Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt

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Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt

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mich das machen“, wies er den Ebbingemannen an und wandte sich wieder den Pikten zu. Mit Erstaunen registrierte er die Unterschiede zwischen den einzelnen Männern. Bisher hatte er die Pikten nur als einen Haufen wilder, blau bemalter Dämonen gesehen, aber dies waren einzelne Männer und Jungen mit Gesichtern und ganz eigenen Ausdrücken von Furcht oder Trotz den Augen.

      „Wie heißt du?“, fragte er den schlanken Jungen, der ihm bisher die Antwort verweigert hatte.

      Der schaute ihn zunächst wieder trotzig an. „Kilian“, gestand er dann aber mit einem Seitenblick auf Halvor, der immer noch mit grimmig zusammengepressten Lippen neben ihm stand.

      „Kilian, du weißt, dass ihr sterben müsst“, eröffnete Ceretic dem Pikten ohne Umschweife. Er sprach langsam und deutlich, in der Hoffnung, dass ihn zumindest der Junge mit den intelligenten Augen verstehen würde.

      „Warum sollte ich euch dann antworten? Bring es hinter uns“, entgegnete der Pikte in seinem scheußlichen Dialekt.

      „Es macht einen Unterschied, wie man stirbt“, entgegnete Ceretic ungerührt. „Wenn ich dir den Kopf abschlage, wirst du mir im Jenseits dienen müssen.“

      Der Kilian genannte Pikte sah ihn an und Ceretic hatte den Eindruck, seine ohnehin schon blassen Züge erbleichten um eine weitere Nuance. Nach einer kaum merklichen Pause antwortete er verbittert: „Schlag mir den Kopf ab, erstich mich oder häng mich auf. Für euch Christen ist das doch einerlei!“ Aber die kurze Pause und der drängende Tonfall der Antwort verrieten ihn.

      Ceretic grinste. Also stimmte diese Erklärung für die grausige Gewohnheit der Pikten, gefangenen oder gefallenen Feinden die Köpfe abzuschlagen. „Ich mache dir einen Vorschlag“, entgegnete er, immer noch grinsend. „Ich verspreche euch, dass ihr durch einen Hieb auf den Kopf und nicht durch Enthaupten getötet werdet. Wie ein Krieger in der Schlacht. Die Sachsen hier enthaupten Verbrecher wie euch nämlich vorzugsweise.“

      Der junge Pikte sah ihn einen Moment lang ausdruckslos an. „Was willst du als Gegenleistung?“, fragte er schließlich misstrauisch.

      „Die Wahrheit. Und wenn ich später feststelle, dass ihr gelogen habt, dann lasse ich eure Kadaver ausgraben und doch noch enthaupten.“

      Kilian wurde noch bleicher. Ceretic konnte sehen, wie er mit sich kämpfte. „Was willst du wissen?“, fragte der Pikte schließlich.

      „Wieso wart ihr hier? Wieso so wenige? Wie viele Pikten sind nach Süden gezogen? Wie heißt euer Anführer? Und vor allem, wo befindet sich eure Hauptstreitmacht?“ Den Namen des Anführers kannte Ceretic bereits, Prinz Koloman. Aber so könnte er prüfen, ob der Pikte die Wahrheit sprach.

      „Und du schwörst bei allem, was dir heilig ist, dass ich nicht enthauptet werde?“, fragte der Gefangene zurück.

      „Ich schwöre es dir bei meinem Gott und bei meiner Ehre als Ritter des Hochkönigs von Britannien“, antwortete Ceretic feierlich.

      „Ich will dir vertrauen, Ritter. Du wirst mich nicht köpfen?“

      Ceretic nickte genervt und der Pikte begann hastig zu sprechen: „Unser Anführer heißt Koloman, ein Prinz von Uerturio im Strath des Earn.“ Das stimmte soweit mit dem überein, was die Gefangen in Lindum berichtet hatten. „Als wir euch das letzte Mal so geschlagen hatten, wie Prinz Koloman es erneut tun wird, stellten wir fest, dass ihr alle Boote mit an das Südufer des Flusses genommen hattet.“ Ceretic nickte grimmig. Auch das wusste er bereits. „Daher ist Koloman mit über die Furten im Westen gegangen und hat euch auf diesem Wege verfolgt. Dann wurde unsere Vorhut im Süden von einem fremden Volk geschlagen.“ Hier blickte er finster zu den Sachsen hinüber. „Sie sind tatsächlich so groß, wie man sagt. Habt ihr sie aus der Unterwelt gerufen, diese Teufel?“

      Ceretic lächelte dünn. Genauso dachten auch die meisten Britannier über die Sachsen. „Und dann ist Koloman umgedreht und hat euch beauftragt, den Fluss zu bewachen?“, fragte er.

