Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt страница 47

Автор:
Серия:
Издательство:
Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt

Скачать книгу

damit den Pikten den Aufstieg verderben können. Doch nun war es zu spät.

      Von der Höhe her gesehen muteten die Bewegungen der Feinde noch seltsam langsam an. Wenn wir mehr Bogenschützen hätten, käme keiner von denen hier oben an, überlegte Ordulf, doch auch die hatten sie nicht. Bald erkannte er die seltsamen Muster auf den Schilden, die blaue Bemalung der Krieger und ihre wie Eberborsten zurückgekämmten Haare. Die Schalltrichter der fürchterlichen Kriegstrompeten liefen in wilden Eberköpfen aus, die dem Feind ihre scharfen Zähne entgegen fletschten. Die Bewegungen des Feindes wurden immer schneller und mit einem Mal waren sie heran.

      Hart schlug ein Schwert auf Ordulfs erhobenen Schild. Der Aufprall ließ ihn nach hinten taumeln und ein Kribbeln durchlief seinen linken Arm bis zur Schulter. Die Männer in der zweiten Reihe fingen ihn auf und stießen ihn wieder nach vorn, doch der Druck der Pikten ließ nicht nach. Schritt für Schritt wurde der sächsische Schildwall zurückgedrängt. Neben sich hörte Ordulf einen Schrei. Wahrscheinlich von Howart, einem jungen Haduloher von der Heritog, aber ihm blieb keine Zeit, sich nach ihm umzuwenden. Irgendetwas stimmte nicht.

      Er parierte fast schon verzweifelt Schlag auf Schlag und konnte keinen eigenen Rhythmus finden; das Geschrei und der Gestank von Blut und verschwitzten Männern machten ihm zu schaffen. Vor sich sah er nur die blauen Fratzen und kalkverkrusteten Borsten der Pikten. Bei Lindum waren ihm diese Details gar nicht aufgefallen. Furcht schlich sich in sein Herz. Doch es erging nicht nur ihm so. Der sächsische Schilderwall hatte sich unter dem Anprall der Pikten nicht gleichmäßig zurückgezogen und löste sich in viele einzelne Kämpfer auf, zwischen denen die blauen Dämonen ungehindert vordrangen. Ordulfs Ohren gellten vom Gebrüll der Pikten und dem schrillen Lärm ihrer Trompeten. Die „Hengist“-Rufe seiner Landsmänner waren kaum noch zu vernehmen.

      Sicherlich laufen die ersten Sachsen in unserem Rücken bereits um ihr Leben und wir hier vorne sind verloren, durchfuhr Ordulf ein Gedanke. Wo blieb Hengist mit seinen Reitern? Wieso waren sie nicht in die Flanke des Feindes eingebrochen wie verabredet? Die waren sicher auch schon auf und davon.

      Entsetzt sah Ordulf, wie sich die Klinge einer Axt von oben in seinen splitternden Schild fraß. Da kam schon der nächste Schlag und die gesamte linke Seite seines Schildes brach ab. Der klägliche Rest war nun nicht mehr ausbalanciert und zog seinen Arm nach innen. Ordulf schaute sich kurz um, aber hinter ihm war niemand, der ihm einen neuen Schild hätte reichen können. So also sah das Ende aus!

      „Du verdammter Hund hast unseren Schildwall aufgegeben! Im fairen Kampf seid ihr dreckigen Swæne nicht so mutig wie zuhause im Schlamm!“, hörte er plötzlich den Ebbingemannen über den Schlachtlärm fluchen. Er hatte zwei oder drei Glieder weiter links gestanden, als der Angriff begann. Nun befand er sich getrennt von seinen Gefährten weit vorne – allein und von den Pikten umringt.

      War es etwa Ordulfs Schuld, wenn er sich nicht rechtzeitig zurückzog? Außerdem war doch ohnehin alles verloren. Wie konnte dieser Dreckskerl es wagen ihn jetzt noch zu beschimpfen? Schließlich hatte er mit seinen Kameraden hinterhältig versucht, ihn zu ersäufen. Ordulf überkam eine unbändige Wut auf den feigen Ebbingemannen. Den würde er noch zur Strecke bringen, mochten die Pikten dann siegen oder nicht!

      Ordulf ließ den Schild fahren, in den sich gerade erneut die Axt seines piktischen Widersachers festgebissen hatte. Dann warf er auch sein Schwert beiseite. Mit beiden Händen griff er die Axt des verdutzten Angreifers, während gleichzeitig sein Knie hochschnellte und den nackten Gegner an der empfindlichsten Stelle traf. Schmerzvoll krümmte sich der Pikte zusammen. Schon hatte Ordulf ihm die Axt entwunden. Der Schaft traf nicht so wie geplant seinen Kehlkopf, sondern schlug ihm die Zähne ein, trotzdem fiel der Feind ächzend zu Boden und verließ damit Ordulfs Gesichtsfeld und Gedanken.

