"Die Stunde des Jaguars". Jens Petersen

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wäre geschehen, wenn ich mich nicht umgesehen hätte?“

      „Garnichts, du hättest nur immer weiter in den schwarzen Spiegel geschaut.“

      Dann ist der Obsidianspiegel also nutzlos, nur ein Stück Dekor?“

      Juan konnte sich ein Lachen nicht mehr verkneifen.

      „Er ist so nutzlos, dass manche Menschen die absurdesten Verrenkungen anstellen, um in seinen Besitz zu kommen. Versprechen sie sich doch Geld und Macht davon. Richtig ist, der Obsidianspiegel ist die Pforte zu so manchen Dingen. Diese haben aber nichts zu tun mit einem schnell erreichbaren Zustand des Glücks. Es gibt keine Alternative, als weiterhin auf dem langen Weg des Leidens und Lernens zu bleiben. Um ihn vor Missbrauch zu bewahren, muss der Obsidianspiegel stets wieder verschwinden, unerreichbar, unauffindbar sein.“

      Eine weitere Pause und ein prüfender Blick sagten ihm, dass Dave jetzt angebissen hatte, fest an der Angel hing.

      „Einen langen Trip hast du vor dir auf dem du noch die Fragwürdigkeit deiner Wahrnehmung kennenlernen wirst. Wirklichkeit und Fantasie werden oft nicht zu unterscheiden sein. Von neuen Realitäten wirst du nicht nur erfahren, du wirst sie durchleben. Nur einige der verschiedenen Zeiten und Kulturen hast du soeben durchlebt, um zu erkennen, wie sich in unendlicher Folge alle diese Belanglosigkeiten der menschlichen Geschichte wiederholen, um endlich zu begreifen, was wirklich von Bedeutung ist. Der Obsidianspiegel ist ein Öffner dazu.“

      Das Gesicht von Dave war wiederum Anlass zur Erheiterung.

      „Ich kann Dich beruhigen, langweilig wird es nicht!“

      Da war noch etwas, das Dave weiterhin beunruhigte.

      „Sollte ich tatsächlich den Göttern geopfert werden?“

      „Zumindest solltest du die Erfahrung machen, wie so etwas ist.“

      „Wieso sind die Götter so grausam und furchterregend, verlangen Menschenopfer? Angst und Schrecken sind doch dadurch an der Tagesordnung. Warum hatten die Indianer keine gütigen, wohlmeinenden Götter wie anderswo?“

      „Weil ihre Götter so sind.“

      „Können Götter sich denn nicht ändern?“

      „Nein.“

      „Also, bleiben sie ohne Hoffnung?“

      „Keineswegs“

      „So, was denn?“

      „Diese Götter fortschicken und andere holen.“

      „Geht das denn so einfach?“

      „Ganz einfach so“,

      antwortete Juan und schnippt dazu mit den Fingern.

      „Aber ich gebe zu, die Meisten tun sich dennoch schwer damit, können sich nicht von den einmal angenommenen Göttern trennen, auch wenn diese noch so unheilig für sie sind.“

      „Aber die Götter sind doch gar zu mächtig. Sie sind überall, sie sind der Himmel, die Erde, die Sterne, einfach alles.“

      „Nein, du verwechselst sie mit der Welt der Erscheinungen.“

      „Aber der eine Gott der Spanier und der meisten anderen Abendländer, der ist so.“

      „Was der ist, wird dir keiner der Spanier wirklich erklären können und auch keiner ihrer Padres. Wenn du mich fragst, ist er nur ein Begriff, um nicht an der Welt der Erscheinungen zu verwirren.“

      „Dann sind die alten Götter also Geister?“

      „Nein, Götter sind Götter und Geister sind Geister.“

      „Wieso haben denn verschiedene Völker verschiedene Götter?“

      „Du sagst es.“

      „Wie?“

      „Du sagst es, sie sind verschieden, und so eben auch ihre Götter. Götter leben von dem Glauben der Menschen an sie.“

      „Sterben sie, wenn niemand mehr an sie glaubt?“

      „Ja, aber nicht endgültig.“

      „Wie das?“

      „Sie können jederzeit wieder auferstehen, wenn wieder an sie geglaubt wird.“

      „Und auf diese Art kann man dann auch die Götter fortschicken?“

      „So ist es. Besonders, wenn sie sich als lästig und schädlich erweisen, oder ihre Anhänger zu Taten verleiten, die Unheil bringen über die Menschen, die Tiere oder die Natur überhaupt. Man muss dann ihre Anhänger dazu bringen, an heilsamere Götter zu glauben. Es gab da einen sehr deutlichen Fall.“

      „Ja, welchen?“

      „Na, hier in diesem Lande. Hätten wir freundlichere Götter, so hätte es keine Menschenopfer gegeben, weniger Unterdrückung, weniger Leid, weniger Rachegefühle. All das hat so viel Negatives, soviel Verzweiflung erzeugt, dass es genügte, unsere Kultur zu zerstören.“

      „Wie das?“

      „Eine gesunde Kultur, ein Ergebnis heilsamerer Götter, hätte den Spaniern schon nach deren Landung Einhalt geboten, in dem später Vera Cruz genannten Ort. Es wäre beim Austausch von diplomatischen und Handelsbeziehungen geblieben. So aber schlossen sich riesige Scharen von Kriegern der Unterdrückten ihnen an, weil sie die Gelegenheit zur Rache und Befreiung in ihnen sahen. Nicht ahnend, dass sie damit neues Leid, auch auf sich selbst, heraufzogen. Die Menschen sehnten sich nach gütigeren Göttern, nach der Rückkehr Quetzalcoatls. Der Prophezeiung nach sollte er aus der Richtung der aufgehenden Sonne wiederkommen, über das Meer, und ausgerechnet in demselben Jahr, als Cortez mit seinen Leuten landete. Dass diese alles andere als Götter waren, davon überzeugte sie schon der sie umgebende Gestank.

      Aber jetzt ruh dich erst einmal aus. Es ist zwar kein Fehler auch geistige Nahrung gründlich zu kauen, bevor man sie verinnerlicht. Nur sollte man sie nicht wie Kaugummi behandeln.“

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