      „Ja, so war es. Sein Heer steht im Westen bei den Furten dieses Stroms. Er glaubte, ihr würdet euch nicht ein zweites Mal hierher wagen. Wir waren hier als Wachtposten aufgestellt, um Koloman zu warnen, falls ihr doch versucht euch auf diesem Weg an ihm vorbei nach Cair Ebrauc zu schleichen. Und das“, hier blickte er grimmig in Richtung Norden, wo seine geflohenen Kameraden verschwunden waren, „werden auch eure goldhaarigen Teufel nicht verhindern können.“

      „Bleibt die Frage, wie viele Krieger Koloman bei sich hat“, bohrte Ceretic nach.

      „Hunderte, mehr als man zählen kann“, behauptete der Pikte überzeugt. „Nun habe ich euch alles gesagt. Jetzt halte du dein Versprechen!“

      Ceretic nickte grimmig. So etwas hatte er befürchtet. Sie hatten noch nichts gewonnen, die gerade geschlagene Truppe war nur ein kleiner Wachtposten. Wenn man daraus auf die Größe des eigentlichen Piktenheeres schließen konnte, dann waren es viele hundert, vielleicht sogar tausend Mann. In zwei bis drei Tagen könnte Kolomans Heer sie erreichen. Ihre einzige Chance lag darin, vor dem piktischen Heer Eboracum zu erreichen und sich mit Ahearns Truppen zu vereinigen.

      „Du hast versprochen uns nicht zu köpfen, Herr“, unterbrach der gefangene Pikte seine Gedanken. Das „Herr“ war ihm trotz der verzweifelten Lage sichtlich schwer gefallen.

      „Und das werde ich auch nicht tun“, antwortete Ceretic knapp und wandte sich ab. Er überlegte. Wie nur könnte er sein Versprechen erfüllen? Vortigern würde auf seine Zugeständnisse bestimmt nichts geben und bei Vortimer hätten sie vermutlich sogar das genaue Gegenteil zur Folge. Da kam ihm eine Idee. Vielleicht war der Hochkönig noch gar nicht auf dieser Seite des Abus angelangt. Somit läge das Kommando bei Hengist. Eilig lief Ceretic den Hang hinab, um den Sachsenfürsten zu suchen. Streng genommen waren es ohnehin seine Gefangenen. Bald fand er ihn am Fluss. Er starrte in den Nebel hinein und lauschte auf den gedämpften Lärm des übersetzenden Heeres.

      „Wenn du dir sicher bist, dass du alles erfahren hast, mach mit ihnen, was du willst“, sagte Hengist, nachdem ihm Ceretic die Situation geschildert hatte. „Ich kann diese Halunken sowieso nicht verstehen. Du hast dir für den Einfall, die Boote über den Fluss zu schleppen, schließlich etwas verdient. Die Gefangenen gehören dir.“

      Das Vorrecht Gefangene abzuschlachten ist sicherlich nicht die Belohnung, die ich mir wünsche, dachte Ceretic bitter, aber es war Eile geboten. Sonst käme ihm Vortimer doch noch dazwischen. Und er hatte dem Barbaren nun einmal sein Wort gegeben.

      Er lief zurück zu Ordulf und den Gefangenen. „Ich habe den Kerlen hier versprochen, dass wir sie nicht köpfen, sondern mit einem Schlag aufs Haupt töten. Hengist hat zugestimmt. Also macht euch an die Arbeit.“

      Ordulf sah ihn erschrocken an. „Aber sie sind doch wehrlos“, protestierte er. „Wir könnten sie als Sklaven verkaufen“, schlug er nach einem Augenblick des Nachdenkens vor.

      „Tut einfach, was Hengist gesagt hat“, knurrte Ceretic kurz angebunden und wandte sich ab. Da hörte er hinter sich ein grässliches Krachen und ein angstvolles Aufstöhnen. Er fuhr herum. Halvor hatte dem ersten der Pikten mit einer Axt den Schädel eingeschlagen.

      „Wenn Hengist es so will, hast du wohl kaum etwas dagegen, oder?“, fragte er und sah Ordulf herausfordernd an. Der lief rot an, zuckte dann aber resigniert die Schultern und ließ ihn gewähren. Ceretic fühlte sich auf einmal unsäglich müde und schmutzig.

      Ich werde Tallanus bitten, mir die Beichte abzunehmen, nahm er sich vor. Eigentlich war die Beichte den voll ordinierten Priestern vorbehalten, aber Ceretic hielt sich lieber

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