Crystal Fire. Jürgen Ruhr

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Crystal Fire - Jürgen Ruhr

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bereitete er alles akribisch für den Selbstversuch vor. Er tippte sogar einen kleinen Text in seinen Laptop, den er einleitend sprechen wollte und in dem er von den Kopfschmerzen sprach, die am Morgen nach der Einnahme seines ‚Medikaments‘ auftraten. Den Text fügte er den Unterlagen an, so dass er auch in schriftlicher Form existierte. Dann aktivierte er die Kamerafunktion seines Smartphones.

      „Tag drei des Selbstversuches“, sprach er dann in seinem Sessel sitzend. Vor ihm auf dem Tisch lag schon die Substanz, die er um Punkt zwanzig Uhr nehmen würde. Er nannte Tag, Datum und Uhrzeit und fuhr fort: „Bisher bemerke ich keinerlei Veränderungen an mir. Vermutlich ist es dazu noch zu früh, in diesem Versuchsstadium sind mir auch an den Katzen nur minimale Änderungen im Verhalten aufgefallen. Allerdings gibt es eine Nebenwirkung, die ich zunächst dem Genuss von Alkohol - beim ersten Versuch - zusprach. Doch heute Morgen trat das gleiche Phänomen auf, wobei ich gestern keinerlei Alkohol zu mir nahm.“ Er machte eine Pause und sah auf die Uhr. Ein paar Minuten bis zur Einnahme blieben ihm noch. „Nach dem Aufwachen morgens spüre ich rasende Kopfschmerzen, die den Eindruck hinterlassen, als würde mein Gehirn - ja sogar mein ganzer Kopf - in Flammen stehen. Der Schmerz ist schrecklich und verhindert jedes klare Denken. Erst nach einer gewissen Weile, die ich den Kopf unter kaltes Wasser halte, lässt das Brennen nach und verschwindet schließlich ganz. Danach fühle ich mich außerordentlich wohl und die Kopfschmerzen treten nicht wieder auf. Ich schreibe diese Nebenwirkungen einer eventuellen Unverträglichkeit eines der Stoffe in meiner Substanz zu, möchte aber die Zusammensetzung nicht ändern, um den Verlauf des Experimentes nicht in Frage zu stellen.“ Er blickte erneut auf die Uhr und stellte fest, dass es nun an der Zeit war, das Medikament einzunehmen. „Ich werde jetzt mit dem dritten Experiment beginnen ...“

      Daniel nahm den zusammengerollten Geldschein und sog die Substanz geräuschvoll in die Nase. Dann lehnte er sich im Sessel zurück und schloss die Augen. Nach einer Weile öffnete er sie wieder und blickte direkt auf sein Handy. „Ich spüre ... nichts“, gab er schließlich von sich und schaltete die Aufnahme ab. Tag drei. ‚Du darfst nicht zu viel erwarten. Nicht nach erst drei Tagen‘, mahnte er sich. Außer den wahnsinnigen Kopfschmerzen morgens zeigten sich keinerlei Symptome. Er erkannte keine Verbesserung seiner Reflexe, keine Steigerung seines Denkvermögens oder sonstige Veränderungen in seinem Verhalten.

      Daniel schrieb sich eine Notiz für den kommenden Tag und ging zu Bett.

      Wieder brannte sein Gehirn, als würden lodernde Flammen daraus hervorschießen und Daniel torkelte ins Badezimmer. Er war zu keinem klaren Gedanken fähig und erst nach einer geraumen Weile unter dem kalten Wasserstrahl ließen die Schmerzen wie gewohnt nach. Er hob den Blick und fand einen Zettel am Spiegel. Seine Notiz, die er gestern vor dem Zubettgehen noch dort hingehangen hatte. ‚Versuch:‘, stand dort, ‚Was geschieht, ohne das kalte Wasser? Verschwinden die Kopfschmerzen auch so?‘

      Daran hatte er natürlich nicht mehr gedacht. Daniel ballte die Faust und schlug auf den Zettel ein. Klirrend zersprang der Spiegel und die einzelnen Scherben fielen in das Waschbecken. Ein feines Rinnsal von Blut lief an seiner Hand herab. Daniel drehte den Hahn erneut auf und hielt die Wunde erschrocken unter den Wasserstrahl. Er war zornig, ja, zornig darüber, dass er vergessen hatte, diesen Teil seines Experiments auszuführen, doch wieso zerschlug er deswegen den Spiegel? Als das kalte Wasser über seine Handgelenke floss, wurde Daniel ruhiger. ‚Ein einmaliger Ausraster‘, beruhigte er sich und wickelte die verletzten Knöchel in ein Handtuch. Zum Glück handelte es sich lediglich eine kleine Schnittwunde und die Blutung versiegte schnell. Er würde morgen früh herausfinden, was geschah, wenn er seinen Kopf nicht mit Wasser kühlte. Dazu wollte er heute Abend eine deutliche Notiz am Wasserhahn befestigen. Eine Notiz, die er kaum würde übersehen können!

