Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt страница 38

Автор:
Серия:
Издательство:
Brand und Mord. Die Britannien-Saga - Sven R. Kantelhardt

Скачать книгу

ihn auf und damit war die Versammlung beendet.

      Ceretic verließ wutentbrannt das Forum und traf in der alten Präfektur auf einen ebenfalls wutschnaubenden Horsa. Ceretic brauchte nicht zu fragen, was den sanftmütigen Kriegsherren so aufgebracht hatte. Hengist redete schulterzuckend auf seinen jüngeren Bruder ein.

      „Was willst du? Gutes Silber für gute Arbeit. Was gehen dich die verdammten Pikten an? Wenn Vortigern sich an ihnen rächen will, dann ist das seine Sache. Wir müssen uns um unsere eigenen Leute kümmern.“

      Dass ein Heide wie Horsa mehr Gnade mit seinen Feinden hatte als der christliche Hochkönig von Britannien, gab Ceretic noch mehr zu denken.

      Zwei Tage später marschierte Vortigerns Streitmacht ausgeruht und neu geordnet durch Lindums Nordtor. Am Rande der Ausfallstraße standen die Bürger und nicht nur Tasciovanus sah man die Erleichterung an, den Rücken dieser gefräßigen und gefährlichen Gäste zu sehen. Dicht vor der Stadt zogen sie an den verbrannten Überresten eines Dorfes vorbei. Die Silhouetten mehrerer verkohlter Häuser zeichneten sich scharf und schwarz gegen den blassen Morgenhimmel ab. Eine stumme Mahnung, wie wenig sich die Pikten vor Vortigerns Heer in der nahen Stadt fürchteten. Doch vermutlich hatten diese Mordbrenner nun in der Stadt ihre gerechte Strafe gefunden. Oder war die Hauptmacht der Feinde für diese Brandschatzung verantwortlich? Stand sie etwa ganz in der Nähe und wartete darauf, dass sie nichtsahnend in die Falle tappten? Ceretic vermochte es nicht zu sagen. Bei dem Gedanken an die blau bemalten Teufel schauderte ihm und er war froh, die sächsischen Krieger um sich zu haben.

      Etwa zwei Stunden später, wenige Meilen nachdem sie den Witham auf einer Holzbrücke überschritten hatten, stockte der Vormarsch. Murrend riefen die Männer am Ende der Kolonne nach dem Grund für die Verzögerung und sofort flogen wilde Gerüchte hin und her. Doch gleich darauf kam ein berittener Bote von der Spitze des Zuges nach hinten galoppiert.

      „König Vortigern will seine Ratgeber sprechen!“, rief er Ceretic zu.

      Gehorsam trieb er seinen grauen Wallach an den wartenden Männern vorbei. Als er den König im Kreise der bereits versammelten Ratgeber erreichte, erriet er sogleich die Ursache für diese Marschunterbrechung. Vor ihnen teilte sich die Römerstraße auf.

      Während sie auf die letzten Ratsmitglieder warteten, musterte Ceretic die Anwesenden. Vortigern war da und blickte finster vor sich hin und da entdeckte Ceretic auch Albanus’ secretarius, der seinen Herren begleitete. Er grüßte seinen Freund mit einem kurzen Kopfnicken.

      Vortigern räusperte sich vernehmlich und forderte dann mit einer Handbewegung einen Ceretic bisher unbekannten Krieger zum Sprechen auf.

      „Geradeaus führt die Via erminia auf direktem Wege nach Eboracum. Allerdings gibt es keine Brücke über den Abus und wir müssen den Strom auf Booten überqueren.“

      „Ja, daran erinnern wir uns nur zu gut“, unterbrach Bischof Albanus den Vortrag verärgert. „Dort im Sumpfgebiet hinter dem Fluss haben uns vor einer guten Woche die Pikten überfallen.“

      „Ja.“ Vortigern nickte knapp. Dann wandte er sich wieder dem Ortskundigen zu. „Und der Weg hier links?“

      „Das ist eine Nebenstraße, die über Agelocum, Danum und Lagecium ebenfalls nach Eboracum führt. Es ist ein Umweg von etwa einem Tag und die Straßen sind in einem schlechteren Zustand, aber der Weg führt über Brücken und flache Furten durch die Sümpfe und Marschen im Hinterland des Abus. So bräuchten wir keine Boote, um über den Strom zu setzen.“

      Vortigern nickte nochmal. „Welchen Weg sollen wir einschlagen?“, richtete er seine Frage an die versammelten Ratgeber.

