Sky-Navy 13 - Kampf um Rigel. Michael Schenk
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Noch immer lief die Endlosbotschaft der kleinen Mutter Narret. Keller beobachtete die sich verändernden Daten des Scanners. Auf der holografischen Karte wurde die Flugbewegung der Norsun als dünne Linie wiedergegeben.
Auch die anderen beobachteten das Hologramm. Der Lieutenant an der Waffenkontrolle räusperte sich. „Wir sind bald auf Gefechtsentfernung, Sir.“
Ein ungewöhnliches Knistern drang aus dem Lautsprecher. Bevor RO seine Meldung machen konnte, änderte die Stimme des Translators ihren Wortlaut. „Hier ist Höchst-Wort Tor-Tarap von Zweikugel Kredahir, führender Stachel der kleinen Mutter Dahira. Wir haben die Worte der kleinen Mutter Narret gehört und grüßen die menschlichen Hüter des Eis. Mögt ihr einen scharfen Stachel und eine gute Jagd haben.“
Irgendwer auf der Brücke stieß einen erleichterten Seufzer aus, während die Botschaft des Norsun-Kommandeurs wiederholt wurde.
Frank Keller hob die Hand. „RO, übersetzen Sie meine Worte in Norsun und senden Sie folgende neue Botschaft: Hier ist Captain Keller von der D.S. Gallager. Wir erwidern die Grüße und wünschen ebenfalls einen scharfen Stachel und gute Jagd.“ Er räusperte sich kurz und fuhr dann fort. „Mögen die Feinde des Eis ihr verdientes Ende finden.“
Keller nickte dem Funker zu, der den Text in den Translator eingab. Dann ging die Übersetzung an das Norsun-Schlachtschiff.
„Keine Antwort“, stellte RO fest.
„Norsun ändern Kurs“, meldete Nav nun. „Sie entfernen sich von uns.“
Frank Keller entspannte sich erleichtert.
„Mögen die Feinde des Eis ihr verdientes Ende finden…“ Der Tech-Master-Chief schüttelte lächelnd den Kopf. „Meine Güte, Cap, ich habe Sie selten so… blutrünstig… erlebt.“
Der Captain zuckte mit den Schultern. „Ein fähiger Captain passt sich fremden Kulturen an. Immerhin haben wir gerade etwas Entscheidendes gelernt: Wir mögen keine Freunde sein, aber wenigstens sind wir auch keine Feinde.“
Kapitel 3 Die Namenlose
Die verborgene Welt, Kommandostab der Primär-Matriarchin
Die aus Stein gemeißelte Figur der Frau war fast zweihundert Meter hoch und stand auf einer Felsklippe inmitten einer öden und trostlosen Landschaft. Die Frau war unbekleidet und hatte die Arme in einer Geste der Hilflosigkeit ausgebreitet. Man nannte sie „die Namenlose“ und sie verkörperte Leid und Geschichte des Volkes der Negaruyen.
Vor vielen Hunderten Jahren war das friedliche raumfahrende Volk auf die insektoiden Norsun gestoßen. Die enorme Fruchtbarkeit und der strikte Glauben an die Überlegenheit führten zu einer gewaltsamen Expansion der Norsun. Dieser waren bereits mehrere Fremdvölker zum Opfer gefallen. Damals griffen sie die Negaruyen an, verwandelten deren fruchtbare Heimat in eine Wüste und vernichteten nahezu alle Kolonien. Doch die Negaruyen überlebten im Verborgenen und führten jetzt seit fast achthundert Jahren einen unbarmherzigen Kleinkrieg gegen den alten Feind. Ein Krieg der Nadelstiche, bei dem keine Seite den entscheidenden letzten Sieg erringen konnte.
Als man die Menschheit auf der galaktischen Bühne entdeckt hatte, hofften die Negaruyen, in dem humanoiden Volk einen Verbündeten zu finden. Jeder Verbündete, und sei er noch so schwach, erhöhte die Chance, die Insektoiden doch noch zu bezwingen. Ein anfängliches Missverständnis führte tatsächlich zu einem Kampf zwischen Menschen und Norsun, doch es kam nicht zu dem von den Negaruyen erhofften umfassenden Krieg.
Der Plan der Primär-Kommandantin Desara-dal-Kellon, ein menschliches Schiff zu erobern, mit ihm Welten der Norsun zu überfallen und so endlich den ersehnten Konflikt zu erzwingen, war gescheitert. Die fähige Flottenbefehlshaberin war auf die verborgene Welt befohlen worden. Nun stand sie vor der Statue der Namenlosen, konzentrierte sich auf ihr Innerstes und bereitete sich darauf vor, sich vor der Primär-Matriarchin zu verantworten.
