Fälschung. Ole R. Börgdahl

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Fälschung - Ole R. Börgdahl

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      Georg nickte, dann sah er Florence an.

      »Oh entschuldige, Georg«, sagte Colette. »Darf ich dir meine Freundin vorstellen. Das ist Madame Florence Uzar. Sie besucht mich hier in München für zwei Tage.«

      »Bonjour Madame Uzar«, sagte Georg und deutete eine Verbeugung an. »Ich wusste doch, dass Frankreich außer unserer Colette noch mehr zu bieten hat.« Er grinste verschmitzt.

      »Nicht ganz«, antwortete Florence, »Ich bin zwar Französin, aber ich komme nicht aus Frankreich, ich stamme aus Übersee, aus Polynesien, von den Marquesas. Kennen Sie sich in der Südsee aus?«

      »Oh, nicht so gut, fürchte ich, aber ich werde es heute Abend nachholen, das verspreche ich. Marquesas sagten Sie?«

      »Ja, die Marquesas«, sagte Florence und lächelte.

      Sie sahen sich einige Sekunden lang an. Georg bemerkte sofort ihre grünen Augen. Er musste aufpassen, nicht verlegen zu werden, weil er sie beinahe anstarrte. Er nickte und wandte sich dann wieder Colette zu.

      »Ich muss jetzt leider gehen, ein Termin vor Gericht. Bitte erkläre deiner Freundin, dass ich nicht der Angeklagte bin.«

      Er sah zu Florence. »Nur zwei Tage«, sagte er mit Bedauern. »Schade, ich hätte gerne mehr über die Marquesas erfahren, aber vielleicht sind Sie ja irgendwann einmal wieder in der Stadt.«

      Florence lächelte ihn an. Sie war überrascht und wusste so schnell nicht, was sie antworten sollte. Sie sahen sich wieder einige Sekunden an.

      »Schade, wirklich schade, nur zwei Tage, und wann reisen Sie wieder ab?«, fragte Georg.

      »Morgen früh«, antwortete Colette. »Florence ist heute Abend noch in der Stadt, also los Georg, was machst du heute Abend.«

      Jetzt war er überrascht. Er sah wieder zu Florence. »Die ganze Woche hätte ich abends Zeit gehabt, nur heute Abend fliege ich ausgerechnet nach Amsterdam, ausgerechnet. Bitte, hängen Sie doch noch einen dritten Tag dran. Morgen Abend würde ich Sie und natürlich auch Colette und Simon in mein Lieblingsrestaurant einladen. Bitte, weil es heute Abend wirklich nicht geht.«

      »Das ist sehr nett von Ihnen, aber ich habe eine lange Reise vor mir. Wenn ich morgen nicht fliege, kommt mein ganzer Zeitplan durcheinander.«

      Georg sah sie wieder an, ohne dass sie etwas sagten. Er erwischte sich dabei, ernsthaft zu überlegen, seine Geschäftsreise abzusagen, aber er hatte Verpflichtungen.

      »Schade«, wiederholte er. Dann sah er zu Colette. »Du musst mich unbedingt anrufen, wenn sich Madame Uzar doch noch entschließt, bis übermorgen in München zu bleiben, bitte, bitte.« Er wandte sich zu Florence. »Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, aber ich muss wirklich los, sonst werde ich noch wegen Missachtung des Gerichts belangt, wenn ich zu spät komme.«

      Georg deutete wieder eine Verbeugung an, dann wandte er sich endgültig ab. Er verließ den Firmenparkplatz, um wieder über die Straße zu seinem Wagen zu gehen. Colette stieg sofort in ihren Wagen ein. Florence blieb noch kurz stehen und sah Georg hinterher. Dann stieg sie ebenfalls in das Cabriolet, drehte sich in ihrem Sitz aber noch einmal um. Georg hatte seinen Wagen erreicht, wandte sich zur Straße und sah zum Parkplatz hinüber. Ein schwerer LKW fuhr vorbei und versperrte ihm kurz die Sicht.

