Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt

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Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt

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bierschwangere Atem des Kronprinzen fuhr ihm ins Gesicht.

      „Wenn wir diese Barbaren gewähren lassen, werden sie sich in unserem Britannien einnisten“, zischte er Ceretic ins Ohr. „Ich werde dafür sorgen, dass sie wieder dahin verschwinden, wo sie hergekommen sind, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Verlass dich drauf, Ritter Ceretic!“

      Den Titel betonte er voller Hohn und Ceretics Nackenhaare sträubten sich, als er die Leidenschaft in Vortimers Stimme vernahm. Dann, ebenso rasch, wie er ihn überfallen hatte, ließ Vortimer Ceretic los und stapfte seinerseits zum Abtritt. Die wohlige Wärme in Ceretics Magen hatte einem mulmigen Gefühl Platz gemacht. Er hatte sich einen mächtigen Feind gemacht.

      Das Bier half Ceretic rasch über seine Sorgen hinweg. Der Kronprinz war leer ausgegangen und hatte seine Enttäuschung, etwas Neid und ein Übermaß an Bier an dem Neuling abreagiert. Das war alles und als Prinz konnte er sich so etwas erlauben. Am nächsten Morgen würde er, wenn überhaupt, nur voll Peinlichkeit an die Begebenheit denken. Und er selbst könnte als geachteter Ratgeber, Anführer der Sachsen und Vortigerns Übersetzer bald um Rowenas Hand anhalten. Hengist würde erfreut zustimmen. Ja, Rowena war all den Aufwand und die Gefahren wert.

      Plötzlich veränderte sich der Geräuschpegel aus Schmatzen, Schlürfen und heiterem sächsischen Gegröle und Geplapper. Am Eingang der Halle erklangen laute Rufe. Ceretic suchte nach der Ursache für die Aufregung. Eine schwere Holzkiste wurde von zwei stämmigen Britanniern hereingetragen. Sie schleppten ihre Last hinter dem Rücken der Sachsen bis auf Höhe von Hengists Platz, der sich ebenfalls interessiert umwandte.

      „Für eure ersten Mühen“, verkündete Vortigern und Ceretic übersetzte die Worte. Die zwei Männer hoben den Deckel der Truhe, die sie effektvoll unter einer Fackel abgestellt hatten. Ein erstauntes Raunen lief durch die Reihen und ging dann in aufgeregtem Rufen unter. Lautstark verlangten die Sachsen im hinteren Teil der Halle zu erfahren, was es vorne zu sehen gäbe und die weiter vorne sitzenden antworteten alle gleichzeitig und durcheinander. Selbst Hengist war bei dem Anblick erstaunt aufgesprungen. Nun ging er zur Truhe und streckte die Hand hinein. Voll mit Silberstücken hob er sie in die Höhe und ließ die Münzen einzeln zurück in die Truhe fallen.

      „Wenn ihr mir treu und tapfer dient, ist das erst der Anfang“, tönte Vortigern. „Auf die Dienste, die ihr mir noch leisten werdet!“ Dabei hob er seinen goldenen Becher und prostete Hengist zu.

      Dieser griff ebenfalls seinen Bierhumpen. „Es lebe der Hochkönig. Es lebe Vortigern!“, rief er laut und die Sachsen wiederholten den Ruf.

      Vortigern verstand seinen Namen und die Geste des Recken. Ein dünnes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen.

      Eine Stunde danach erklang außerhalb der Halle auf dem Forum Aufruhr und Geschrei. Alarmiert schaute Ceretic zum Hochkönig hinüber, aber Vortigern winkte ab.

      Am nächsten Tag fand Ceretic den Grund für den Lärm: Man hatte die piktischen Gefangenen auf dem Forum enthauptet. Die Köpfe steckten nun in einer langen Reihe auf Lanzenspitzen, die langen Schnurrbärte und Haare sorgfältig gekämmt. Der Anblick ließ Ceretic schlagartig wieder nüchtern werden. Den Pikten war kein Unrecht geschehen, sie selbst sammelten die Köpfe der gefallenen Gegner nach jeder Schlacht und enthaupteten auch viele ihrer Gefangenen ohne Erbarmen. Doch dieser Anblick hinterließ einen unangenehmen Geschmack auf Ceretics Zunge und es war nicht der Geschmack von zu viel Bier vom Vorabend.

      Am Nachmittag musterte Vortigern die Reste seiner Haustruppen auf dem Forum. „Verstehst du nun, warum ich die verdammten Pikten enthauptet habe?“, zischte er Ceretic zu, der mit den anderen Beratern hinter ihm stand.

      Ceretic erkannte es. Die grausam dekorierten Lanzenspitzen vor der Front der Britannier sollten Vortigerns geschlagenem Heer neuen Mut einflößen.