      Während Daniel unter der Dusche stand und abwechselnd warmes und kaltes Wasser auf seine Haut laufen ließ, tauchten vor seinem inneren Auge verschiedene Themen auf, die er zuvor gelesen hatte. Es handelte sich durchweg um Stoff des vierten Semesters, den er flüchtig überflogen hatte. ‚Ist das nun schon eine Steigerung deiner Intelligenz?‘, fragte er sich. Er würde den Vormittag nutzen, um ein paar Unterlagen vom fünften und sechsten Semester durchzublättern.

      Dann tauchte Sylvias Gesicht vor ihm auf. Er nahm sich vor, die Kleine heute in einer Vorlesung anzutreffen und malte sich ihren Körper ohne Kleidung aus. Wie von selbst wanderte seine Hand an seinem Körper herab und er spürte ein nie gekanntes sexuelles Verlangen in sich. Sein Blut pulsierte und es schien, als würde das Feuer, das zuvor in seinem Kopf gewütet hatte, nun durch seine Adern fließen.

      Er drehte den Wasserstrahl auf kalt und genoss das prickelnde Gefühl auf seiner Haut.

      Zehn Minuten später stand er nackt und nass in der kleinen Küche und goss sich einen Kaffee auf. Daniel fühlte sich stark und nach der eiskalten Dusche erfrischt und munter. Sein Magen meldete sich mit einem unwilligen Knurren und ihn überkam ein unbändiger Appetit auf Fleisch. ‚Auch das ist ungewöhnlich‘, dachte er und suchte im Kühlschrank nach etwas Essbaren. Doch außer Salaten, einer restlichen Portion Nudeln und etwas Wurst fand er nicht das, wonach ihm verlangte. ‚Du musst unbedingt einkaufen‘, nahm er sich vor und schlang die Wurst herunter. Dann folgten die kalten Nudeln.

      Während Daniel sich anzog, schaltete er den Fernseher ein, in dem gerade die Lokalnachrichten liefen. Die Angriffe auf Tiere in der Region waren offensichtlich mehr geworden und man vermutete jetzt, dass mehrere Wildkatzen oder wilde Tiere das Stadtgebiet unsicher machen mussten. Daniel stellte den Fernseher ab, als der Sprecher von einer Warnung erzählte, die die Polizei an die Bevölkerung herausgegeben hatte. Es wurde geraten, in der Dunkelheit bestimmte Plätze zu meiden, bis man die wilden Tiere eingefangen habe.

      Daniel packte seine Sachen für die Uni zusammen. Er wollte Vorlesungen der Erstsemester besuchen und nach Sylvia Ausschau halten. Währenddessen konnte er die Unterlagen vom fünften und sechsten Semester durcharbeiten.

      Auf der Straße führte ihn sein Weg nicht direkt zu der U-Bahn-Station, sondern zunächst in einen Discounter, in dem er verschiedene Fleischsorten erstand. Er packte alles in seinen Rucksack. Das Fleisch würde er heute Abend braten. Daniel lief das Wasser im Mund zusammen, als er an die Koteletts und den Bauchspeck dachte, die verlockend in ihren Plastikverpackungen lagen.

      In der U-Bahn warf er einen Blick in den Rucksack. Da lag das Fleisch neben seinem Tablett PC und wartete nur darauf, von ihm verzehrt zu werden. Langsam riss er den Deckel der Verpackung der Koteletts auf und roch daran. Dann sah er sich um, ob ihn irgendjemand beobachtete und als das nicht der Fall war, biss er ein großes Stück von einem der Koteletts ab. Zufrieden lehnte Daniel sich im Sitz zurück und kaute auf dem rohen Fleisch herum. Der Geschmack war einzigartig und er fühlte sich wohl und zufrieden.

      In der Universität besuchte der Student mehrere Vorlesungen der Erstsemester und während er die Unterlagen der höheren Semester durchblätterte, wanderte sein Blick auf der Suche nach Sylvia durch den Saal. Endlich entdeckte er sie in einer der ersten Reihen.

      Daniel spürte, wie es in seinem Körper zu kribbeln begann. Er musste unbedingt mit der Kleinen sprechen!

      Kurz vor Ende der Vorlesung begab er sich zu einem Ausgang und wartete darauf, dass Sylvia den Raum verließ. Die Studenten strömten an ihm vorbei, doch seine Sylvia befand sich nicht dabei. Dann sah er sie, wie sie sich mit dem Professor an dessen Pult unterhielt und lachend ihre weißen Zähne zeigte. Wieso sprach sie jetzt noch mit dem Mann und verließ nicht endlich den Saal? Daniel sah dem Mädchen eine Weile zu und spürte, wie ihn das Gespräch zwischen dem Dozenten und der Studentin wütend machte. Er wollte schon mit der Faust gegen die Türe schlagen, als die beiden den Raum durch eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite verließen.

      Daniel wanderte bis zur Mittagspause rastlos auf dem Campus umher, konnte Sylvia allerdings nirgends entdecken. ‚Vielleicht sehe ich sie ja in der Mensa‘, dachte er. Es wurde

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