Fälschung. Ole R. Börgdahl
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Fälschung - Ole R. Börgdahl страница 16
»Ich fahre den Jeep nur schnell zurück«, sagte er.
Florence nickte. Sie blieb bei der Maschine stehen und sah sich um. Sie sah aufs Meer hinaus. In dieser Richtung lag Hatu Iti, aber sie konnte die Insel natürlich nicht erkennen. Sie war zu weit weg und auch zu winzig. Florence hatte sie bisher nur aus der Luft gesehen. Sie war mehrere Male darüber hinweg geflogen, als sie Maurice nach Eiao begleitete. Es kam eine leichte Brise vom Meer. Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Vom Flugplatz her hörte sie ein Hupen. Sie schaute hinüber. Der LKW rangierte immer noch um das Flugzeug herum, mit dem Florence vor zwanzig Minuten angekommen war. Maurice kehrte zu Fuß wieder zum Hubschrauber zurück. Er öffnete die Tür der Kanzel und schwang sich auf den Pilotensitz. Florence stieg von der anderen Seite ein und setzte sich neben ihn. Er gab ihr den Helm mit dem integrierten Mikrophon und setzte seinen ebenfalls auf. Dann klappte er zwei Schalter an der Instrumententafel um.
»Hallo, Florence, kannst du mich über die Kopfhörer verstehen?«, fragte er. »Test, Test, Test.«
»Ja, alles in Ordnung, Test, Test, Test«, bestätigte Florence und hob lächelnd den Daumen.
Florence kannte dieses Prozedere bereits. Sie konnte gar nicht mehr zählen, wie oft sie schon hier auf dem Copilotenplatz gesessen hatte. Maurice hatte ihr auch schon mehr als einmal die Instrumente und Knöpfe erklärt. Sie war sogar schon selbst geflogen, zumindest hatte sie den Steuerknüppel gehalten und hatte unter seiner Anleitung den Hubschrauber geradeaus gelenkt. Bei der Kurve hatte sie das Steuer gehalten und Maurice bediente die Fußpedale.
»Sonst alles in Ordnung bei dir? Bist du angeschnallt?«, fragte Maurice. »Dann starte ich jetzt den Motor.«
Maurice betätigte wieder einige Schalter und drückte dann auf den großen roten Knopf mit der Aufschrift »Engine«. Er musste ihn einige Sekunden gedrückt halten, bis die Turbine ansprang. Das Laufgeräusch wurde immer lauter. Dann kuppelte Maurice den Rotor ein. Die Rotorblätter liefen an und gewannen schnell an Drehzahl, um dann kraftvoll und laut über ihren Köpfen durch die Luft zu schneiden. Spätestens jetzt konnten sich die beiden nur noch über den Sprechfunk verstehen. Maurice trat noch einmal in beide Fußpedale und überprüfte die Funktion des Heckrotors. Über Funk verständigte er sich mit dem Tower. In der Nähe des Flugplatzes brauchte er eine Startgenehmigung. Florence konnte alles mit anhören, auch dieses Prozedere kannte sie so gut, dass sie es hätte selbst ausführen können.
»Ready?«, sagte Maurice schließlich zu ihr.
Er hob jetzt auch den Daumen. Florence nickte und erwiderte das Zeichen. Der Hubschrauber gewann schnell an Höhe. Maurice kreiste über dem Platz. Florence sah unter sich die Turboprop-Maschine der Tahiti Nui. Dann drehte der Hubschrauber ab und sie flogen über die Insel. Ab einer bestimmten Flughöhe konnte sie die gesamte Insel gut überblicken. Sie sah den Mount Tekao, die größte Erhebung und den etwas kleineren Mount Muake. Ihr wurde wieder bewusst, wie klein ihre Welt eigentlich war. Sie überflogen nur wenige Häuser. Zur Küste hin waren mehrere kleinere Dörfer und Orte zu erkennen. Nur der Hauptort Taiohae erstreckte sich über eine größere Fläche. Das Krankenhaus lag am Ortsrand, weit vom Zentrum entfernt. Noch ein Stück weiter außerhalb gab es mehrere bebaute Grundstücke. Eines davon gehörte der Familie Uzar. Es waren fünfzehn Kilometer Luftlinie vom Flugplatz bis nach Taiohae. Der Hubschrauber brauchte dafür keine zehn Minuten. Sie steuerten bereits auf das Krankenhausgelände zu. Ein großes »H« wies den Landeplatz aus. Maurice hielt die Maschine ruhig und ging dann senkrecht tiefer, bis sie sanft auf dem Boden aufsetzten. Er ließ die Rotoren sofort auslaufen. Sie blieben aber noch eine Minute sitzen. Florence nahm ihren Helm ab und Maurice verstaute ihn wieder hinter dem Copilotensitz. Sie hatte ihren eigenen Jeep während ihrer ganzen Abwesenheit auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus stehen gelassen. Beim Anflug hatte sie ihn schon gesehen.
