Achteinhalb Wochen. Ute Christoph
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Ich: Danke. Stell sie ins Wasser und genieße sie.
Irgendwann am Abend machte sich wieder mein manchmal lästiges Helfertierchen bemerkbar. Wie ging es diesem Menschen nun, der gestern noch so gelitten hatte?
19:32 Uhr
Ich: Geht’s dir gut?
19:57 Uhr
Koray: Dieses Ritual wird heute und morgen noch einmal durchgeführt … mein Unterbewusstsein wird angeregt, sodass ich mich den Dingen stellen kann, die mein Inneres zerfleischen. Bin bereit für die zweite Nacht! Einmalige Erlebnisse, die ich in mir verewige … habe angefangen, alles niederzuschreiben. DANKE, ich bin ok. Liebe Grüße!
21:01 Uhr
Ich: Das liest sich schön. Freue mich sehr für dich, dass es viel besser als gestern zu gehen scheint. Liebe Grüße an dich und ich wünsche dir, dass die heutige Nacht dich noch ein Stück weiterbringt. Das aufzuschreiben finde ich toll!
19. Juli 2016
19:03 Uhr
Koray: Explosionen in meiner Gefühlswelt … liebe Lisa, die Barrieren des Widerstands sind gebrochen … das Erlebte übertrifft spirituell alles, was ich bisher kannte … unser stiller Kontakt schenkt mir Kraft … ich durchlebe einzigartige Momente … wünsche dir einen angenehmen Abend!
19:54 Uhr
Ich: Lieber Koray, es freut mich sehr, dass dir unser Kontakt Kraft gibt. Und noch mehr, dass deine Barrieren gefallen und deine Widerstände gebrochen sind. … Ich war eben mal neugierig und habe deinen Namen gegoogelt. Flammender Mond – wie schön ist das denn? – Dir auch einen zauberhaften Abend und um Mitternacht eine weitere schöne Erfahrung. Ich glaube, das würde ich auch gern mal erleben. Liebe Grüße, Lisa
20. Juli 2016
11:42 Uhr
Koray: Meine Mutter erzählte mir, an meinem Geburtstag sei der Mond glutrot gewesen … und ich weiß, dass du eine „reiche Göttin“ bist! Erschöpft und kraftlos wage ich mich ins blaue Wasser … wenn du am späten Abend eine seltsame Wärme in dir spürst … dann lese ich gerade etwas aus meinem Mokkasatz über dich … liebe Grüße, Koray
Ein Mann, der aus dem Mokkasatz las? Ich war mir nicht sicher, ob ich das strange oder interessant finden sollte.
15:23 Uhr
Ich: Bin neugierig, was du über mich lesen wirst. Genieß den Tag!!!
21. Juli 2016
10:58 Uhr
Koray: Kein Psychologe in Deutschland war in der Lage, mir zu helfen … Melodien erschallen, Lieder erklingen im Saal meiner Sinne … ich sah im Mokkasatz, dass du eine höchst geheimnisvolle Frau bist … in meinem Traum bist du mit nackten Füßen sinnlich auf weißem Marmor getanzt … du hattest ein bodenlanges, schneeweißes Kleid aus purer Seide an! … Ich neige mich vor dir in Achtung und Demut … liebe Grüße, Koray
Ich und geheimnisvoll? Ich, die ich meine Gefühle im Gesicht und mein Herz auf der Zunge trug? Da war beim Mokkasatzlesen gründlich etwas schiefgelaufen. Und ich sah mich vor meinem inneren Auge ohne Schuhe auf kalten Steinen herumhopsen! In einem bodenlangen Kleid! Wie skurril war das denn?
Aber er hatte es sicherlich nur nett gemeint. Und ihm ging es ja zudem nicht wirklich gut. Also musste ich auch etwas Nettes antworten.
11:38 Uhr
Ich: Danke für deine schöne SMS.
17:46 Uhr
Koray: Liebe Lisa, du warst in den letzten Tagen ein Teil meines Lebens. Ich behaupte, stets ein Gentleman zu sein … für einen niveauvollen, höflichen, im Sinn anständigen Austausch würde ich auf mein letztes … na ja, vorletztes Hemd verzichten. Morgen bin ich wieder im Spessart. 1.001 liebe Grüße, Koray
Okay – meine Mutter hatte mir beigebracht, dass ein wirklicher Herr nie über sich sagen würde, dass er ein Herr sei. Doch dieser Mann stammte ja aus einem ganz anderen Kulturkreis als dem, in dem ich großgeworden war. Vielleicht war es in der türkischen Kultur völlig in Ordnung, von sich selbst zu behaupten, ein Gentleman zu sein. Also las ich großzügig über diese Aussage hinweg, und lachte über den Verzicht auf sein vorletztes Hemd.
Aber was bedeutete diese SMS? War das ein Abschied? Irgendwie wäre das schade. Selbst wenn seine SMS manchmal etwas übertrieben schnulzig waren, gefiel mir der Kontakt mit diesem Mann. Außerdem wollte ich mehr über das Ritual am Strand und seinen schamanischen Großvater erfahren.
18:51 Uhr
Ich: Lieber Koray, komm gut heim. Ich würde mich freuen, dich wieder zu lesen – wenn ich ein Teil deines Lebens bleiben kann. Und keine Sorge – dein vorletztes Hemd darfst du behalten. ;o)
22. Juli 2016
Dass eine Antwort auf meine letzte SMS ausblieb, verunsicherte mich ein wenig. Ich hatte wirklich genügend Freunde und Bekannte. Er sollte bloß nicht annehmen, ich sei einsam und auf ein paar SMS von einem Fremden angewiesen, weil ich ansonsten nichts hatte. Das musste ich richtigstellen.
12:38 Uhr
Ich: Upps, nicht, dass du mich missverstehst. Ich habe ein buntes Leben und viele Menschen darin. Ich habe unseren Kontakt aber als besonders empfunden. Daher würde ich es schön finden, dich wieder zu lesen. Liebe Grüße, Lisa
13:58 Uhr
Koray: Es bedarf definitiv keiner Sorge … auch mein Leben ist turbulent und voller Menschen … ich suche keine amourösen Abenteuer … ich bin ein Romantiker … daher ist mir nach den innigen Momenten, nach denen unsere Herzen dürsten … nach einem Tropfen Glück … nach einem Schluck Zärtlichkeit!
23. Juli 2016
Mhmm? Unsere Herzen dürsteten? Mein Herz dürstete – ehrlich gesagt – nach gar nix. Ich war nun seit viereinhalb Jahren Single. Und das war gut so. Nach meiner letzten Beziehung war mir die Lust vergangen, noch einmal hinzufallen – vor allem aber hatte ich keine Lust mehr, noch einmal wieder aufzustehen.
Wie kam Koray bloß auf den Gedanken mit dem amourösen Abenteuer? Oder auf innige Momente? Auch wenn ich zugegebenermaßen die Formulierungen „Tropfen Glück“ und „Schluck Zärtlichkeit“ sehr hübsch fand. Vielleicht war seine blumige Art zu schreiben ja wirklich Ausdruck einer romantischen Haltung. Und vielleicht tat ich ihm unrecht und er war anders als andere Männer.
01:14 Uhr
Ich: Das war eine sehr romantische SMS.
09:24 Uhr
Koray: … für mich ist die Frau wie eine schöne Rosenknospe … sie verdient Achtung, Wertschätzung, sanfte, romantische Berührungen … so wie die Sonnenstrahlen eine Knospe öffnen, so öffnet sich das Herz einer Frau durch Romantik … sie ist der magische Schlüssel, der das liebevolle