      Nach der Musterung versammelte Vortigern seinen Rat. Der alte Barnwr Muirdoch fasste die Situation noch einmal zusammen: „Ahearn ist vermutlich weiterhin mit den Männern von Elmet in Cair Ebrauc eingeschlossen.“ Ein verärgertes Knurren von Vortigern ließ ihn sich korrigieren: „In Eboracum meine ich.“

      Auch Ceretic war bereits aufgefallen, dass Vortigern lateinischen Namen den Vorzug gab, wie er sich auch stets wie ein römischer Senator kleidete. Er sah sich als rechtmäßiger Nachfolger der römischen Präfekten von Britannien.

      „Wir wurden bei der Überquerung des Abus fluvius von den Pikten überrascht. Wo sie jetzt stehen, wissen wir nicht, auch nicht, wie viele es sind. Wir haben von den Gefangenen lediglich erfahren, dass es bedeutend mehr sind als die kleine Streitmacht, die wir nun geschlagen haben. Sie werden von einem Häuptling namens Koloman aus dem Osten Caledoniens angeführt.“ Hier holte er rasselnd Luft und ließ so Tallanus, der im Auftrage des Bischofs inzwischen wieder seiner Aufgabe als Schreiber nachkam, Zeit, das Gesagte zu notieren. Dann setze er neu an: „Trotz des, äh, taktischen Rückzugs, haben wir heute morgen noch dreihundertsiebenundzwanzig kampffähige Catuvellaunen und fünfundsiebzig Männer aus anderen Stämmen gezählt.“

      Die meisten der versammelten Krieger, nämlich Vortigerns eigentliche Haustruppe, gehörten – wie er selbst – dem Stamm der Catuvellaunen an. Kleinere Kontingente der Atrebaten, Cantii, Trinovanten und Dobunni vervollständigten das Aufgebot. Andere Stämme Britanniens, insbesondere jene aus den Gebirgen im Westen, hielten noch immer zu Ambrosius, dem Prinzen aus dem Stamm der Dumnonier, zu denen sie oft in verwandtschaftlichen Beziehungen standen.

      „Die sächsischen Auxiliares“, fuhr Muirdoch schließlich fort, „haben erst einen einzigen Mann verloren und zählen noch einhunderteinundfünfzig Mann.“

      „Wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht über den Kopf wachsen, diese Auxiliares“, bemerkte Vortimer mit einem finsteren Seitenblick auf den Goldreif an Ceretics rechtem Arm. „Sie sind selbstsicher und haben den Feind, dem unsere Britannier den Rücken gekehrt haben, ohne eigene Verluste geschlagen.“ Die letzte Bemerkung provozierte verärgerte Rufe der anderen Ratsmitglieder. „Ja, geflohen sind sie, habe ich gesagt“, bekräftigte Vortimer und blickte herausfordernd in die Runde.

      „Das Gezanke hilft uns nicht weiter“, ergriff nun der Hochkönig das Wort. „Es ist klar, dass trotz des Erfolges meiner Auxiliares die Hauptmacht des Feindes noch nicht geschlagen wurde. Und die entscheidende Frage ist doch, wo befindet sich das Heer dieses Koloman?“

      „Die Pikten werden sich schon finden lassen, wenn wir ein zweites Mal nach Norden ziehen, um Eboracum endlich zu entsetzen“, behauptete Vortimer hitzig.

      „Und dann soll die Hand der sächsischen Heiden gegen die der piktischen kämpfen“, meldete sich der Bischof zu Wort.

      Vortimer nickte. „Albanus’ Rat ist gut. Wir sollten rasch aufbrechen, damit Eboracum nicht fällt, ehe wir eintreffen oder die Pikten verschwinden.“

      „Aber das letzte Mal sind wir den Pikten in die Falle gelaufen“, warnte der alte Muirdoch.

      „Diesmal lassen wir eben die Sachsen vorneweg marschieren“, bemerkte Vortimer und grinste triumphierend zu Ceretic hinüber.

      „Aber es sind doch viel zu wenige, um es allein mit den Pikten aufzunehmen“, warf Ceretic bestürzt ein. Vortigern konnte doch unmöglich seine besten Krieger in den Tod schicken, nur weil sein Sohn ihm den Ruhm neidete, sie geworben zu haben.

      „Sie sind ja nicht allein, sondern bilden lediglich die Vorhut. Irgendjemand muss schließlich an der Spitze marschieren und sie hatten bisher die wenigsten Verluste zu beklagen“, beruhigte ihn Vortigern.

      Doch der triumphierende Blick, den Vortimer Ceretic zuwarf,

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