»Ich werde meinen Wagen vorfahren, dann brauchst du die Koffer nicht bis zum Parkplatz schleppen«, schlug Florence vor.
Sie stieg aus und ging in Richtung der Gebäude. Sie hätte noch in der Apotheke vorbeischauen können, aber sie wollte jetzt schnell nach Hause. Sie ging direkt zu ihrem Wagen und fuhr um den Hangar und das Servicegebäude der Hubschrauberstation herum und hielt genau an einem Bein des großen H. Maurice hatte schon die Koffer und die Reisetasche ausgeladen. Er stellte sie auf die offene Ladefläche des Jeeps und deckte sie mit einer Plane zu.
»So Mädchen, jetzt bist du wieder zu Hause.«
Florence stieg aus dem Wagen. »Danke Maurice, danke für den Flug.« Sie küsste ihn wieder auf beide Wangen und stieg dann zurück in ihren Wagen.
Vom Krankenhaus brauchte sie zehn Minuten nach Hause. Sie parkte auf einem Platz vor dem Grundstück. Vom Tor aus führte ein kleiner Weg zu ihrem Haus. Sie beeilte sich, sie wollte sich frisch machen und dann hinüber ins Haupthaus zu ihren Eltern gehen. Bis vor ein paar Jahren hatte sie dort noch selbst gewohnt und sich dann aber auf dem Grundstück ihrer Eltern ein eigenes Haus bauen lassen. Ihr Bruder wohnte mit seiner Familie ein paar Kilometer weiter die Küste hinauf. Sie würde ihn spätestens morgen bei der Arbeit treffen. Die Apotheke hatte auch am Samstag geöffnet, für den Sonntag gab es einen Notdienst. Florence dachte an die Lederhosen, die sie ihrem Bruder gekauft hatte. Einen der Koffer nahm sie sofort mit zum Haus. Sie stellte ihn im Schlafzimmer ab und ging erst einmal unter die Dusche. Eine halbe Stunde später war sie bereits in dem kleinen Pavillon, in dem ihre Eltern mittags oft saßen und etwas aßen. Sie hatte sie gestern Abend das letzte Mal von Tahiti aus angerufen und ihnen mitgeteilt, wann sie wieder daheim sein würde.
»Florence, du siehst müde aus, sieht sie nicht müde aus, Gustave«, meinte ihre Mutter vorwurfsvoll.
Ihr Vater sah seine Tochter an. »Du sollst nicht immer an ihr herumnörgeln, Marie.«
»Es ist schon richtig Papa, ich bin auch müde«, beschwichtigte Florence. »Die lange Reise und dann die Zeitverschiebung. Ich werde wohl nicht lange bleiben.«
»Aber du isst doch noch etwas«, mahnte ihr Vater.
»Ja, ist schon in Ordnung, eine Kleinigkeit kann ich ja noch essen«, gab Florence dem drängen ihrer Eltern nach.
Ihre Mutter nahm einen Teller und Besteck vom Servierwagen und deckte für sie auf. Florence setzte sich. Ihr Vater schenkte Tee ein und reichte ihr den Brotkorb. Sie nahm Käse und Oliven und die Kräuterbutter, die sie so gerne mochte und die ihre Mutter selbst herstellte. Ihr Appetit war doch größer, als sie gedacht hatte. Erst nach gut zwei Stunden verabschiedete sie sich schließlich von ihren Eltern. Sie ging nicht gleich zurück zu ihrem Haus, sondern schlenderte noch durch den Garten, Richtung Meer. Es war schon spät am Nachmittag und immer noch sehr warm. Florence liebte dieses Klima, besonders, wenn von der Küste her ein leichter Wind herüberwehte. Das Grundstück der Uzars lag zum Meer hin an einer Steilküste. Die Klippen waren hier aber nur einige Meter hoch und gingen in einen Sandstrand über, der gut zweihundert Meter breit war. Oben an den Klippen gab es einen Zaun und eine kleine Holztreppe führte an den Strand. Florence ging die Stufen hinunter. Die Klippen begrenzten den Strand bis weit ins Meer hinein und bildeten eine kleine Bucht. Als Kind hatte sie im seichteren Wasser der Bucht schwimmen gelernt. Bis zum letzten Jahr gab es auch einen kleinen Schuppen, in dem die Familie Stühle, Liegen und Sonnenschirme aufbewahrte. Ihr Bruder hatte