Crystal Fire. Jürgen Ruhr
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„Hallo Boss!“ Florian Feldner stellte sein Tablett seinem Freund genau gegenüber auf den Tisch. Flo nannte ihn ‚Boss‘, wie viele seiner Freunde, was die ersten Buchstaben seines Nachnamens wiedergab. Daniel fand, es hörte sich nett an und insistierte nicht dagegen. Außerdem hörte sich ‚Boss‘ immer noch besser an, als die englisch ausgesprochene Abkürzung seines Vornamens. Das ‚Dän‘ fand er ausgesprochen blöd.
Daniel warf demonstrativ einen Blick auf seine teure Uhr. „Du bist spät dran, Flo. Wir waren um Viertel nach verabredete. Jetzt ist es schon nach halb!“
Flo stopfte sich Pommes Frites in den Mund und schnitt ein riesiges Stück vom Jägerschnitzel ab, das er zu den Pommes verfrachtete. Dann kaute er erst einmal genüsslich, während ihm Daniel dabei zusah und langsam wütend wurde. „Was gab es denn so Wichtiges, dass du mich warten lassen musstest?“
Schließlich zuckte sein Freund mit den Schultern. „Ich habe noch mit dem Prof gesprochen. Obwohl es vielleicht noch ein wenig zu früh dafür ist, will er mir einen Job als studentische Hilfskraft verschaffen.“ Flo grinste. „Das ist allemal besser, als diese dämlichen Zeitungen auszutragen.“ Dann überlegte er einen Moment und grinste noch breiter: „Obwohl - ich werde den Job auch behalten. Boss, du wirst sehen, in Kürze schwimme ich in Geld.“
„Ja sicher“, murrte Daniel. „Hoffentlich kommst du dann überhaupt noch zum Studieren vor lauter Arbeit.“ Aber er wusste, dass sein Freund das Studium mit links meisterte - genau wie er selbst auch. Alle beide, so unterschiedlich sie auch sein mochten, waren sogenannte ‚Überflieger‘ und ihre Noten lagen durchweg im Einserbereich. Lediglich in Sport hatten beide am Gymnasium geschwächelt, doch jetzt zählte das natürlich nicht mehr.
„Studentische Hilfskraft, hmm“, gab Daniel von sich. „Weißt du denn schon, was du da machen musst?“
Flo schüttelte den Kopf. „Noch gibt es keine Zusage vom Professor. Er will erst einmal sehen, ob er mich überhaupt nehmen darf. Morgen Vormittag erfahre ich mehr, da habe ich nämlich ein Gespräch mit ihm.“
„Na dann viel Glück“, grunzte Daniel. „Vielleicht darfst du ja die Leichen für Obduktionen herrichten.“
Florian nahm einen Schluck Cola und schaffte es, ohne einen Tropfen zu verschütten, gleichzeitig mit den Schultern zu zucken. „Keine Ahnung“, nuschelte er dann, denn inzwischen hatte er sich den letzten Rest Pommes und Schnitzel in den Mund gestopft. Schließlich widmete er sich dem Nachtisch, der aus einer Puddingspeise mit Vanille und Schokoladenpudding mit reichlich Sahne bestand. Daniel hatte sich für einen Quark mit Mandarinenstückchen entschieden und Flo schielte jetzt auf die Schale, die noch unberührt neben seinem Teller stand. „Isst du deinen Nachtisch nicht?“
Daniel verdrehte die Augen und schob seinem Freund das komplette Tablett hin. „Du kannst alles haben. Aber der Kartoffelbrei wird inzwischen kalt sein.“
„Danke, der Nachtisch reicht mir.“ Flo griff sich das Schälchen, bevor Daniel es sich anders überlegen würde.
Doch der hatte andere Sorgen und kam schließlich auf den Grund ihrer Verabredung zu sprechen. „Flo, hast du heute Nachmittag Zeit?“
Sein Freund sah auf: „Zeit? Wofür? Ich wollte mir eigentlich den Stoff für Psychologie vom dritten Semester einmal ansehen. Aber das hat natürlich keine Eile ...“
„Streber“, gab Daniel von sich, musste aber lächeln. Die Unterlagen vom dritten Semester arbeitete er nun seit einer Woche schon durch. Aber das brauchte Flo ja nicht zu wissen. „Kannst du mir einen Gef...“
Sein Freund unterbrach ihn, indem er leise, aber anerkennend durch die Zähne pfiff. Als Daniel ihn fragend ansah, nickte er mit dem Kopf zu einem Tisch hinter Daniels Rücken hin. Daniel drehte sich langsam um und betrachtete die am Tisch sitzenden Mädchen.
