sah ihre Freundin an.

      »Du darfst jetzt aber nicht lachen«, antwortete Florence. Sie hielt sich verschwörerisch den Finger an die Lippen. »Ich will meinem Bruder eine Lederhose kaufen. Eine von diesen kurzen Trachtenhosen.«

      »Was soll er denn damit?« Colette biss endlich ab und kaute genüsslich.

      »Ganz einfach«, erklärte Florence. »Er segelt doch. Er hat ein kleines Boot. Bei den Wendemanövern muss er auf der Bordwand herumrutschen. Es kommt häufig vor, dass er mit der Shorts oder Hose irgendwo hängen bleibt. Er braucht also etwas Robusteres und da habe ich eben an so eine bayerische Lederhose gedacht. Ich habe sogar heimlich eine seiner Shorts mitgenommen, wegen der Größe.«

      »Und du glaubst, er zieht so etwas an?«, fragte Colette ungläubig.

      »Wenn ich sie ihm schenke. Vielleicht nehme ich sogar zwei, falls sie ihm gefallen, denn so oft bin ich ja auch nicht hier.«

      »Eine Krachlederne in der Südsee.« Colette musste lachen. »Gut, dann gehen wir heute Morgen eben shoppen, das wäre ohnehin auch mein Vorschlag gewesen, es sei denn, du hättest noch etwas Ruhe gebraucht.«

      Sie frühstückten bis kurz nach neun und machten sich dann auf den Weg. Als Colette die Garage öffnete, stellte sie überrascht fest, dass Simon nicht wieder seinen Wagen zur Arbeit genommen hatte.

      »Oh, das ist blöd«, stöhnte sie. »Ich hatte eigentlich keine Lust, mit dem Riesending durch die Stadt zu fahren. Komm, lass uns eben noch schnell bei Simon im Büro vorbeischauen und den Wagen tauschen. Ich möchte mein Cabriolet zurück, auch wenn wir heute nicht offen fahren können.«

      Florence nickte. Sie musste an das Gespräch vom Vortag denken. »Ich fürchte«, sagte sie lachend, »dass ich mit Simons Kombi wenig Eindruck auf die ledigen Herren machen werde, mit denen du mich am liebsten verkuppeln möchtest. Die denken eher, ich bin eine Mutter auf Einkaufstour.«

      Colette schüttelte den Kopf, musste aber auch lachen. Sie stiegen in den Wagen und fuhren langsam rückwärts aus der Garage heraus, die Einfahrt hinunter auf die Straße. Das Garagentor schloss sich automatisch, nachdem Colette die Fernbedienung betätigt hatte. In wenigen Minuten hatten sie die Wohnsiedlung verlassen und befanden sich auf dem Weg zum Kunst- und Auktionshauses Blammer.

      *

      Georg Staffa saß an seinem Schreibtisch und sah sich die Übersicht an. Alle Anwälte der Kanzlei und auch die Partner hatten sich noch vor fünf Minuten getroffen und jeder gab ein kurzes Briefing ab, über die Fälle, die er gerade bearbeitete. Georg sah auf die Uhr. Pünktlich um zehn klingelte sein Telefon. Er nahm ab.

      »Sie müssen los, Herr Staffa. Der Termin vor Gericht beginnt in einer halben Stunde.«

      »Danke. Ich komme sofort. Haben Sie alle Unterlagen zusammen?«

      »Selbstverständlich, die Klageschrift und die Gerichtskorrespondenz. Der Mandant trifft Sie vor dem Gerichtsgebäude.«

      »Danke!« Er legte wieder auf.

