Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt

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Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt

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strich Ordulf über den Knauf seines neuen Schwertes. Hengist hatte ihm als Anteil aus der Piktenbeute ein eigenes Langschwert geschenkt. Der Knauf war noch etwas rau, dort wo Hengist vermutlich eine goldene oder silberne Verzierung herausgebrochen hatte. Aber die Klinge war lang und scharf und was mehr konnte sich Ordulf wünschen? Endlich erschienen einige Reiter dort, wo der Königssohn zusammen mit Ceretic ins Tal herabgestiegen war. Und dann erkannte Ordulf auch Ceretics graues Pferd. Schon trieb er es an der Marschkolonne vorbei auf die wartenden Sachsen zu.

      „Hengist, ordne deine Männer“, rief er schon von weitem. „Prinz Vortimer erweist euch die Ehre, als seine Vorhut über den Abus zu setzen.“

      Hengist selbst legte die Hände trichterförmig um den Mund. „Aufstehen Männer. Genug gerastet. Wir marschieren weiter.“

      Ordulf beobachtete, wie der Held seinen Sattelgurt festzurrte, den er für die Pause gelockert hatte, und schon saß er wieder auf dem Pferd.

      Ordulf schüttelte seine eigene Trägheit ab und griff nach dem schweren Gepäck. Mit langsamen, festen Schritten zogen sie an Britanniens Heer vorbei zu Tal, während ein neuer Regenschauer vom Britannischen Ozean herüberwehte. Die Steine der Römerstraße verwandelten sich im Regen in eine glatte Bahn und es fehlte nicht viel, dann wäre Ordulf mit seinem schweren Gepäck das steile Stück zum Dorf hinunter auf dem Hosenboden gerutscht. Er fluchte leise, was ein belustigtes Schnaufen von Gerolf zur Folge hatte.

      „Gefällt dir das Wetter nicht, Junge?“

      Ordulf ging nicht auf die Neckerei des Veteranen ein. Stattdessen versuchte er, sich von der Höhe des Weges einen Überblick zu verschaffen. Vor ihnen standen einige windschiefe Fischerkaten. Rechter Hand lagen Boote. Es roch bereits nach Tang und Salz, die Mündung in den Oceanus konnte nicht weit entfernt sein. Ordulf kniff die Augen zusammen, während der Regen ihm gegen die Stirn prasselte. Verbarg sich in dem Schatten dort das andere Ufer?

      „Los Männer, an die Boote“, rief Hengist sie zur Tat.

      Ordulf zuckte unwillkürlich mit den Schultern. Da er vom anderen Ufer ohnehin nichts erkannte, konnten sie seinetwegen auch gleich hinüber rudern und nachschauen.

      „Das hier sieht ganz stabil aus“, rief Thiadmar von rechts und klopfte auf eines der breiten Holzboote. „Schau doch mal, ob du irgendwo passende Riemen findest, Ordulf!“

      Doch Ordulf war nicht der einzige, der danach suchte.

      „Das ist doch nur ein Wrack!“ und „Verdammt, das Ruder gehört zu unserem Boot!“ tönte es wild durcheinander.

      „Jetzt mal Ruhe!“, rief Horsa über den Lärm hinweg. „Wir können nicht alle gleichzeitig über den Fluss. Wir haben hier zu wenige Riemen. Ihr bringt jetzt alle Riemen zum Strand!“

      Murrend schleppten die Männer, welche ihre Beute erfolgreich gegen die Kameraden verteidigt hatten, die wenigen Riemen zum Strand. Ordulf war einer von ihnen.

      „Wir haben hier wie viele Riemen?“, wollte Horsa wissen. „Halt! Jeder Mann, der einen Riemen hergebracht hat, bleibt stehen wo er ist!“, unterbrach er sich, als einige Männer die Ruder ablegten und wieder zu ihren Kameraden zurückschlurften. Als alle wieder an ihrem Platz standen, schritt er die Reihe ab und musterte ihre Beute. „Der hier nicht, das Ding ist zu wurmstichig“, schickte er den einen fort, „der ist zu kurz“, einen anderen.

      „Siebenundzwanzig Riemen“, fasste er schließlich stirnrunzelnd seine Bestandsaufnahme zusammen. „Nicht mehr als dreizehn Paare. Dafür zumindest reichen die Boote. Jeder, der einen Riemen ergattert hat, wird mit mir in der ersten Welle über den Fluss rudern.“

      „Ihr solltet das Gepäck hierlassen“, bemerkte Ceretic, „ich habe das Gefühl, dass ihr drüben erst einmal eure Waffen braucht. Gestern sind zumindest noch Pikten am anderen Ufer gesehen worden.“

      Ordulf blickte zu dem unruhig von einem auf das andere Bein tretenden Britannier hinüber, doch der wich seinem Blick aus. Was hat er nur?, fragte sich Ordulf.

