Crystal Fire. Jürgen Ruhr
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Daniel gab sich großzügig. „Das ist doch selbstverständlich, Flo. Auf wen kann man sich denn noch verlassen, wenn nicht auf seinen besten Freund? Ich werde ihn auch volltanken und du brauchst dich um das Benzin nicht zu kümmern.“
Am Nachmittag schwänzte Daniel die letzte auf seinem Plan stehende Vorlesung. Ihm brannte auf den Nägeln, der Katze endlich die höhere Dosis verabreichen und ihre Reaktion darauf beobachten zu können. Das Tier war ziemlich mager und er überlegte, ob er nicht ein paar Tage mit der höheren Dosis warten sollte bis sie etwas zugelegt hatte, doch dann verwarf er den Gedanken. Sein Zeitplan sah vor, die Semesterferien für eine umfassende wissenschaftliche Ausarbeitung seiner ‚Forschungen‘ zu nutzen. Vorausgesetzt, das Ergebnis der Versuche würde entsprechend positiv ausfallen. Zum neuen Semester könnte er damit dann an die Öffentlichkeit gehen. Daniel wusste, dass seine Pläne ziemlich ehrgeizig waren, doch er besaß das Potenzial. Sollte die Katze frühzeitig sterben, würde ihm Florian bestimmt eine neue besorgen. Der MX-5 war einfach ein zu gutes Argument, damit sein Freund irgendwelche Bedenken zur Seite schob.
Doch Daniel war sich sicher, dass Tinka - er überlegte kurz, ja sie hieß Tinka - durchhalten würde. Das hatte die entflohene Katze auch getan und die Fortschritte waren einfach überwältigend gewesen.
Als er seine Wohnungstür aufschloss und sie vorsichtig einen Spalt öffnete, versuchte die Katze zu entwischen. Jedoch war der Spalt nicht groß genug und Daniel drückte die Tür sofort wieder etwas zu, so dass der Kopf des Tieres zwischen Türblatt und Rahmen festsaß. Er packte die Katze mit festem Griff und gab ihr einen Schubs, der sie in die Diele zurückwarf. Tinka ließ ein unwilliges Knurren hören, sah ihn böse an und zog sich dann ins Wohnzimmer zurück.
„Du bist ja ganz schön frech geworden“, rief Daniel ihr hinterher. Das war nicht mehr die kleine, ängstliche Katze, die ihm Flo gestern gebracht hatte. Er wollte nicht vorschnell urteilen und Ergebnisse ohne eine genaue Testreihe vorwegnehmen, doch sein Gefühl sagte ihm, dass ihr selbstbewusstes Verhalten durchaus das Ergebnis seiner Substanz sein könnte. Daniel war begierig darauf, die Dosis zu erhöhen und das Verhalten des kleinen Tieres zu studieren. Professoren und Studenten der Universität bereiteten sich allmählich auf die Semesterferien vor und in Kürze wären auch die letzten Klausuren abgeschlossen. Daniel würde viel Zeit mit seinem Versuchstier verbringen können.
Doch zunächst einmal bekam er einen Schock, als er das Wohnzimmer betrat. Die Gardinen am Fenster waren heruntergerissen und sämtliche Bücher, die fein säuberlich auf drei Regalen gestanden hatten, lagen in einem wirren Durcheinander am Boden. Daniel sah sich nach dem Verursacher dieses Durcheinanders um, konnte die Katze aber nirgendwo entdecken. Das Tier, das ihm entlaufen war, hatte so etwas nie angerichtet. Er würde Tinka klarmachen müssen, dass solch ein Verhalten nicht geduldet werden konnte.
Nachdem Daniel wieder Ordnung geschaffen hatte, wog er die heutige Dosis ‚Medizin‘, die er der Katze ins Futter mischen wollte, sorgfältig aus. Tinka schien ziemlich zäh zu sein und er war sich sicher, dass sie die größere Menge der Substanz gut vertragen würde. Dann stellte er den Napf mit dem Futter mitten ins Wohnzimmer, nahm auf einem Sessel Platz und wartete. Der Geruch des Futters würde die Katze schon anlocken, da war er sich sicher.
Es dauerte nicht lange, dann bemerkte Daniel von seinem Platz aus, wie die Türklinke der Badezimmertüre nach unten gedrückt wurde und sofort wieder in die Ausgangsstellung zurücksprang. Daniel bekam einen Schreck und sprang auf. Befand sich noch jemand in der Wohnung? Außer ihm und der Katze natürlich? Wenn hier fremde Personen nach Belieben ein und aus gingen, dann ließe sich auch erklären, warum die andere Katze entkommen konnte. Der Einbrecher musste sich im Bad versteckt haben, als Daniel früher als üblich nach Hause kam. Der Student sah sich nach einem Gegenstand um, den er benutzen konnte, falls er sich verteidigen musste. Er fand nichts und nahm schließlich seinen Laptop in die Hand. Im Notfall konnte er damit zuschlagen.