Die verborgene Welt war ein Paradies. Fauna und Flora waren üppig. Nur ein Stück der Oberfläche, die kreisförmige Öde der Namenlosen, zeigte noch das Antlitz nach dem Angriff der Norsun. Hier wurde jeder erneute Pflanzenwuchs sorgsam beseitigt, denn dies war die Stätte der Erinnerung an die Unbarmherzigkeit des Feindes und die Stätte der Mahnung, es ihm mit der gleichen Gnadenlosigkeit zu vergelten.
Desara-dal-Kellon war in Begleitung ihrer vierköpfigen Leibgarde. Die Männer trugen seidige hellblaue Kampfanzüge und führten Klinge, Neuropeitsche, Pulsenergiepistole und Raketengewehr. Ein breiter hellroter Farbstreifen verlief von der rechten Schulter zur linken Hüfte und zeigte, dass die Leibgardisten das Recht besaßen, jederzeit tödliche Gewalt anwenden zu können, ohne hierüber Rechenschaft ablegen zu müssen. Nur zwei Personen waren für sie unberührbar: Ihre Schutzbefohlene, Desara-dal-Kellon, und die Primär- Matriarchin.
Desara verzichtete auf einen Schutzpanzer. Sie trug ihre Dienstuniform. Einen hellblauen Einteiler, in den das Schuhwerk eingearbeitet war. An die breiten Manschetten konnten Handschuhe angeschlossen werden und der hohe und steife Stehkragen war für die Arretierung eines Raumhelms geeignet. Die Uniform erfüllte die Erfordernisse eines Raumanzuges und erfüllte damit die praktischen Erwägungen, die zur Lebensphilosophie der Negaruyen gehörten. Dennoch wusste man natürlich auch Dinge zu schätzen, die nicht nur zweckdienlich waren.
Entlang der Außenseiten der Ärmel verliefen drei schmale parallele hellgrüne Streifen. Sie zeigten Desaras Zugehörigkeit zur Flotte an. Am hellgrünen Stehkragen waren jeweils drei hellrote fünfzackige Sterne befestigt. Sie bewiesen den hohen Rang als Primär-Kommandantin und Oberbefehlshaberin der Flotte.
Sie und ihre Gardisten trugen alle das kreisrunde weiße Feld an der linken Brustseite, dessen Inhalt die verborgene Welt symbolisierte: Zwei schlanke Hände, die sich schützend zu einem einzelnen Stern erhoben, umgeben von einem blauen Ring, der die Gemeinschaft symbolisierte.
Desara-dal-Kellon verzichtete auf eine Kopfbedeckung. Das glatte blonde Haar trug sie kurz, so dass es wie eine Kappe eng am Kopf anlag. Da sie vor die große Matriarchin treten würde, waren Kontaktlinsen und Nasenattrappe entfernt, die der Täuschung des Feindes gegolten hatten. An Stelle einer menschlichen Nase befand sich ein flaches Muskeldreieck mit zwei senkrechten Atemschlitzen. In dem ebenmäßigen Gesicht dominierten nun wieder die vollen Lippen und die großen hellblauen Augen mit den silbernen Pupillen.
Von der fehlenden Nase einmal abgesehen, hätte Desara sogar unter den Menschen als sehr attraktiv gegolten, doch es gab Lebewesen, bei denen man instinktiv vor einer näheren Beziehung zurückschreckte. Die Primär-Kommandantin strahlte Funktionalität und Gefühlskälte aus, auch wenn beides nicht wirklich zutraf. Sie genoss durchaus die Freuden des Lebens, auch wenn ihr Trachten alleine dem Wohl der verborgenen Welt galt.
„Ehrenwerte, es ist an der Zeit“, erinnerte einer der Gardisten leise.
Eher unbewusst stampfte sie kurz mit dem linken Fuß auf und gab so das Zeichen ihrer Zustimmung. „Fliegen wir“, entschied sie. „Die Zeit der Erinnerung an das Vergangene ist vorbei. Nun muss ich mich unserer Zukunft und der Primär-Matriarchin zuwenden.“
Der linsenförmige Gleiter brachte sie innerhalb einer Stunde in die Hauptstadt und so betrat Desara-dal-Kellon, rechtzeitig und ohne die Begleitung ihrer Leibgardisten, jenen Raum der Residenz, den die Primär-Matriarchin privaten Audienzen vorbehielt.