„Die Kleine ganz rechts“, erklärte sein Freund leise und mit verschwörerischer Stimme. „Die mit dem Salat.“
Daniel sah sich das Mädchen genauer an. Sie mochte in ihrem Alter sein, vielleicht etwas jünger, trug dunkelbraune, schulterlange Haare und könnte einem Modelmagazin entsprungen sein. Sie unterhielt sich angeregt mit den anderen Mädchen am Tisch und zeigte beim Lachen ebenmäßige, weiße Zähne. Daniel fand sie auf Anhieb ‚niedlich‘.
Er drehte sich wieder zu Flo und fragte: „Was ist mit der? Gibt es da etwas Besonderes? Sag nicht, dass du sie näher kennst ...“
Flo schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht. Aber ich muss dir gestehen, ich habe mich in sie verknallt. Ihr Name ist Sylvia.“ Flos Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an. „Klingt das nicht wie Poesie? In meinen Ohren schon. Sie ist Studentin im ersten Semester, ebenfalls Medizin. Ich werde sie einmal zu einer Party einladen - so unter uns Medizinern ...“
Daniel lachte. Sie waren beide nicht unbedingt der Typ von Mann, auf den die Frauen flogen. Schon gar nicht solche vom Kaliber dieser Sylvia. Aber Daniel verfügte seinem Freund gegenüber über einen entscheidenden Vorteil: Er besaß Geld - wenn auch nicht übermäßig viel - und er fuhr einen schicken Sportwagen. Leider hatte das bisher nicht für eine feste Freundin, sondern lediglich für ‚Bekanntschaften‘ gereicht, von denen er sich regelmäßig wieder trennte, wenn sie im Bett zu langweilig wurden. Flo versuchte naturgemäß von der Nähe zu seinem Freund zu profitieren, doch die Frauen fanden an seinem schwabbeligen Körper und dem ungepflegten Äußeren nicht wirklich Gefallen. Daniel wusste, dass Flo einen Teil seines sauer verdienten Geldes regelmäßig bei den billigen Prostituierten ließ, die es in der Düsseldorfer Altstadt zur Genüge gab.
Daniel nahm noch einmal den Satz auf, bei dem sein Freund ihn unterbrochen hatte: „Flo, kannst du mir einen Gefallen tun?“
Der Angesprochene blickte immer noch verträumt zum Nebentisch, doch dann kehrte sein Blick zu Daniel zurück. „Natürlich, Daniel. Du weißt, dass ich fast alles für dich mache. Solange es nicht illegal ist. Worum geht es denn?“
Daniel druckste ein wenig herum. Er besprach zwar alles - also fast alles - mit seinem Freund, doch diese Angelegenheit war ein wenig heikel. Er wollte nichts Illegales von Flo verlangen, denn Daniel wusste, dass der das empört ablehnen würde, doch die Sache hier war ein wenig grenzwertig. Er holte tief Luft und blickte auf sein leeres Glas Mineralwasser. Sein Mund war plötzlich trocken und am liebsten hätte er einen Schluck von Flos Cola genommen.
„Ich habe dir doch erzählt, dass ich seit einiger Zeit ... an etwas arbeite“, begann er vorsichtig und blickte seinem Freund ins Gesicht, ob sich dort schon eine beginnende Ablehnung zeigte. Florians Mine blieb ausdruckslos, nur in seinen Augen erkannte Daniel eine leise Skepsis.
Aber Flo nickte und meinte ernst: „Du redest von dem, was du ‚Forschung‘ nennst, richtig?“ Daniel nickte langsam, doch sein Freund schien ihn nicht zu beachten und fuhr fort: „Du weißt, was ich von deinen Experimenten halte. Nichts. Was du da machst ist schlichtweg illegal und kann dich das Studium kosten. Deine Versuche mit den Drogen werden irgendwann auffliegen und dann - ade schönes Medizinstudium.“
Daniel schüttelte den Kopf: „Das sind keine Drogen, Flo, das ist Medizin.