Wieder wurde die Türklinke heruntergedrückt und diesmal schwang die Tür ein wenig auf. Sofort sprang der Knauf wieder nach oben. Daniel brachte sich neben dem Türrahmen zur Diele so in Position, dass man ihn nicht sehen konnte. Wer immer da jetzt herausspazierte, würde seinen Laptop zu spüren bekommen.
Die Tür schwang ein wenig weiter auf und plötzlich marschierte Tinka durch den schmalen Spalt. Daniel ließ den Computer sinken. „Du Aas“, murmelte er und überlegte. Die Badezimmertür war definitiv geschlossen gewesen, als er nach Hause kam, da war er sich ganz sicher. Tinka war ins Wohnzimmer geflitzt, nachdem er sie in die Diele gestoßen hatte und danach hatte er das Tier nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie musste also die Tür geöffnet haben, als er ihr Futter in der Küche herrichtete. Und dann war Tinka in das Badezimmer geschlüpft und hatte anschließend die Tür wieder geschlossen. Daniel schüttelte den Kopf. Er wusste, dass Katzen durchaus in der Lage sein konnten, Türen zu öffnen, doch all das sollte dieses magere Ding vollbracht haben? Er nahm sich vor, seine Beobachtungen als Randnotiz seiner Versuchsergebnisse zu notieren, doch diese eine kleine Dosis gestern, konnte für das Verhalten der Katze nicht ursächlich sein. Bestimmt hatte das Tier schon vorher gelernt, Türen zu öffnen.
Daniel sah sich trotzdem im Badzimmer um, so dass er sichergehen konnte, dass sich niemand dort befand. Dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück. Der Napf war komplett leergefressen und aus der kleinen Küche drangen Geräusche zu ihm, Dann rauschte plötzlich der Wasserhahn. Daniel legte seinen Laptop auf dem Wohnzimmertisch ab und schaute in die Küche. Tinka saß vor dem laufenden Wasser, das aus dem Hahn kam und tauchte in rascher Folge ihre Zunge in den Strahl. Er beobachtete das Tier eine Weile, bis die Katze mit einer Pfote den Hebel am Hahn schloss. Der Strahl versiegte.
‚Was würdest du tun, wenn das jetzt ein Drehknopf wäre und kein Hebel?‘, dachte er. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, dann würde er die Armatur gegen einen Hahn mit Drehknopf austauschen und das Verhalten der Katze beobachten. Daniel kehrte ins Wohnzimmer zurück, aktivierte seinen Laptop und notierte seine Beobachtungen. Handelte es sich hier einfach nur um Zufälle, hatte Tinka solch ein Verhalten schon gelernt, bevor sie zu ihm kam, oder war seine Substanz der Auslöser für dieses ‚intelligente‘ Verhalten?
Es war noch zu früh, sich festzulegen, doch Daniel spürte, dass der ganz große Durchbruch kurz bevorstand. Er musste nur dafür sorgen, dass diese Katze nicht auch noch fliehen konnte.
Bevor Daniel am nächsten Tag zur Universität ging, schloss er die Katze in seinem Schlafzimmer ein. Er vergewisserte sich, dass der Fensterriegel fest verschlossen war und sich nicht ohne Schlüssel öffnen ließ, dann verriegelte er die Schlafzimmertür. Den Schlüssel steckte er in die Hosentasche. Tinka würde unmöglich flüchten können. Gutgelaunt fuhr Daniel in die Universität und traf dort seinen Freund bei einer Vorlesung.
„Kommst du heute Mittag in die Mensa?“, fragte er Flo leise, der neben ihm im Vorlesungssaal saß. Es war eine seiner Lieblingsvorlesungen über das Thema Biochemie. Daniel kannte zwar nahezu alle Inhalte der Themen, die der Dozent in diesen Vorlesungen vortrug, doch bei den Diskussionen - an denen er sich rege beteiligte - und Zwischenfragen wurden immer wieder Aspekte besprochen, die Neuigkeiten boten. Florian ließ die Vorlesung eher stoisch über sich ergehen. Er bevorzugte eindeutig die Praxislehre.
„Nein“, flüsterte der zurück und machte sich gleichzeitig Notizen auf seinem Schreibblock. Daniel benutzte zum Schreiben seinen Tabletcomputer mit einem Spezialstift. Seine Notizen wurden direkt in die Textverarbeitung übernommen und landeten automatisch in der Cloud. Ohne viel Mühe konnte er von all seinen Computern, oder den, von denen er sich entsprechend einloggte, Zugriff auf die Daten erhalten. Wie er wusste, tippte Flo dagegen in seinem Zimmer im Studentenwohnheim alles noch einmal in seinen Laptop, was ihn insgesamt eine Menge Zeit kostete. Aber Flo hatte auch kein Geld für solch ein High-Tech Tablet. Außerdem beharrte er darauf, dass er auf diese Art und Weise den Stoff wesentlich besser lernte, als wenn er