      Georg erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und streckte sich. Er ging zum Schrank, öffnete eine der Türen und betrachtete sich in dem kleinen Spiegel, der innen an der Schranktür befestigt war. Er strich sich mit der Hand über das Haar, noch hatte er nichts an sich auszusetzen, keine grauen Strähnen, keine übermäßigen Falten um die Augen. Er verzog das Gesicht, lächelte sich selbst an, griff dann nach seiner Jacke und verschloss den Schrank wieder. Seinen Talar und eine weiße Krawatte hatte er immer im Wagen liegen. Er würde sich erst im Gerichtsgebäude umziehen. Als er aus der Tür trat, stand Frau Stelljes schon bereit. Sie war eine erfahrene Anwaltsgehilfin, eine reine Sekretärin brauchte Georg nicht. Er brauchte jemanden, der für ihn alle Routinearbeiten erledigen konnte und zudem noch vom Fach war. Frau Stelljes bemutterte Georg immer ein wenig, obwohl sie kaum älter war als er. Es war eigentlich auch kein bemuttern, es war Zuverlässigkeit, wie es Georg vor den Partnern immer ausdrückte.

      In der schwarzen Aktenmappe, die sie ihm reichte, war wie immer alles verstaut, was er für heute Vormittag benötigte.

      »Danke!«, sagte er noch einmal.

      »Haben Sie Ihr Handy auf stumm geschaltet?«, fragte Frau Stelljes pflichtbewusst.

      »Nein, ich glaube, ich habe es gar nicht dabei.«

      Georg tastete seine Hose und Jacke ab. Er gab ihr die Aktentasche zurück und ging noch einmal in sein Büro. Sein Handy lag auf dem Schreibtisch. Er griff es. Beim Verlassen des Büros tippte er die Tastenkombination für die Stummschaltung ein. Frau Stelljes hatte recht, es war besser, das Handy jetzt und hier stumm zu schalten, als es später im Gericht zu vergessen. Sie streckte ihm wieder die Aktentasche entgegen. Im Vorbeilaufen nahm er die Tasche und verabschiedete sich mit einem Winken. Der Fahrstuhl stand schon in der fünften Etage. Die Schiebetüren öffneten sich sofort, als er den Knopf neben dem Fahrstuhlschacht drückte. Ohne Unterbrechung kam er unten an. In dem Bürogebäude hatten gut ein halbes Dutzend Firmen ihre Büros und zusätzlich noch zwei Arztpraxen. Seinen Wagen hatte er direkt an der Straße geparkt. Hinter dem Bürogebäude gab es noch einen größeren Parkplatz, den er aber fast nie benutzte, weil ihm der Weg dorthin zu weit war. Mit der Fernbedienung seines Autoschlüssels öffnete er die Heckklappe, die automatisch aufsprang. Er legte die schwarze Aktenmappe neben eine Kleiderhülle, in der sich Talar und Krawatte befanden, und klappte den Kofferraumdeckel wieder zu. Sein Blick ging auf die andere Straßenseite. Auf dem großzügigen Grundstück von Gegenüber hatte das Kunst- und Auktionshaus Blammer seine Geschäftsgebäude. Das silberne Cabriolet mit dem schwarzen Stoffdach glänzte in der Sonne und er erkannte Colette Halter und eine andere Frau, die neben dem Wagen standen und zu ihm hinübersahen. Er winkte ihnen zu. Dann sah er nach dem Verkehr, wartete noch einen vorbeifahrenden Transporter ab und ging dann über die Straße. Er hatte Colette Halter schon länger nicht mehr gesehen. Er hatte zwar nicht viel Zeit aber er musste sie wenigstens kurz begrüßen. Er ging durchs Tor und erreichte das Cabriolet.

      »Salut, Georg«, sagte Colette.

      Sie sprach Georg immer auf Französisch an, aber nur wenn sie allein waren oder jemand dabei war, der die Sprache ebenfalls verstand.

      »Salut, Colette. Da musste ich einfach kurz herüberkommen, wo wir uns solange nicht gesehen haben. Du weißt ja, dass ich die Ehefrauen meiner Klienten besonders aufmerksam zu behandeln habe, das ist ein ungeschriebenes Gesetz.«

      »Oh, du musst gar nichts«, antwortete Colette und lachte dabei, »aber trotzdem schön dich zu sehen. Wo du gerade hier bist, Marc drängt mich immer. Er ist neuerdings ganz verrückt nach Flugzeugen und du hast doch Beziehungen zum Flughafen in Schwabmünchen. Er möchte sich so gerne die Sportflugzeuge dort ansehen.«

      »Dann müssen wir das wohl mal

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