      »Du bist ja eine tolle Freundin, die richtig netten Männer stellst du mir erst vor, wenn ich schon wieder abreise«, sagte Florence lachend. »Und er heißt Georg?«

      Colette sah sie an und lächelte. »Ja Georg, Georg Staffa, er ist ein Geschäftsfreund von Simon, ein Rechtsanwalt. Er hat seine Kanzlei gegenüber, in dem großen Gebäude dort.«

      Florence nickte. »Und du kennst ihn gut?«

      »Was heißt kennen. Er ist ein Freund von Simon, aber er ist wirklich nett, da hast du schon recht, er ist etwas lockerer als es diese Advokaten sonst sind.«

      Florence sah erneut zur Straße. Georg war jetzt in seinen Wagen gestiegen. Er setzte rückwärts auf die Straße und fuhr los.

      »Soll ich tatsächlich noch einen Tag länger bleiben?«, fragte Florence mit einem spaßigen Unterton.

      »Wenn du das kannst, warum nicht?«

      »Ach, nein, das war nur ein Scherz«, sagte Florence ernst. »Das geht doch nicht. Ich habe die Flüge doch gebucht und auch das Hotel für die Zwischenlandung in Los Angeles, außerdem, was soll dieser Herr Staffa denn denken, wenn ich gleich auf sein Angebot eingehe, das schickt sich doch nicht.« Florence lachte.

      Colette schüttelte den Kopf. »Du hast aber komplizierte Gedanken.«

      Florence sah sie an. »Und du hast komische Gedanken, außerdem, was soll ich mit einem Rechtsanwalt in München.«

      »Davon war doch gar nicht die Rede. Hey, Florence, du solltest dir wirklich überlegen, noch einen Tag zu bleiben. Ich kann Georg sofort anrufen.«

      »Jetzt ist aber Schluss«, sagte Florence beinahe empört. »Das hatten wir doch gestern schon. Du sollst aufhören, mich zu verkuppeln.«

      Sie schwiegen einige Sekunden, dann mussten beide plötzlich lachen.

      »Ich meine es doch nur gut«, sagte Colette schließlich, »aber bitte, Schluss mit dem Thema.« Sie überlegte kurz. »Willst du mal fahren?«

      Florence drehte sich zu ihr um und sah sie an. »Bitte?«

      »Ich habe gefragt, ob du fahren willst«, wiederholte Colette, »den Wagen.«

      Florence schüttelte mit dem Kopf. »Nicht, dass ich es verlernt hätte, aber der Verkehr hier in München wird genauso dicht sein wie in Paris. Da schaue ich dir lieber noch etwas zu.«

      Colette startete den Motor, der kurz aufheulte und dann in ein tiefes Brummen überging. Sie legte den ersten Gang ein und fuhr an. Sie wendete auf dem Parkplatz und fuhr hinaus auf die Straße, genau in die entgegengesetzte Richtung, die Georg genommen hatte. Florence riskierte noch einen Blick, aber sein Wagen war natürlich nicht mehr zu sehen. Sie schaute wieder in Fahrtrichtung und dachte noch einmal über die Begegnung nach. Dann riss Colette sie aus ihren Gedanken.

      »Bitte sieh mal im Handschuhfach nach«, sagte sie. »Ich habe da drin eine Karte für das Parkhaus am Elisenhof. Wir haben nämlich zwei Stellplätze gemietet. Ich brauche die Karte gleich bei der Einfahrt.«

      Florence versuchte das Handschuhfach zu öffnen. Als sie es nicht gleich schaffte, griff Colette hinüber und die Klappe sprang auf. Während sich Colette wieder auf den Verkehr konzentrierte, suchte Florence im Handschuhfach nach der Parkhauskarte.

      »Sie ist in einer blauen Hülle«, sagte Colette. »Schau mal an der Seite.«

      »Einen Fotoapparat habe ich gefunden«, meldete Florence. »Und Moment, hier ist auch die Karte.«

      Sie hielt die blaue Hülle mit der linken Hand hoch. In der Rechten hatte sie den Fotoapparat. Colette nahm ihr die Karte aus der Hand und legte sie sich auf den Schoß. Sie fuhren noch ein paar Kilometer und bogen dann in die Luitpoldstraße ein. Es waren nur noch wenige Meter bis zur Parkhauseinfahrt. Sie stoppte an der Schranke, fummelte die Karte aus der Hülle und steckte sie in den Schlitz der Säule neben sich. Im Parkhaus fuhr sie die Rampe hoch, in den ersten Stock und ganz nach

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