      „Auf dem direkten Weg können wir unsere Gefallenen von vor einer Woche christlich bestatten“, wagte Tallanus einzuwerfen.

      „Aber der Anblick der geschundenen Körper ihrer Kameraden wird unsere Krieger entmutigen“, hielt Ceretic ihm entgegen.

      „Oder zu neuer Kampfeswut anstacheln“, ergriff Vortimer sofort Tallanus’ Partei.

      Ceretic biss sich auf die Lippe. Würde Vortimer von nun an immer das Gegenteil von seiner eigenen Meinung vertreten? „Dich vielleicht, aber sicher nicht die Krieger, die gesehen haben, wie sie fielen“, entgegnete er rechthaberisch. Er zählte nun zu Vortigerns Ratgebern und würde nicht einfach klein beigeben. Vortimer funkelte ihn böse an.

      „Niemand weiß, wie lange Ahearn Eboracum noch halten kann. Wir marschieren auf direktem Weg nach Norden“, entschied Vortigern nach kurzem Schweigen.

      Ceretic nickte ergeben. Das letzte Wort stand dem König zu.

      Der weitere Marsch nach Norden verlief ereignislos. Ceretic hielt sich auf dem Ritt meist bei dem freundlichen und offenen Horsa.

      „Sieht aus, als würde es bald regnen“, bemerkte der mit einem besorgten Blick zum Himmel.

      „Stimmt“, bestätigte Ceretic. Den am Morgen noch so heiteren Himmel bedeckten inzwischen dichte graue Wolken, doch noch dufteten die Wälder und Wiesen nach Harz und frischem Heu.

      „Fast könnte man vergessen, dass dies Land mit Krieg überzogen wird“, fuhr Horsa fort und blickte sich um. „Die letzten drei Dörfer, die wir durchquerten, waren allesamt unversehrt. Keine Brandspuren, keine enthauptete Leichen.“

      „Allerdings haben wir auch keine Einwohner gesehen“, entgegnete Ceretic. Sicherlich hatten die sich in den umliegenden Wäldern versteckt, überlegte er.

      Horsa zuckte nur mit den Schultern.

      Abends lagerte das Heer in einem der verlassenen Orte. Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter weiter verschlechtert. Immer mehr graue Wolken zogen vom Germanischen Ozean herauf. Als die Römerstraße auf einem ungeschützten Höhenzug einschwenkte, dem sie scheinbar bis zum Horizont folgen wollte, blickte Ceretic kritisch zum Firmament hinauf. Der Himmel war so dunkel, dass er jeden Augenblick mit einem Platzregen rechnete.

      Und tatsächlich ließen die ersten Regenschauer nicht lange auf sich warten. Die ungeschützten Männer waren sofort durchnässt und Ceretics Pferd stolperte auf den glatten, nassen Steinen der Straße ein ums andere Mal. Roggen, Hafer und Gerste auf den kleinen Feldern, die zu beiden Seiten aus dem Grau tauchten und von nahen Dörfern kündeten, waren vom Regen niedergedrückt. Es würde eine schlechte Ernte werden dieses Jahr.

      Erst gegen Mittag erreichten sie endlich das Ende des Höhenzuges. Unter ihnen entdeckte er ein kleines Dorf am Ufer eines sehr breiten Flusses oder Meeresarms. In dem gesamten Tal hingen die Regenwolken nun als dichter Nebel fest. Das musste der Abus sein, überlegte Ceretic. Am anderen Ufer, von den Wolken verborgen, wartete also der Schauplatz des gräulichen Gemetzels, dem Vortigern vor wenigen Tagen nur mit knapper Not entronnen war.

      Doch Ceretic blieb nicht lange mit seinen Gedanken allein. Ein Bote des Königs kam auf seinem Pony die nassen Reihen entlang geprescht. Die Hufe warfen den Kriegern Dreck ins Gesicht, doch er achtete nicht darauf. Als er Ceretic erreichte, dampfte das kleine Pferd in der Kälte. „Ritter Ceretic! Der König lässt euch rufen.“

      Ceretic drückte seinem Pferd die Hacken in die Flanken und scherte aus der Kolonne aus.

      „Vortimer, du nimmst zwanzig Krieger meiner Eskorte und siehst nach, ob irgendwo am Flussufer Boote zu finden sind“, befahl der Hochkönig in dem Moment, als Ceretic in Hörweite kam. „Wir wissen nicht, ob sich Feinde auf unserer Seite des Flusses befinden, also sei vorsichtig.“ Sein Blick fiel auf den gerade

Скачать книгу