      Horsa hatte derweil drei große und einigermaßen feste Boote ausgesucht. „Ab ins Wasser damit, wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit“, befahl er.

      Ordulf packte gehorsam zu und half, das erste Boot auf den Kiel zu drehen und ins Wasser des Flusses zu schieben. Augenblicklich erfasste die Strömung des hochgehenden Flusses das Fahrzeug. Ordulfs Finger umklammerten das Dollbord und er stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Strom.

      „Willerich, du kümmerst dich darum, dass hier alle für die nächste Welle bereitstehen, falls wir drüben Verstärkung brauchen“, übernahm Hengist jetzt wieder das Kommando von seinem Bruder. Er trat an eines der anderen Boote heran. Ordulf gehörte diesmal also zu Horsas Bootsbesatzung. Neben den Ruderern und Horsa selbst zwängten sich noch drei weitere Männer in den alten Fischerkahn. Schließlich standen nur noch Ordulf und Thiadmar am Ufer und hielten das Boot, während die anderen bereits ihre Riemen einlegten und sich so gut es ging auf den schmalen Ruderbänken einrichteten. Auf einen Wink Horsas hin schoben Thiadmar und Ordulf das Fahrzeug schließlich vollends ins Wasser. Da sie ohnehin vom Regen völlig durchnässt waren, machte Ordulf das kalte Flusswasser auch nicht mehr viel aus. Im letzten Moment sprang er an Bord und während die Kameraden vor ihm bereits anpullten, legte auch er seinen Riemen ein.

      „Los jetzt, rasch hinüber! Wenn drüben irgendwo Pikten sind, gelingt es uns vielleicht sie zu überraschen“, befahl Horsa und Ordulf passte seinen Riemen in den Rhythmus der übrigen Ruderer ein.

      Horsa stand am Bug und spähte in den Nebel hinaus. Sie waren zwei Bootslängen flussabwärts getrieben, aber den beiden anderen Booten war es nicht viel besser ergangen, sodass sie weiterhin dicht beieinander lagen.

      „Dort drüben, ist das Land oder nur eine Wolke?“, rief Horsa zu seinem Bruder hinüber.

      „Nein, das ist das Ufer“, antwortete Hengist nach einigen weiteren Zügen. „Zieht durch Männer, gleich sind wir da!“

      Ordulf sah das südliche Ufer langsam im Nebel verschwimmen. Außer den Rufen der Brüder hörte man nur das Knarren der Riemen und das regelmäßige Plätschern der Ruderblätter im Wasser. Plötzlich surrte es und neben Ordulf erklang ein merkwürdig dumpfer Laut. Er schaute erstaunt auf. Ein Pfeil steckte zitternd in der Bordwand. Auch Horsa hatte es gesehen.

      „Rudert weiter. Ihr anderen in den Bug und Schilde hoch, gebt den Ruderern Deckung!“

      Dann surrte es wieder und wieder.

      „Dort oben sind zwei Bogenschützen!“, rief einer der Männer, die mit ihren Schilden in der Mitte des Bootes standen und versuchten, die Ruderer zu decken. Es folgten wieder Einschläge im Holz des Bootes und den Schilden der Männer.

      „Achtung, wir setzen gleich auf“, rief Horsa und im nächsten Augenblick fuhr ein scharfer Ruck durch das Boot und einige Ruderer stürzten von ihren Bänken. Alle griffen gleichzeitig nach ihren Schilden, was das Durcheinander nur noch verschlimmerte.

      „Schilde hoch, wir gehen an Land!“, rief Horsa laut über den Tumult hinweg.

      Endlich hatte Ordulf seinen Schild oben. Er griff nach seinem neuen Langschwert und sprang über die Bordwand. Das Wasser war nur knietief. Eilig folgte er Horsa, der bereits vor ihm an Land stürmte. Aus dem Augenwinkel sah er, wie auch Hengists Boot neben ihnen auf den steinigen Strand lief. Horsa rannte direkt auf die piktischen Bogenschützen zu. Ordulf konnte sie nun klar erkennen und sie die Sachsen ebenfalls. Eilig drehten sie um und flohen den Hang hinauf.

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