      Eine weitere blaue Fratze tauchte auf. Die Axt zerschnitt das Grinsen. Halvor war nur noch wenige Schritte entfernt, doch vor ihm tummelten sich noch die blau tätowierten Gegner. Ordulf brüllte sie an, zu verschwinden, doch zu ihrem Unglück verstanden sie ihn nicht. Einer um den anderen fiel, während sich Ordulf voll brennenden Zorns eine blutige Schneise hieb. Sein Schreien wurde unartikuliert. Doch sein Vorstoß blieb nicht unbemerkt. Die Pikten um ihn herum hielten erstaunt inne und die Sachsen kamen zu Atem.

      „HENGIST!“, brandete hinter Ordulf ihr Schlachtruf auf, als sie wieder zum Angriff übergingen. Vor ihm schaute Halvor kurz zurück und Ordulf sah ihn einen Augenblick mit offenem Mund mitten im Kampf verharren. Doch auch er fasste sich und hieb mit neu entfachtem Mut auf die Pikten ein. Ordulfs Zorn verrauchte, bevor er den Ebbingemannen erreichte, aber er kam nicht zum Verschnaufen, denn nun riss ihn der sächsische Gegenangriff mit sich.

      Da erscholl auch endlich das Dröhnen von Hufen. Rechts vor Ordulf warf sich Hengist mit den Reitern in die Flanke der Pikten. Der Tag war gewonnen! Sie warfen den Feind in den Sumpf.

      „Anhalten“, brüllte Hengist über die Walstatt. Zu leicht konnten sich die Pferde im Morast die Beine brechen. Doch wenn die Pikten gehofft hatten, ihren Verfolgern im Sumpf damit zu entkommen, hatten sie sich geirrt. Mit sumpfigen Marschen kannten sich die Sachsen aus.

      Ordulf warf am Rande des Sumpfes die Kleidung ab. Rasch raffte er den Schild eines gefallenen Pikten auf, vertauschte die grobe piktische Axt mit seinem Sax und blieb den Gegnern an den Fersen. Etliche Sachsen taten es ihm gleich. Die fliehenden Pikten fielen durch die kurzen Schwerter oder strauchelten und wurden in den Sumpf getrampelt. Insbesondere für die vornehmeren Pikten, die schwere Kettenhemden trugen, gab es kein Entrinnen. Wer nicht im Sumpf versank, wurde von den wütenden Sachsen erschlagen.

      Am Abend hatten sich zu den weißen, aufgedunsenen Leibern der gefallenen Britannier unzählige blaue gesellt und eine rote Sonne tauchte die Walstatt in blutiges Licht. Von dieser Niederlage würden sich die Pikten nicht so rasch erholen!

      X. Wenn die Waffen Schweigen, bleiben die Scherben

      Ad Abum, Juni 441

      Tallanus

      „Silent leges inter arma“, seufzte Tallanus, als er über die grausige Walstatt schritt. Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Gesetze. Er hatte sich zu diesem Gang gezwungen, um sterbenden Christen die letzte Ölung zu erteilen. Doch obwohl er kaum auf gefallene oder verwundete Christen traf, zog ihn das Grauen derart in seinen Bann, dass er immer weiterlief, bis in der Senke schließlich nur noch gefallene Pikten lagen.

      „Hier liegt er, sie haben ihn erschlagen!“, rief auf einmal ein älterer Britannier vor ihm.

      Tallanus eilte heran. Vor ihm lag die von den Sachsen geplünderte Leiche von Koloman von Uerturios! Der junge Prinz war auf den Rücken gestreckt und starrte mit gebrochenen Augen in den Abendhimmel. Dicht unter dem Herzen zeigte sich eine scheußlich ausgefranste Wunde. Tallanus erkannte darin inzwischen mühelos das Werk eines der kurzen sächsischen Schwerter. Um ihn herum lagen besonders viele der blau bemalten Körper, hier musste der Kampf noch einmal aufgebrandet sein. Vielleicht war das den Heiden eine Lehre, Britannien von nun an in Frieden zu lassen.

      Vortigerns Plan, sächsische Piraten als Auxiliares anzuwerben, trug überwältigende Früchte. Die Pikten waren seit Menschengedenken nicht mehr so gedemütigt worden. Sicherlich brauchten sie Jahre, um sich von dieser Niederlage zu erholen. Und als Beigabe waren sächsische Angriffe auf die Küste dieses Jahr ausgeblieben – ihre junge Mannschaft hatte Besseres zu tun.

      Mit Mühe riss sich Tallanus von dem scheußlichen Bild los. Er hatte genug gesehen. „Mortui sepeliant mortuos suos“, murmelte er. Mögen die Toten ihre Toten begraben. Es wurde Zeit, dass er sich um die Lebenden kümmerte.

      Zurück im Lager sah er zuerst nach verwundeten Britanniern. Es gab aber nur wenige Blessuren, um die sich bereits Vortigerns Wundärzte kümmerten. Die Sachsen hatten von Anfang

Скачать книгу